Sonntag, Juli 06, 2014

Noch ein Hauch von Unendlichkeit und andere Gedanken zu Zahlen

(ha! und nochmal nützt mir die Erinnerung an alte Blogposts!)

Ich habe vor nun fast vier Jahren mal über die Grahamsche Zahl geschrieben. In dem Artikel konnte man gut lesen, daß ich ein Faible für große Zahlen hab. Dieses Interesse ist weiterhin geblieben, wenn ich auf Arbeit während eines langweiligen Meetings vor mich hinkrakel, konstruiere ich gerne große Zahlen. Dabei kann man auf die in dem verlinkten Artikel beschriebene Knuthsche Notation zurückgreifen oder auf die Conwaysche Pfeilschreibweise.
Natürlich gibt es hier noch andere Methoden, ich hatte mir bspw eine Erweiterung der Tetration überlegt. Es ist jedenfalls wahnsinnig spannend darüber zu meditieren, wie groß wohl eine Zahl wie

5->5->5->5->5

tatsächlich ist. Dieses Interesse führte mich auf der Suche nach der größten von Menschen ausgedachten Zahl zu dem grandiosen Wiki "googology" und dort wurde ich mit der Zahl Rayos bekannt gemacht. Diese Zahl ist im Verlauf eines Wettbewerbes zweier Wissenschaftler entstanden, wer an der Tafel die größte Zahl (ohne triviale Mittel Marke "Deine Zahl und eins mehr") generieren konnte. Leider ist der gesamte Wettbewerb nicht auffindbar, aber der winning entry ist der folgende:

"the smallest positive integer bigger than any finite positive integer named by an expression in the language of first order set theory with a googol symbols or less." 
Die größte, bisher von einem Menschen ausgedachte Zahl bedient sich also der Sprachlogik und ist definiert als die kleinste positive ganze Zahl, die nichtin einem Ausdruck der Mengenlehre mithilfe von 10^100 Symbolen oder weniger dargestellt werden kann.

Ich überlasse dem Leser - wie auch mir selbst - das Meditieren darüber. Ich bin hier bei noch nicht an einem Ende angelagt und versuche, diese Definition zu durchdringen.

Ich mag solche Überlegungen! Wie ich in dem Artikel über die Grahamsche Zahl schon schrub, ist das Nachdenken überd ie großen Zahlen stark damit verknüpft, zu sehen, wie weit tatsächlich das Transzendente vom Irdischen ohne Gottes Entgegenkommen von uns entfernt wäre. Man merkt, daß Unendlich ein Konzept ist, daß sich nicht in Zahlen, so groß sie auch sein mögen, darstellen läßt. Ähnlich ist der Allmächtige größer als das, was wir uns vorstellen können. Jedoch gilt hier wie dort: Das Nachdenken in immer größeren Definitionen ist eben nicht nur müßig, sondern zeigt uns auch noch mehr, über was wir als Größe überhaupt sprechen. Wenn schon Rayos Zahl immer noch nicht unendlich ist - wie umfassend wird dieses Konzept dann sein!

Hier gibt es zur Zeit eine interessante mathematisch-philosophische Richtung in der Mathematik, die letztlich eine Folge der säkularen Denkkonzepte der heutigen Zeit  ist. Ultrafinitismus geht davon aus, daß es irgendwann ein Ende bei den Zahlen geben wird, daß es eben nicht unendlich weitergeht. Ein Ultrafinitist argumentiert dabei darüber, daß man die Mathematik aus dem Transzendenten herausholen wolle; selbst wenn alle intelligenten Wesen, die jemals im Universum existieren, gemeinsam vom Anbeginn des Universums bis zu seinem Ende immer größere Zahlen generieren, wird das nicht unendlich sein, denn das Universum ist nicht ewig. Laut den Leuten gibt es also eine obere Schranke, was die Zahlen betrifft.

Ich bin ja nur ein mathematischer Laie, mich wundert das jedoch schon. Zum Einen habe ich den Eindruck, als würden Ultrafinitisten nach der Zahl "unendlich" suchen - die gibt es natürlich nicht. Unendlich ist ein Konzept (wie Numberphile schön sagt). Dementsprechend wird "Unendlich" zum Einen nie von den Intelligenten Wesen erreicht. Unendlich ist jedoch keine Zahl, sondern die Idee, daß jede Zahl einen Nachfolger hat. Wenn man es so betrachtet, haben wir "unendlich" schon mit dem Nachfolger der eins (also der zwei) erreicht - denn schon dort nutzen wir aus, daß jede Zahl einen Nachfolger hat. Hier wären wir bei der zweiten Sache, die mich wundert: Wenn dem so wäre, wenn die Peano-Axiome nur eine Näherung darstellen würden - müßte dann ein mathematisches System nicht so aufgebaut sein, daß es nicht am Ende aller Zahlen in einen Widerspruch läuft?

Spielen wir mit dem Gedanken etwas: Sagen wir, es gibt keine Zahl b, die größer ist als a, das Absolute Ende der Zahlen. Das würde eben nicht nur bedeuten, daß a+1=b funktionieren würde (jedoch würde mit der Zahl c, die um eins kleiner ist als a, c+1=a immer noch funktionieren). Mehr noch: Während 2*a/2 kein Problem darstellt, würde 2*(1+a/2) nicht mehr existieren. Das Spiel kann man weiterspielen und mir kommt es so vor als würde dann eigentlich, ohne die Gewissheit, daß es immer weitere Zahlen gibt, eigentlich unser ganzes Zahlensystem in sich zusammenbrechen.

Zum Dritten gibt es inzwischen Ausdrücke, bei denen das Unendliche real wird; tan(90°) beispielsweise. Das bedeutet auch, daß man sich das Konzept der Unendlichkeit durch eine Transformation als Zahl darstellen lassen kann (arcTan(inf)=90° bzw Pi/2). Was würde mit denen geschehen?

Ich finde es interessant darüber nachzudenken, was es alles für die Mathematik für folgen haben würde, würden wir den Gedanken des Unendlichen negieren - ich bin mir sicher, dem Leser fallen auch Dinge ein.

Ich habe weiter oben geschrieben, daß eine Motivation der Ultrafinitisten ist, die Mathematik vollkommen real zu erfassen und transzendentes wie die Vorstellung, daß es Unendlich geben würde, aus ihr zu entfernen. Ich finde es interessant zu sehen, wie diese Denkschule der Mathematik letztlich dem Atheismus ähnelt, sowohl in der Ablehnung als auch dem (mMn) falschen Verständnis der jeweiligen transzendenten Konzepte.

So, schließen wir mit einer letzten mathematischen Kuriosität. Müssen wir denn immer in den klassischen Zahlen denken? 1,2,3,4,5/2, 10^6, Pi, -3.5... was haben diese Zahlen alle gemeinsam? Sie befinden sich auf einem Zahlenstrahl. Gibt es noch andere Zahlen jenseits dieser Linie? You betcha.

Die komplexen Zahlen mögen den meisten bekannt sein, dabei ist die Zahl z =a+ib. Gerne steht dabei in Lehrbüchern, daß i=(-1)^0.5 ist. Negative Wurzeln kennen die klassischen Zahlensysteme nicht, denn für jedes Produkt einer negativen Zahl mit sich selbst gilt: (-b)^2=(-b)*(-b)=(-1)*b*(-1)*b=(-1)*(-1)*b*b=1*b*b=b^2 . Deshalb wird gesagt, daß i diese nicht existente Zahl wäre.

ACHTUNG: Nun kommt etwas, womit ihr wunderbar bei Lehrern oder ähnlichen smartassen könnt: Wenn wirklich i=(-1)^0.5 wäre, dann würde folgendes doch gültig sein:

-1 = i^2 = i*i = (-1)^0.5 * (-1)^0.5) = ((-1)*(-1))^0.5 = (1*1)^0.5 = 1

Was lernen wir daraus? Die "Zahl" i ist ähnlich wie unendlich keine Zahl im klassischen Sinne, sondern eine Idee. Sie ist die Idee, daß es jenseits des Zahlenstrahles dazu noch weitere Zahlen geben kann. Man hat dann keinen Zahlenstrahl mehr, sondern eine Zahlenebene, ein zweidimensionales Zahlensystem.

Da geht doch sicher noch was! Man kann letztlich über ein bestimmtes Verfahren (das so genannte Cayley-Dickson-Verfahren) höherdimensionale Zahlensysteme generieren. Dabei kann man aus den reellen Zahlen ein zweidimensionals Zahlensystem (die komplexen Zahlen), aus denen die Quaternionen (vierdimensional), aus denen die Octonionen (achtdimensional) und daraus die Sedenionen (sechzehndimensional) generieeren. das kann man natürlich weitermachen, daraus würden 2^n-dimensionale Systeme entstehen, aber bei den Sedenionen möchte ich noch kurz zum Abschluß der Reise durch die Zahlen verweilen.

Ihr kennt alle diese "divide by zero"-memes?  "Hurr Durr, Durch null geteilt geht nicht". Well, chaps, not anymore! Nun könnt ihr noch mehr smartassen!

Fangen wir so rum an: Warum kann man nicht durch null teilen? Weil es kein Produkt ungleich null gibt, bei dem a*b = 0 ist (mit a!=0 und b!=0). Deshalb kann bei b/0 nichts sinnvolles herauskommen - bei klassischen Zahlen. Läßt sich das für die Sedenionen aufrecht erhalten?
Nein, dort gibt es Zahlenpaare, bei denen a,b!=0 sind, aber trotzdem bei a*b = 0 herauskommt. Klasse, oder?

Rumble in the church

(Hach, ist das schön, wenn man an uralte Posts anknüpfen kann)
Man merkt, daß ich mich in letzter Zeit mit dem Posten etwas schwertu. Geistbraus hat vor einigen Tagen etwas zum Bloggersterben geschrieben, wo ich zwar nicht mit gemeint war, aber mich auch daran erinnerte, daß hier mal mehr los war. Generell tut sich bei mir ja leider wenig, was verschiedene Gründe hat:

1.) Ich werde hoffentlich in Zukunft deutlich mehr an einer weiteren Front arbeiten. Ein Artikel wurde diesbezüglich schon geschrieben, ein weiterer ist in der Pipeline.
 2.) Ich nehme einen Generationenwechsel in der Bloggerszene wahr. Blogs, die ich nicht mal beim namen kannte, gingen vollkommen an mir vorbei. Ich bin nicht mehr auf dem Laufenden. (Ok, fairerweise gibt es natürlich weiter Blogs, denen ich eifrig folge, es kommen auch immer wieder neue hinzu.
3.) Mein Arbeitsumfeld hat sich geändert. Konnte ich im Studium oder während der langen Messnächte meiner Promotion fröhlich bloggen ist mir das jetzt auf Arbeit nicht mehr möglich. Und nach Feierabend sitze ich eigentlich immer mit meiner Frau zusammen oder arbeite an verschiedenen Projekten.

Zu 4.) kommen wir nun zum Hauptteil des Blogposts. Tadaah!

 4.) Durch das Pontifikat Franziskus' ist ein Graben entstanden, der vorher zumindest noch nicht so sichtbar war. Zu Benedikts Zeiten waren alle Katholiken, die das Credo wirklich glauben, mehr oder weniger eine Einheit. Nun gibt es gute Katholiken (ich kenne einige, die gerade im aktuellen Pontifikat zu einem sehr lebendigen Glauben gekommen sind, dafür danke ich Gott und dem Vicarius Christi, Franziskus, sehr). Es gibt dabei dann auch die, die in Franziskus den größten aller Päpste sehen, andere tun dasselbe mit Benedikt, ärgern sich deshalb über Franziskus und Leben ein Motto, was ich mit WWBD beschreiben würde. Dritte wiederum sehen in Benedikts Rücktritt (und nicht einfach in Franziskus' Pontifikat) den großen Bruch. Die Welt ist komplizierter geworden. Früher konnte man nach irgendwas von Wisiki etwas Luft auf seinem Blog ablassen und wurde von der Blogger-Community gestärkt. Heute muß man sich klarmachen, daß man gegebenenfalls eines dieser Lager angreift. 

Sicherlich ungewollt ist Franziskus zu einem Zeichen geworden, was spaltet. Ich habe zur Zeit den Eindruck , daß in seinem Pontifikat sich die Haltungen und Fehlhaltungen einzelner offenbaren.
So scheint es auf der einen Seite Leute zu geben, die quasi jedes Wort des Heiligen Vaters für eine ex cathedra-Äußerung halten. Ich erinnere dabei nur an das Scalfari-Interview, was anscheinend ohne viel proofreading übernommen wurde (und erstmal vehement verteidigt wurde) und ähnliche Entgleisungen der vatikanischen Medienarbeit. Ich erinnere an die Leute, die jedem Papstkritiker sofort unterstellten, sich an die Stelle des Heiligen Geistes stellen zu wollen. Schließlich gibt es die Leute, die die Demut des Papstes an einer geliebte Aktentasche, an orthopädischen, schwarzen Schuhen oder an seinem Unwohlsein ohne Gemeinschaft messen wollen.
Auf der anderen Seite sieht es nicht wirklich besser aus: es gibt dort allen Ernstes Leute, die die Katholizität eines Papstes eben an roten Schuhen, dem Bewohnen des Apostolischen Palastes oder Kniebeugen messen wollen. Es gibt Leute, für die der Papst letztlich nichts richtig machen kann, man wird überall das sprichwörtliche Haar in der Suppe finden. Ja, es gibt sogar diejenigen, die ihre Mitgliedschaft in der Kirche nur unter gewissen Bedingungen weiterführen würden (Frei nach dem Motto "Wenn der Papst das und das macht gehe ich zu den xyz!")

Ich möchte über die verschiedenen Lager nicht meckern, ich denke sogar, daß bei den allermeisten Vertretern ein guter Wille und ein großer Glaube vorhanden ist. Es wurde bloß durch diesen oben beschriebenen Bruch eine Frage mir wieder gegenwärtig, mit der ich die erste Zeit nach dem Ableben vom Heiligen Johannes Paul II. zu kämpfen hatte. Damals konnte ich mich mit der Frage nicht gut beschäftigen, mein Leben damals war gespickt mit verschiedenen Krisen, weshalb eine leichte Glaubenskrise draus wurde. Nun gehöre ich ja zu der arrivierten Klientel, habe die tollste Frau der Welt an meiner Seite und eines der größten Leiden ist, daß ich gute 200km von meiner eigentichen Heimatstadt entfernt bin. Mir geht es also ziemlich gut.
Schon vor sieben, acht Jahren habe ich mich gewundert, wie schnell ein Pontifikat und vieles, was es ausmachte, auf einmal egal sein konnte. Dieselben Leute, die im ersten Quartal 2005 noch von "Johannes Paul dem Großen" sprachen, haben ein Jahr später zwar immer noch freundliche Worte gefunden, die aber auf einmal ganz anders klangen. Das hat sich nun, wie man eigentich am prominentesten Beispiel der roten Schuhe gesehen hat, wiederholt. Waren 2012 rote Papstschuhe noch was extrem tolles, war das ein Jahr später nicht mehr relevant. War 2012 der Gedanke eines Papstrücktrittes noch etwas zwar absolut nicht undenkbares, aber etwas, was unter Ausnahme rangieren würde, wird nun darüber diskutiert, ob das nicht generell ein gangbarer Weg sei (hier hat übrigens meiner Meinung nach LePenseur recht ruhige Worte gefunden). Ein Novum unter diesem Pontifikat sind die, die von vielem so entsetzt sind, daß sie beizeiten nachfragen, ob sie im richtigen Verein sind.

Diese Gedanken haben mich im letzten Jahr viel beschäftigt, da ich irgendwo zwischen den Begeisterten und den Kritikern stehe. Ich kann natürlich weder die Probleme der Welt noch der Kirche auf einem kaum gelesenen Blog lösen - Hand aufs Herz: Ein Blog ist zu großen Teilen einfach auch ein Ort, wo man seine Gedanken niederschreibt. Aber diese Gedanken, die mir halfen Papsttreue zu definieren kann ich hier weitergeben. Letztlich in einem Satz:

Der Papst, wer immer er ist, ist Nachfolger Petri

Als ich im Frühjahr auf Besinnungstagen war kam mir in einer (passenderweise übrigens jener vom Heiligen Vater erbetenen) Stunde vor dem Allerheiligsten der Gedanke. Betrachten wir dazu kurz das Auserwählte Volk des Alten Bundes: Ja, es hatte unter den Königen und Priestern immer wieder arge Sünder gegeben, und ja, Gott war über sein Volk erzürnt. Und doch konnte nichts die Verheißung, die Gott seinem Volk gab, zunichte machen. Das Auserwählte Volk blieb, trotz allem, das Auserwählte Volk. Das bedeutete natürlich auch umgekehrt, daß König des Auserwählten Volkes zu sein, nicht bedeutete, über alle Kritik erhaben zu sein - Wie heftige Worte von Jesaja etc bewiesen!
Diese zwei Wahrheiten finden sich in der Kirche wieder: Die Kirche, von Gott gegründet, der mystische Leib Christi, bleibt dies, egal, was seine Anhänger tun.

Das macht sie natürlich auch nicht gegenüber aller Kritik erhaben! Gott sandte, wenn das Volk mal spann, seine Propheten, die dem Volk Gottes die Leviten las. Ich habe an anderer Stelle über die Aufgabe der Propheten geschrieben. Die Heilige Katharina von Siena war eine solche Prophetin, hat in Liebe und Demut den damaligen Papst kritisiert - und die Kirchengeschichte gab ihr recht.

Was lernen wir daraus? Ich denke, daß es drei Lektionen sind, die jeweils daraus erwachsen:

1.) Der Papst ist Nachfolger Petri: Innere Trotzreaktionen Marke "Wenn Papst xyz das und das macht/zuläßt werde ich Orthodox/Piusler/Sedi/whatevs" sind hier fehl am Platz. Die Kirche bleibt DIE Kirche, egal was geschieht. Will man wirklich dieses wunderbare Gut, zu dem wir ohne eigenes Zutun kamen, aufgeben?

2.) Der Papst ist Nachfolger Petri: Wann immer man Kritik üben muß, sollte man sich klar machen, zu welchem hohen Amt Gott diesen Menschen berufen hat. Bringen wir dementsprechend die Kritik vor.

3.) Wer immer der Papst ist, ist Nachfolger Petri: Wenn jemand obige beide Grundsätze ohne papistische Begeisterungsstürme erfüllt, sollte das Leuten reichen. Man kann Gehorsam und Liebe gegenüber dem Papst einfordern, nicht jedoch subjektive Sympathie.

Letztlich gilt bezüglich des Grabens, der im Augenblick zwischen Fans und Kritikern ist, dasselbe wie ich im oben verlinkten Artikel über die Rolle der Propheten sagte: Machen wir uns doch klar, daß wir nicht nur alle im selben Boot sitzen (nämlich im, pun intended, Kirchenschiff), sondern gemeinsam auf dasselbe Ziel zusteuern. Wie auf einer großen Galeere mag es hier auch Unstimmigkeiten geben. Behalten wir aber mit dem Papst das gemeinsame Ziel im Auge!

Donnerstag, Mai 29, 2014

!!!Science mal wieder oder auch si taquisses, Carl, si taquisses

Ich bin ja ein stolzes Mitglied der Gesellschaft deutscher Naturforscher und Ärzte. Dieser Stolz wird bleiben, da der Respekt vor einer der ältesten wissenschaftlichen Gemeinschaften in diesem Land nicht durch ein kleines Ärgernis in Form eines teiles eines Bildes auf Facebook nicht getrübt wird. Ich möchte jetzt auch nicht über dieses Bild auf der GdNÄ-Seite meckern - sicherlich wartet jemand diese Seite in seiner Freizeit und versucht interessantes um die Wissenschaft auf die Seite zu stellen. Mir geht es nur um das Bild, bzw das, was auf dem Bild geschrieben stand.

In science it often happens that scientists say, 'You know that's a really good argument; my position is mistaken,' and then they would actually change their minds and you never hear that old view from them again. They really do it. It doesn't happen as often as it should, because scientists are human and change is sometimes painful. But it happens every day. I cannot recall the last time something like that happened in politics or religion.

 Nun, was für Fehler macht Herr Sagan - in allen Ehren - da?

Zum einen ist er Wissenschaftler. Sein Blick in die innerreligiösen oder -parteilichen Dispute - und oh, die gibt es, meine Herren - wird eher begrenzt sein. Dementsprechend sollte er - gerade als Wissenschaftler - seine Beobachtung mit Vorsicht auswerten. !!!Science!! - im Guten wie im Schlechten - kommt meiner Erfahrung nach außenstehenden auch gerne als ein uniformer Block vor.

Zweitens kennt er entweder schon genannte Dispute nicht oder - was ich eher vermute - er vergleicht unterschiedliche Fragestellungen. Ein Wissenschaftler, der seine Meinung korrigiert, tut das im Rahmen eines größeren (sagen wir es mit Lakatos) Forschungsprogrammes. Er wird - zumindest sofern er Experimentalphysiker ist - nicht den Wert von Beobachtungen an reproduzierbar präparierbaren Laborsystemen negieren, wer wird nicht von der These ablassen, daß die Phänomene auf Erden, sofern sie beobachtbar sind, auch messbar und schließlich modellierbar sind, um im letzten Schritt ggf einen größeren, allgemeinen Zusammenhang herstellen zu können. Wenn er diese Annahmen, wenn er die wissenschaftliche Methode negiert, hört er letztlich per definitionem auf, Naturwissenschaftler zu sein. Ja, das hört man bestenfalls von ehemaligen Naturwissenschaftlern. Auch wenn die Kopenhagener Interpretation aufzeigte, daß die klassische Betrachtung des Messprozesses nicht vollständig war, hat auch diese nicht dazu geführt, daß Naturwissenschaftler nun aufhören, nach experimenteller Verifikation in der realen Welt zu suchen.

Was jedoch Leute, zumindest die, die diesen Satz zitieren, von Politik und Religion verlangen, ist, das eigene Fundament in Frage zu stellen. Das kann jeder gerne machen, aber ein Sozialist, der Sozialismus für Schwachsinn hält, ist per definitionem kein Sozialist mehr. Ein Christ, der meint, daß Christus nicht auferstanden ist, ist kein Christ mehr. Eine korrektur des Fundamentes hört man deshalb nie, weil dann Leute aufhören, auf eben jenem Fundament zu stehen.

Drittens war wohl in damaligen Zeiten dieProblematik, an wissenschaftliches Funding zu kommen, nicht so dramatisch wie heute, denn dann würde er wissen, daß manche Thesen zumindest über die Funding-Periode nach außen hin vertreten werden - weil ansonsten die Gelder knapp werden. Alles schon erlebt (Li+ O- -Zentren als Katalysatoren für OCM my ass).

Ein Absatz wie der von Carl Sagan wird natürlich gerne von denen, die in den Naturwissenschaften eine Heilslehre sehen, vertreten, was jedoch nichts daran ändert, daß die Beobachtung von Herrn Sagan falsch ist. 

Donnerstag, Mai 01, 2014

Screw !!!Science!!! for science

Ich habe schon an anderer Stelle über missverstandene Wissenschaft geredet und vor kurzem ist das Thema bei mir mal wieder aufgepoppt. Einige Zeit lang kam immer wieder, wenn ich friedlich auf youtube herumsurfte, eine Werbung für Big Think, bzw Videoempfehlungen von Big Think. Das war etwas nervig, weil ich zum Einen es immer wieder lächerlich finde, wenn ich ständig mit denselben Sachen zugemüllt werde, zum anderen sind Leute wie Michio Kaku, so intelligent sie sicherlich sind, eher Propheten einer pseudowissenschaftlichen Heilslehre denn wirkliche Wissenschaftler. Ich war genervt davon, ständig mit dem Wort zum Tag eines Herrn Kakus konfrontiert worden zu sein (ohne, daß ich danach gefragt habe!) und Videos empfohlen zu bekommen, die Moores Law bis zum erbrechen ausreizten, dem neuesten transhumanistischen Craze hinterherrannten und krudeste Theorien über Multiversen als Wissenschaft verkauften. Ich schrub deshalb an youtube, daß ich diese Werbung nicht mehr sehen will und, was ich wirklich schön finde, das war es dann auch damit. Danke, youtube :)

Ich wies aber in dem Video auch auf etwas hin, weshalb ich obiges überhaupt geschrieben habe: Es gibt genügend Quellen im Internet, die einen Appetit für wirkliche naturwissenschaftliche Arbeit wecken. Da gibt es zum Beispiel Spotlightnig exceptional research von der American Physical society, wo die Editors bestimmte interessante aktuelle Veröffentlichungen vorstellen. Diese sind dann auch zum Teil kostenfrei downloadbar, was auch sehr schön ist. Man kann anhand der Seite gut verfolgen, was Physiker jenseits des !!!SCIENCE!!!-Craze wirklich tun, beispielsweise hier.

Was mich besonders freut, ist, daß auch wir Katholiken hier uns nicht ganz verstecken müssen. the TOF spot hat gerade eine Serie über Statistik, was wirklich interessan ist und hilft "Wissenschaftliche Studien" etwas kritischer zu betrachten. Es ist außerdem unterhaltsam geschrieben und motiviert jedenfals Nerds wie mich, sich ernsthafter mit Statistik zu befassen.

Aber auch für uns videoguckende Generation gibt es genügend interessantes, wo ich nur zwei Dinge kurz vorstellen möchte. Sie haben einen eher experimentellen Hintergrund (woran man merkt, daß ich ein Experimentalphysiker bin), ja, sind eher schon vom Ingenieursstandpunkt aus interessant. Nun ist es aber so, daß die Arbeit eines Experimentalphysikers oft so ähnlich aussieht wie das, was gerade bei der letzten Empfehlung von mir dargestellt wird (siehe unten). So, here we go:

- The Ben Heck show. Ben Heck bietet Anleitungen für Raspberry- und Arduino-Hacks und weist den Zuschauer recht unterhaltsam in die Welt der Platinen, der Chips und Tranistoren ein. Durchaus unterhaltsam!

- Applied Science von Ben Krasnov. Oh boy, ist der Kanal grandios. Man lernt hier, ob man ein Bier mit Argon statt CO2 zum perlen bringen kann, wie man Astronauteneis herstellt, wie man ein Elektronenmikroskop baut... *Schwärm*... Kinder, DAS ist (experimentalphysikalische) Arbeit!

Also, ignorieren wir alles, was den Craze der !!!Science!!! an sich hat zugunsten von wirklicher, handfester Wissenschaft!

Montag, April 28, 2014

Interessante Genealogien moderner Musik

Ich weiß gerade ehrlich gesagt gar nicht, ob ich dieses Lied hier schon mal vorstellte, aber mich als Teilzeit-Metaller und musikalischen Vollnerd haut es einfach um:

Eine Coverversion eines Black Metal songs als Surf Rock. ALTER!

Und musikhistorisch gar nicht mal so falsch: Surf Rock hat Garage Rock beeinflusst, was seinerseits Punkrock und damit Punk beeinflusste. Punk wiederum brachte Hardcore hervor - was ein Urvater von Black Metal ist (denn Black Metal ist nicht einfach extremer Metal!). Damit hat man in obigen Video letztlich ein Familientreffen, in dem der alte Patriarch mit seinem Urenkel auf dem Klavier klimpert.

Solche Ketten begeistern mich immer wieder. Mir ist vor einiger Zeit beim gucken von The harder they come eine andere Kette aufgefallen: Die jamaikanischen Gangster waren stark inspiriert von den Lone Rangers der (Italo)western, weshalb Rudeboys namen wie Gundelero (di new name fi rudebwoy), The Outlaw Josey Wales oder Clint Eastwood(!) trugen. Diese Rudeboy haben Mitte derAchtziger in Form der Shower Posse auf unglaublich brutale Weise den Drogenhandel an der amerikanischen Ostküste an sich gerissen und damit das True G - Bild der USA stark geprägt.

Es geht aber noch weiter: Gerade die Italowestern von Sergio Leone wurden stark von Akira Kurosawas Samuraifilmen inspiriert. Was lernen wir also daraus: Der Samurai und der Ronin ist der Urahn des Original Gangster. Damit macht dann der Film Ghost Dog durchaus Sinn, oder?

Man kann diese Assoziationskette auch in eine andere Richtung verfolgen: Die Skinhead-Szene ist stark vom Ska beeinflusst (... when a skinhead walks down the street, every chick heart skips a beat ...). Aus dieser Szene sind später (ich weiß "Du sollst Skinheads nicht mit Nazis verwechseln") seltsamerweise auch rechte Skins aufgekommen, die die Außenwahrnehmung der Naziszene bis heute prägen.

Was lernen wir daraus?Nun, True Gs sind, streng genommen, Weaboos und Neonazis Wigger.

Sonntag, April 20, 2014

Frohe Ostern!

Frohlocket, ihr Chöre der Engel!

Ich wünsche allen möglicherweise noch vorhandenen Lesern ein gesegnetes Osterfest!

Christus ist auferstanden!

Mittwoch, Februar 26, 2014

Sorry für Funkstille

Liebe Leser,

verzeiht mir bitte die Funkstille. Irgendwie ist das Bloggen schwer geworden, ich werde aber hoffentlich mal wieder mehr bloggen. Der Langzeitleser kennt solche Pausen, die gehen wieder vorbei.

Ich schreibe gerade einen Beitrag für den Blog meines Bruders einen Beitrag über die Notwendigkeit von Propheten in der Gesellschaft und werde dort öfter etwas über Distributismus, DIY und katholische Soziallehre schreiben - natürlich werde ich dann hier Links hinterlassen.

Außerdem habe ich gerade etwas Staub von meinem Blog über Computerspiele gestaubt und einen AAR über Nethack begonnen. Ich möchte nicht zuviel verraten, aber das könnte spannend werden.

Oh, noch eine Sache: Bezüglich der Idee, etwas nerdigere Exerzitien zu veranstalten gab es ein wenig Resonanz, ich werde mich deshalb darum kümmern und schauen, was dazu zu organisieren ist.

Es wird sich also weiterhin was tun!

Samstag, Januar 18, 2014

Coding retreat?

CALLING ALL CATHOLIC NERDS.

Na, wer kennt das nicht von Euch? In der wenigen Freizeit, die man hat, würde man gerne etwas proggen. Ich beispielsweise habe zum Einen eine Idee für eine Aufgabenverwaltung in Filemaker, die ich gerne weiter umsetzen würde. Des weiteren habe ich mit dem Raspberry Pi ein wunderbares Spielzeug, daß zudem noch Wolfram, die Programmiersprache von mathematica drauf hat. Ich hatte zu Zeiten meiner Doktorarbeit mal vorgehabt, die Adsorptionscharakteristika auf MgO etwas besser zu modellieren, habe das vor einem halben Jahr in Python versucht zu machen (mit eher weniger Erfolg) - das könnte ich theoretisch auch mal weitermachen! Zum dritten liegt die Rosenkranz - App nicht nur seitens der Betrachtungen brach! Es gibt also ordentlich Ideen, sich schöpferisch am Computer zu betätigen.
Nun, man ist aber zum Einen kein Single mehr und meine Liebste möchte auch etwas von mir haben. Zum Zweiten ist man des öfteren zu Feierabend schon so erschöpft, daß man keine große Lust mehr hat, daran zu basteln, und selbst wenn die Lust da ist, ist die Zeit dann doch knapp bemessen.

In einem Gespräch mit meinem Bruder kamen wir auf die Idee, daß man, ganz nach dem Motto  ora et labora mal ein Einkehrwochenende für die Progger und Bastler zu machen. Man orientiert locker am Tagesablauf der Benediktiner bzw am Ablauf von Einkehrtagen beim Werk (bei letzterem baut man Arbeitszeiten ein). Das könnte eine sehr fruchtbare Erfahrung werden, bei der sich Blogger, die einen Hang zum katholischen und einen Hang zum IT haben, näher kennenlernen.

Ich bin mir sicher, daß man etwas dergleichen organisieren könnte, aber bevor ich oder andere sich um sowas kümmern, würde ich gerne mal hören, ob es überhaupt Interesse gibt, ob es Anregungen, Kritik oder Fragen gibt. Oder gibts solche Wochenenden gar schon?

Montag, Januar 13, 2014

Gut gebrüllt.,Löwe!

Hier hat jemand ideologisch wohl eher unverdächtiger recht interessant die Petition bezüglich des Bildungsplanes in Baden-Württenberg kommentiert. Lesenswert! Indirekt damit verbunden hier noch ein Link bezüglich eines wirklich mutigen Outings

Über das Wesentliche im Glauben

Vor kurzem hat Papst Franziskus den Titel des Monsignores mehr oder weniger abgeschafft. Ein Aspekt kam bei der Diskussion desöfteren zur Sprache : Ist es denn notwendig? Braucht es denn so einen Ehrentitel?

Diesen Punkt fand ich interessant, denn die Frage nach dem "wesentlichen" kommt häufig auf, sowohl im Glauben als auch in anderen Themen. "Braucht" man denn überhaupt Dinge wie  Sedenionenalgebra, Zeuhl oder fünflagiges Toilettenpapier? "Braucht" man smells and bells, Lobpreis, gregorianische Choräle - oder eben den Titel Monsignore? Ist er wirklich wesentlich?

Und provokant gesagt: Ja, ich stimme einigen Leuten zu, daß, zumindest kurz betrachtet, der Titel des Monsignores nicht wesentlich ist. Er hat nichts mit einer neuen Weihestufe zu tun, so what. Sollte man den Titel deshalb streichen?

Sicherlich, man könnte vieles streichen, was unwesentlich ist. Um jedoch zu verstehen, was Wesentlich ist, sollte man das Wesen, über das man spricht, definieren, im konkreten Fall den Glauben an den lebendigen, dreifaltigen Gott. Ich möchte gerne an dieser Stelle dazu möchte ich gerne etwas ausholen und erklären, was für mich allgemein ein wesenticher Aspekt desselben ist, man verzeihe mir.

Was ist denn "wesentlich"? Betrachten wir eine Kathedrale: Ok, der Altar sollte gut aussehen und ordentlich sein - es wird ja das Meßopfer hier gefeiert. Ja, klar, auch alle Seitenaltäre, vielleicht wird ja doch mal wieder eine Messe dort zelebriert. Die Glasfenster, ja, klar, Katechese des kleinen Mannes, was man dort oben sieht! Aber muß wirklich alles bis zur obersten Kirchturmspitze so wunderbar ausklamüsert sein? Natürlich, wird man sofort antworten, denn Gott sieht auch diese. Ich glaube jedoch nicht, daß diese "Gott sieht alles"-Logik der einzige Grund dafür is und möchte das näher ausführen.

Sehen wir uns deshalb den Menschen an, Gottes höchste Schöpfung: Er ißt, trinkt, schläft, überlebt, schließt sich zu Gemeinschaften zusammen, um das essen, trinken, schlafen (oh, ja, auch miteinander, knickknack) und überleben zu vereinfachen. So weit, so wesentlich. Die absolute Wahrheit der Existenz Gottes vorausgesetzt tut er auch wesentliches, wenn er betet, Opfer darbringt und sich an die Gebote hält. Würde er es nicht tun, würde er seiner Bestimmung schaden.

Er macht noch mehr: Er malt, dichtet, musiziert, tanzt, lacht, schreibt die krudesten Formeln an die Tafel... er spielt. Vieles davon, gerade die Formeln, könnte man als wesentlich abtun: Natürlich ist es zum überleben wichtig, zu wissen, wo ein nach oben geworfener Stein landet (je nach Wurfwinkel also schiefer oder senkrechter Wurf). Aber ist es wirklich wesentlich, sich über unvorstellbare mathematische Konstrukte wie Grahams Zahl Gedanken zu machen? Ist es wesentlich, wie Bull of heaven ein Ambient-Stück zu entwerfen, was man gegebenenfalls 10 Mrd Jahre spielen könnte? Die höchste Entwicklungsstufe des Homo sapiens ist der homo ludens, der Mensch, der am meisten zur Kultur beitrug, war nicht der, der sich nur auf das Wesentliche beschränkt hat.

Als guter(?) Physiker blicke ich natürlich auch gerne in unsere (nicht menschliche) Welt und sehe weniger eine in sich immer gute, "funktionierende", aber viel mehr eine wunderbare Welt. Eine Welt, in der Supervoids, Quasare, Quasistationäre Begleiter, Mücken, Nandus, Schnabeltiere, Tauonen und Neutrinos (Aufzählung unvollständig) ihren Platz haben.

In dieser Aufzählung ineressieren mich jetzt gerade die Mücken: diese kleinen Blutsauger, die ein Sekret in unsere Blutbahn pusten, was zu juckenden Pusteln führt und nervig summend umherfliegen. Sagen wir es also zusammen: In dieser Welt gibt es Viecher, die nicht nur Blut rauben - Lebenssaft, meine Damen und Herren! -, die nicht nur dafür sorgen, daß wir noch Tage später über den Mückenstich herumfluchen, sondern ansonsten uns noch das Schlafen mit ihrem penetranten Gesumme unmöglich machen!

Und diese Kreaturen hat Gott so sehr geliebt, daß er sie erschaffen hat. Und nicht nur die; mannigfaltigst hat er die Erde mit Tieren beschenkt, hat mit Wasser einen Stoff geschaffen, der in, wenn ich mich recht erinnere, dreißig verschiedenen Phasen existieren kann (darunter eine ultrakalte flüssige Phase, in der Wissenschaft als WaterA bekannt), hat nicht nur Sterne an den Himmel geworfen, sondern ihn über und über bedeckt. Er sah die Mücke und sah, daß es gut war.

Diese Welt hat Gott so wunderbar geschaffen. War er hier rein funktional? Soweit wir es mit unserem begrenztem Verstand begreifen können: Nein. Mit Gottes Schöpfung verbinde ich eher Reichtum, Schönheit, und sogar Humor: Tiere wie Koalabären, die derart penibel nur an bestimmten Eukalyptusarten knabbern, kann weder ein survival of the fittest noch ein reines auf Pragmatismus ausgelegtes Intelligent Design, jedoch eine Liebe zum Seltsamen erklären.

Unser Gott ist ein Gott der Fülle, der Reichhaltigkeit. Das ist meiner Meinung nach eine Wesentliche Wahrheit bezüglich des Allmächtigen und Allliebenden Vaters. Wie Liebende weniger die Rechnung des ersten Dates - na, wer hat wieviel gezahlt? -  als den (noch um drei Uhr morgens schnell aus einer Ahnung zusammengefalteten) Origami-Kranich, den Mann an den Platz der Frau stellte, behalten, ist unser Gott eben auch einer, der Dinge, die mit pragmatischen Blick beurteilt, schätzt.

Warum erzähle ich das alles? Weil ich, ich als Laie, der niemals den Drang verspüren wird, Monsignore zu werden, eben aus diesem Grund Dinge wie unsinnige Titel, wie rote Schuhe, Weihrauch bis zum Abwinken etc pp für den katholischen Glauben als genauso wesentlich erachte wie Caritas und korrekte Glaubenslehre.

Ich denke halt, daß eben diese Mannigfaltigkeit, diese Vielfältigkeit, die Spannbreite der Kirche zwischen Bettelmönchen und Protz und Prunk, daß das für den mystischen Leib Christi wesentlich ist, damit in der Kirche Gottes eben jene vorher diskutierte Fülle auch zum Ausdruck kommt.Und ich denke nicht, daß wir uns Menschen einen großen Gefallen tun, wenn wir uns auf das Wesentliche beschränken.

Die digitale Kränkung des Sascha Lobo

Sascha Lobo, seines Zeichens "Internetexperte" und selbsternannter Digital Native, hat in der Faz ein Lamento ob seines sterbenden Traums namens Internet verfasst. Der Artikel wird so wichtig genommen, daß man jüngst auch gleich auf wikipedia schrub:
Januar 2014 kann als Zeitpunkt für eine Zäsur einer bis dato grundsätzlich aufgeschlossenen Haltung Sascha Lobos zum Internet gelten, als er die Globale Überwachungs- und Spionageaffäre rund um den NSA zum Anlass nimmt, festzustellen: "Das Internet ist kaputt!"

Ich will jetzt nicht zuviel spoilen, aber insgesamt läßt sich mMn der Artikel mit den Worten "mimimi, NSA, mimimi" gut zusammenfassen.

Aber ich gehe mal ins Detail, um zu sagen, was mich an dem Artikel stört:

1.) Ein Geheimdienst hört ab. WOWZER, NEWSFLASH!
So sehr ich von dieser Praxis kein Freund bin, war das nicht die große Neuigkeit des Snowden-Skandals, sondern die Details, die damit ans Licht kamen.

Schon vor dem 11.9.2001 gab es zwischen mir und Freunden den running gag, jedes Gespräch mit "Atombombe, New York, Drogen, Hitlers Stützpunkt, Allahu Akbar" zu beginnen (und sich dann mit der Albernheit eines Teenies über die BND-ler etc in der Leitung zu freuen). Noch früher, noch viel, viel früher, wurde die Post meiner Mutter gefilzt; ihre Mitgliedschaft bei der damals noch außerparteilichen AL war Grund genug für die österreichische Post, mal etwas genauer nach dem Rechten (in Form von linken Karikaturen) zu sehen. 

2.) Ein "Digital Native", der er lt Selbstangabe ist (und "Shit storms" ja schon früher mitbekam als Bill Gates Windows 1.0), sollte er die typischen Internetdebatten mit Trollen doch kennen. Wie oft kamen dann auch Argumente Marke "FingO behauptet hier x. Auf dem Forum uninteressanter-tinnef.com sagst Du aber das und das!" - oder, noch pikanter "Ich kenne FingO aus dem echten Leben. Der macht da das und das. Hier ein Photo".
Wenn im Internet durchaus solche Methoden der (Kleinst)Überwachung genutzt werden - für den nichtigen Grund, darüber zu diskutieren, ob Cornetto oder Magnum besser ist -, wieso sollte es dann verwundern, daß Geheimdienste und Konzerne diese Möglichkeiten nutzen?

3.) "Der gläserne Mensch" ist eine in diesem Zusammenhang oft gebrauchte Floskel. Aber wie viel gläserner ist der Mensch denn jetzt? Ich habe bewußt das Beispiel mit der Post meiner Mutter genannt, um aufzuzeigen, daß Post schon früher durchwühlt wurde. Auch in der realen Welt kann man beobachtet werden (kindisches Beispiel aus meiner Vergangenheit hierzu ist sicherlich der folgende Satz einer Erwachsenen Dame, die auf meinen Bruder und mich aufpasste: "Wir haben euch an der Tankstelle Schokolade kaufen sehen." UIUIUI).

4.) Daß diverse Geheimdienste das Inet durchleuchten mag dramatisch sein, ist aber für den größten Teil unseres Alltagslebens eher irrelevant, anders als die Tatsache, daß google weiß, was Du im Inet suchtest, anders als diverse Urheberrechtsfragen (Weihnachtslieder im Kindergarten, anyone?) und ganz anders als die Pest called Abmahnanwälte. Die Fragen, ob man hinter jeden Post ein waschechtes Impressum setzen muß oder nicht, sind für unseren Alltag deutlich dramatischer als dei Fragen, ob Obama nun meine Telefonnummer kennt oder nicht.Warum schreibt er so wenig dazu und so viel zu dem "Drama" um einen Geheimdienst?


Soviel Gerante. So. Dampf ist abgelassen, nun etwas sachlicheres:

Ich stimme ja zu, daß man sich im Internet nicht mehr so frei bewegen darf wie bspw Ende der neunziger/anfang der 2000er. Ist das nicht aber normal? Das Internet war unsere Grenze, unser unentdecktes, wildes Land. Wie damals die Pioniere mit Kutschen gen Westen fuhren (also dort drüben jenseits des Ozeans und ja, ich spreche jetzt in unhistorischen Wilden Westen-Klischees), Häuser bauten, sich ansiedelten war das Internet durchaus auch ein solcher Raum, der nicht einfach fast rechtsfrei war, sondern vor allem frei. Und ich denke, diese freien ersten Tage muß man von der rechtsfreien Zeit trennen. Die rechtsfreie Zeit war mit dem wirklich Wilden Westen dann gekommen: Banditen, von Zügen zuhauf abgeballerte Büffel, Pockendecken für Indianer, Korruption etc. Oh, und die weiten Prärien wurden dann durch Zäune, durch Interstates und Gleise zerschnitten. Auf einmal gab es Grundbesitz, früher frei auf diesem Gebiet Lebende wurden vertrieben etc pp

Ähnlich kann man es beim Internet sehen: Ja, es gab die große Zeit der Freiheit. Die ersten Tage, als ich im Internet unterwegs war, waren sicherlich so etwas. Es waren schöne Zeiten, ungeheuer optimistisch, man fühlte sich frei, toll, hat kleine, schüchterne Homepages gebastelt (und wild auf forum-romanum-Foren getrollt)... ja, das war klasse. Mit der Freiheit kam die Rechtsfreiheit und ich denke, wir leben gerade diese Zeit durch: Es gibt im Internet jeden möglichen widerlichen Scheiß zu sehen, Leute zocken wie wild ab, man ist nicht mehr anonym, Leute beschließen auf einmal Gesetze, die letztlich nur das Ziel haben, andere Leute abzuzocken.... ja, eine schlimme Zeit ist das. Man darf gespannt sein, wie diese sich weiter entwickelt. Aber vor allem muß uns halt klar sein, daß im Internet dieselben Regeln gelten wie außerhalb desselben: Man ist eben nicht anonym in einem Raum und darf sich verhalten wie man will. Es besteht halt die Möglichkeit, daß diese Maske fällt. Wenn man damit nicht leben kann - bzw in Lebensbereichen, in denen man damit nicht leben kann - muß man sich Alternativen neben dem Internet suchen. Und die gibt es und mich meine damit kein moralisches "jenseits des Computers", aber es wäre schonmal viel geholfen, wenn man der "Cloud" lebewohl sagt, ggf auch google (was jetzt natürlich recht heuchlerisch gesagt auf einem blogger-blog ist)... und vielleicht sollte man Dinge, die man im Internet nicht an die große Glocke hängen will, auch außerhalb desselben lassen.

Freitag, Januar 03, 2014

Mit DUNH DUNH DUNH ins Neue Jahr

Hallo und herzlich willkommen im Jahr 2014! In diesem Jahr wird sich einiges tun, so wird das Hoverboard entwickelt, es bilden sich krude, helmtragende Jugendsubkulturen und alte Leute werden an ihren Beinen hängend durch die Wohnung ihrer Kinder geflogen. Woher ich das weiß? Ich habe Zurück in die Zukunft II mit meiner Liebsten und meinem Vater gesehen!

Aber kommen wir zu sinnvollen Dingen. Ok, kommen wir später zu sinnvollen Dingen, nicht in diesem Post, kommen wir zu einer Verschwörungstheorie: Gebt "Bergoglio" bei Google translate ein, stellt als Quellsprache "Italienisch" ein und be amazed bei der Übersetzung: Bei fast jeder Übersetzung wird "Better World" angegeben (bzw eine dementsprechende Übersetzung), wenn man "Bergoglio" jedoch von italienisch ins dänische übersetzt kommt RACHE heraus.

DUNH DUNH DUNH! Was das nun bedeuten soll überlasse ich euch!

Sonntag, Dezember 29, 2013

Helft Mazen. Dem ganzen Mazen

(na, welches Filzitat klaue ich hier unpassend)

Weihnachten ist auch traditionell ein Fest, an dem wir an die Leute denken, die Hilfe brauchen. Ein Fokus dieses Pontifikats scheint die Caritas für die Armen zu sein. Wenn man sich die jüngere Soziallehre der Kirche seit Leo XIII ansieht, ist ein großer Aspekt (wink wink, Distributismus, wink wink), Leuten zu helfen, selbständig auf zwei Beinen zu stehen. Hier kommt das Projekt Kiva ins Spiel: Dieses Projekt bemüht sich, Kleinunternehmern primär in der Dritten Welt mit Mikrokrediten unter die Arme zu greifen. Man liest dann auf sieser Seite Geschichten von Leuten, die für ihren Obstladen etwas mehr Bananen kaufen wollen, die ein neues Fahrzeug zum Ausliefern von Lebensmitteln brauchen oder ähnliches. Ich finde das eine wunderbare Art, Leuten vor Ort zu helfen.


Irgendwo im Irak wohnt Mazen:

Mazen is 30 years old. He is a youth client from Iraq who lives with his parents. He helps his parents in providing the family income.

Mazen owns a barber shop. After working for several years as an employee at a barber shop, he gained enough experience to establish his own business, which he did in 2004. His dynamism and creativity have given him a good reputation.

Mazen is requesting a youth loan of $1,800. This loan will be used to install an external ceiling for his barber shop. With this loan, Mazen is aiming to grow his business and increase his profits to improve his and his parents' current financial situations.

Das ist ein, wie ich finde, sehr sympatischer Plan. Die Crux an der Sache ist, daß dem werten Herrn noch einige Gelder fehlen, also wenn jemand von euch werten Lesern sich noch caritativ betätigen will: Helft Mazen. Aber auch ganz allgemein finde ich das Prinzip hinter Kiva.org sehr unterstützenswert. Ich jedenfalls werde zukünftig desöfteren Projekte dort fördern. 

Dienstag, Dezember 24, 2013

Gesegnete Weihnachten



Liebe Leser, liebe Bloggerfreunde, ich wünsche euch allen eine gesegnete Weihnacht!

Montag, Dezember 23, 2013

Von mangeldem Forschergeist in religiösen Themen

Der eigentlich Krümelkackende Artikel muß etwas warten, da ich über was anderes interessantes gestolpert bin.

Beim Bibelkreis München wird ein Artikel mit der Überschrift "Tradition und Hokuspokus" wieder gegeben. Dort wird von Dawkins Autobiographie folgendes berichtet:

Jeden Abend mussten wir im Schlafsaal auf unseren Betten knien und dann war immer einer damit dran, das Abendgebet zu sprechen:
„Erleuchte unsere Düsterkeit, wir flehen zu dir, oh Herr; und mit dein groß Gnad verfecht’ uns von all der Nacht Bedrängnis und Gefahr. Amen.“
Niemand von uns hatte es je geschrieben gesehen, und wir wussten nicht, was es bedeutet. Wir guckten es Abend für Abend wie Papageien von einander ab, und mit der Zeit entwickelten sich die Worte in verdrehten Unsinn. […] Weil uns viele der Begriffe des Gebets unbekannt waren, konnten wir nur ihren phonetischen Klang imitieren. Das Ergebnis war eine hohe ,Mutationsrate’ dieser von Kind zu Kind übernommenen Imitation.
Da frage mich mich doch, wo damals der "Appetite for Wonder" war, der Dawkins Leben dermaßen formte, daß er den Titel für seine Hagio Autobiographie bildete. Warum ich das frage? Als ich auf die Offenbarung des Johannes gestoßen bin - lange, bevor ich getauft wurde - war ich vollkommen fasziniert von den vielen seltsamen Gestalten. Ich habe sie nicht einfach hingenommen, sondern wollte wissen, woher diese Bilder stammen. Dementsprechend habe ich einiges über christliche Eschatologie gelesen um wenigstens ansatzweise das Buch der Apokalypse verstehen zu können.
Ebenso ging es mir bei der Lauretanischen Litanei - vielleciht ist das noch ein besseres Beispiel: Sicher, man könnte sie einfach hirnlos runterrasseln, man könnte sich aber auch fragen, was "Du Bundeslade" aus Anrufung für Maria bedeutet. So frage ich mich, ob der Appetite for Wonder Dawkins noch dazu brachte, über den Ursprung dieses Gebetes etwas in Erfahrung zu bringen. Zumindest mein Appetite for Wonder brachte mich dazu.

In dem Artikel wird dann auch unter anderem auf die Gefahren von lateinischen Gebeten geredet, so daß der Laie dann nur noch das "Hokuspokus nachmurmeln" konnte. Mal ganz davon abgesehen, daß ich mich frage, in welcher Liturgie die Laien das Hoc est enim corpus meum nachbeteten, stellt sich auch hier die Frage, was der Fehler ist: Die Benutzung des Latein, der altehrwürdigen Worte, mit denen viele Generationen schon vor uns gebetet haben - oder eine Ignoranz gegenüber der Bedeutung dieser Worte? Ich bin mir sicher, daß die Kirche hier längere Zeit etwas Schützenhilfe unterlassen hat - ein Problem, was die Liturgische Bewegung zu Beginn des 20. Jahrhunderts erkannte.

Ich will jetzt nicht sagen, daß Leute, die diesen "Appetite for Wonder", dieses Interesse an den Originaltexten nicht teilen, irgendeinen Defizit haben - es gibt heutzutage die Liturgie in der Volkssprache, sicherlich ist ihr Platz dort. Ich möchte jedoch darauf aufmerksam machen, daß es noch andere Wege gibt, mit dem Ungetüm Latein umzugehen als es zu verjagen. Wir können lernen, es zu verstehen.

Um es im Bild zu sagen: Sicherlich mögen manche Anspielungen an das Silmarillion im Herrn der Ringe Leute verwirren - weshalb Peter Jackson sie in seinen Verfilmungen auch fast vollständig ausgelöscht hat (Glorfindel, anyone?). Man könnte sie jedoch auch als Möglichkeiten sehen, seinen Appetite for Wonder zu befriedigen - und das Silmarillion zu lesen (und danach die History of middle earth...).

Wir brauchen nicht immer alles auf "heutiges Verständnis" herunterbrechen. Was wir tun müssen, ist, jedem Menschen die Möglichkeit geben, Dinge zu verstehen.

Wer erschuf die Erde?

(Quelle folgt nach Klick auf Bild)

 Ich bin auf Facebook auf obiges Bild gestoßen (an der Stelle die erste Frage: ist bei daughter's das Apostroph an der richtigen Stelle?).Viele Freunde der Wissenschaft - primär ungläubige, aber auch gläubige - freuen sich über dieses Bild wie Bolle. Mann, ist die Tochter klug!

Ihr kennt den werten Phil, dementsprechend möchte ich ein wenig Krümelkacken (oh! zum Krümelkacken werde ich ggf noch einen Blogpost verfassen, hihihi):

- Hat der Big Bang die Erde wirklich erschaffen? Erschaffen setzt doch zum einen aktives Verhalten voraus, was Bewußtsein voraussetzt. Ist der Big Bang nun also eine bewußt handelnde Entität, die das gesamte All erschaffen hat? Wäre man dann nicht schnurstracks zumindest beim Uhrmachergott, nur daß man ihn nun Urknall nennt?

- Die Verbindung Urknall - Erde leuchtet mir nicht ein. Sicherlich existiert eine (hinreichend lange) Kausalkette, aber kann man die Erde als direkte Folge des Urknalls betrachten? Ist nicht primäre Folge des Urknalles das Universum selbst und die Erde steht erst am Ende der Kausalkette? Plump gefragt: Hat der Urknall auch die Pancakes gemacht, die hoffentlich bald wieder (selbstgemacht! Aus einer Teigmischung bestehend aus Banane und Ei! Yummy!) auf dem Frühstückstisch landen? Denn wenn wir schon atheistisch sein wollen, dann doch bitte komplett atheistisch - dann sind meine Gedanken und Entscheidungen auch alles Produkte dieser Kausalkette. Dementsprechend sind dann eigentlich auch sowohl der Test als auch die Antwort der Tochter als auch die Korrektur des Lehrers Resultate dieser Kausalkette und als solche korrekt. Mir raucht der Kopf

- Was mich aber vor allem wundert: Was hat so eine Frage in einem Geographie-Test verloren? Ich kann in der Hinsicht - Krümelkacken hin oder her - die junge Dame verstehen, daß sie dort eine unerwartete Antwort geben wollte.

Lieblingslied im Gotteslob

Wie immer zu spät will ich doch noch kurz über mein Lieblingslied im Gotteslob schreiben. Es ist letztlich kein besonderes, man kann es sich auch fast denken. Ich bin mir auch sicher, daß nicht wenige es wirklich überhört haben und nervig finden, gehört es doch zum Standardrepertoire einer etwas pompöseren Messe (wenn nicht der Priester extracool ist und als Auszugslied ein Marienlied wählt)

Ja, ich rede von 257, "Großer Gott, wir loben Dich".  Ich übergebe an der Stelle kurz an unseren Papa Emeritus:


Ich bin kein Musiker, deshalb kann ich zu musikalischen Argumenten nichts sagen. Was ich zum einen mag, ist etwas, was es meiner Meinung nach generell bei deutschsprachigen Kirchenliedern geben sollte: Großer Gott, wir loben Dich hat eine schöne, schnell einprägsame Melodie, die auch der unmusikalischste schnell in den Bart brummen kann. Der Text des Liedes ist schöner Pomp- und Prunk-Katholizismus.

Doch ich denke, daß eine persönliche Erfahrung das Hauptargument ist, denn diese Argumente gelten auch für Lieder wie "Alles meinem Gott zu ehren", "Oh, Maria hilf", "Ein Haus voll Glorie schauet" und was nicht sonst noch. Die persönliche Erfahrung habe ich hier geschildert: der Marsch für das Leben 2009 wurde vor der St. Hedwigs-Kathedrale mit einem "Großer Gott, wir loben Dich" abgeschlossen. Nachdem man schweigend dem Fünfminutenhaß der Gegner ausgeliefert war, zeigte eben dieses gemeinsame Lied, daß man schon damals (seitdem sind die Märsche ja deutlich an Mitgliederzahl gewachsen) eigentlich die Gegner hätte übertönen können - wenn man es nur gewollt hätte. Es war in vieler Hinsicht wirklich ein Zeichen des Guten gegen den Pöbel: Dort Leute, die schiefe Sprechchöre skandieren ("KONDOME, SPIRALE, LINKSRADIKALE" und whatnot), hier Leute, die mit gemeinsamer Stimme ein wunderschönes Lied singen und in das dreifache Heilig der Engel einstimmen.
Damit ich nicht nur gegen die Gegendemonstranten meckere möchte ich auch noch eine weitere positive Seite an dem Lied betonen: Es ist kraftvoll! Wenn man Großer Gott, wir loben Dich hört und danach "Here I am, Lord", geht es zumindest mir so, daß ich die deutsche Fassung des Te Deum deutlich kerniger, kraftvoller, "männlicher" finde. Das war mir seinerzeit beim Marsch für das Leben 2009 auch ein wichtiger Moment, denn bei der Kundgebung wurden zwar auch zwei, drei Lieder zum besten gegeben, aber das waren recht sanfte, mit dünner Stimme vorgetragene. Natürlich haben solche Lieder auch ihren Platz, aber ich fand gerade deshalb es gegenüber den Gegendemonstranten ein wichtiges Zeichen, daß man eben auch nicht nur sanft, leise, aber weiterhin schön singen kann.

Großer Gott, wir loben Dich - gerade in der Öffentlichkeit gesungen ist das ein Lied, was mehr ist, als jedes sozialkritische Lied (und es gibt genügend Anlässe zur Sozialkritik) kann: Es weist auf die ewig gültige letzte Wahrheit hin. Die Gegendemonstranten bekommen mit, daß alle Widerwärtigkeiten dieser Zeit, eben die Behandlung menschlichen Lebens als zur Verfügung stehende Ware, nicht die letzte Antwort sein wird, nicht mal die Verdammung dieser Widerwärtigkeiten wird es sein, nein, das, was in Ewigkeit bestand haben wird, ist das Ewige Te Deum Laudamus.Es ist wie mit der Fronleichnamsprozession, DER Demonstration schlechthin. Denn hier wird nicht gegen etwas oder für etwas demonstriert, sondern der Heiland selbst der Welt gezeigt.

Samstag, Dezember 21, 2013

Angebot und Nachfrage?

Ich war mit meiner lieben Frau vor kurzem in der wunderschönen Stadt Krakau.

Compadres, ich kann euch diese Stadt nicht genug ans Herz legen! Wunderschöne Stadt, wunderschöne Kirchen - und ein pulsierendes Leben. So schön ich bspw Rom finde - in Krakau fühlte ich mich automatisch heimischer.
Wir wohnten in dem Hotel Tournet , ein kleines, feines Hotel, was von freundlichen jungen Leuten betrieben wurde. Was mir in Krakau bezüglich der Kirchen auffiel, kann ich vielleicht mit ein paar Bildern umschreiben:

(Jaaa, hätte ich drehen können, aber ich war zu faul)

Der geneigte Beobachter wird etwas merken: Es gibt mindestens drei Werktagsmessen.

DREI.

MESSEN.

AN WERKTAGEN.

Und wir reden hier nicht mal von Sonntagen.

Und nein, am Samstag gibts nicht nur 18,19,20h Vorabendmessen, es gibt tatsächlich auch von der Leseordnung her eine Messe am Samstag.

Wowzer! Sowas kennt man aus deutschen Kirchen nu nich! Sicherlich, das klassische Argument ist, daß bei uns kaum Leute in die Kirche gehen. Dazu kurz zwei Punkte: Zum Einen  war bspw die Vorabendmesse auch in Krakau nicht gerade brechend voll (eher das Gegenteil), fand jedoch trotzdem statt. Zum Zweiten sind Angebot und Nachfrage miteinander verknüpft: Eine Nachfrage kann sich auch erhöhen, wenn ein Angebot überhaupt besteht. Konkret gesagt: Ein Grund (JAAA, ich weiß, neben meiner Lauheit!), daß ich Wochentags es kaum in die Kirche schaffe ist, daß es für Berufstätige oft nicht die Möglichkeit gibt, neun Uhr morgens beginnt meine Kernzeit und kollidiert ein wenig mit der Arbeitszeit.
Man muß ja nicht unbedingt sofort so eine Unmenge an Messen feiern, aber ein paar Schritte in diese Richtung gehen könnte, gerade bei Leuten, die nicht so lau sind wie ich, durchaus zum Messbesuch beitragen!

Es gab übrigens auch eine Kirche in der Messen mit einer Frequenz, die man aus machen deutschen Diözesen kennt, gefeiert wurden, nämlich einmal in der Woche, das war hier:
In einer Kapelle in der Salzmine. Über hundert Meter unter der Erde, eine Kapelle, in der fast alles aus Salzstein geschlagen wurde. DORT gab es "zu wenig" Messen - aber ich denke, an einem derart exotischen Ort kann man es auch verzeihen, oder?

Sonntag, November 24, 2013

Die Zeitung der Blöden über die Kapelle der Qualen

Ich bin ja an sich nicht der Freund von Sticheleien gegen Bild, BZ und wie sie alle heissen. Meiner Meinung nach ist es amüsant, wenn Leute, die jedes Wort aus dem Spiegel/der Süddeutschen/der Zeit glauben, die berüchtigte Springerpresse als Feind des "Selberdenkens" kritisieren.

Heute habe ich gelernt (selber denken! nicht wahr?), daß natürlich auch der Umkehrschluß nicht stimmt - Zeitungen wie Bild und BZ werden durchaus ihrem zweifelhaften Ruf gerecht. So schrub die BZ vor kurzem über einen Besuch im Haus des Opus Dei in Berlin.  Der Artikel ist nicht lang - hurr durr Springerpresse, möchte man meinen -, ihr könnt ihn selbst lesen, aber neben der Überschrift (die in abgewandelter Form diesen Blogpost ziert) möchte ich euch zwei Ausschnitte nicht vorenthalten:

Der brutale Film "The Da Vinci Code - Sakrileg" hat die geheimnisvolle Organisation bekannt gemacht. Ein Opus-Dei-Mönch zieht mordend durch Paris, geißelt sich bis aufs Blut mit einer Peitsche.
The Da Vinci Code wird immer noch in diesem Kontext zitiert, köstlich! Aber das schönste ist dann, daß man sich nicht zu blöd ist, nicht mal den "Mönch" zu korrigeren.

Eine Villa in Grunewald, geschützt von Zaun und Hecke. 
 Das ist ja auch was sehr besonderes, welche Villa in Grunewald gönnt sich sonst solche sinistren Wege der Verschleierung? Ich mein, bis auf das Opus Dei würde ja niemand auf den ganz abstrusen Gedanken kommen, ein Haus, daß einen umgebenden Garten hat, mit einen Zaun zu umgeben - und dann noch eine Hecke, Gott der Gerechte!

Meine Herren, hat das euer Praktikant verfasst? Verzeihung, es war Lukas Hermsmeier. Er denkt, es würde seiner Karriere besonders gut tun, wenn er über ein Mitglied des Opus Dei in einem Hetzartikel schreibt, wo dieses Mitglied arbeitet (Zitat: "Eine eigene Familie hatte der Augenarzt (Praxis in Wedding) nie", mit Nennung von Namen im Kontext). Eigentlich schade.

PS: Die BZ ist genausoviel eine "Zeitung der Blöden" wie die Kapelle des Opus Dei eine "Kapelle der Qualen ist: Überhaupt nicht. Jedoch, Herr Hermsmeier, das sollten auch Sie wissen.

Samstag, November 23, 2013

Moments in Nerd History

Tragikomik pur: 1970 schrieb jemand im Alter von 16 Jahren eine Geschichte, die in einem einfach aufgemachten Fanzine. Die Geschichte erlangt zweifelhafte Berühmtheit durch grandiose Sätze wie "Small rodents scampered about, occupying themselves in the daily accomplishments of their dismal lives.", gilt als Heiliger Gral der Trash-Szene, vergleichbar mit Surf Nazis must die, The Room oder Pudelmützenrambos (um ein paar Beispiele aus der Welt des Films zu nennen). Sie verbreitet sich mehr und mehr, es entwickeln sich Trinkspiele um diese Geschichte. Es gibt eine MST3K-Version. All is fun and games.

Der Autor, Jim Teis, geboren 1953, hat eine einzige Fantasy-Geschichte geschrieben, eben "The Eye of Argon". Danach hat er sich nie wieder als Schriftsteller versucht, vermutlich aus Unsicherheit. Auch wenn ihm die Berühmtheit der Geschichte nicht lieb war, hat er manche Lesungen veranstaltet. Er wurde Journalist und starb 2002 nach nicht einmal fünfzig Jahren.

So sehr ich auch bei einigen Formulierungen schmunzeln muß, bleibt mir doch das Lachen im Hals stecken. Es zeigt einem, daß Lachen auch Wehtun kann, daß sehr oft es dann doch Menschen sind, auf dessen Kosten man sich amüsiert. Nicht, daß ich das per se verbieten will, aber mir hat diese Episode dann doch gezeigt, daß man, bei allem Schmunzeln über schlechten Stil, unverständliche Plot Twists und ähnliches man im Hinterkopf haben sollte, daß ein lautes Lachen ob der Unbeholfenheit eines Autors auch eine Art sein kann, seinen Bruder "Du Dummkopf" zu nennen. So wie man den Sünder lieben, die Sünde aber hassen sollte, zeigte mir diese Episode, daß bei den ganzen Ed Woods, Tommy Wiseaus, Jim Teissens und so weiter man über die Qualität ihrer Ergüsse, jedoch nicht über die Macher, lachen sollte. Man kann sich auch bei sowas an die eigenen Schwächen erinnern und überlegen, wie weit man mitlachen wollen würde.

Ruhe in Frieden, Mr. Teis! "I hope you embraced our creator in the elysian plains of heaven, scribe."