Die erschütternden Bilder haben wir sicherlich alle gesehen. Vor einigen Tagen ist eine große Katastrophe auf der Love Parade passiert, an der inzwischen 20 Leute starben und viele Leute verletzt wurden. Der Hl. Vater und Kardinal Meisner zeigten Anteilnahme und riefen zum Gebet für die Verstorbenen und deren Angehörigen auf. Letztlich ist damit auch das wichtigste für uns Christen gesagt. Ich würde noch anhängen, daß man auch für die Verletzten beten sollte.
Schon im Vorfeld und ganz besonders nach der Love Parade wurde Kritik an dem Veranstaltungsort und einigen Mängeln der Sicherheit laut. Als ich ein Bild des Verantstaltungsortes gesehen habe, fragte ich mich, wie man auf die idiotische Idee kam, dort eine solche Großveranstaltung stattfinden zu lassen. Ich mein, zwei Zugänge, die sowohl als Ein- als auch als Ausgänge genutzt wurden, für ca eine Mio Leute - wtf? Wenn ich mich an die Weltjugendtage in Rom (2 Millionen Leute) und Köln (mindestens eine Mio) erinnere, hat man diese Veranstaltung auf ein großes Feld gelegt, so daß im Notfall deutlich mehr Fluchtwege zur Verfügung standen. Das ganze Gebiet war von Zufahrten durchzogen, damit bei bedarf Sanitäter schnell vor Ort sein konnten. Tags und nachts wuselten viele Volontäre über das Gebiet, 2000 noch mit Handys, 2005 dann mit Headsets und konnten stante pede die Sanis verständigen. Und ja, gerade in Köln war das bei den nächtlichen Temperaturen und vielen Unterkühlungsfällen auch notwendig. Es ist jedoch nichts wirklich schlimmes passiert, weil es gut organisiert war! - Ja, und sicherlich auch, weil beim WJT, wie bei jeder kirchlichen Veranstaltung der exklusivste Promi schlechthin da war, einer, der sein Leben für seine Fans, respektive Schafe hingab.
Hier ist an einigen Stellen was schief gegangen - nicht nur seitens des Mc Fit-Bosses, wie z.Zt. uns die Bild klar machen will. Der Bürgermeister, die Polizei und dieser "Panikforscher" (Schreckenberg) - sie alle haben versagt. Das läßt sich imho ganz gut bei Frank nachlesen.
Was mich jedoch stört, sind die "I told you so"-Kommentare, die grad durch die gesamte Presse florieren.
"Als ich gehört habe, daß die da das Fest feiern wollen, dachte ich mir schon, daß es Tote geben wird" - Na GROSSARTIG! Da hast Du ja jetzt wirklich viel zur Rettung der Toten gemacht, DASS DU VORHER DIE KLAPPE GEHALTEN HAST! Wenn Du niemandem vorher von Deinen Bedenken erzählt hast - Korrektur: keinem VERANTWORTLICHEN - dann ist diese Aussage, nachdem nun zwanzig Leute tot sind, weniger als nichts wert. Denn dann bist Du Mitschuld an den Toten und noch schlimmer: du profilierst Dich jetzt als neunmalkluger an dem Unglück. Nachher sind wir alle schlauer. Ich hab mich mit dem Gebiet der Love parade nicht vorher befaßt, da die Veranstaltung für mich recht uninteressant ist, aber sicher: Nun, nachdem was schlimmes passiert ist, kann auch ich mir einen Reim drauf machen, was wohl der Grund war.
Die spirituelle Version der "I told you so"-Kommentare wurde von prominentester Seite von Eva Hermann hervorgebracht, die auf die Parallelen zw. Sodom und Gomorrha und der Love Parade hinwies. Wieder: was mich besonders stört: Wo waren die Leute in den letzten Jahren, als noch nichts passiert ist? Haben sie aktiv probiert, die Jugendlichen aus diesem "Sodom und Gomorrha" zu entreißen? Interessanterweise habe ich von den Seiten, die sich um die Bekehrung der Jugendlichen kümmern, noch nicht solche Kommentare gehört, aber von "Schreibtischtätern" (wie ich auch einer bin, *ehm*). Hier gilt, daß man leicht im Nachhinein sagen kann: "Jaha! Dort wurden viele Drogen konsumiert und Leute haben gepimpert! Und was macht Gott mit solchen Orten? HE SMITES THEM DOWN! BRIMSTONE AN' FIRE" - Gut, am Ende brach der Reggaefreund in mir durch. Es ist leicht, im Nachhinein zu richten, eigentlich ist es sogar noch niederträchtiger als vorher zu richten, weil man eben diese arrogante "Na hab ichs nich immer gesagt"-Attitüde zum besten gibt.
Reggae habe ich nicht umsonst erwähnt. Als 2001 die Flugzeuge ins weiße Haus flogen, sang Asian Dub foundation "Babylon is really burning this time" und im Refrain "The Enemy of the Enemy he is a friend". Das ist dasselbe: ein tragisches Unglück wurde ausgenutzt, um seine spirituelle Sicht der Dinge darzustellen. Bitte, das ist geschmacklos.
Wenn man sich weiterhin überlegt, daß es dramatische Unglücksfälle auch unter Gerechten gab (Gott läßt die Sonne über Gerechten wie ungerechten aufgehen, nicht vergessen!), ich erinnere hier gerne an das Erdbeben von Lissabon, wenn man bedenkt, daß die Love parade weder die einzige Sodom- und Gomorrha-Veranstaltung noch die Schlimmste ist (zynisch gefragt: was findet Gott an der Venus und dem CSD so viel besser? Die Musik?), dann merkt man, daß solche Urteile uns nicht nur nicht zustehen, sondern uns, naturwissenschaftlich gesprochen, zu wenig Informationen vorliegen, um eine solche Aussage zu fällen.
Aber es geht noch weiter: Wie man merkt, bin ich absolut nicht der Meinung von Eva Hermann, ja, ich muß sogar sagen, daß sie es sich damit als Kommentatorin aktueller Ereignisse ziemlich verscherzt hat. Worauf mich jedoch gestern mein Bruder aufmerksam mache (thx bro), ist auch so eine Sache, die mich stört: Gut, sagen wir nun, daß Frau Hermann hier wirklich Schwachsinn geredet hat. Das gibt jedoch immer noch niemandem das Recht, "Ich hoffe, sie kommen in die Hölle" zu schreiben oder bei Facebook eine Gruppe namens "Netz gegen Eva Herrman" zu gründen. Sie mag hier wirklich falsches gesagt zu haben, aber diese Empörung, die an die zwei Minuten Haß von 1984 erinnern, hat sie nicht nur nicht verdient, sie sind auch ein Bärendienst, wenn man ihre Aussagen Kritisieren will. Was die heutige Diskussionskultur übersieht, ist, daß diskussion mit drei, und nicht mit vier "s" geschrieben wird, dann wäre es Diss-kussionskultur und wir könnten den gegenüber mit schönen ad hominem-Agrumenten eben dissen - wie eben heute die Diskussion von Gutmenschen gerne geführt wird. Wenn man dann noch merkt, daß die Empörung nicht primär an der Sache selbst, sondern daran, daß Frau Hermann konservativ ist, orientiert ist, dann bekommt man noch mehr das kotzen, denn auch die nutzen den Tod von zwanzig Leuten aus, um progressives Revier zu markieren.
Was will ich mit diesem allgemeinen Rant sagen?
1.) Unsere erste Christen- und Bürgerpflicht besteht darin, den Verletzten, den Toten und den Verstorbenen beizustehen (letzteren können nur noch wir Christen helfen). Das kann über Gebet, über trostspendende Worte oder über eine konkrete Tat erfolgen. Falls wir im Veranstaltungsbuiseness tätig sind, wissen wir, was uns NIE passieren darf und warum wir eine Veranstaltung wirklich von a bis z durchplanen müssen
2.) Sicherlich können wir uns darüber Gedanken machen, wer oder was Schuld ist, wichtig ist nur, daß das nicht einzig eine Stammtischdiskussion als Sinn hat, sondern konkret der Aufklärung der Vorfälle dienlich ist. Ja, sicherlich darf sich jeder Luft verschaffen, hab ich ja hier auch, aber in der Großen Presse sollte man mit "Ich habs doch gesagt"-Kommentaren vorsichtig sein.
3.) Falls jemand doch einen Geschmacklosen Kommentar betreffs der Toten von sich gab, ist das noch lange kein Grund, diese Person nun mit Schimpf und Häme zu belegen. Man darf die aussage kritisieren, meinetwegen auch von einer bekloppten und rücksichtslosen Aussage sprechen, aber erstens hat die Person dahinter auch eine Würde, zweitens kann man niemandem eine Geschmacklosigkeit vorwerfen, wenn man die Gelegenheit nutzt, um die vermeintlich geschmacklose Person selbst zu beleidigen.
Donnerstag, Juli 29, 2010
Yikes, Entrümpelung war notwendig & Schankedön!
Meine Güte, wenn man einmal nicht aufpaßt, legt ja auch die Spambrigade aus China ordentlich los. Ich denke/hoffe, daß alle deplatzierten Kommentare nun gelöscht wurden und denke/hoffe gleichermaßen, daß ich vllt doch mal wieder das eine oder andere hier schreibe. Mal sehen.
Ein ganz herzliches, wenn auch verspätetes Dankeschön will ich an dieser Stelle in Richtung Blogozese aussprechen; an meinem Bday waren es größtenteils die katholischen Blogger, die als erste zu meinem nun begonnenen dreißigsten Lebensjahr gratulierten.
Entweder ihr verbringt zu viel Zeit im Internet (Hehe, muß ick jrad melden) oder es zeigt eine Verbundenheit, die doch über die nun schon längere Postingflaute meinerseits anhält. Das freut mich doch und dafür danke ich sehr.
Wie es mir geht, werdet ihr ja größtenteils in Facebook lesen, wa? Ich habe vor einigen Monaten endlich mal wieder mit Hanteltraining angefangen, und da ich mit einem Freund trainiere, hat mich der Iron Bug doch ganz gut gebissen, weshalb ich in meiner Freizeit recht viel bzw. intensiv Hanteln schwinge. Das kann ich jedem empfehlen, es macht spaß und ist (für die Herren der Schöpfung) ein schöner Gegentrend gegen diesen ganzen metrosexuellen schwachsinn. (Zur Info: Wenn ich Krafttraining sage, meine ich nicht Bodyshaping, sondern auf hartes, intensives, kurzes training) RETROSEXUAL 4 REAL sozusagen.
Ich bin nun mit ca 5mm langen haaren gesegnet und sehe dadurch etwas aus wie ein Oipunk. Punkt ist, daß meiner Meinung nach ab einem gewissen Level an Geheimratsecken die Suche nach einer geeigneten Frisur nichtig wird (denn auch das ist Windhauch), so daß einem nur der Kahlschlag helfen kann. Meine Meinung.
Vllt werde ich mal wieder etwas mehr von mir hören/lesen lassen, ich muß bloß sehen, wie es die Zeit, die Inspiration und die Energie zuläßt.
Ein ganz herzliches, wenn auch verspätetes Dankeschön will ich an dieser Stelle in Richtung Blogozese aussprechen; an meinem Bday waren es größtenteils die katholischen Blogger, die als erste zu meinem nun begonnenen dreißigsten Lebensjahr gratulierten.
Entweder ihr verbringt zu viel Zeit im Internet (Hehe, muß ick jrad melden) oder es zeigt eine Verbundenheit, die doch über die nun schon längere Postingflaute meinerseits anhält. Das freut mich doch und dafür danke ich sehr.
Wie es mir geht, werdet ihr ja größtenteils in Facebook lesen, wa? Ich habe vor einigen Monaten endlich mal wieder mit Hanteltraining angefangen, und da ich mit einem Freund trainiere, hat mich der Iron Bug doch ganz gut gebissen, weshalb ich in meiner Freizeit recht viel bzw. intensiv Hanteln schwinge. Das kann ich jedem empfehlen, es macht spaß und ist (für die Herren der Schöpfung) ein schöner Gegentrend gegen diesen ganzen metrosexuellen schwachsinn. (Zur Info: Wenn ich Krafttraining sage, meine ich nicht Bodyshaping, sondern auf hartes, intensives, kurzes training) RETROSEXUAL 4 REAL sozusagen.
Ich bin nun mit ca 5mm langen haaren gesegnet und sehe dadurch etwas aus wie ein Oipunk. Punkt ist, daß meiner Meinung nach ab einem gewissen Level an Geheimratsecken die Suche nach einer geeigneten Frisur nichtig wird (denn auch das ist Windhauch), so daß einem nur der Kahlschlag helfen kann. Meine Meinung.
Vllt werde ich mal wieder etwas mehr von mir hören/lesen lassen, ich muß bloß sehen, wie es die Zeit, die Inspiration und die Energie zuläßt.
Donnerstag, Mai 27, 2010
gläubige Wissenschaftler
Josef schrieb (schrub? schrob? na ja...) einen wunderschönen Artikel über Glaube und Wissenschaft, ja, über den Glauben der Wissenschaftler. Das hat mich an mehrere Gespräche auf der Wallfahrt nach Turin letzten Monat (dymphnaswelt berichtete noch nicht) erinnert: Mehrmals kamen Pilger auf meinen Vater und/oder mich zu und fragten, wie es gerade uns als Physiker hierher verschlug bzw. dankten uns dafür, daß "wir als Physiker" dem Grabtuch Ehre zollen.
Was mich dabei immer wieder erstaunte, war, wie fremd doch "der" Naturwissenschaftler diesen Pilgern war, und wie stark von Klischees ihr Bild bestimmt war. Wie unbekannt sich doch der (nichtreligiöse) Naturwissenschaftler und der einfache Christ anscheinend sind!
Ich gewann den Eindruck, daß viele Christen denken, mit der Wissenschaft sei es wie mit einem Krieg - oder zumindest wie mit einem Streit darum "wer Recht hat". Manchmal mag es ja so sein. Bei den Astrophysikern und Kosmologen, und den Erforschern des Standardmodells habe ich manchmal diesen Eindruck: religiöse sehen in jedem Phänomen DEN Hinweis auf Gott schlechthin (und dann ist der Fall abgeschlossen), atheistische Wissenschaftler zeigen, daß es auch ein Modell ohne Gott gibt (was zwar manchmal eher hanebüchen ist, aber hey - Gott kommt nicht vor). Diese Leute streiten nicht um Gott, sondern um einen Lückenbüßergott. Genauso könnten wir darüber streiten, ob der Euro, den ich grad fand, Gottes Fügung oder mein Glück ist.
In der Physikalischen Chemie sind solche Fragen - Gott, Freier Wille, Seele - eher irrelevant. - Nicht, daß sie den einzelnen beschäftigen und jeder seine Meinung dazu hat, aber was mich immer wieder freut ist, wie man gemeinsam forscht, einer bestimmten Frage nachgeht, die das jeweilige System uns gerade stellt - eben der Wahrheit über die Schöpfung auf der Spur ist! Das ist der Antrieb der meisten Wissenschaftler (gut, bei manchen mag es das Funding sein) - nicht, den "auf der Gegenseite" etwas auszuwischen.
Was heißt das für uns als religiöse Leute? Naturwissenschaftler mögen keinen Eid des Hippokrates geleistet haben, aber er ist der Wahrheit verpflichtet. In der Hinsicht brauchen wir, die wir an "den Weg, die Wahrheit und das Leben" glauben, die Naturwissenschaftler nicht zu fürchten.
Konkret in diesem Zusammenhang ging es ja natürlich oft um die Frage der Radiokarbonmessungen am Grabtuch. Und auch hier sollten wir vorsichtig sein, den untersuchenden Wissenschaftlern Lüge oder Bosheit zu unterstellen. Es sollte auch uns Christen nicht einfach darum gehen, das Turiner Grabtuch zu verteidigen - was wir jedoch verteidigen, oder einfordern - das ist die Wahrheit. Und das bedeutet, daß man eben diese Ergebnisse der Radiokarbonmethode nicht mit einer "us versus them"-Mentalität hinterfragt. Ein Mensch, der der Wahrheit dienen will, fragt immer konstruktiv. Das heißt in diesem Fall, daß man fragen muß, was das Radiokarbon-Ergebnis in die Richtung beeinflusst haben kann. Könnte es sein, daß dieser Randbereich bei allen Ausstellungen in Berührung mit der Umwelt kam? Könnte der Brand seinen Einfluß hinterlassen haben?
Und das bedeutet umgekehrt, falls man die Radiokarbon-Ergebnisse für hundertprozentig richtig hält, daß man sich fragen muß, woher die Pollen auf dem Tuch kommen und woher die Ähnlichkeit zw. dem Abbild auf dem Tuch und der Ikonographie (des Ostens!) kommt. Und woher die eigentlich doch ganz gut dokumentierte Geschichte des Tuches kommt (sorry, im Vergleich zu so manch anderem historischen Gegenstand kann man doch hier recht viel sagen). Und beide Seiten werden sich fragen müssen/wollen, wie genau dieses Bild zustande kam.
Diesen Fragen wird nachgegangen, auf unterschiedlichste Weise. Was ich nur sagen will, ist, daß beide Seiten konstruktiv sein sollten. Dem atheistischen Wissenschaftler sollte es nicht darum gehen, den Christen ein Schnippchen zu schlagen, und den Christen nicht darum, auf "Teufel komm raus" an der Echtheit festzuhalten und sich notfalls gegen die "mechanistische Vernunft" zu verschanzen. Eben: Fürchtet die Wissenschaft nicht! Sie dient der Wahrheit.
Was mich dabei immer wieder erstaunte, war, wie fremd doch "der" Naturwissenschaftler diesen Pilgern war, und wie stark von Klischees ihr Bild bestimmt war. Wie unbekannt sich doch der (nichtreligiöse) Naturwissenschaftler und der einfache Christ anscheinend sind!
Ich gewann den Eindruck, daß viele Christen denken, mit der Wissenschaft sei es wie mit einem Krieg - oder zumindest wie mit einem Streit darum "wer Recht hat". Manchmal mag es ja so sein. Bei den Astrophysikern und Kosmologen, und den Erforschern des Standardmodells habe ich manchmal diesen Eindruck: religiöse sehen in jedem Phänomen DEN Hinweis auf Gott schlechthin (und dann ist der Fall abgeschlossen), atheistische Wissenschaftler zeigen, daß es auch ein Modell ohne Gott gibt (was zwar manchmal eher hanebüchen ist, aber hey - Gott kommt nicht vor). Diese Leute streiten nicht um Gott, sondern um einen Lückenbüßergott. Genauso könnten wir darüber streiten, ob der Euro, den ich grad fand, Gottes Fügung oder mein Glück ist.
In der Physikalischen Chemie sind solche Fragen - Gott, Freier Wille, Seele - eher irrelevant. - Nicht, daß sie den einzelnen beschäftigen und jeder seine Meinung dazu hat, aber was mich immer wieder freut ist, wie man gemeinsam forscht, einer bestimmten Frage nachgeht, die das jeweilige System uns gerade stellt - eben der Wahrheit über die Schöpfung auf der Spur ist! Das ist der Antrieb der meisten Wissenschaftler (gut, bei manchen mag es das Funding sein) - nicht, den "auf der Gegenseite" etwas auszuwischen.
Was heißt das für uns als religiöse Leute? Naturwissenschaftler mögen keinen Eid des Hippokrates geleistet haben, aber er ist der Wahrheit verpflichtet. In der Hinsicht brauchen wir, die wir an "den Weg, die Wahrheit und das Leben" glauben, die Naturwissenschaftler nicht zu fürchten.
Konkret in diesem Zusammenhang ging es ja natürlich oft um die Frage der Radiokarbonmessungen am Grabtuch. Und auch hier sollten wir vorsichtig sein, den untersuchenden Wissenschaftlern Lüge oder Bosheit zu unterstellen. Es sollte auch uns Christen nicht einfach darum gehen, das Turiner Grabtuch zu verteidigen - was wir jedoch verteidigen, oder einfordern - das ist die Wahrheit. Und das bedeutet, daß man eben diese Ergebnisse der Radiokarbonmethode nicht mit einer "us versus them"-Mentalität hinterfragt. Ein Mensch, der der Wahrheit dienen will, fragt immer konstruktiv. Das heißt in diesem Fall, daß man fragen muß, was das Radiokarbon-Ergebnis in die Richtung beeinflusst haben kann. Könnte es sein, daß dieser Randbereich bei allen Ausstellungen in Berührung mit der Umwelt kam? Könnte der Brand seinen Einfluß hinterlassen haben?
Und das bedeutet umgekehrt, falls man die Radiokarbon-Ergebnisse für hundertprozentig richtig hält, daß man sich fragen muß, woher die Pollen auf dem Tuch kommen und woher die Ähnlichkeit zw. dem Abbild auf dem Tuch und der Ikonographie (des Ostens!) kommt. Und woher die eigentlich doch ganz gut dokumentierte Geschichte des Tuches kommt (sorry, im Vergleich zu so manch anderem historischen Gegenstand kann man doch hier recht viel sagen). Und beide Seiten werden sich fragen müssen/wollen, wie genau dieses Bild zustande kam.
Diesen Fragen wird nachgegangen, auf unterschiedlichste Weise. Was ich nur sagen will, ist, daß beide Seiten konstruktiv sein sollten. Dem atheistischen Wissenschaftler sollte es nicht darum gehen, den Christen ein Schnippchen zu schlagen, und den Christen nicht darum, auf "Teufel komm raus" an der Echtheit festzuhalten und sich notfalls gegen die "mechanistische Vernunft" zu verschanzen. Eben: Fürchtet die Wissenschaft nicht! Sie dient der Wahrheit.
Sonntag, März 21, 2010
Was ist „Glaube“?
Anbei ein Artikel von einem neuen Mitschreiber, nämlich meinen Vater, den ihr auch mal ein herzliches Willkommen wünschen könnt :)
„Als ich ein Kind war, / redete ich wie ein Kind, / dachte wie ein Kind / und urteilte wie ein Kind.“ (1 Kor 13,11)
Als eine Bombe im Nachbarhaus einschlug und wir von unseren Stühlen fielen, fragte ich meine Mutter, was los ist, antwortete sie: „Du musst beten.“ Das habe ich getan. Ich glaubte.
„ Als ich ein Mann wurde, / legte ich ab, was Kind an mir war.“
Seit ich ein Mann wurde, reicht mir der Hinweis „Du musst nur glauben“ nicht. Es ist mir zu wenig als Antwort auf die immer wieder von unserem von mir hochverehrten Papstes Benedikt XI. im Zusammenhang mit seinen Appellen an die Vernunft wiederholten Grundfragen unserer menschlichen Existenz „Woher kommen wir? Wohin gehen wir?“.
Bis vor kurzem habe ich Glaube für mich mit „Vertrauen“ übersetzt, aber das reicht bei weitem nicht. So kommt z. B. „credere“ bekanntlich von „cor dare“, also „das Herz geben“.
Der christliche Glaube reicht aber auch darüber weit hinaus – er umfasst auch die Vernunft, mit der wir Menschen die Natur, die Schöpfung also, erforschen können, ja müssen – die Grundfragen des Lebens fordern nicht nur mich leidenschaftlich dazu auf.
Theologie und Naturwissenschaft beschäftigen sich mit dem einen Gott; die Theologen erforschen Gottes Geschichte mit den Menschen, die Naturwissenschaftler Gottes Buch der Natur. Beide Wissenschaften sind aufeinander angewiesen. Zwei Beispiele:
Wir erforschen Gottes Schöpfung und erkannten, dass diese Welt nicht in 6 Tagen von je 24 Stunden geschaffen wurde. Dem haben die Theologen Rechnung getragen und interpretieren den Schöpfungsbericht als Hymne, was ihn in keiner Weise herabwürdigt.
Und wir lesen im Matthäus-Evangelium „...Als Jesus zur Zeit des Königs Herodes in Betlehem in Judäa geboren worden war, kamen Sterndeuter aus dem Osten nach Jerusalem (2) und fragten: Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, um ihm zu huldigen … (8) … Und der Stern, den sie hatten aufgehen sehen, zog vor ihnen her bis zu dem Ort, wo das Kind war; dort blieb er stehen.“
Es ist eindeutig von „seinem Stern“ die Rede. Wir Naturwissenschaftler haben die Aufgabe, dafür eine Erklärung zu finden. Es reicht nicht, ihn als Konjunktion von Jupiter und Saturn abzutun, zumal eine Konjunktion periodisch auftritt. Den Unterschied zwischen einem Stern und diesem scheinbaren Zusammentreffen zweier Sterne kannten die Sterndeuter. Weitere Forschungen sind dringend geboten.
Der Glaube umfasst auch die Schönheit, die ich kaum verstehe: Beim Anblick des Sonnenaufganges, eines Bildes wie Caravaggios „Enthauptung des Johannes des Täufers“ oder dem Besuch der Oper „Parsifal“ fühle ich mich auf ähnliche Weise angesprochen wie durch die Liebe zu meinen Kindern und meinem Enkel. Das ist für mich ein Mysterium.
Unser Glaube ist nicht einfach - zumindest für mich als Erwachsenen nicht. Er ist reich - unendlich reich - bis zu meinem Lebensende werde ich nur winzige Bruchteile davon erfasst haben. Ein kleines Beispiel:
„Unser tägliches Brot gib uns heute“
Ein Kind versteht darunter das für dieses Leben notwendige Brot. Für mich stecken in dieser einfachen (?) klaren Bitte weitere tiefe Bedeutungen, wie die Eucharistie, das Manna vom Himmel; das Wort „Unser“ bezieht sich, wie unser Papst in seinem Buch „Jesus von Nazareth“ schreibt, auf uns alle Menschen - ich bitte für uns alle, insbesondere für die Hungernden und die, die noch nicht zu Christi Leib gefunden haben, um das tägliche Brot.
Nein - der Glaube ist nicht einfach – er ist begeisternd.
„Als ich ein Kind war, / redete ich wie ein Kind, / dachte wie ein Kind / und urteilte wie ein Kind.“ (1 Kor 13,11)
Als eine Bombe im Nachbarhaus einschlug und wir von unseren Stühlen fielen, fragte ich meine Mutter, was los ist, antwortete sie: „Du musst beten.“ Das habe ich getan. Ich glaubte.
„ Als ich ein Mann wurde, / legte ich ab, was Kind an mir war.“
Seit ich ein Mann wurde, reicht mir der Hinweis „Du musst nur glauben“ nicht. Es ist mir zu wenig als Antwort auf die immer wieder von unserem von mir hochverehrten Papstes Benedikt XI. im Zusammenhang mit seinen Appellen an die Vernunft wiederholten Grundfragen unserer menschlichen Existenz „Woher kommen wir? Wohin gehen wir?“.
Bis vor kurzem habe ich Glaube für mich mit „Vertrauen“ übersetzt, aber das reicht bei weitem nicht. So kommt z. B. „credere“ bekanntlich von „cor dare“, also „das Herz geben“.
Der christliche Glaube reicht aber auch darüber weit hinaus – er umfasst auch die Vernunft, mit der wir Menschen die Natur, die Schöpfung also, erforschen können, ja müssen – die Grundfragen des Lebens fordern nicht nur mich leidenschaftlich dazu auf.
Theologie und Naturwissenschaft beschäftigen sich mit dem einen Gott; die Theologen erforschen Gottes Geschichte mit den Menschen, die Naturwissenschaftler Gottes Buch der Natur. Beide Wissenschaften sind aufeinander angewiesen. Zwei Beispiele:
Wir erforschen Gottes Schöpfung und erkannten, dass diese Welt nicht in 6 Tagen von je 24 Stunden geschaffen wurde. Dem haben die Theologen Rechnung getragen und interpretieren den Schöpfungsbericht als Hymne, was ihn in keiner Weise herabwürdigt.
Und wir lesen im Matthäus-Evangelium „...Als Jesus zur Zeit des Königs Herodes in Betlehem in Judäa geboren worden war, kamen Sterndeuter aus dem Osten nach Jerusalem (2) und fragten: Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, um ihm zu huldigen … (8) … Und der Stern, den sie hatten aufgehen sehen, zog vor ihnen her bis zu dem Ort, wo das Kind war; dort blieb er stehen.“
Es ist eindeutig von „seinem Stern“ die Rede. Wir Naturwissenschaftler haben die Aufgabe, dafür eine Erklärung zu finden. Es reicht nicht, ihn als Konjunktion von Jupiter und Saturn abzutun, zumal eine Konjunktion periodisch auftritt. Den Unterschied zwischen einem Stern und diesem scheinbaren Zusammentreffen zweier Sterne kannten die Sterndeuter. Weitere Forschungen sind dringend geboten.
Der Glaube umfasst auch die Schönheit, die ich kaum verstehe: Beim Anblick des Sonnenaufganges, eines Bildes wie Caravaggios „Enthauptung des Johannes des Täufers“ oder dem Besuch der Oper „Parsifal“ fühle ich mich auf ähnliche Weise angesprochen wie durch die Liebe zu meinen Kindern und meinem Enkel. Das ist für mich ein Mysterium.
Unser Glaube ist nicht einfach - zumindest für mich als Erwachsenen nicht. Er ist reich - unendlich reich - bis zu meinem Lebensende werde ich nur winzige Bruchteile davon erfasst haben. Ein kleines Beispiel:
„Unser tägliches Brot gib uns heute“
Ein Kind versteht darunter das für dieses Leben notwendige Brot. Für mich stecken in dieser einfachen (?) klaren Bitte weitere tiefe Bedeutungen, wie die Eucharistie, das Manna vom Himmel; das Wort „Unser“ bezieht sich, wie unser Papst in seinem Buch „Jesus von Nazareth“ schreibt, auf uns alle Menschen - ich bitte für uns alle, insbesondere für die Hungernden und die, die noch nicht zu Christi Leib gefunden haben, um das tägliche Brot.
Nein - der Glaube ist nicht einfach – er ist begeisternd.
Mittwoch, März 17, 2010
Wer auch nur einem von den Kleinen ein Haar krümmt...
So, vielleicht sollte ich doch mal was zu der aktuellen Situation schreiben. Sicherlich ist es wirklich schlimm, daß zur Zeit so viele Mißbrauchsfälle an die Öffentlichkeit kommen. Es ist ein Drama, daß es in unserer Kirche anscheinend einerseits Schweine gab, die sich an Kindern und Jugendlichen vergriffen, andererseits Duckmäuser, die den Mantel des Schweigens darüber gedeckt haben. So was gehört verfolgt und vielleicht ist hier wirklich das Herrenwort bezüglich der Kinder wieder öfter zu betonen. Auch die Wahrheit der Hölle sollte hier vllt mehr betont werden. Also, sicherlich mag es hier sein, daß Mitglieder der Kirche sich hier schlecht verhalten haben.
Aaaaaber....:
- In der Taz stand vor kurzem "Der Fall des Katholizismus" - und da mußte ich doch schmunzeln. Erstens hat die Kirche viel schlimmere Krisen durchgestanden, und zweitens muß ich (Betroffene natürlich ausgenommen!) auch hart sagen, daß, wenn Leute deshalb aus der Kirche austreten, sie nicht verstanden haben, was die Kirche ist. Wir streben zwar danach, vollkommen, wie der Vater im Himmel zu sein, sind aber hienieden immer noch die streitende Kirche. Die Kirche voller Sünder... Und das merkt man gerade schmerzlichst.
- Wo ich nicht schmunzeln konnte, sondern mir schlecht wurde, war, als ich in irgendeinem Promi-blättchen von diversen Sternchen gelesen habe, die nun "ihr Schweigen brechen". So gab es dann einige, die vor zehn, zwanzig Jahren (längst nicht nur von Christen) mißbraucht wurden und nie darüber sprechen konnten. Jetzt aber endlich finden sie den Mut, an die Öffentlichkeit zu treten.
Das mag bei dem einen oder anderen wirklich stimmen. Sicherlich ist so eine schreckliche Erfahrung in der Kindheit wirklich etwas grausames, über das man vielleicht wirklich lange Zeit nicht reden kann. Aber verzeiht mir meine Bosheit, das Pattern ist doch zu stereotyp. Es ist doch interessant, daß jetzt, wo die Presse voller Mißbrauchsfälle ist, auf einmal Promi-Mißbrauchsopfer nach vielen, vielen Jahren (nach denen man den Wahrheitsgehalt dieser Geschichte kaum noch überprüfen kann, aber das ist noch was anderes) nun plötzlich den Mut finden, um ihre persönliche Nemesis zu überwinden. Nein, zumindest teilweise sehe ich dahinter eher eine tolle PR-Masche, sich mal wieder ins Gespräch zu bringen, vor allem, wenn manche besagter Promis wirklich ein Händchen dafür hatten, immer auf der Welle der aktuellen Bildmode zu schwimmen (zu "wir sind Papst"-Zeiten Christ zu sein, wenn Dawkins ein Buch schreibt, die Evolutionstheorie erfunden zu haben etc.). Und dabei wird mir kotzübel.
- Oh, a propos Taz und Speiben: Wie nun schon öfter in der Blogozese angesprochen, ist es interessant, welche Hunde hier am lautesten bellen. Da hört man aus Linken Kreisen ungeheure Empörung, aus den Linken Kreisen, die immer noch einen Pädophilen in einer allgemein anerkannten Partei dulden, die einst betreffs Pädophilie ganz andere Ziele verfolgten als es heute den Anschein hat. Oh ja, ob solcher Heuchelei muß ich kotzen.
- Irgendwie wird meine Übelkeit nicht besser, wenn ich sehe, wie geschickt man Mißbrauchs- und Mißhandlungsfälle in einem Atemzug erwähnt. Nicht, daß ich letztes gut heiße; ich wurde als Kind nie geschlagen und bin strikt gegen "erzieherische Ohrfeigen" und ähnliches. Es sind jedoch zwei verschiedene Paar Schuhe! Es ist eine Vorspiegelung falscher Tatsachen, wenn man hier keine strikte Trennung macht.
Nebenbei hat mein Laborkollege hier etwas wichtiges bemerkt, nämlich die Heuchelei betreffs der Mißhandlungsfälle. Daß früher an Schulen, ja, und leider anscheinend auch/zumindest im öffentlichen Empfinden gerade an kirchlichen Schulen die Kinder geschlagen wurden etc. ist lange bekannt, so lange, daß ich es noch als geflügeltes Wort kenne, von dem Orden der unbarmherzigen Schwestern betreffs einer von den Barmherzigen Schwestern betreuten Einrichtung zu sprechen. Und nun kommen alle aus dem Mußtopf und empören sich! Lächerlich.
- Eine letzte Sache betreffs Priestern, die Kinder mißbrauchen. Das ist jetzt wirklich nur meine Erfahrung und soll AUF KEINEN FALL die Mißbrauchsfälle/verdachte bagatellisieren. Mir ist gerade bei älteren Priestern aus Spanien und Lateinamerika aufgefallen, daß sie gegenüber einem jungschen Typ wie mir herzlicher sind, als man es als Nachfahre der gefühlskalten Germanen so gewöhnt ist. So hat sich im Gespräch ein Priester mal bei mir eingehakt. Klar dachte ich mir darauf "....okay", aber trafen hier eher zwei Distanzempfinden aufeinander als daß der werte Pater mich angraben wollte. Ähnliches ist mir mit einem Lehrer im Schwabenländle passiert: Ein Lehrer (von dem wir alle vermuteten, daß er schwul war, nebenbei gesagt), hat mir bei den Bundesjugendspielen durchs Gesicht gestreichelt. Das fand ich widerlich, aber sah es eher im Spaß als sexuelle Annäherung.
Ich sage das nur, weil ich mir schon vorstellen kann, daß sowas durchaus ein "Mibrauchsfall" sein KÖNNTE, wenn er häufiger auftritt. In der hinsicht sollte man selbst auch überlegen, ob eine etwas zu sanfte umarmung und ein durchs Gesicht streicheln wirklich schon homoerotisch und pädophil ist, und auf der anderen Seite sollten vllt auch Priester/Lehrer, so herzlich sie es auch meinen, mit, sagen wir, zu freundlichen Gesten zumindest in Deutschland sparsam sein. Ein Junge findet einen festen Händedruck und einen kumpelhaften Schlag auf die Schulter besser als ein streicheln durch die Haare oder das Gesicht.
So, das sind meine fünf cent. Kurzgefaßt: Sicherlich müssen die Verantwortlichen und die Täter bestraft werden. Die Kirche muß hier auch hart durchgreifen. Es ist keine Entschuldigung, selbst wenn es in der Welt auch nicht besser wäre. Christus sagt, wir sollen vollkommen wie der Vater im Himmel sein, und es ist ein Geheimnis der Welt, daß interessanterweise die Gegner der Kirche das wortwörtlich verstehen. Ja, die streitende Kirche wird leider/zum Glück an anderen Maßstäben als so manches Parteimitglied gemessen. Aber nur weil man hier konsequent sein muß, braucht man noch lange nicht aus den Mißbrauchsfällen eine geile Pressestory/ein Argument gegen die Kirche/ein Weg zurück ins Rampenlicht zu machen. Das (man verzeihe mir diesen platten Wortwitz) mißbraucht nämlich die Mißbrauchsfälle.
Joah, und was bleibt für uns sonst zu tun? Natürlich zu beten. Die Kirche braucht das anscheinend. Die Welt auch.
Aaaaaber....:
- In der Taz stand vor kurzem "Der Fall des Katholizismus" - und da mußte ich doch schmunzeln. Erstens hat die Kirche viel schlimmere Krisen durchgestanden, und zweitens muß ich (Betroffene natürlich ausgenommen!) auch hart sagen, daß, wenn Leute deshalb aus der Kirche austreten, sie nicht verstanden haben, was die Kirche ist. Wir streben zwar danach, vollkommen, wie der Vater im Himmel zu sein, sind aber hienieden immer noch die streitende Kirche. Die Kirche voller Sünder... Und das merkt man gerade schmerzlichst.
- Wo ich nicht schmunzeln konnte, sondern mir schlecht wurde, war, als ich in irgendeinem Promi-blättchen von diversen Sternchen gelesen habe, die nun "ihr Schweigen brechen". So gab es dann einige, die vor zehn, zwanzig Jahren (längst nicht nur von Christen) mißbraucht wurden und nie darüber sprechen konnten. Jetzt aber endlich finden sie den Mut, an die Öffentlichkeit zu treten.
Das mag bei dem einen oder anderen wirklich stimmen. Sicherlich ist so eine schreckliche Erfahrung in der Kindheit wirklich etwas grausames, über das man vielleicht wirklich lange Zeit nicht reden kann. Aber verzeiht mir meine Bosheit, das Pattern ist doch zu stereotyp. Es ist doch interessant, daß jetzt, wo die Presse voller Mißbrauchsfälle ist, auf einmal Promi-Mißbrauchsopfer nach vielen, vielen Jahren (nach denen man den Wahrheitsgehalt dieser Geschichte kaum noch überprüfen kann, aber das ist noch was anderes) nun plötzlich den Mut finden, um ihre persönliche Nemesis zu überwinden. Nein, zumindest teilweise sehe ich dahinter eher eine tolle PR-Masche, sich mal wieder ins Gespräch zu bringen, vor allem, wenn manche besagter Promis wirklich ein Händchen dafür hatten, immer auf der Welle der aktuellen Bildmode zu schwimmen (zu "wir sind Papst"-Zeiten Christ zu sein, wenn Dawkins ein Buch schreibt, die Evolutionstheorie erfunden zu haben etc.). Und dabei wird mir kotzübel.
- Oh, a propos Taz und Speiben: Wie nun schon öfter in der Blogozese angesprochen, ist es interessant, welche Hunde hier am lautesten bellen. Da hört man aus Linken Kreisen ungeheure Empörung, aus den Linken Kreisen, die immer noch einen Pädophilen in einer allgemein anerkannten Partei dulden, die einst betreffs Pädophilie ganz andere Ziele verfolgten als es heute den Anschein hat. Oh ja, ob solcher Heuchelei muß ich kotzen.
- Irgendwie wird meine Übelkeit nicht besser, wenn ich sehe, wie geschickt man Mißbrauchs- und Mißhandlungsfälle in einem Atemzug erwähnt. Nicht, daß ich letztes gut heiße; ich wurde als Kind nie geschlagen und bin strikt gegen "erzieherische Ohrfeigen" und ähnliches. Es sind jedoch zwei verschiedene Paar Schuhe! Es ist eine Vorspiegelung falscher Tatsachen, wenn man hier keine strikte Trennung macht.
Nebenbei hat mein Laborkollege hier etwas wichtiges bemerkt, nämlich die Heuchelei betreffs der Mißhandlungsfälle. Daß früher an Schulen, ja, und leider anscheinend auch/zumindest im öffentlichen Empfinden gerade an kirchlichen Schulen die Kinder geschlagen wurden etc. ist lange bekannt, so lange, daß ich es noch als geflügeltes Wort kenne, von dem Orden der unbarmherzigen Schwestern betreffs einer von den Barmherzigen Schwestern betreuten Einrichtung zu sprechen. Und nun kommen alle aus dem Mußtopf und empören sich! Lächerlich.
- Eine letzte Sache betreffs Priestern, die Kinder mißbrauchen. Das ist jetzt wirklich nur meine Erfahrung und soll AUF KEINEN FALL die Mißbrauchsfälle/verdachte bagatellisieren. Mir ist gerade bei älteren Priestern aus Spanien und Lateinamerika aufgefallen, daß sie gegenüber einem jungschen Typ wie mir herzlicher sind, als man es als Nachfahre der gefühlskalten Germanen so gewöhnt ist. So hat sich im Gespräch ein Priester mal bei mir eingehakt. Klar dachte ich mir darauf "....okay", aber trafen hier eher zwei Distanzempfinden aufeinander als daß der werte Pater mich angraben wollte. Ähnliches ist mir mit einem Lehrer im Schwabenländle passiert: Ein Lehrer (von dem wir alle vermuteten, daß er schwul war, nebenbei gesagt), hat mir bei den Bundesjugendspielen durchs Gesicht gestreichelt. Das fand ich widerlich, aber sah es eher im Spaß als sexuelle Annäherung.
Ich sage das nur, weil ich mir schon vorstellen kann, daß sowas durchaus ein "Mibrauchsfall" sein KÖNNTE, wenn er häufiger auftritt. In der hinsicht sollte man selbst auch überlegen, ob eine etwas zu sanfte umarmung und ein durchs Gesicht streicheln wirklich schon homoerotisch und pädophil ist, und auf der anderen Seite sollten vllt auch Priester/Lehrer, so herzlich sie es auch meinen, mit, sagen wir, zu freundlichen Gesten zumindest in Deutschland sparsam sein. Ein Junge findet einen festen Händedruck und einen kumpelhaften Schlag auf die Schulter besser als ein streicheln durch die Haare oder das Gesicht.
So, das sind meine fünf cent. Kurzgefaßt: Sicherlich müssen die Verantwortlichen und die Täter bestraft werden. Die Kirche muß hier auch hart durchgreifen. Es ist keine Entschuldigung, selbst wenn es in der Welt auch nicht besser wäre. Christus sagt, wir sollen vollkommen wie der Vater im Himmel sein, und es ist ein Geheimnis der Welt, daß interessanterweise die Gegner der Kirche das wortwörtlich verstehen. Ja, die streitende Kirche wird leider/zum Glück an anderen Maßstäben als so manches Parteimitglied gemessen. Aber nur weil man hier konsequent sein muß, braucht man noch lange nicht aus den Mißbrauchsfällen eine geile Pressestory/ein Argument gegen die Kirche/ein Weg zurück ins Rampenlicht zu machen. Das (man verzeihe mir diesen platten Wortwitz) mißbraucht nämlich die Mißbrauchsfälle.
Joah, und was bleibt für uns sonst zu tun? Natürlich zu beten. Die Kirche braucht das anscheinend. Die Welt auch.
Freitag, März 05, 2010
Die sieben Gemeinden (II)
So, nach längerer Zeit kann ich ja mal wieder was zur Offenbarung schreiben.
Ich habe im letzten Blogpost zur Offenbarung allgemeines zu der Passage mit den sieben Gemeinden geschrieben. Hier möchte ich speziell auf eine Gemeinde eingehen, nämlich die Gemeinde von Laodicea, die Lauen.
"Wärst Du doch heiß oder kalt! Weil Du aber lau bist, will ich Dich aus dem Mund ausspeien"
Was heißt eigentlich "lau"?
Lau, lauwarm.... man könnte denken, daß das vor allem "nischt halbet und nüscht janzet" heißt. Durchschnitt. Weder Heide noch Heiliger. Wenn das stimmen würde, wäre ich lau, und ich denke, das müßten sich dann einige Leute, deren Glaube durchaus noch wachsen kann, auf die Brust schreiben.
Und uns will dann Gott ausspeien? Ist nicht Christus gekommen, um die verpsrengten Schafe wiederzufinden und uns aus der Sklaverei der Sünde zu befreien? Hm...
Ich reite so darauf herum, weil dieses Verständnis von Lauheit zumindest in der - ich nenne sie mal "spiritsploitation-Szene" - d.h. in Filmen, die gerne spirituell und tiefgehend wären, es aber nicht sind sich einer großen Beliebtheit erfreut. Da soll Gott dann einen ausgemachten Satanisten oder Mörder besser finden als den typischen 08/15-Menschen. Das kann ich mir irgendwie nicht so vorstellen, also betrachten wir doch mal, was genau Gott Laodicea vorwirft.
"Du behauptest: Ich bin reich und wohlhabend und nichts fehlt mir. Du weißt aber nicht, dass gerade du elend und erbärmlich bist, arm, blind und nackt."
Das klingt doch schon ganz anders! Laodizea scheint Gott, die Welt und nicht zuletzt sich selbst zu belügen. Sie behaupten, sie bedürften keiner Hilfe Gottes - die Unwilligkeit, die eigene Sünde zu erkennen, kann für das Seelenheil fatal sein, erinnere ich hier an meinen Katechismusunterricht -, dabei scheinen gerade sie diese zu benötigen.
Hilfe - die braucht jeder. Was diese Gemeinde so erbärmlich macht, ist, daß sie denken, sie bräuchten eben diese nicht. Schaumschläger nennt man das. Das sind die Lauen, nicht die Gott liebenden Sünder, auch nicht die 08/15 Atheisten und Agnostiker, und schon gar nicht die Suchenden auf diesem Planeten. Lau - das sind die, die denken, sie wären schon am Ziel angekommen und hätten den Siegerkranz schon erhalten.
Was läßt sich noch zu den sieben Gemeinden sagen? Was mir immer wieder beim Lesen gefällt, sind die sieben Bilder, die Christus beschreiben, bzw., die er als Selbstdarstellung nutzt. Einige von ihnen ergeben insgesamt ein vollständiges Bild unseres Glaubens, andere sind zumindest mir etwas fremd. Betrachten wir sie also (mit der bitte, daß der Leser vllt hier was ergänzt):
- So spricht Er, der die sieben Sterne in seiner Rechten hält und mitten unter den sieben goldenen Leuchtern einhergeht
Die sieben Sterne und die sieben Leuchter stehen für die sieben Gemeinden Gottes bzw. deren Engel. Christus ist einerseits der Herr der Kirche und kann über deren Gemeinden verfügen. Aber er ist nicht einfach der herrische Gott, dem wir auf Gedeih und Verderb ausgeliefert sind - er ist der Emmanuel, der mitten in dieser Kirche ist.
Übrigens - sollte man bei dem nächsten Ärgernis der (Amts-)Kirche im Hinterkopf haben: Er geht mitten unter den sieben goldenen Leuchtern einher, nicht nur unter ein paar wenigen von denen. Flapsig gesagt: Christus ist auch in einer Kirche, in der es Mißbrauchsfälle gab und auch in der langweiligen Pfarre von nebenan der Emmanuel.
- So spricht Er, der Erste und der Letzte, der tot war und wieder lebendig wurde
Christus, der bevor Abraham war, ist, der am Ende wiederkommen wird, der gestorben und wieder auferstanden ist. Schon meine umformung dieses titels ist länger als die Kurzfassung unseres Glaubens, die uns Christus hier mit auf den Weg gibt. Ein Gedanke, den ich leider im Streß des Alltages zu oft vergesse: Christus ist der Letzte. Am Ende allen Schaffens, allen Leidens, allen Stresses wird Christus stehen - und auch einem Leben, das manchmal sinnlos aussah einen Sinn geben. Ein tröstlicher Gedanke, jedoch auch eine Schule des Betens: Man sollte mehr darum beten, Gottes Wege zu erkennen als darum, daß alles nach dem eigenen Willen läuft.
- So spricht Er, der das scharfe, zweischneidige Schwert trägt
Hier sind wir bei einer Passage, die ich damals, als ich die Offenbarung das erste mal las, wahnsinnig cool fand. Christus mit Schwert - AWESOME! Da ich eher noch bekloppter als damals bin, finde ich diesen Ausdruck natürlich immer noch gut, sehe aber hier Gottes Konsequenz. "ich bringe nicht den Frieden, sondern das Schwert" - die Wahrheit ist undemokratisch, "intolerant", ja, vielleicht sogar apodiktisch. Unser Glaube wird Anstoß erregen, weil wir eben nicht behaupten, daß unser Glaube eine Vermutung wäre, nein, wir sagen, daß er die Wahrheit ist, die auch nicht nur für uns, sondern für jeden gilt.
- So spricht der Sohn Gottes, der Augen hat wie Feuerflammen und Beine wie Golderz
Ok, und hier bist Du, werter Herr Leser, werte Frau Leserin, gefragt :)
- So spricht Er, der die sieben Geister Gottes und die sieben Sterne hat
dito... sicher, hier ist einerseits wieder von den Gemeinden die Rede, und daß Christus die sieben Geister Gottes (Liebe, Weisheit, Wille, Ordnung, Ernst, Geduld, Barmherzigkeit ) hat, bin ich überzeugt davon... sicherlich kann man aus letzten Schließen, daß diese sieben Geister in Christus ihren Ursprung haben. Keine Liebe, keine Weisheit, kein Wille etc. ohne Christus. Das sollte für uns auch im Alltag ein Ideal sein.
- So spricht der Heilige, der Wahrhaftige, der den Schlüssel Davids hat, der öffnet, sodass niemand mehr schließen kann, der schließt, sodass niemand mehr öffnen kann
Das finde ich immer wieder interessant, das mit den Schlüsseln, hat er doch die Schlüssel des Himmelreiches auch Petrus gegeben.
- So spricht Er, der «Amen» heißt, der treue und zuverlässige Zeuge, der Anfang der Schöpfung Gottes
Er, der Amen heißt... daran sollte ich beim nächsten Amen in der Kirche mal denken. "So sei es" ist der Name Christi.... darüber muß ich ehrlich gesagt noch meditieren.
"Der Treue und zuverlässige Zeuge" - ein wunderschönes Bild der Hoffnung. Christus, der, wie man an den anderen Titeln sah, über unglaubliche Vollmachten verfügt, wird zu seinem Wort stehen, wird uns treu bleiben. Ich neige oft dazu, das in der Hitze des Alltages zu vergessen und finde es deshalb immer wieder wunderschön, wenn ich es lese. Wenn einem die Welt in Trümmer zerfällt, wenn sich Freunde als Idioten erweisen, wenn das Leben keinen Sinn mehr ergibt, wird es immer eine Konstante der Hoffnung geben, nämlich, daß Christus Dir und mir treu bleiben wird, und sicherlich treuer als man es sich selbst manchmal ist (siehe Laodizea)
Ich habe im letzten Blogpost zur Offenbarung allgemeines zu der Passage mit den sieben Gemeinden geschrieben. Hier möchte ich speziell auf eine Gemeinde eingehen, nämlich die Gemeinde von Laodicea, die Lauen.
"Wärst Du doch heiß oder kalt! Weil Du aber lau bist, will ich Dich aus dem Mund ausspeien"
Was heißt eigentlich "lau"?
Lau, lauwarm.... man könnte denken, daß das vor allem "nischt halbet und nüscht janzet" heißt. Durchschnitt. Weder Heide noch Heiliger. Wenn das stimmen würde, wäre ich lau, und ich denke, das müßten sich dann einige Leute, deren Glaube durchaus noch wachsen kann, auf die Brust schreiben.
Und uns will dann Gott ausspeien? Ist nicht Christus gekommen, um die verpsrengten Schafe wiederzufinden und uns aus der Sklaverei der Sünde zu befreien? Hm...
Ich reite so darauf herum, weil dieses Verständnis von Lauheit zumindest in der - ich nenne sie mal "spiritsploitation-Szene" - d.h. in Filmen, die gerne spirituell und tiefgehend wären, es aber nicht sind sich einer großen Beliebtheit erfreut. Da soll Gott dann einen ausgemachten Satanisten oder Mörder besser finden als den typischen 08/15-Menschen. Das kann ich mir irgendwie nicht so vorstellen, also betrachten wir doch mal, was genau Gott Laodicea vorwirft.
"Du behauptest: Ich bin reich und wohlhabend und nichts fehlt mir. Du weißt aber nicht, dass gerade du elend und erbärmlich bist, arm, blind und nackt."
Das klingt doch schon ganz anders! Laodizea scheint Gott, die Welt und nicht zuletzt sich selbst zu belügen. Sie behaupten, sie bedürften keiner Hilfe Gottes - die Unwilligkeit, die eigene Sünde zu erkennen, kann für das Seelenheil fatal sein, erinnere ich hier an meinen Katechismusunterricht -, dabei scheinen gerade sie diese zu benötigen.
Hilfe - die braucht jeder. Was diese Gemeinde so erbärmlich macht, ist, daß sie denken, sie bräuchten eben diese nicht. Schaumschläger nennt man das. Das sind die Lauen, nicht die Gott liebenden Sünder, auch nicht die 08/15 Atheisten und Agnostiker, und schon gar nicht die Suchenden auf diesem Planeten. Lau - das sind die, die denken, sie wären schon am Ziel angekommen und hätten den Siegerkranz schon erhalten.
Was läßt sich noch zu den sieben Gemeinden sagen? Was mir immer wieder beim Lesen gefällt, sind die sieben Bilder, die Christus beschreiben, bzw., die er als Selbstdarstellung nutzt. Einige von ihnen ergeben insgesamt ein vollständiges Bild unseres Glaubens, andere sind zumindest mir etwas fremd. Betrachten wir sie also (mit der bitte, daß der Leser vllt hier was ergänzt):
- So spricht Er, der die sieben Sterne in seiner Rechten hält und mitten unter den sieben goldenen Leuchtern einhergeht
Die sieben Sterne und die sieben Leuchter stehen für die sieben Gemeinden Gottes bzw. deren Engel. Christus ist einerseits der Herr der Kirche und kann über deren Gemeinden verfügen. Aber er ist nicht einfach der herrische Gott, dem wir auf Gedeih und Verderb ausgeliefert sind - er ist der Emmanuel, der mitten in dieser Kirche ist.
Übrigens - sollte man bei dem nächsten Ärgernis der (Amts-)Kirche im Hinterkopf haben: Er geht mitten unter den sieben goldenen Leuchtern einher, nicht nur unter ein paar wenigen von denen. Flapsig gesagt: Christus ist auch in einer Kirche, in der es Mißbrauchsfälle gab und auch in der langweiligen Pfarre von nebenan der Emmanuel.
- So spricht Er, der Erste und der Letzte, der tot war und wieder lebendig wurde
Christus, der bevor Abraham war, ist, der am Ende wiederkommen wird, der gestorben und wieder auferstanden ist. Schon meine umformung dieses titels ist länger als die Kurzfassung unseres Glaubens, die uns Christus hier mit auf den Weg gibt. Ein Gedanke, den ich leider im Streß des Alltages zu oft vergesse: Christus ist der Letzte. Am Ende allen Schaffens, allen Leidens, allen Stresses wird Christus stehen - und auch einem Leben, das manchmal sinnlos aussah einen Sinn geben. Ein tröstlicher Gedanke, jedoch auch eine Schule des Betens: Man sollte mehr darum beten, Gottes Wege zu erkennen als darum, daß alles nach dem eigenen Willen läuft.
- So spricht Er, der das scharfe, zweischneidige Schwert trägt
Hier sind wir bei einer Passage, die ich damals, als ich die Offenbarung das erste mal las, wahnsinnig cool fand. Christus mit Schwert - AWESOME! Da ich eher noch bekloppter als damals bin, finde ich diesen Ausdruck natürlich immer noch gut, sehe aber hier Gottes Konsequenz. "ich bringe nicht den Frieden, sondern das Schwert" - die Wahrheit ist undemokratisch, "intolerant", ja, vielleicht sogar apodiktisch. Unser Glaube wird Anstoß erregen, weil wir eben nicht behaupten, daß unser Glaube eine Vermutung wäre, nein, wir sagen, daß er die Wahrheit ist, die auch nicht nur für uns, sondern für jeden gilt.
- So spricht der Sohn Gottes, der Augen hat wie Feuerflammen und Beine wie Golderz
Ok, und hier bist Du, werter Herr Leser, werte Frau Leserin, gefragt :)
- So spricht Er, der die sieben Geister Gottes und die sieben Sterne hat
dito... sicher, hier ist einerseits wieder von den Gemeinden die Rede, und daß Christus die sieben Geister Gottes (Liebe, Weisheit, Wille, Ordnung, Ernst, Geduld, Barmherzigkeit ) hat, bin ich überzeugt davon... sicherlich kann man aus letzten Schließen, daß diese sieben Geister in Christus ihren Ursprung haben. Keine Liebe, keine Weisheit, kein Wille etc. ohne Christus. Das sollte für uns auch im Alltag ein Ideal sein.
- So spricht der Heilige, der Wahrhaftige, der den Schlüssel Davids hat, der öffnet, sodass niemand mehr schließen kann, der schließt, sodass niemand mehr öffnen kann
Das finde ich immer wieder interessant, das mit den Schlüsseln, hat er doch die Schlüssel des Himmelreiches auch Petrus gegeben.
- So spricht Er, der «Amen» heißt, der treue und zuverlässige Zeuge, der Anfang der Schöpfung Gottes
Er, der Amen heißt... daran sollte ich beim nächsten Amen in der Kirche mal denken. "So sei es" ist der Name Christi.... darüber muß ich ehrlich gesagt noch meditieren.
"Der Treue und zuverlässige Zeuge" - ein wunderschönes Bild der Hoffnung. Christus, der, wie man an den anderen Titeln sah, über unglaubliche Vollmachten verfügt, wird zu seinem Wort stehen, wird uns treu bleiben. Ich neige oft dazu, das in der Hitze des Alltages zu vergessen und finde es deshalb immer wieder wunderschön, wenn ich es lese. Wenn einem die Welt in Trümmer zerfällt, wenn sich Freunde als Idioten erweisen, wenn das Leben keinen Sinn mehr ergibt, wird es immer eine Konstante der Hoffnung geben, nämlich, daß Christus Dir und mir treu bleiben wird, und sicherlich treuer als man es sich selbst manchmal ist (siehe Laodizea)
Montag, Februar 22, 2010
Filme?
Ich habe schon vor einiger Zeit nach Filmen, dort nach christlichen B-Movies gefragt. Nun frage ich nochmal:
Kennt ihr wirklich gute religiöse Filme? Filme, die in sich ein spirituelles Kunstwerk darstellen? Mir fällt, im christlichen Bereich, eigentlich nur Die große Stille und Adams Äpfel ein. Ich habe ersteren vorletztes We mal wieder nachts geguckt und merkte, daß der Film doch nicht so viel von seiner Intensität einbüßt, wenn man ihn nur auf einem normalen Monitor guckt. Von letzteren wurde mir die DVD geklaut, aber ich habe diesen schon mal in höchsten Tönen gelobt.
Wohlgemerkt: Ich suche keine Filme wie bspw. die Passion Christi oder den Exorzismus der Emily Rose, d.h. keine moralischen oder auf special effects schwörenden Filme. Ich liebe das karge, minimale. Karthäuser einerseits und Skandinavier andererseits scheinen ja für sowas prädestiniert zu sein.
(Argh! Da fällt mir ein, daß ich ja noch irgendwo Invitation fra gud habe! Ich suche ihn gleich mal)
Ich wäre über jede Anregung dankbar.
Kennt ihr wirklich gute religiöse Filme? Filme, die in sich ein spirituelles Kunstwerk darstellen? Mir fällt, im christlichen Bereich, eigentlich nur Die große Stille und Adams Äpfel ein. Ich habe ersteren vorletztes We mal wieder nachts geguckt und merkte, daß der Film doch nicht so viel von seiner Intensität einbüßt, wenn man ihn nur auf einem normalen Monitor guckt. Von letzteren wurde mir die DVD geklaut, aber ich habe diesen schon mal in höchsten Tönen gelobt.
Wohlgemerkt: Ich suche keine Filme wie bspw. die Passion Christi oder den Exorzismus der Emily Rose, d.h. keine moralischen oder auf special effects schwörenden Filme. Ich liebe das karge, minimale. Karthäuser einerseits und Skandinavier andererseits scheinen ja für sowas prädestiniert zu sein.
(Argh! Da fällt mir ein, daß ich ja noch irgendwo Invitation fra gud habe! Ich suche ihn gleich mal)
Ich wäre über jede Anregung dankbar.
Mittwoch, Februar 17, 2010
Stöckchentime, again!
Cicero warf ein Stöckchen, ein Brauch, der schon etwas länger nicht mehr wieder aufgefrischt wurde. Find ich gut, daß es wieder so weit ist! Also, widmen wir uns der Frage...
Schreibe auf, mit welchen zehn Menschen Du gern eine Nacht bei Wein und Gespräch verbringen würdest?
Ganz generell: Darf es auch alkoholfreies Bier und Gespräch sein? Seit ca einem halben Jahr haben diese Lippen keinen Alkohol mehr berührt und bis auf die Kommunion unter beiderlei Gestalt (wo das Blut Christi ohnehin nur noch die Gestalt und die äußeren Eigenschaften des Weines hat, in der Essenz aber kein Wein ist) habe ich auch nicht wirklich vor, daran was zu ändern.
1.) Christus
Klar, oder? Ich würde mit meinem Gott gern über ihn und seine Welt sprechen. Sicherlich kann ich das jeden Tag vor dem Tabernakel, aber in der Qualität ist das natürlich ein anderes Gespräch als das mit einem menschlichen Gegenüber hienieden, nicht?
2.) Hl. Benedikt
Über die Klöster, ob ein Kloster was für mich wäre bzw. wie ich hier meinem Wissensdurst frönen kann
3.) Albertus Magnus
Quasi von katholischem Wissenschaftler zu katholischem Wissenschaftler. Über das Verhältnis von Glaube und Vernunft, sichtbare und unsichtbare Welt, Seele und Leib.
4.) Papst Paul VI.
Über das Konzil, die Liturgiereform und Humanae Vitae. Um ihm einfach mal die Hand zu schütteln.
5.) Papst Johannes Paul II.
Über die Theologie des Leibes würde ich gerne mit ihm sprechen, aber eigentlich will ich ihm auch primär nur die Hand schütteln
6.) Papst Benedikt XVI.
Über Glaube und Vernunft, über die Kirchenväter und über so manche Entwicklung in der aktuellen Kirche
So, nun muß es aber noch ein paar nichtreligiöse Leute geben, was?
7.) Gerhardt Ertl
Hihi, das Witzige ist, daß das mal ein Wunsch ist, der real werden könnte, treff ich den Herrn Ertl doch zumindest auf jeder Betriebsfeier... Ich würde mit ihm gerne über Heterogene Katalyse quatchen und über physikalische Chemie.
8.) Perry Rhodan
Über Chaotarchen, Kosmokraten, den Moralischen Code und das Leben an sich.
9.) Ahmed Zewail
Über Femtochemie und die Welt jenseits der Femtochemie. Was hält er von dem Konzept der yoctosekundenphysik? Wie kann Femtochemie bei meiner Form von Oxidchemie contributen?
10.) Clayton Counts
Oder Neil Keener, jedenfalls einem der Mainmen hinter Bull of heaven . Ich würde gerne über deren fantastische Musik reden, generell über extrem lange Musikstücke, Non-Music und die Zukunft der Musik.
So, das sind die zehn. Es gibt zwar noch deutlich mehr Leute, mit denen ich mal einen (alkoholfrei) heben würde, aber hier haben wir uns auf zehn beschränkt.
Schreibe auf, mit welchen zehn Menschen Du gern eine Nacht bei Wein und Gespräch verbringen würdest?
Ganz generell: Darf es auch alkoholfreies Bier und Gespräch sein? Seit ca einem halben Jahr haben diese Lippen keinen Alkohol mehr berührt und bis auf die Kommunion unter beiderlei Gestalt (wo das Blut Christi ohnehin nur noch die Gestalt und die äußeren Eigenschaften des Weines hat, in der Essenz aber kein Wein ist) habe ich auch nicht wirklich vor, daran was zu ändern.
1.) Christus
Klar, oder? Ich würde mit meinem Gott gern über ihn und seine Welt sprechen. Sicherlich kann ich das jeden Tag vor dem Tabernakel, aber in der Qualität ist das natürlich ein anderes Gespräch als das mit einem menschlichen Gegenüber hienieden, nicht?
2.) Hl. Benedikt
Über die Klöster, ob ein Kloster was für mich wäre bzw. wie ich hier meinem Wissensdurst frönen kann
3.) Albertus Magnus
Quasi von katholischem Wissenschaftler zu katholischem Wissenschaftler. Über das Verhältnis von Glaube und Vernunft, sichtbare und unsichtbare Welt, Seele und Leib.
4.) Papst Paul VI.
Über das Konzil, die Liturgiereform und Humanae Vitae. Um ihm einfach mal die Hand zu schütteln.
5.) Papst Johannes Paul II.
Über die Theologie des Leibes würde ich gerne mit ihm sprechen, aber eigentlich will ich ihm auch primär nur die Hand schütteln
6.) Papst Benedikt XVI.
Über Glaube und Vernunft, über die Kirchenväter und über so manche Entwicklung in der aktuellen Kirche
So, nun muß es aber noch ein paar nichtreligiöse Leute geben, was?
7.) Gerhardt Ertl
Hihi, das Witzige ist, daß das mal ein Wunsch ist, der real werden könnte, treff ich den Herrn Ertl doch zumindest auf jeder Betriebsfeier... Ich würde mit ihm gerne über Heterogene Katalyse quatchen und über physikalische Chemie.
8.) Perry Rhodan
Über Chaotarchen, Kosmokraten, den Moralischen Code und das Leben an sich.
9.) Ahmed Zewail
Über Femtochemie und die Welt jenseits der Femtochemie. Was hält er von dem Konzept der yoctosekundenphysik? Wie kann Femtochemie bei meiner Form von Oxidchemie contributen?
10.) Clayton Counts
Oder Neil Keener, jedenfalls einem der Mainmen hinter Bull of heaven . Ich würde gerne über deren fantastische Musik reden, generell über extrem lange Musikstücke, Non-Music und die Zukunft der Musik.
So, das sind die zehn. Es gibt zwar noch deutlich mehr Leute, mit denen ich mal einen (alkoholfrei) heben würde, aber hier haben wir uns auf zehn beschränkt.
Montag, Februar 08, 2010
Gebetsbitte
Fräulein Yon hat sich gerade bei mir gemeldet und mich und Euch um Gebet gebeten (gebet gebeten, tolle Formulierung, Phil). Ihr scheint es nicht ganz gut zu gehen, Berufungsfragen etc.
Ich habe desöfteren in finsteren Phasen gemerkt, wie sehr die Blogozese einen mit dem Gebet tragen kann, in der Hinsicht bin ich ganz zuversichtlich, daß der Herr auf die Fürbitte einer Truppe von Blogbetreibern hören wird.
Gruß
Phil
EDIT: Sie hat mir heute nachmittag geschrieben, daß ich folgendes bloggen soll: Sie hatte ein gutes Gespräch über ihre Studiensituation und was ihr so Ärger macht. Sie fühlt sich nun erleichtert und dezent ermutigt, deo gratias! :)
Ich habe desöfteren in finsteren Phasen gemerkt, wie sehr die Blogozese einen mit dem Gebet tragen kann, in der Hinsicht bin ich ganz zuversichtlich, daß der Herr auf die Fürbitte einer Truppe von Blogbetreibern hören wird.
Gruß
Phil
EDIT: Sie hat mir heute nachmittag geschrieben, daß ich folgendes bloggen soll: Sie hatte ein gutes Gespräch über ihre Studiensituation und was ihr so Ärger macht. Sie fühlt sich nun erleichtert und dezent ermutigt, deo gratias! :)
Sonntag, Januar 31, 2010
Zum Gleichnis vom Verlorenen Sohn
Ich habe mich sehr gefreut, daß der Hl. Vater hier betont hat, daß man auch vom "Gleichnis des barmherzigen Vaters" sprechen muß. Denn der Vater, auf den ersten Blick eine Nebenfigur, spielt hier wie immer die Hauptrolle. Betrachten wir doch mal, wie sich der verlorene und der zurückgebliebene Sohn ohne den Vater verhalten würden:
Der ältere Sohn: Sagen wir, er hat bei allem Streß, bei allem Alltag, den die Mithilfe auf dem Hof des Vaters nun erfordert, den Vater aus dem Blick verloren. Die Arbeit kann für ihn zur Routine werden, etwas, daß eigentlich gar nicht mehr um den Gutshof des Vaters geht, sondern eigentlich nur noch um die Verwaltung irgendeines Gutshofes. Da wunderts nicht, wenn er keine Freude mehr hat... Trockenheit ist die Folge.
Eine weite Folge könnte Überheblichkeit sein: "Ich bin nun schon seit xyz Jahren im Dienst des Vaters, und deshalb weiß ich, was wichtig ist." Man hört nicht mehr auf Impulse, die zurückgekehrte oder gerade erst dazugestoßene Brüder liefern können. Denn man selber weiß ja, "wie das geht".
Der jüngere Sohn: Voller neu gefundener Liebe zum Vater wird er bei der Arbeit am Hof geradezu glühen! Aber nach einiger Zeit könnten die edlen Gewänder, in die er gekleidet wurde und der Ring am Finger - wieder, wenn der Alltag zuschlägt und der Vater aus dem Blickfeld verloren wird - ihm zu Kopf steigen. Er erzählt dann in glühenden und illustrativsten Worten von den Nutten und dem Wein, von den Schweinen und schließlich vom großen Fest beim Herrn. Älteren Söhnen, die dieses Fest nicht miterlebten, kann das angeberisch vorkommen.
Außerdem kann der Frische Wind, den sie auf den Hof des Vaters tragen, genährt von Selbstliebe leicht zu einem zerstörerischen Sturm werden. Schließlich weiß der zurückgekehrte Sohn doch viel mehr, wie gut der Vater ist, er ist viel, viel begeisterter dabei und so weiter und so fort.
So kann, wenn der Vater mal auf Reisen ist, schnell ein Streit zwischen den Söhnen - auch bei der Arbeit am Hof! - ausbrechen. Was kann uns hier helfen? Der Vater allein. Und darf es um nichts anderes als den Vater gehen, nicht um Unsere Gespräche mit dem Vater, unsere Ideen des Hofes oder unsere Erfahrungen mit der Außenwelt (und schon gar nicht um die großen Feste :) )
Wir brauchen also Demut, Demut, Demut. Dazu gehört der gegenseitige Respekt, das Einräumen der Möglichkeit, daß der heißköpfige Jungspund von Konvertit bzw. der verzauselte Amtskirchenvertreter Recht haben kann. Es mag nicht so sein, und es ist auch richtig und wichtig im Geist der Liebe mit den Brüdern zu reden, aber was ich bei mir oft sehe, ist, daß aus "Vertreten der Wahrheit" schnell nur noch arrogantes Beharren auf meinem Standpunkt wird. Damit das nicht passiert, ist wichtig, daß es einem um die Wahrheit geht, und nicht um die eigene Sicht der Wahrheit. Da nun Christus und der Vater eins sind, Christus wiederum der Weg, die Wahrheit und das Leben ist, sind wir, wenn es uns um die Wahrheit geht, und zwar derart radikal, daß wir auch bereit sind, eine Beschämung in Kauf zu nehmen, beim barmherzigen Vater.
Der ältere Sohn: Sagen wir, er hat bei allem Streß, bei allem Alltag, den die Mithilfe auf dem Hof des Vaters nun erfordert, den Vater aus dem Blick verloren. Die Arbeit kann für ihn zur Routine werden, etwas, daß eigentlich gar nicht mehr um den Gutshof des Vaters geht, sondern eigentlich nur noch um die Verwaltung irgendeines Gutshofes. Da wunderts nicht, wenn er keine Freude mehr hat... Trockenheit ist die Folge.
Eine weite Folge könnte Überheblichkeit sein: "Ich bin nun schon seit xyz Jahren im Dienst des Vaters, und deshalb weiß ich, was wichtig ist." Man hört nicht mehr auf Impulse, die zurückgekehrte oder gerade erst dazugestoßene Brüder liefern können. Denn man selber weiß ja, "wie das geht".
Der jüngere Sohn: Voller neu gefundener Liebe zum Vater wird er bei der Arbeit am Hof geradezu glühen! Aber nach einiger Zeit könnten die edlen Gewänder, in die er gekleidet wurde und der Ring am Finger - wieder, wenn der Alltag zuschlägt und der Vater aus dem Blickfeld verloren wird - ihm zu Kopf steigen. Er erzählt dann in glühenden und illustrativsten Worten von den Nutten und dem Wein, von den Schweinen und schließlich vom großen Fest beim Herrn. Älteren Söhnen, die dieses Fest nicht miterlebten, kann das angeberisch vorkommen.
Außerdem kann der Frische Wind, den sie auf den Hof des Vaters tragen, genährt von Selbstliebe leicht zu einem zerstörerischen Sturm werden. Schließlich weiß der zurückgekehrte Sohn doch viel mehr, wie gut der Vater ist, er ist viel, viel begeisterter dabei und so weiter und so fort.
So kann, wenn der Vater mal auf Reisen ist, schnell ein Streit zwischen den Söhnen - auch bei der Arbeit am Hof! - ausbrechen. Was kann uns hier helfen? Der Vater allein. Und darf es um nichts anderes als den Vater gehen, nicht um Unsere Gespräche mit dem Vater, unsere Ideen des Hofes oder unsere Erfahrungen mit der Außenwelt (und schon gar nicht um die großen Feste :) )
Wir brauchen also Demut, Demut, Demut. Dazu gehört der gegenseitige Respekt, das Einräumen der Möglichkeit, daß der heißköpfige Jungspund von Konvertit bzw. der verzauselte Amtskirchenvertreter Recht haben kann. Es mag nicht so sein, und es ist auch richtig und wichtig im Geist der Liebe mit den Brüdern zu reden, aber was ich bei mir oft sehe, ist, daß aus "Vertreten der Wahrheit" schnell nur noch arrogantes Beharren auf meinem Standpunkt wird. Damit das nicht passiert, ist wichtig, daß es einem um die Wahrheit geht, und nicht um die eigene Sicht der Wahrheit. Da nun Christus und der Vater eins sind, Christus wiederum der Weg, die Wahrheit und das Leben ist, sind wir, wenn es uns um die Wahrheit geht, und zwar derart radikal, daß wir auch bereit sind, eine Beschämung in Kauf zu nehmen, beim barmherzigen Vater.
Mittwoch, Januar 27, 2010
Die sieben Gemeinden (I)
Weiter geht es mit der Reihe über die Offenbarung: Christus fordert Johannes auf, an die Engel der sieben Gemeinden zu schreiben. Diese sieben Gemeinden waren, soweit ich gehört habe, in der damaligen Zeit Zentren christlichen Glaubens.
Was mir bitter aufstößt, ist, daß keine dieser sieben Gemeinden mehr ein solches Zentrum darstellt; die Türkei ist weit davon entfernt, ein christliches Vorzeigeland zu sein. Damit möchte ich nun keine anti-muslimischen Ressentiments schüren oder ähnliches, sondern auf etwas zentrales hinweisen: Schon der erste Engel, der Engel von Ephesus, wird gewarnt, daß, wenn er nicht zu seiner alten Liebe zurückkehrt, der Leuchter von seiner Stelle gerückt wird. Ist das vielleicht das Schicksal, was jeder dieser sieben Gemeinden bestimmt war?
"Kehr zurück zu deinen ersten Werken! Wenn du nicht umkehrst, werde ich kommen und deinen Leuchter von seiner Stelle wegrücken."
Was für eine eindringliche Mahnung auch an uns einzelne, nicht nur an Gemeinden! Die erste Liebe - kann sie uns nicht im Streß des Alltags und in den Schicksalsschlägen des Lebens irgendwo abhanden kommen? Mir geht es desöfteren so.
Was ist da zu tun? An der stelle bin ich etwas dreist und behaupte frei (im widerspruch zu dieser konkreten Bibelpassage), daß es hier nicht nur auf unser Handeln ankommt, viel wichtiger, und ein Zeichens der Sehnsucht nach der ersten Liebe, die uns zum Herrn brachte, die uns mit der Kirche verband (ja, hier spreche ich als Konvertit) , sprich ein Gebet. Nicht nur wenn ich in der Kirche bin merke ich, daß von meinem früheren Elan und Eifer für die Kirche manches erstorben bzw. anderes einer Routine gewichen ist. Freilich ist nicht jede kindliche Begeisterung aus den Anfangstagen zu erhalten - manches, was einem damals wie Eifer im Glauben erschien war nicht mehr als Arroganz -, aber anderes merkt man doch fehlt einem inzwischen. Man wurde "reif" im Glauben, in einem Glauben, der uns sagt, daß wir wie die Kinder sein sollen.
Was ist also dann zu tun? Tja, ich weiß, daß ich das nicht allein schaffen kann. Deshalb bete ich zu Gott, daß er mir helfen soll, ihn wieder mit der Begeisterung der ersten Tage zu lieben. Das Gebet des Bruder Klaus hilft mir hier immer wieder:
Was mir bitter aufstößt, ist, daß keine dieser sieben Gemeinden mehr ein solches Zentrum darstellt; die Türkei ist weit davon entfernt, ein christliches Vorzeigeland zu sein. Damit möchte ich nun keine anti-muslimischen Ressentiments schüren oder ähnliches, sondern auf etwas zentrales hinweisen: Schon der erste Engel, der Engel von Ephesus, wird gewarnt, daß, wenn er nicht zu seiner alten Liebe zurückkehrt, der Leuchter von seiner Stelle gerückt wird. Ist das vielleicht das Schicksal, was jeder dieser sieben Gemeinden bestimmt war?
"Kehr zurück zu deinen ersten Werken! Wenn du nicht umkehrst, werde ich kommen und deinen Leuchter von seiner Stelle wegrücken."
Was für eine eindringliche Mahnung auch an uns einzelne, nicht nur an Gemeinden! Die erste Liebe - kann sie uns nicht im Streß des Alltags und in den Schicksalsschlägen des Lebens irgendwo abhanden kommen? Mir geht es desöfteren so.
Was ist da zu tun? An der stelle bin ich etwas dreist und behaupte frei (im widerspruch zu dieser konkreten Bibelpassage), daß es hier nicht nur auf unser Handeln ankommt, viel wichtiger, und ein Zeichens der Sehnsucht nach der ersten Liebe, die uns zum Herrn brachte, die uns mit der Kirche verband (ja, hier spreche ich als Konvertit) , sprich ein Gebet. Nicht nur wenn ich in der Kirche bin merke ich, daß von meinem früheren Elan und Eifer für die Kirche manches erstorben bzw. anderes einer Routine gewichen ist. Freilich ist nicht jede kindliche Begeisterung aus den Anfangstagen zu erhalten - manches, was einem damals wie Eifer im Glauben erschien war nicht mehr als Arroganz -, aber anderes merkt man doch fehlt einem inzwischen. Man wurde "reif" im Glauben, in einem Glauben, der uns sagt, daß wir wie die Kinder sein sollen.
Was ist also dann zu tun? Tja, ich weiß, daß ich das nicht allein schaffen kann. Deshalb bete ich zu Gott, daß er mir helfen soll, ihn wieder mit der Begeisterung der ersten Tage zu lieben. Das Gebet des Bruder Klaus hilft mir hier immer wieder:
Mein Herr und mein Gott, nimm alles mir, was mich hindert zu Dir
Mein Herr und mein Gott, gib alles mir, was mich führet zu Dir
Mein Herr und mein Gott, nimm mich mir und mache mich ganz zu eigen Dir.
Sonntag, Januar 10, 2010
Trashy, trashy flicks
Es gibt ja die so-called Exploitation-Filme . Diese Trashy, trashy flicks, die manchmal Pionierarbeit waren, extrem gute Low Budget-Filme, die immer noch Regisseure inspirieren, manchmal extrem schlecht, und sehr oft einfach amüsante Billich-Filme. Im Film Kentucky Fried Movie sind die ganzen "Samuel L. Bronkowitz"-Produktionen sowas.
da es bekanntlich für alles ein christliches Pendant gibt, wollte ich mal in die Runde fragen, ob Euch Filme einfallen, die in die Richtung gehen.
Also mir fällt ganz spontan die Left Behind-Reihe ein. Ich wollte die eigentlich immer mal sehen, jedoch war der erste Teil so langweilig, daß ich nicht weiterkam.
Passend dazu gefragt: Hat unser allseits geliebter Jack Chick filme gedreht?
da es bekanntlich für alles ein christliches Pendant gibt, wollte ich mal in die Runde fragen, ob Euch Filme einfallen, die in die Richtung gehen.
Also mir fällt ganz spontan die Left Behind-Reihe ein. Ich wollte die eigentlich immer mal sehen, jedoch war der erste Teil so langweilig, daß ich nicht weiterkam.
Passend dazu gefragt: Hat unser allseits geliebter Jack Chick filme gedreht?
Die Offenbarung, revisited
Wie im letzten Post versprochen, werde ich in einigen Beiträgen etwas zur Offenbarung sagen. Kurz zur Organisation: Ich gehe natürlich plottechnisch vorwärts. Ich werde jedoch sicherlich nicht alles besprechen, sondern nur die Dinge, die mich persönlich berühren. Ich hoffe, das ist recht. Falls Euch etwas zu von mir nicht erwähnten Gesichtspunkten einfällt, gibt es dafür natürlich die Komentarfunktion :)
"Der wie ihr bedrängt ist...." nun, bedrängt im Sinne von verfolgt sind wir in Deutschland ja gottlob (noch?) nicht. Sind deshalb Leute wie ich, der ich grad gemütlich auf meinem Sofa liege, bald 'Töte, Django, töte' gucken wird und eben nicht von einem wilden Mob verfolgt werde, von der Anrede ausgeschlossen? Haben wir an der Königsherrschaft, die hier erwähnt wird, teil?
Vielleicht ist es jedoch nicht so, daß man unbedingt als Zeichen für Bedrängung imer gleich an Diskriminierung etc. denken muß; ich denke, jeder Christ ist zumindest auf zwei Weisen bedrängt. Einerseits ist man doch oft eine Art Sonderling in Freundes- oder Kollegenkreisen. Sicherlich, man wird nicht verfolgt - wie gesagt, Gott sei es gedankt - doch man wird für einen Sonderling gehalten. Im doch schon recht freundlichen Dialog mit dem Gegenüber sieht der andere in unserem Glauben halt nur eine unserer Macken. "Oh, Phil, guter Kollege. Hört gern abnorme Musik, ja, sogar puren Krach wie borbetomagus, ereifernder achewood-fan... hm... hat ein Godzilla-Poster im Wohnzimmer hängen. Ist kirchentreuer Katholik." Die Glaubenszugehörigkeit wird zu einem Label wie die erwänte Band, der Webcomic und das Monster. Ab und an beim Stammtisch wird dann doch gegen den Glauben gepöbelt, aber auch da bewegt man sich eher auf dem Level, daß man ein Hobby von mir verulkt als daß man wirklich meinem Glauben am Zeug flicken will. Bedrängt fühlt man sich eher von der Banalität. Das Feuer des Hasses, mit dem man die Kirche verfolgte, ist einem warmen Kaminfeuers der Geselligkeit mit doch so oft eher leerem Gerede gewichen.
Andererseits ist man natürlich tagtäglich von allerlei Versuchungen bedrängt. Ich will mich auf eine beschränken, die zu der obingen "Bedrängnis" paßt, oder nein, die der wirkliche Angriff des Teufels in dieser Banalität ist: Daß man nämlich auch aus dem Glauben eine Banalität macht, einen Spleen, den wir haben. Daß wir uns diesem Diktat der Stammtischkumpanei unterwerfen, so daß der Glauben auf dasselbe Niveau wie meine Vorliebe für Stetson-Hüte reduziert wird. Kurz: Daß das Feuer erkaltet.
Ich muß ehrlich sein, daß ich das die größte Bedrängnis in meinem geistlichen Leben finde, und auch die, bei der ich immer wieder merke, daß ich das Feuer neu entfachen muß. Bisher war unter der Asche des Alltages, der Faulheit und mancher Depression jedoch immer die Glut des Glaubens verborgen, dessen neu entflammtes Feuer nach einer Beichte wieder, und sei es auch nur für kurze Zeit, hell leuchten konnte. Falls es dem Leser ähnlich geht, können wir ja gemeinsam dafür beten, daß dieses Feuer nicht erkaltet, daß wir standhaft in Christus es am brennen halten.
Ich, euer Bruder Johannes, der wie ihr bedrängt ist, der mit euch an der Königsherrschaft teilhat und mit euch in Jesus standhaft ausharrt, ich war auf der Insel Patmos um des Wortes Gottes willen und des Zeugnisses für Jesus.
"Der wie ihr bedrängt ist...." nun, bedrängt im Sinne von verfolgt sind wir in Deutschland ja gottlob (noch?) nicht. Sind deshalb Leute wie ich, der ich grad gemütlich auf meinem Sofa liege, bald 'Töte, Django, töte' gucken wird und eben nicht von einem wilden Mob verfolgt werde, von der Anrede ausgeschlossen? Haben wir an der Königsherrschaft, die hier erwähnt wird, teil?
Vielleicht ist es jedoch nicht so, daß man unbedingt als Zeichen für Bedrängung imer gleich an Diskriminierung etc. denken muß; ich denke, jeder Christ ist zumindest auf zwei Weisen bedrängt. Einerseits ist man doch oft eine Art Sonderling in Freundes- oder Kollegenkreisen. Sicherlich, man wird nicht verfolgt - wie gesagt, Gott sei es gedankt - doch man wird für einen Sonderling gehalten. Im doch schon recht freundlichen Dialog mit dem Gegenüber sieht der andere in unserem Glauben halt nur eine unserer Macken. "Oh, Phil, guter Kollege. Hört gern abnorme Musik, ja, sogar puren Krach wie borbetomagus, ereifernder achewood-fan... hm... hat ein Godzilla-Poster im Wohnzimmer hängen. Ist kirchentreuer Katholik." Die Glaubenszugehörigkeit wird zu einem Label wie die erwänte Band, der Webcomic und das Monster. Ab und an beim Stammtisch wird dann doch gegen den Glauben gepöbelt, aber auch da bewegt man sich eher auf dem Level, daß man ein Hobby von mir verulkt als daß man wirklich meinem Glauben am Zeug flicken will. Bedrängt fühlt man sich eher von der Banalität. Das Feuer des Hasses, mit dem man die Kirche verfolgte, ist einem warmen Kaminfeuers der Geselligkeit mit doch so oft eher leerem Gerede gewichen.
Andererseits ist man natürlich tagtäglich von allerlei Versuchungen bedrängt. Ich will mich auf eine beschränken, die zu der obingen "Bedrängnis" paßt, oder nein, die der wirkliche Angriff des Teufels in dieser Banalität ist: Daß man nämlich auch aus dem Glauben eine Banalität macht, einen Spleen, den wir haben. Daß wir uns diesem Diktat der Stammtischkumpanei unterwerfen, so daß der Glauben auf dasselbe Niveau wie meine Vorliebe für Stetson-Hüte reduziert wird. Kurz: Daß das Feuer erkaltet.
Ich muß ehrlich sein, daß ich das die größte Bedrängnis in meinem geistlichen Leben finde, und auch die, bei der ich immer wieder merke, daß ich das Feuer neu entfachen muß. Bisher war unter der Asche des Alltages, der Faulheit und mancher Depression jedoch immer die Glut des Glaubens verborgen, dessen neu entflammtes Feuer nach einer Beichte wieder, und sei es auch nur für kurze Zeit, hell leuchten konnte. Falls es dem Leser ähnlich geht, können wir ja gemeinsam dafür beten, daß dieses Feuer nicht erkaltet, daß wir standhaft in Christus es am brennen halten.
Sonntag, Januar 03, 2010
2010
Wow.... irgendwie gehts mir mit diesem Jahr viel mehr als in den Jahren davor, daß allein die Jahreszahl futuristisch klingt. Voll nach Science Fiction und so. Deshalb wurde nun auch ein Kalender mit retro-futuristischen Bildern bestellt. Eine Freundin von mir beschwerte sich, wo die Antigrav-Motoren, die Raumflüge zum Mars etc. seien. Na ja, irgendwie hat sie schon recht, auf der anderen Seite hat kaum eine Science Fiction-Vision aus dem golden Age des SF diese kulturschaffende Immanenz des Internets vorhergesehen.
Aber genug davon. Bischof Friedhelm Hofmann sagte zu Sylvester , daß wir seit der Geburt Christi in der Endzeit leben - und daß es mal wieder Zeit sei, auch das letzte Buch der Bibel in den Mittelpunkt der Betrachtungen zu rücken.
Works for me, da dieses Buch einen nicht unbeträchtlichen Einfluß darauf hatte, daß ich mich mehr dem Christentum zuwandte. Das ist zwar weniger meiner prophetischen Gabe als vielmehr meinem Faible fürs mystische, unverständliche, obskure zuzurechnen.
Wie dem auch sei, ich werde mich in Zukunft bemühen, immer mal wieder etwas zur Offenbarung zu schreiben. Was mir persönlich dieser und jener Abschnitt sagt. Dabei erhebe ich keinen Absolutheitsanspruch, hoffe jedoch, Euch, werte Leser und Mitblogger(Innen, wie mensch in der durchgegenderten Endzeit sagen muß) etwas mit auf den Weg zu geben und vielleicht auch Eure Eindrücke zu den dann erwähnten Offenbarungspassagen zu lesen.
Ihr kennt mich und mein Blogging-Stil: Mal sehen was aus diesem hehren Vorsatz wird. Beten wir alle, daß diesmal mehr als nur eine Absichtserklärung wird.
Aber genug davon. Bischof Friedhelm Hofmann sagte zu Sylvester , daß wir seit der Geburt Christi in der Endzeit leben - und daß es mal wieder Zeit sei, auch das letzte Buch der Bibel in den Mittelpunkt der Betrachtungen zu rücken.
Works for me, da dieses Buch einen nicht unbeträchtlichen Einfluß darauf hatte, daß ich mich mehr dem Christentum zuwandte. Das ist zwar weniger meiner prophetischen Gabe als vielmehr meinem Faible fürs mystische, unverständliche, obskure zuzurechnen.
Wie dem auch sei, ich werde mich in Zukunft bemühen, immer mal wieder etwas zur Offenbarung zu schreiben. Was mir persönlich dieser und jener Abschnitt sagt. Dabei erhebe ich keinen Absolutheitsanspruch, hoffe jedoch, Euch, werte Leser und Mitblogger(Innen, wie mensch in der durchgegenderten Endzeit sagen muß) etwas mit auf den Weg zu geben und vielleicht auch Eure Eindrücke zu den dann erwähnten Offenbarungspassagen zu lesen.
Ihr kennt mich und mein Blogging-Stil: Mal sehen was aus diesem hehren Vorsatz wird. Beten wir alle, daß diesmal mehr als nur eine Absichtserklärung wird.
Freitag, Dezember 25, 2009
Ein gesegnetes Weihnachtsfest euch allen!

In jenen Tagen erließ Kaiser Augustus den Befehl, alle Bewohner des Reiches in Steuerlisten einzutragen. Dies geschah zum erstenmal; damals war Quirinius Statthalter von Syrien. Da ging jeder in seine Stadt, um sich eintragen zu lassen.
So zog auch Josef von der Stadt Nazaret in Galiläa hinauf nach Judäa in die Stadt Davids, die Betlehem heißt; denn er war aus dem Haus und Geschlecht Davids. Er wollte sich eintragen lassen mit Maria, seiner Verlobten, die ein Kind erwartete.
Als sie dort waren, kam für Maria die Zeit ihrer Niederkunft, und sie gebar ihren Sohn, den Erstgeborenen. Sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, weil in der Herberge kein Platz für sie war.
In jener Gegend lagerten Hirten auf freiem Feld und hielten Nachtwache bei ihrer Herde.
Da trat der Engel des Herrn zu ihnen, und der Glanz des Herrn umstrahlte sie.
Sie fürchteten sich sehr, der Engel aber sagte zu ihnen: Fürchtet euch nicht, denn ich verkünde euch eine große Freude, die dem ganzen Volk zuteil werden soll: Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren; er ist der Messias, der Herr.
Und das soll euch als Zeichen dienen: Ihr werdet ein Kind finden, das, in Windeln gewickelt, in einer Krippe liegt.
Und plötzlich war bei dem Engel ein großes himmlisches Heer, das Gott lobte und sprach: Verherrlicht ist Gott in der Höhe,
und auf Erden ist Friede bei den Menschen seiner Gnade.
Ich finde es immer wieder bei dem Evangelium interessant, unter was für Umständen Christus in die Welt - in was für eine Welt - kommt. Der Messias, von dem die großen Propheten sprachen, kommt, mehr noch, Gott selbst kommt auf Erden nieder - und wie sieht die Welt aus? - Eine Volkszählung wird durchgeführt. Wow. Knaller.
Ich mein, Menschen wie ich, die in der Grundschule gerne mit den richtig dicken Buntstiften malten (metaphorisch mal gesagt), wundern sich ein wenig über dieses Bild. Der Allmächige Herr steigt vom Himmel herab, hinab bis in die.... Banalität. Es ist eben nicht so, daß, was weiß ich, Lotosblüten in halb Europa vom Himmel fielen, um so die Welt auf das Kommen vorzubereiten, nein, Gott kommt in diese schöne, sündige und so oft auch langweilige Welt.
Auch die Geburt im Stall habe ich seit langem unter diesem Blickwinkel gesehen. Oft wird hier die Armut Christi betont. Sicherlich kann das auch einer der Inhalte sein, aber sicherlich gab es damals auch Kinder, die nicht mal in einem Stall geboren wurden, die ausgesetzt wurden etc. Gott wollte nicht mal sich herausstreichen als ärmster der Armen!
So ist es halt mit unserem Lieben Herrgott: Gott ist nicht im Feuer und nicht im Sturm, sondern im Säuseln - eben auch nicht in der totalen, eisigen Stille! In den Hintergrundgeräuschen, in dem, was man "nicht der Rede wert" findet - dort ist Gott zu finden.
Ich denke, im Umfeld von Christi Geburt lernt man eine große Lektion an der aüßeren Form der Demut oder, wenn man eher (wie ich) zu denen gehört, die sich ständig als nicht der Rede wert sehen, man findet einen großen Trost.
In Demut vor Gott leben heiß eben nicht, daß man sich bemüht, wie der Gottesknecht selbst auszusehen. Hier ist schon die Gefahr des Hochmutes enthalten: "Seht mich an, wie ich für den Herrn leide!" demut bedeutet für mich und, wie ich vermute, für die meisten der Leser, an dem Platz in der Welt, wo der Herrgott einen hingesetzt hat, seine Arbeit gut zu vollrichten, ein guter Christ, ein guter Freund sein, weder der Star, noch der Narr des Umfeldes sein wollen (Freilich es annehmen, wenn denn der Herr einen als Star oder Narr Gottes haben will).
Und der Trost? In meinen depressiven Phasen hatte (toitoitoi und so) ich oft das Bild von einem Leben, daß nicht durch ein tiefes Schwarz, sondern durch ein mattes grau zu beschreiben ist, eben vom grau des Alltages, des Durchschnittes. Daß ich mich eben nicht mal meines Leides als am schlimmsten Leidender erfreuen kann, sondern eigentlich nur zu den 95% Unzufriedenen Menschen gehöre - nur daß ich mehr Jammere.
Die Weihnachtsgeschichte hat mir aufgezeigt, daß Gott genau in diese Durchschnittswelt geboren wurde. Und das ist doch ein Trost, die Heilige Familie im Trott des Alltages - bei einer Volkszählung! - an seiner Seite zu wissen.
So, nach diesen hoffentlich etwas besinnlichen Worten wünsche ich nun eine Frohe Weihnacht!
Dienstag, Dezember 08, 2009
Frau aller Völker
Chez Elsa wird über die Petition einiger Kardinäle, einer Menge bischöfe und vieler Laien nach einem weiteren Mariendogma diskutiert. Ich denke, es wäre ziemlich müßig, dieselbe Diskussion hier zu beginnen, deshalb eine andere Frage.
Die Bitte nach dem Dogma der Miterlöserin ist eng verknüpft mit den Marienerscheinungen von Amsterdam, wo sich Maria als "Frau aller Völker präsentiert haben soll. Was hält denn der Leser davon?
Ich habe mal angefangen, mich mit denen zu beschäftigen, fand die botschaften jedoch irgendwie skurril. Und wenn ich mir ansonsten kirchlich anerkannte botschaften ansehe, spricht Maria eher immer Klartext. "Ihr habt die Hölle gesehen, in die viele arme Sünder kommen, weil niemand für sie betet." etc. in Fatima spricht Maria - man verzeihe mir die saloppe Formulierung - Tacheles! Warum hier nicht? Das ist aber meine Meinung, der Leser kann mir gerne genauer erklären, was es mit diesen Botschaften auf sich haben soll und warum sie wichtig für den einzelnen Christen sind.
Die Bitte nach dem Dogma der Miterlöserin ist eng verknüpft mit den Marienerscheinungen von Amsterdam, wo sich Maria als "Frau aller Völker präsentiert haben soll. Was hält denn der Leser davon?
Ich habe mal angefangen, mich mit denen zu beschäftigen, fand die botschaften jedoch irgendwie skurril. Und wenn ich mir ansonsten kirchlich anerkannte botschaften ansehe, spricht Maria eher immer Klartext. "Ihr habt die Hölle gesehen, in die viele arme Sünder kommen, weil niemand für sie betet." etc. in Fatima spricht Maria - man verzeihe mir die saloppe Formulierung - Tacheles! Warum hier nicht? Das ist aber meine Meinung, der Leser kann mir gerne genauer erklären, was es mit diesen Botschaften auf sich haben soll und warum sie wichtig für den einzelnen Christen sind.
Sonntag, Dezember 06, 2009
God loves my iphone
Ich muß Euch ja eine Story erzählen. Vor einiger Zeit habe ich recht lang in der Uni gearbeitet. Und weil ich müde war, habe ich mir ein Taxi gegönnt (man gönnt sich ja sonst nichts). Die positive Überraschung war groß, bin ich doch schonmal mit demselben Taxifahrer unterwegs gewesen und habe mich mit ihm sehr gut über die politische Situation in Berlin unterhalten. So war es auch diesmal.
Just als ich ausstieg, griff ich reflexartig an meine Hosentaschen. Irgendwie ist das in meinem Blut, daß ich nach dem Vorhandensein von Handy, Portemonnaie und Schlüssel immer mal wieder nachgucke. Mein Handy - iphone vom Typ, mit vielen für die Arbeit wichtigen Dingen drauf, war nicht in der Tasche. Ich bin dem Taxi sofort hinterhergerannt, aber im dunkeln konnte man mich nicht mehr sehen. Oben habe ich dann gleich probiert, das Taxi anzurufen (will heißen, mein Handy), aber niemand ging ran. Man kann sich vorstellen, wie fertig ich mit den nerven war... aber dazu kommen wir noch.
Ich habe schließlich die Taxizentralen in Berlin angerufen - und zwei Stunden später erfuhr ich, daß jemand ein verloren iphone gemeldet hat! Es war derselbe Taxifahrer (der sich erstmal über meinen bekloppten Klingelsound mokierte^^), ich verabredete mich am nächsten Tag und habe nun wieder ein iphone. Mein persönliches Wunder der Woche. Danke Gott!
Ich schreibe das nicht, um zu prollen, sondern um zwei Dinge zu betonen.
1.) Ich war unglaublich glücklich, einen derart ehrlichen Menschen getroffen zu haben. Heutzutage findet man das nicht häufig in unserer Pfennigfuchsergesellschaft. Man gewinnt ja manchmal den Eindruck, daß ehrlich sein sich nicht lohnt und so, um diesen Eindruck etwas zu korrigieren, habe ich den Taxifahrer eine ordentliche Prämie bezahlt (worauf er meinte, daß die nächsten drei Fahreten aufs haus gehen würden)
2.) Hier was persönlich wichtiges: Wenn ich solchen ausweglosen Situationen gegenüberstehe, neige ich zu einer... nennen wir es mal verzweifelten Raserei. Darunter hat dann die Beziehung zu Gott zu leiden - oder sagen wir mal lieber gott selbst. Das tut mir natürlich extrem leid, eigentlich immer sofort, nachdem der Rauch sich verzieht. Das muß nicht unbedingt gleich die positive Auflösung des Problems sein, aber irgendwas, was anzeigt, daß es weitergeht. Danach komme ich mir natürlich dann lächerlich vor, es ist mir dann etwas unangenehm vor Gott, daß ich ihn derart beharkt habe etc.
Das möchte ich natürlich ändern! Aber wie trainiere ich den Grenzfall? Sicher, in der Gemütlichkeit der Kapelle oder nun, abends, nach einem angenehmen Adventssonntag, ist es ein leichtes, sich in Gott geborgen zu fühlen, zu wissen, daß der Herr mein Hirte ist und mir ein Mahl im Angesicht meiner Feinde bereitet. Wie komme ich zu der Gewissheit, zu der sicherheit in Notsituationen?
Klar, ich werde nicht von heute auf morgen stoisch mit streßsituationen umgehen können, aber daß ich wenigstens etwas ruhiger bleibe... was kann ich da machen? Rat und Gebet sind erwünscht :)
Wie dem auch sei: Ich danke dem Herrn dafür, daß er meine Vergeßlichkeit in dem Moment durch seine Wachsamkeit ausglich! (ob er das auch mit einem Android-Handy getan hätte? ;) )
Just als ich ausstieg, griff ich reflexartig an meine Hosentaschen. Irgendwie ist das in meinem Blut, daß ich nach dem Vorhandensein von Handy, Portemonnaie und Schlüssel immer mal wieder nachgucke. Mein Handy - iphone vom Typ, mit vielen für die Arbeit wichtigen Dingen drauf, war nicht in der Tasche. Ich bin dem Taxi sofort hinterhergerannt, aber im dunkeln konnte man mich nicht mehr sehen. Oben habe ich dann gleich probiert, das Taxi anzurufen (will heißen, mein Handy), aber niemand ging ran. Man kann sich vorstellen, wie fertig ich mit den nerven war... aber dazu kommen wir noch.
Ich habe schließlich die Taxizentralen in Berlin angerufen - und zwei Stunden später erfuhr ich, daß jemand ein verloren iphone gemeldet hat! Es war derselbe Taxifahrer (der sich erstmal über meinen bekloppten Klingelsound mokierte^^), ich verabredete mich am nächsten Tag und habe nun wieder ein iphone. Mein persönliches Wunder der Woche. Danke Gott!
Ich schreibe das nicht, um zu prollen, sondern um zwei Dinge zu betonen.
1.) Ich war unglaublich glücklich, einen derart ehrlichen Menschen getroffen zu haben. Heutzutage findet man das nicht häufig in unserer Pfennigfuchsergesellschaft. Man gewinnt ja manchmal den Eindruck, daß ehrlich sein sich nicht lohnt und so, um diesen Eindruck etwas zu korrigieren, habe ich den Taxifahrer eine ordentliche Prämie bezahlt (worauf er meinte, daß die nächsten drei Fahreten aufs haus gehen würden)
2.) Hier was persönlich wichtiges: Wenn ich solchen ausweglosen Situationen gegenüberstehe, neige ich zu einer... nennen wir es mal verzweifelten Raserei. Darunter hat dann die Beziehung zu Gott zu leiden - oder sagen wir mal lieber gott selbst. Das tut mir natürlich extrem leid, eigentlich immer sofort, nachdem der Rauch sich verzieht. Das muß nicht unbedingt gleich die positive Auflösung des Problems sein, aber irgendwas, was anzeigt, daß es weitergeht. Danach komme ich mir natürlich dann lächerlich vor, es ist mir dann etwas unangenehm vor Gott, daß ich ihn derart beharkt habe etc.
Das möchte ich natürlich ändern! Aber wie trainiere ich den Grenzfall? Sicher, in der Gemütlichkeit der Kapelle oder nun, abends, nach einem angenehmen Adventssonntag, ist es ein leichtes, sich in Gott geborgen zu fühlen, zu wissen, daß der Herr mein Hirte ist und mir ein Mahl im Angesicht meiner Feinde bereitet. Wie komme ich zu der Gewissheit, zu der sicherheit in Notsituationen?
Klar, ich werde nicht von heute auf morgen stoisch mit streßsituationen umgehen können, aber daß ich wenigstens etwas ruhiger bleibe... was kann ich da machen? Rat und Gebet sind erwünscht :)
Wie dem auch sei: Ich danke dem Herrn dafür, daß er meine Vergeßlichkeit in dem Moment durch seine Wachsamkeit ausglich! (ob er das auch mit einem Android-Handy getan hätte? ;) )
Sonntag, November 29, 2009
Advent
Wir sagen Euch an, den lieben Advent...
Ich wünsche allen Bloggern eine schöne Adventszeit! Elsa hat angefragt, ob und wie wir das adventliche Fasten gestalten.
Die körperliche Busse ist (wie immer, höhö) ein geregelter Speisenplan, d.h. Diät. Kann ich gut gebrauchen, ist einerseits mit Verzicht, andererseits mit, ääääähhh christlicher selbstliebe verbunden, weil man bewußter isst.
Das geistliche Fasten läßt sich unter dem Stichwort "Erneuerung" oder "Wachet und schauet aus nach dem Herrn" zusammenfassen. Kurz: Trotz meines doch inzwischen immensen Arbeitspensums versuche ich, Gott wieder mehr in den Alltag zu holen (Aktion: Raus aus dem Sonntag oder so). Konkret bedeutet das vor allem (ja, es ist was kleines, aber gutes) die Tageslesungen jeden Tag zu lesen.
Desweiteren möchte ich mit kommendem Samstag anfangen, die fünf Sühnesamstage wieder mal zu feiern. Das geht dann zwar weit über den Advent hinaus, jedoch möchte ich die Adventszeit als Starthilfe nutzen.
Ob ich es zu wenigstens einer Rorate-Messe schaffe, kann ich noch nicht sagen, schön wäre es. Die Rorate-Messen (leider ist die letzte schon wieder ein Jahr her) haben mir immer in ihrer Kargheit gefallen, da hier wirklich dieser Aspekt des Wartens auf den Herrn deutlich wird.
Wichtig ist mir der "Wachet"-Charakter, gerade in der Adventlichen Fastenzeit. Die Zeit des Wartens auf Weihnachten ist ein sinnbild für das Warten auf Christus, der kommen wird in Herrlichkeit. In der Hinsicht ist die Fastenzeit eine wunderbare Zeit, um den Kopf frei zu bekommen und wieder auf den Herrn hin auszurichten, gibt es doch zu viele Ablenkungen in der Welt...
Anyway: Ich wünsche allen eine wunderschöne Adventszeit, ob sie nun fasten oder nicht!
Ich wünsche allen Bloggern eine schöne Adventszeit! Elsa hat angefragt, ob und wie wir das adventliche Fasten gestalten.
Die körperliche Busse ist (wie immer, höhö) ein geregelter Speisenplan, d.h. Diät. Kann ich gut gebrauchen, ist einerseits mit Verzicht, andererseits mit, ääääähhh christlicher selbstliebe verbunden, weil man bewußter isst.
Das geistliche Fasten läßt sich unter dem Stichwort "Erneuerung" oder "Wachet und schauet aus nach dem Herrn" zusammenfassen. Kurz: Trotz meines doch inzwischen immensen Arbeitspensums versuche ich, Gott wieder mehr in den Alltag zu holen (Aktion: Raus aus dem Sonntag oder so). Konkret bedeutet das vor allem (ja, es ist was kleines, aber gutes) die Tageslesungen jeden Tag zu lesen.
Desweiteren möchte ich mit kommendem Samstag anfangen, die fünf Sühnesamstage wieder mal zu feiern. Das geht dann zwar weit über den Advent hinaus, jedoch möchte ich die Adventszeit als Starthilfe nutzen.
Ob ich es zu wenigstens einer Rorate-Messe schaffe, kann ich noch nicht sagen, schön wäre es. Die Rorate-Messen (leider ist die letzte schon wieder ein Jahr her) haben mir immer in ihrer Kargheit gefallen, da hier wirklich dieser Aspekt des Wartens auf den Herrn deutlich wird.
Wichtig ist mir der "Wachet"-Charakter, gerade in der Adventlichen Fastenzeit. Die Zeit des Wartens auf Weihnachten ist ein sinnbild für das Warten auf Christus, der kommen wird in Herrlichkeit. In der Hinsicht ist die Fastenzeit eine wunderbare Zeit, um den Kopf frei zu bekommen und wieder auf den Herrn hin auszurichten, gibt es doch zu viele Ablenkungen in der Welt...
Anyway: Ich wünsche allen eine wunderschöne Adventszeit, ob sie nun fasten oder nicht!
Freitag, November 06, 2009
Physik
Ich plane seit längerem, eine Reihe über aktuelle Themen in der Physik, speziell in der Chemischen Physik, in der ich zuhause bin, zu schreiben. Man mag sich fragen, was das auf einem Blog mit Namen St.Dymphna zu suchen hat. Sicher, verrückt ist es, "die spinnen, die Physiker". Aber katholisch? Nö, das ist es nicht. Aber erstens schreibe ich auch über diverse andere Themen, zweitens ist es betreffs des Öffentlichkeitsbildes der Christen sicherlich nicht schlecht, wenn einer (hoffentlich *hüstel*) Kenntnis und Leidenschaft an "profanen" Naturwissenschaften zeigt und drittens ist es doch hoffentlich für die Stammleserschaft interessant zu wissen, was der (Experimental-)Physiker an der aktuellen Physik interessant findet.
Bei dem Medienecho, daß die Stringtheorie im Speziellen und die Kosmologie im Allgemeinen in der populären (Pseudo-)Wissenschaftspresse bekommt, mag der Eindruck entstehen, daß der durchschnittliche Physiker jeden Morgen den Lieben Herrgott in Frage stellt, bzw., daß des Physikers hehres Ziel ist, Gott doch endlich mal zu finden. Meiner Meinung nach ist beides vollkommen falsch (und sehr polemisch formuliert). Die meisten Physiker untersuchen keineswegs Grenzfragen, sondern bspw. Prozesse auf Ultrakurzer Zeitskala. Das hat nichts mit den "großen" Fragen nach dem Ursprung des Universums zu tun. Aber es sind meiner Meinung nach nicht minder wichtige und deutlich realistischere Fragen, nämlich danach, wie dieses und jenes Gegenwärtige(!) Phänomen funktioniert. Wie findet ein Ladungstransfer zwischen zwei Molekülen statt? Was macht eine chemische Bindung aus? Auf was für einer Zeitskala agiert diese? Kann man das vielleicht zeitaufgelöst betrachten oder gar kontrollieren?
Diese und viele Fragen mehr sind die Fragen, mit denen ich und meine Kollegen sich beschäftigen, für die wir bereit sind, eine Nacht im Labor zu stehen, das Wochenende als Arbeitszeit zu nutzen und von der Außenwelt seltsam angeguckt zu werden.
"Und Gott?" Wie weiter oben gesagt: Ich suche in meiner Forschung nicht nach Gott, denn ihn habe ich schon gefunden. Was ich mache, ist, einen Aspekt seines Schaffens, der mir besonders zusagt, genauer unter die Lupe zu nehmen. Als Kind Gottes möchte man doch das Werk des Vaters kennen - ging und geht mir jedenfalls mit meinem Vater so, weshalb ich bis auf ein Paper alle von ihm in meiner Sammlung habe (nebenbei gesagt ist es für einen Menschen in der Oberflächenphysik nicht gerade schlecht, etwas über TEM einerseits und dünne Filme andererseits zu wissen...).
In diesem Post über Physik will ich primär ein paar Links auf den Weg geben, die ein Sprungbrett in die Welt der Physik und Chemie sein können.
- ArXiv
ArXiv ist ein Repository für Paperdrafts vor der Peer Review und allgemein für Veröffentlichungen, die nicht an offizielle Journals gesandt werden. Das ist gleichzeitig der Vor- wie Nachteil: Man findet ALLES drauf. (Fast) jeden Scheiß in Richtung Crackpot Science wie auch sehr interessante Dinge der wirklichen Wissenschaft, und (was ich eine der stärken vom Arxiv finde) alles dazwischen, also auch Paper von Herrn Tipler, die nicht 100% der trockenen Wissenschaft anzurechnen, aber auch kein purer Schrott sind.
Ein weiteres Problem ist, daß es zu viele Einsendungen jeden Tag gibt, wodurch man kaum auf dem Laufenden bleiben kann. Um hier wenigstens ein wenig mitzukommen, kann ich
- den Arxiv Blog Euch wärmstens ans Herz legen. Hier wird letztlich das Breite Spektrum der (theoretischen) Physik dargeboten, the good, the bad and the ugly werden hier erwähnt. Die Links zu den Papern werden kommentiert und danach kann man, wie es eben auf Blogs üblich ist, darüber diskutieren. Das wird leider vor allem von einem AWT-Knallkopf genutzt. Auf technologyreview kann man ohnehin sich etwas umsehen, so ist bspw der TR-Editors blog immer mal wieder einen Blick wert.
- Physics - spotlightning exceptional research . Hier wirds extrem cool und verdammt offiziell. Was man hier findet, sind Zusammenfassungen und Kommentare von namhaften Wissenschaftlern zu so-called "Editors Suggestions" aus den Physical Review-Zeitschriften. Problem ist, daß es hier wirklich ans Eingemachte geht, aber dafür bekommt man live und in Farbe mit, was den Physiker von heute beschäftigt. Außerdem sind hier immer wieder echte PRL-Paper uä für otto-normal-verbraucher for free runterzuladen. Ich habe zwar über meinen Uniaccount diesen Zugang immer, aber für alle anderen kann das Hobby Paperlesen extremst teuer werden. Da freut man sich über sowas.
- Science Daily ist eher populärwissenschaftlicher, was auch der Vorteil ist. Die Themen, die herausgesucht werden, sind jedoch handfest wissenschaftliche Themen, jedoch für den Laienleser aufbereitet. Highly recommended.
So, wie gesagt, das soll ein Anfang sein. Ich hoffe, Interesse geweckt zu haben. Für Fragen, Anregungen etc. steht natürlich die Kommentarfunktion immer zur Verfügung.
Bei dem Medienecho, daß die Stringtheorie im Speziellen und die Kosmologie im Allgemeinen in der populären (Pseudo-)Wissenschaftspresse bekommt, mag der Eindruck entstehen, daß der durchschnittliche Physiker jeden Morgen den Lieben Herrgott in Frage stellt, bzw., daß des Physikers hehres Ziel ist, Gott doch endlich mal zu finden. Meiner Meinung nach ist beides vollkommen falsch (und sehr polemisch formuliert). Die meisten Physiker untersuchen keineswegs Grenzfragen, sondern bspw. Prozesse auf Ultrakurzer Zeitskala. Das hat nichts mit den "großen" Fragen nach dem Ursprung des Universums zu tun. Aber es sind meiner Meinung nach nicht minder wichtige und deutlich realistischere Fragen, nämlich danach, wie dieses und jenes Gegenwärtige(!) Phänomen funktioniert. Wie findet ein Ladungstransfer zwischen zwei Molekülen statt? Was macht eine chemische Bindung aus? Auf was für einer Zeitskala agiert diese? Kann man das vielleicht zeitaufgelöst betrachten oder gar kontrollieren?
Diese und viele Fragen mehr sind die Fragen, mit denen ich und meine Kollegen sich beschäftigen, für die wir bereit sind, eine Nacht im Labor zu stehen, das Wochenende als Arbeitszeit zu nutzen und von der Außenwelt seltsam angeguckt zu werden.
"Und Gott?" Wie weiter oben gesagt: Ich suche in meiner Forschung nicht nach Gott, denn ihn habe ich schon gefunden. Was ich mache, ist, einen Aspekt seines Schaffens, der mir besonders zusagt, genauer unter die Lupe zu nehmen. Als Kind Gottes möchte man doch das Werk des Vaters kennen - ging und geht mir jedenfalls mit meinem Vater so, weshalb ich bis auf ein Paper alle von ihm in meiner Sammlung habe (nebenbei gesagt ist es für einen Menschen in der Oberflächenphysik nicht gerade schlecht, etwas über TEM einerseits und dünne Filme andererseits zu wissen...).
In diesem Post über Physik will ich primär ein paar Links auf den Weg geben, die ein Sprungbrett in die Welt der Physik und Chemie sein können.
- ArXiv
ArXiv ist ein Repository für Paperdrafts vor der Peer Review und allgemein für Veröffentlichungen, die nicht an offizielle Journals gesandt werden. Das ist gleichzeitig der Vor- wie Nachteil: Man findet ALLES drauf. (Fast) jeden Scheiß in Richtung Crackpot Science wie auch sehr interessante Dinge der wirklichen Wissenschaft, und (was ich eine der stärken vom Arxiv finde) alles dazwischen, also auch Paper von Herrn Tipler, die nicht 100% der trockenen Wissenschaft anzurechnen, aber auch kein purer Schrott sind.
Ein weiteres Problem ist, daß es zu viele Einsendungen jeden Tag gibt, wodurch man kaum auf dem Laufenden bleiben kann. Um hier wenigstens ein wenig mitzukommen, kann ich
- den Arxiv Blog Euch wärmstens ans Herz legen. Hier wird letztlich das Breite Spektrum der (theoretischen) Physik dargeboten, the good, the bad and the ugly werden hier erwähnt. Die Links zu den Papern werden kommentiert und danach kann man, wie es eben auf Blogs üblich ist, darüber diskutieren. Das wird leider vor allem von einem AWT-Knallkopf genutzt. Auf technologyreview kann man ohnehin sich etwas umsehen, so ist bspw der TR-Editors blog immer mal wieder einen Blick wert.
- Physics - spotlightning exceptional research . Hier wirds extrem cool und verdammt offiziell. Was man hier findet, sind Zusammenfassungen und Kommentare von namhaften Wissenschaftlern zu so-called "Editors Suggestions" aus den Physical Review-Zeitschriften. Problem ist, daß es hier wirklich ans Eingemachte geht, aber dafür bekommt man live und in Farbe mit, was den Physiker von heute beschäftigt. Außerdem sind hier immer wieder echte PRL-Paper uä für otto-normal-verbraucher for free runterzuladen. Ich habe zwar über meinen Uniaccount diesen Zugang immer, aber für alle anderen kann das Hobby Paperlesen extremst teuer werden. Da freut man sich über sowas.
- Science Daily ist eher populärwissenschaftlicher, was auch der Vorteil ist. Die Themen, die herausgesucht werden, sind jedoch handfest wissenschaftliche Themen, jedoch für den Laienleser aufbereitet. Highly recommended.
So, wie gesagt, das soll ein Anfang sein. Ich hoffe, Interesse geweckt zu haben. Für Fragen, Anregungen etc. steht natürlich die Kommentarfunktion immer zur Verfügung.
Montag, November 02, 2009
Allerseelen
Allerseelen ist natürlich eine der großen Gelegenheiten, an jene zu denken, die uns vorangegangen sind. Das bedeutet in meinem speziellen Fall meine Mutter. Zwar habe ich es leider Gottes verpennt, an meine Gemeinde zu schreiben, auf daß für sie gebetet wird (dieses Jahr), aber ich hab ihr ja streng genommen auch schon mehr als einen vollkommenen Ablaß aufgeopfert :)
Doch auch wenn dem so ist, bietet sich eben der Tag an, an jene Personen zu denken, für sie zu beten und sie um Fürsprache zu bitten. Und, ganz banal, mal wieder hallo zu sagen. Aus dem Trott des Alltages, der viel zu schnell nach dem Tod einer Person, die man liebt, eintritt, ganz bewußt auch nur für eine kurze Zeit zu entkommen und zu merken, wie sehr doch diese Person einem fehlt.
In dem Sinne war ich heute mal wieder am Grab meiner geliebten Mama. Wäre der Regen und die bittere Kälte nicht gewesen, wäre ich auch, wie bei meinen letzten zwei Besuchen, etwas länger geblieben, aber so hoffe ich doch, daß sie (und der Herr!) dieses Opfer, früh aufzustehen und bei diesem widerlichen Wetter ihrem Grab einen Besuch abzustatten, zu schätzen weiß.
Ich fragte mich, wie auch schon bei den anderen beiden Besuchen, was sie wohl vom weiteren Lebensweg ihrer Kinder so hält. Der eine als Doktorant unterwegs (und alle ihre Blumen auf dem Gewissen hat *räusper*), der andere nun verheirateter Vater eines ziemlich lebendigen kleinen Joschuas. Sicherlich wäre sie stolz auf uns. Sie würde sich zwar ärgern, daß der eine seinen Ambitionen, Lateinlehrer zu werden, nicht nachging, daß der andere ein slackiges leben allein führt, wird sie auch stören und sie wird sicherlich den Herrn Vater wieder dafür verantwortlich machen, daß wir zugenommen haben :) Jedenfalls, in solchen Momenten vermisse ich sie wirklich, ihren einzigartigen Wiener Humor, ihre Zunge, scharf wie ein Schwert, ihr offenes Ohr.
Aber als Katholik weiß ich, daß es ein Wiedersehen geben wird.
CU in heaven, Mama!
P.S.: Ich hoffe natürlich auch, daß ich Opa Werner wiedersehe, ich hab nur jetzt nicht so viel über ihn geschrieben, weil ich sein Grab (da nicht in Berlin etc) nicht so leicht besuchen konnte. Aber auf Deine Derben Witze und Deinen altberliner Akzent wird man hoffentlich auch nicht in den himmlischen Sphären und später dann im himmlischen Jerusalem verzichten müssen.
Doch auch wenn dem so ist, bietet sich eben der Tag an, an jene Personen zu denken, für sie zu beten und sie um Fürsprache zu bitten. Und, ganz banal, mal wieder hallo zu sagen. Aus dem Trott des Alltages, der viel zu schnell nach dem Tod einer Person, die man liebt, eintritt, ganz bewußt auch nur für eine kurze Zeit zu entkommen und zu merken, wie sehr doch diese Person einem fehlt.
In dem Sinne war ich heute mal wieder am Grab meiner geliebten Mama. Wäre der Regen und die bittere Kälte nicht gewesen, wäre ich auch, wie bei meinen letzten zwei Besuchen, etwas länger geblieben, aber so hoffe ich doch, daß sie (und der Herr!) dieses Opfer, früh aufzustehen und bei diesem widerlichen Wetter ihrem Grab einen Besuch abzustatten, zu schätzen weiß.
Ich fragte mich, wie auch schon bei den anderen beiden Besuchen, was sie wohl vom weiteren Lebensweg ihrer Kinder so hält. Der eine als Doktorant unterwegs (und alle ihre Blumen auf dem Gewissen hat *räusper*), der andere nun verheirateter Vater eines ziemlich lebendigen kleinen Joschuas. Sicherlich wäre sie stolz auf uns. Sie würde sich zwar ärgern, daß der eine seinen Ambitionen, Lateinlehrer zu werden, nicht nachging, daß der andere ein slackiges leben allein führt, wird sie auch stören und sie wird sicherlich den Herrn Vater wieder dafür verantwortlich machen, daß wir zugenommen haben :) Jedenfalls, in solchen Momenten vermisse ich sie wirklich, ihren einzigartigen Wiener Humor, ihre Zunge, scharf wie ein Schwert, ihr offenes Ohr.
Aber als Katholik weiß ich, daß es ein Wiedersehen geben wird.
CU in heaven, Mama!
P.S.: Ich hoffe natürlich auch, daß ich Opa Werner wiedersehe, ich hab nur jetzt nicht so viel über ihn geschrieben, weil ich sein Grab (da nicht in Berlin etc) nicht so leicht besuchen konnte. Aber auf Deine Derben Witze und Deinen altberliner Akzent wird man hoffentlich auch nicht in den himmlischen Sphären und später dann im himmlischen Jerusalem verzichten müssen.
Rise up, rise up catholic rise up...
Yeah, unsere amerikanischen Brüder erheben sich.
"No man is free until al men are free" wird in dem Lied, dessen Refrain ich so schamlos für meine Zwecke klaute, gesungen - und das kann und muss (!) auch für das elementarste Recht von allen gelten: Das Recht auf Leben. Joah, da kann man nur sagen, daß ich im Gebet verbunden bin.
"No man is free until al men are free" wird in dem Lied, dessen Refrain ich so schamlos für meine Zwecke klaute, gesungen - und das kann und muss (!) auch für das elementarste Recht von allen gelten: Das Recht auf Leben. Joah, da kann man nur sagen, daß ich im Gebet verbunden bin.
Sonntag, November 01, 2009
Frohes Fest Allerheiligen!

Heute war die Messe auch wirklich dem Anlaß entsprechend wunderbar! Nur hat mich hier mal wieder was gewundert, was mich jedes Jahr wieder bei der Predigt bzw. der Betrachtung am Vortag wundert: Warum redet man jedes Jahr davon, was es heißt, heilig zu sein? Sicher, das ist eine wichtige Sache, aber ich finde es schade, daß nicht mal darüber geredet wird, was die Heiligen im Himmel für uns auf Erden bedeuten. Klar, sie sind Fürsprecher, das weiß ich auch. Aber jedenfalls mir geht es oft so, daß ich die Heiligen quasi vergesse.
Und so, liebe Blogozesianer die Frage an Euch: Wie sieht, ganz praktisch, die Heiligenverehrung in Eurem Leben aus? Was für Heilige ruft ihr wann an, was für Brauchtum praktiziert ihr etc?
Ich kann ja mal den Anfang machen. Das einzige, was ich wirklich praktisch in Sachen Heiligenverehrung tu, ist, täglich für meine Arbeit zu beten. Dabei rufe ich verschiedene Patrone der Studenten und Naturwissenschaftler an (Nach einem Barmherzigkeitsrosenkranz btw.), und zwar:
- Thomas Aquinas
- Albertus Magnus
- Gregor der Große
- Cosmas & Damianus (wobei ich in der Rückschau mich wundere, wie ich darauf kam, daß NW öä ihr Patronat wäre - jedenfalls haben sie bisher gute Dienste geleistet)
- Ludwig IX
- Hildegard von Bingen
als (noch) nicht heilig/selig gesprochene rufe ich dann noch den Ehrwürdigen Diener Gottes Isidoro Zorzano an und einen verstorbenen ehemaligen Professor meiner Fakultät (und sehr aktiven Opus Dei-Mitglied).
Gerade bei Vorträgen ist es ein beruhigendes Gefühl, diese "scientific gang" hinter sich zu haben. In der Hinsicht ist heute natürlich auch ein Tag, mal diesen Arbeitskollegen im Himmel ein DANKESCHÖN zu sagen!
So, nu seid ihr an der Reihe.
Sonntag, Oktober 25, 2009
FSSPX und so
ZUSAMMENFASSUNG (ich neige ja zum Schwadronieren):
Die FSSPX ist mir eigentlich recht willkommen. Sie brauchen auch keine glühenden V2-Verehrer zu werden, die JOHN PAUL TWO - WE LOVE YOU skandieren, sie sollen nur akzeptieren, daß es das Zweite Vatikanum und die Liturgiereform gibt und beides nicht falsch ist. Ich denke (und das hat mir ein FSSPX-Vertreter gesagt), daß es für die Texte des Zweiten Vatikanums Lesarten gibt, die der FSSPX eher entsprechen und mit denen sie sich konstruktiv und gewinnbringend als etwas traditionellere Kraft in die Kirche einfügen würden. Aber: Einfügen, nicht Umwerfen - so lautet die Devise in der Kirche.
Nun der eigentliche Text (ich habs mal Marke Paper mit Abstract und danach langem Gerede probiert):
Nun bald fangen - gottlob - die Sondierungsgespräche zwischen der Piusbruderschaft und der Glaubenskongregation an. Darüber - oder allgemein die Piusbruderschaft - wird vielerorts diskutiert, zum Beispiel bei Bloggerkollegin Elsa, bspw. hier . Es mag der Eindruck entstanden sein, daß es mir dabei primär um die FSSPX geht, aber da hat man mich falsch verstanden bzw. ich mich falsch ausgedrückt. Ich sorge mich nicht um die Piusbruderschaft, sondern um die Kirche, weshalb ich nun auch die Gespräche interessiert verfolgen werde!
Letztlich erwarte ich von Herrn Fellay etc. gar nicht, daß sie auf einmal die großen JP2- und Konzilsliebhaber werden. Das kann man von einer Gruppierung von Leuten, die sicherlich ihre Gründe hatten, das Konzil abzulehnen, nicht von heute auf morgen erwarten. Was ich jedoch erwarten würde, wäre wenigstens eine Äußerung, daß sie sich mit dem Konzil und dem Lehramt der darauf folgenden Päpste befassen werden. Aber selbst wenn das nicht kommt - das ist nicht der Grund, warum ich derart hinterher bin.
Was mich langsam wirklich sorgt, ist, wie die Kirche damit umgehen wird. Wenn die Gespräche mit der FSSPX fertig sind, wird das auch eine Selbstdefinition der Kirche zum Konzil etc. sein. Und wenn nun daraus wird, daß man es mit dem Konzil und dem Lehramt der darauf folgenden Päpste wie ein Dachdecker halten kann, wenn man nur alle Tradition vorher akzeptiert, dann können die werten Herren Blogger von NLM etc. von der Hermeneutik der Kontiniutät noch zehnmal sprechen - dann ist hier ein Bruch geschehen, indem man nämlich die Geschichte der letzten vierzig Jahre ungeschehen machen will.
"Das ist unrealistisch"? Na ja, so viel ereifernde Sympathie mit einer Gemeinschaft, die eben die real existierende Kirche, in der sich viele von uns trotz aller Widerfahrnisse doch zuhause fühlen PER SE als Irregeleitet hält, wie man sie unter doch angeblich Kirchentreuen Katholiken findet - gepaart mit einer bissigen Polemik gegen Mitglieder des Episkopats... da fragt man sich doch die Gretchenfrage:
Wie haltet ihrs denn mit dem Konzil? Sich hier jetzt mit der absolut peinlichen Petition Vaticanum rausreden bringts nich, nicht alle, die das Zweite Vatikanum und das Lehramt von Paul VI., Johannes Paul I. und vor allem Johannes Paul II. wichtig finden (und es gerade in diesen Tagen betonen!), sind automatisch Frauenpriesterinnen, die Dönerfladenschwingend mit der Freundin des ansässigen Priesters durch Linz marschieren. Ich kenne gerade auf charismatisch-katholischer Seite Christen, dessen Eifer fürs Evangelium wahrscheinlich einige von uns weit, weit in den Schatten stellen würde - jedenfalls mich läßt er sehr kleinlaut werden. Und dieser Eifer, dieser lebendige Glaube an die Realpräsenz des Herrn in der Eucharistie ist da TROTZ Klampfen und Handkommunion. Es ist nicht mein Weg - diese Lobpreisliedchen finde ich widerlich - aber ich werde der Allerletzte sein, der diesen Christen die Daseinsbereichtigung in der Kirche abspricht.
Und ja - ich bin ein Freund der ordentlichen Form des römischen Ritus. Ich ziehe sie der außerordentlichen Form trotz aller Linzer Pseudomessen vor (daß ich die außerordentliche Form den Linzer Pseudomessen vorziehe, brauche ich hoffentlich nicht extra zu erwähnen). Jedoch sehe ich in der außerordentlichen Form nicht nur eine eine "auch gültige" Form der Messe, sie bietet die Basis für eine wunderschöne Bereicherung des liturgischen Lebens jeder Gemeinde. Aber die Akzeptanz, die ich dem außerordenlichen Ritus entgegenbringe erwarte ich auch umgekehrt. Inzwischen scheint man jedoch der Meinung zu sein, daß ein Katholik, der es etwas ernster mit dem Glauben meint, die Alte Messe doch (Latein, Choral etc.) bevorzugen müsse - und sorry, da brauch man nicht noch eine Gemeinschaft, die hier eine noch militantere Meinung vertritt.
Es wird noch eine noch realistischere Sorge, wenn man übelegt, daß die FSSPX nun schon vor den Gesprächen in Lourdes zelebrieren darf und die Bischöfe, die die Priesterweihen mitte dieses Jahres nicht guthießen, mit Schimpf und Schande beladen wurden. Anscheinend braucht es keine Akzeptanz eines Konzils, um die eifrige Begeisterung eines papsttreuen Katholiken zu erhalten.
Die FSSPX ist mir eigentlich recht willkommen. Sie brauchen auch keine glühenden V2-Verehrer zu werden, die JOHN PAUL TWO - WE LOVE YOU skandieren, sie sollen nur akzeptieren, daß es das Zweite Vatikanum und die Liturgiereform gibt und beides nicht falsch ist. Ich denke (und das hat mir ein FSSPX-Vertreter gesagt), daß es für die Texte des Zweiten Vatikanums Lesarten gibt, die der FSSPX eher entsprechen und mit denen sie sich konstruktiv und gewinnbringend als etwas traditionellere Kraft in die Kirche einfügen würden. Aber: Einfügen, nicht Umwerfen - so lautet die Devise in der Kirche.
Nun der eigentliche Text (ich habs mal Marke Paper mit Abstract und danach langem Gerede probiert):
Nun bald fangen - gottlob - die Sondierungsgespräche zwischen der Piusbruderschaft und der Glaubenskongregation an. Darüber - oder allgemein die Piusbruderschaft - wird vielerorts diskutiert, zum Beispiel bei Bloggerkollegin Elsa, bspw. hier . Es mag der Eindruck entstanden sein, daß es mir dabei primär um die FSSPX geht, aber da hat man mich falsch verstanden bzw. ich mich falsch ausgedrückt. Ich sorge mich nicht um die Piusbruderschaft, sondern um die Kirche, weshalb ich nun auch die Gespräche interessiert verfolgen werde!
Letztlich erwarte ich von Herrn Fellay etc. gar nicht, daß sie auf einmal die großen JP2- und Konzilsliebhaber werden. Das kann man von einer Gruppierung von Leuten, die sicherlich ihre Gründe hatten, das Konzil abzulehnen, nicht von heute auf morgen erwarten. Was ich jedoch erwarten würde, wäre wenigstens eine Äußerung, daß sie sich mit dem Konzil und dem Lehramt der darauf folgenden Päpste befassen werden. Aber selbst wenn das nicht kommt - das ist nicht der Grund, warum ich derart hinterher bin.
Was mich langsam wirklich sorgt, ist, wie die Kirche damit umgehen wird. Wenn die Gespräche mit der FSSPX fertig sind, wird das auch eine Selbstdefinition der Kirche zum Konzil etc. sein. Und wenn nun daraus wird, daß man es mit dem Konzil und dem Lehramt der darauf folgenden Päpste wie ein Dachdecker halten kann, wenn man nur alle Tradition vorher akzeptiert, dann können die werten Herren Blogger von NLM etc. von der Hermeneutik der Kontiniutät noch zehnmal sprechen - dann ist hier ein Bruch geschehen, indem man nämlich die Geschichte der letzten vierzig Jahre ungeschehen machen will.
"Das ist unrealistisch"? Na ja, so viel ereifernde Sympathie mit einer Gemeinschaft, die eben die real existierende Kirche, in der sich viele von uns trotz aller Widerfahrnisse doch zuhause fühlen PER SE als Irregeleitet hält, wie man sie unter doch angeblich Kirchentreuen Katholiken findet - gepaart mit einer bissigen Polemik gegen Mitglieder des Episkopats... da fragt man sich doch die Gretchenfrage:
Wie haltet ihrs denn mit dem Konzil? Sich hier jetzt mit der absolut peinlichen Petition Vaticanum rausreden bringts nich, nicht alle, die das Zweite Vatikanum und das Lehramt von Paul VI., Johannes Paul I. und vor allem Johannes Paul II. wichtig finden (und es gerade in diesen Tagen betonen!), sind automatisch Frauenpriesterinnen, die Dönerfladenschwingend mit der Freundin des ansässigen Priesters durch Linz marschieren. Ich kenne gerade auf charismatisch-katholischer Seite Christen, dessen Eifer fürs Evangelium wahrscheinlich einige von uns weit, weit in den Schatten stellen würde - jedenfalls mich läßt er sehr kleinlaut werden. Und dieser Eifer, dieser lebendige Glaube an die Realpräsenz des Herrn in der Eucharistie ist da TROTZ Klampfen und Handkommunion. Es ist nicht mein Weg - diese Lobpreisliedchen finde ich widerlich - aber ich werde der Allerletzte sein, der diesen Christen die Daseinsbereichtigung in der Kirche abspricht.
Und ja - ich bin ein Freund der ordentlichen Form des römischen Ritus. Ich ziehe sie der außerordentlichen Form trotz aller Linzer Pseudomessen vor (daß ich die außerordentliche Form den Linzer Pseudomessen vorziehe, brauche ich hoffentlich nicht extra zu erwähnen). Jedoch sehe ich in der außerordentlichen Form nicht nur eine eine "auch gültige" Form der Messe, sie bietet die Basis für eine wunderschöne Bereicherung des liturgischen Lebens jeder Gemeinde. Aber die Akzeptanz, die ich dem außerordenlichen Ritus entgegenbringe erwarte ich auch umgekehrt. Inzwischen scheint man jedoch der Meinung zu sein, daß ein Katholik, der es etwas ernster mit dem Glauben meint, die Alte Messe doch (Latein, Choral etc.) bevorzugen müsse - und sorry, da brauch man nicht noch eine Gemeinschaft, die hier eine noch militantere Meinung vertritt.
Es wird noch eine noch realistischere Sorge, wenn man übelegt, daß die FSSPX nun schon vor den Gesprächen in Lourdes zelebrieren darf und die Bischöfe, die die Priesterweihen mitte dieses Jahres nicht guthießen, mit Schimpf und Schande beladen wurden. Anscheinend braucht es keine Akzeptanz eines Konzils, um die eifrige Begeisterung eines papsttreuen Katholiken zu erhalten.
Donnerstag, Oktober 22, 2009
My Way bei Beerdigungen und andere Greueltaten auf Gottes Erde.
Geistlicher beklagt zu viele weltliche Lieder bei Beerdigungen .
Da hats mir etwas die Sprache verschlagen und ich muß sagen, daß mir hier auch das Einfühlungsvermögen fehlt (EDIT: Ich finde, daß dem Geistlichen das Einfühlungsvermögen fehlt). Oder zumindest die richtige Taktik, denn man kann beides - ein weltliches Lied und eine geistliche Beerdigung - miteinander verbinden, wenn man es denn clever macht.
Als meine Mutter starb, standen wir Katholen (sprich mein Vater, mein Bruder und ich) vor dem Problem, daß erstens meine Mutter wünschte, daß "Seasons in the Sun" auf ihrer Beerdigung laufen sollte (hier komme ich noch auf einen Punkt von wegen "Glaube an Auferstehung bleibe auf der Strecke), zweitens die Ungläubigen/Gläubigen-Quote ca 50/50 stand (wenn ich es mir recht überlege: Nicht mal das); vor allem der Lebensgefährte meiner Mutter nicht religiös war. Ja, ich weiß, hier geht es nicht um weltlichen Gefallen etc. - aber man muß meiner Meinung nach schon dafür sorgen, daß jeder von einer Trauerfeier einen Funken Hoffnung mitnehmen kann. Und damit man die Herzen öffnet, kann man auch zwei Schritte - nicht den ganzen Weg - entgegen gehen.
In unserem konkreten Fall hieß das, daß nach der Versammlung in der Kapelle von einer langjährigen Freundin (und meines Vaters - ja, und meines Bruders und mir) einige Worte gesprochen wurden - ich muß gestehen, ich weiß gar nicht mehr, ob noch jemand ein "weltliches Gedächtnis" gestiftet hat -, dann wurde dieser weltliche Part mit Seasons in the sun abgeschlossen, worauf die katholische Trauerfeier begann.
Damit waren alle zufrieden. Die Katholen hatten eine würdige, christliche Trauerfeier (mit einer sehr schönen Predigt übrigens), die Atheisten und Agnostiker hatten zuvor einige Worte des Gedächtnisses. Auch die zeitliche Abfolge hat mir gefallen; daß nach dem weltlichen Gedächtnis der Hinweis auf etwas, was über dieses Gedächtnis hinausgeht, vorhanden ist. Ich weiß von den nicht gläubigen, daß die Worte des Priesters und der ganze Ritus sie tief berührt hat. Und, plump gefragt: was will man (erstmal) mehr?
Mit der Erinnerung im Hintergrund finde ich das, was der Priester sagte, einfach nur nicht durchdacht und, falls das doch durchdacht war, herzlos. Einer Trauergemeinde dann zu sagen "Nein, meine Lieben, es ist mir sch***egal, was die Verstorbene Person auf dem Totenbett hören wollte, ich spiele nun Dies Irae" ist ein pseudo-rechtgläubiges Pharisäertum, was den Menschen vollkommen übersieht. Sicher, das allererste Gebot ist das der Gottesliebe, aber das zweite Gebot (Mt 22,39) genau so wichtig. Aus der Gottesliebe erwächst uns die Pflicht der Nächstenliebe, was im konkreten Fall bedeuten kann, daß man nicht in einem Anfall von Orthodoxie eine Trauergemeinde anranzen muß, sondern daß man überlegt, wie weit man ihnen entgegengehen kann (wie viele Meilen man mit ihnen gehen kann, nicht?).
Nebenbei gesagt: Die Wünsche des Verstorbenen zu beachten betreffs die Liedwahl bei der Beerdigung, und sei es Bushido - Berlin, ist wohl eines der einfachsten Zeichen dafür, daß irgendetwas an Glauben an ein Leben nach dem Tod vorhanden ist. Denn man erfüllt den Willen der Toten, als würden diese noch leben, ja, man hat ein schlechtes Gewissen, wenn man dies nicht tut. Wenn ich Seasons in the sun höre, denke ich an meine verstorbene Mutter, wie sie es - so Gott will (was ich doch hoffe!) - in den Himmel geschafft hat und bin erfüllt von der Hoffnung, sie einst wieder zu sehen. Da brauche ich kein christliches Lied dafür.
Da hats mir etwas die Sprache verschlagen und ich muß sagen, daß mir hier auch das Einfühlungsvermögen fehlt (EDIT: Ich finde, daß dem Geistlichen das Einfühlungsvermögen fehlt). Oder zumindest die richtige Taktik, denn man kann beides - ein weltliches Lied und eine geistliche Beerdigung - miteinander verbinden, wenn man es denn clever macht.
Als meine Mutter starb, standen wir Katholen (sprich mein Vater, mein Bruder und ich) vor dem Problem, daß erstens meine Mutter wünschte, daß "Seasons in the Sun" auf ihrer Beerdigung laufen sollte (hier komme ich noch auf einen Punkt von wegen "Glaube an Auferstehung bleibe auf der Strecke), zweitens die Ungläubigen/Gläubigen-Quote ca 50/50 stand (wenn ich es mir recht überlege: Nicht mal das); vor allem der Lebensgefährte meiner Mutter nicht religiös war. Ja, ich weiß, hier geht es nicht um weltlichen Gefallen etc. - aber man muß meiner Meinung nach schon dafür sorgen, daß jeder von einer Trauerfeier einen Funken Hoffnung mitnehmen kann. Und damit man die Herzen öffnet, kann man auch zwei Schritte - nicht den ganzen Weg - entgegen gehen.
In unserem konkreten Fall hieß das, daß nach der Versammlung in der Kapelle von einer langjährigen Freundin (und meines Vaters - ja, und meines Bruders und mir) einige Worte gesprochen wurden - ich muß gestehen, ich weiß gar nicht mehr, ob noch jemand ein "weltliches Gedächtnis" gestiftet hat -, dann wurde dieser weltliche Part mit Seasons in the sun abgeschlossen, worauf die katholische Trauerfeier begann.
Damit waren alle zufrieden. Die Katholen hatten eine würdige, christliche Trauerfeier (mit einer sehr schönen Predigt übrigens), die Atheisten und Agnostiker hatten zuvor einige Worte des Gedächtnisses. Auch die zeitliche Abfolge hat mir gefallen; daß nach dem weltlichen Gedächtnis der Hinweis auf etwas, was über dieses Gedächtnis hinausgeht, vorhanden ist. Ich weiß von den nicht gläubigen, daß die Worte des Priesters und der ganze Ritus sie tief berührt hat. Und, plump gefragt: was will man (erstmal) mehr?
Mit der Erinnerung im Hintergrund finde ich das, was der Priester sagte, einfach nur nicht durchdacht und, falls das doch durchdacht war, herzlos. Einer Trauergemeinde dann zu sagen "Nein, meine Lieben, es ist mir sch***egal, was die Verstorbene Person auf dem Totenbett hören wollte, ich spiele nun Dies Irae" ist ein pseudo-rechtgläubiges Pharisäertum, was den Menschen vollkommen übersieht. Sicher, das allererste Gebot ist das der Gottesliebe, aber das zweite Gebot (Mt 22,39) genau so wichtig. Aus der Gottesliebe erwächst uns die Pflicht der Nächstenliebe, was im konkreten Fall bedeuten kann, daß man nicht in einem Anfall von Orthodoxie eine Trauergemeinde anranzen muß, sondern daß man überlegt, wie weit man ihnen entgegengehen kann (wie viele Meilen man mit ihnen gehen kann, nicht?).
Nebenbei gesagt: Die Wünsche des Verstorbenen zu beachten betreffs die Liedwahl bei der Beerdigung, und sei es Bushido - Berlin, ist wohl eines der einfachsten Zeichen dafür, daß irgendetwas an Glauben an ein Leben nach dem Tod vorhanden ist. Denn man erfüllt den Willen der Toten, als würden diese noch leben, ja, man hat ein schlechtes Gewissen, wenn man dies nicht tut. Wenn ich Seasons in the sun höre, denke ich an meine verstorbene Mutter, wie sie es - so Gott will (was ich doch hoffe!) - in den Himmel geschafft hat und bin erfüllt von der Hoffnung, sie einst wieder zu sehen. Da brauche ich kein christliches Lied dafür.
Mittwoch, Oktober 21, 2009
Schreibblockaden, Sorgen und Englisches Versagen
Sodele, nu wurden doch mal Messungen in meinem Labor aufgenommen und insgesamt hat sich was daraus entwickelt. Zwar für einen Kritikaster wie mich noch zu wenig und noch keine Messungen am System CH4/MgO, aber freuen tu ich mich trotzdem. Es ist einfach schön zu sehen, daß es was zu messen gibt. Der Stein wurde halt ins Rollen gebracht.
Na ja, und da die ersten Messungen mit den ersten Ergebnissen Hand in Hand gehen, wird nun offiziell seit heute auch das erste Paper geschrieben (was auf jeden Fall mega-awesome ist). Und hier merke ich, daß erstens ich in Sachen Englisch etwas krüppelig bin und zweitens geht es mir hier so wie es mir vor meinem IMPRS-Vortrag, vor einem semiprivaten Talk, den ich hielt oder beim Schreiben meiner Diplomarbeit ging: Ich finde dann oft, daß das, was ich sagen will, deutlich mehr Messungen erfordert, daß zu wenig Konsistenz vorliegt.
Kurz und gut: Meine Unsicherheit schlägt gerade wieder etwas zu. Betet doch mal wieder für mich und meine Wissenschaft.
Was heißt meine? PRAY FOR SCIENCE! Das ist doch mal ein Motto!
P.S.: Als alter Mathematica-Fan hab ich nun ein kleines Wolfram alpha-Applet eingefügt.
Na ja, und da die ersten Messungen mit den ersten Ergebnissen Hand in Hand gehen, wird nun offiziell seit heute auch das erste Paper geschrieben (was auf jeden Fall mega-awesome ist). Und hier merke ich, daß erstens ich in Sachen Englisch etwas krüppelig bin und zweitens geht es mir hier so wie es mir vor meinem IMPRS-Vortrag, vor einem semiprivaten Talk, den ich hielt oder beim Schreiben meiner Diplomarbeit ging: Ich finde dann oft, daß das, was ich sagen will, deutlich mehr Messungen erfordert, daß zu wenig Konsistenz vorliegt.
Kurz und gut: Meine Unsicherheit schlägt gerade wieder etwas zu. Betet doch mal wieder für mich und meine Wissenschaft.
Was heißt meine? PRAY FOR SCIENCE! Das ist doch mal ein Motto!
P.S.: Als alter Mathematica-Fan hab ich nun ein kleines Wolfram alpha-Applet eingefügt.
Dienstag, Oktober 20, 2009
Sonntag, Oktober 18, 2009
Kain und Abel
Ich kann mir nicht helfen, irgendwie erwische ich mich seit Jahren - eigentlich, seit ich als erstes von Kain und Abel gehört hatte - dabei, mit Kain Mitleid zu haben. Mir geht es ähnlich bei der Geschichte um Jakob und Esau, aber das ist ein leicht anderes Thema (immerhin hat Esau zwei Hethiterinnen geheiratet und sein Erstgeburtsrecht verkauft, außerdem wurde er wenigstens von einem anderen Volk der Stammvater).
Was ich meine, ist die Geschichte VOR dem Mord bzw. wie diese Geschichte ausgelegt wird. Kains großer Fehler scheint zu sein, daß er schnöder Ackermann wurde und nicht cooler Hirte. Jedenfalls scheinen viele Heilige (und Paulus und Johannes) in Kain schon vor dem Mord einen bösen Menschen zu sehen, einen ungerechten, der dann eben den gerechten Diener Abel umgebracht hat.
Ich weiß gar nicht, ob die Geschichte, jedenfalls in der Form, wie ich sie kenne, so hergibt: Auch Kain opfert Gott etwas, und zwar von den Früchten Seiner Arbeit - analog zu Abel, nur, daß die Früchte des Feldes dem Ackermann eher zugänglich sind als ein Lamm. Gott blickt jedoch versöhnlich auf Abels Opfer - nicht auf Kains, wendet sich aber im Moment der Eifersucht, freilich mahnend, aber meiner Meinung nach väterlich Kain zu:
"Warum ergrimmst du? Und warum senkst du deinen Blick? Ist's nicht also? Wenn du fromm bist, so kannst du frei den Blick erheben."
Er erkundet sich nach seinem Befinden und sagt ihm, daß er froh dem Blick erheben solle, wenn er fromm ist, AUCH WENN (so interpretiere ich das) GOTT SEIN OPFER NICHT ANNAHM.
Letztlich lehrt diese Geschichte doch mir und vielen anderen Menschen, die sich immer zu kurz gekommen fühlen, eine wichtige Lektion: Das Leben kann auf den ersten Blick ungerecht aussehen. "Hey, ich hab auch geopfert, wieso erhalte ich nicht den Lohn des anderen?" Die Lösung der Kinder Gottes ist jedoch nicht die Eifersucht und schon gar nicht der Mord, sondern weiterhin Gott zu lieben, eben OHNE sofortige Gegenleistung zu erwarten. Und dann - so Gottes Verheißung - wird man frei den Blick erheben können und sich nicht durch Eifersucht und Haderei blenden lassen.
Diese Gedanken können falsch sein. Der Hl. Paulus und der Hl. Johannes waren anscheinend der Meinung, daß Kain schon vor dem Opfer ein ungläubiger Halunke war. Eigentlich wollte ich die werten Herren Exegeten fragen, wo man einen Hinweis auf diese Bosheit vor dem Opfer finden kann.
Was ich meine, ist die Geschichte VOR dem Mord bzw. wie diese Geschichte ausgelegt wird. Kains großer Fehler scheint zu sein, daß er schnöder Ackermann wurde und nicht cooler Hirte. Jedenfalls scheinen viele Heilige (und Paulus und Johannes) in Kain schon vor dem Mord einen bösen Menschen zu sehen, einen ungerechten, der dann eben den gerechten Diener Abel umgebracht hat.
Ich weiß gar nicht, ob die Geschichte, jedenfalls in der Form, wie ich sie kenne, so hergibt: Auch Kain opfert Gott etwas, und zwar von den Früchten Seiner Arbeit - analog zu Abel, nur, daß die Früchte des Feldes dem Ackermann eher zugänglich sind als ein Lamm. Gott blickt jedoch versöhnlich auf Abels Opfer - nicht auf Kains, wendet sich aber im Moment der Eifersucht, freilich mahnend, aber meiner Meinung nach väterlich Kain zu:
"Warum ergrimmst du? Und warum senkst du deinen Blick? Ist's nicht also? Wenn du fromm bist, so kannst du frei den Blick erheben."
Er erkundet sich nach seinem Befinden und sagt ihm, daß er froh dem Blick erheben solle, wenn er fromm ist, AUCH WENN (so interpretiere ich das) GOTT SEIN OPFER NICHT ANNAHM.
Letztlich lehrt diese Geschichte doch mir und vielen anderen Menschen, die sich immer zu kurz gekommen fühlen, eine wichtige Lektion: Das Leben kann auf den ersten Blick ungerecht aussehen. "Hey, ich hab auch geopfert, wieso erhalte ich nicht den Lohn des anderen?" Die Lösung der Kinder Gottes ist jedoch nicht die Eifersucht und schon gar nicht der Mord, sondern weiterhin Gott zu lieben, eben OHNE sofortige Gegenleistung zu erwarten. Und dann - so Gottes Verheißung - wird man frei den Blick erheben können und sich nicht durch Eifersucht und Haderei blenden lassen.
Diese Gedanken können falsch sein. Der Hl. Paulus und der Hl. Johannes waren anscheinend der Meinung, daß Kain schon vor dem Opfer ein ungläubiger Halunke war. Eigentlich wollte ich die werten Herren Exegeten fragen, wo man einen Hinweis auf diese Bosheit vor dem Opfer finden kann.
Was ist...
... eigentlich aus den Memes geworden?
Wie ich darauf gekommen bin? Ich habe nach einem Händler gesucht, der mein erstes Lesebuch EVAR (d.h. "Meine Liebe Fibel") verkauft, die bildersuche angeklickt... UND HABE MEINEN BLOG GEFUNDEN bzw. einen Verweis auf ein Post, in dem anscheinend die Stringkette "Meine Liebe Fibel" vorkam und ein bild von Catherine Zeta-Jones. Truth is stranger than fiction, as I would say.
Jedenfalls: Es war eines der Memes, die bis vor ca einem Jahr desöfteren durch die Blogozese huschten. Wat is aus den geworden?
So, ich werde nun erstmal kochen und vllt einen weiteren Film meiner Godzilla-Millenium-Edition gucken.

Der Monstertrash von gestern mit den Effekten von heute. Awesomest, vor allem, wenn Godzilla ein Monster durch die halbe Stadt wirft.
Wie ich darauf gekommen bin? Ich habe nach einem Händler gesucht, der mein erstes Lesebuch EVAR (d.h. "Meine Liebe Fibel") verkauft, die bildersuche angeklickt... UND HABE MEINEN BLOG GEFUNDEN bzw. einen Verweis auf ein Post, in dem anscheinend die Stringkette "Meine Liebe Fibel" vorkam und ein bild von Catherine Zeta-Jones. Truth is stranger than fiction, as I would say.
Jedenfalls: Es war eines der Memes, die bis vor ca einem Jahr desöfteren durch die Blogozese huschten. Wat is aus den geworden?
So, ich werde nun erstmal kochen und vllt einen weiteren Film meiner Godzilla-Millenium-Edition gucken.

Der Monstertrash von gestern mit den Effekten von heute. Awesomest, vor allem, wenn Godzilla ein Monster durch die halbe Stadt wirft.
Dienstag, Oktober 13, 2009
Chauvinismus ist manchmal eine Lösung.
Miss Silverman jedenfalls sollte in der Küche stehen und die Klappe halten.
Seriously, das ist auf dem Niveau von Save a cow - eat a vegan.
Donnerstag, Oktober 01, 2009
Gastbeitrag - Lebensschutz. Moraltheoretische Bemerkungen (Josef Bordat)
Heute ist es mir eine besondere Ehre, einen Gastbeitrag hier zu präsentieren. Und zwar von keinem Unbekannten in der Blogozese, sondern jobo72 , er auf seinem eigenen Weblog nun schon seit einiger Zeit sehr interessante Beträge zu philosophischen Themen bietet und mit sehr lesenswerten Beiträgen diesen Weblog in der Vergangenheit bereicherte. Aber genug der Vorrede, steigen wir gleich ein:
Lebensschutz. Moraltheoretische Bemerkungen
von Josef Bordat
In „Ethik für heute“, meinem neuen Buch, das (hoffentlich!) bald erscheinen wird, vertrete ich eine christliche Lebensschutzethik, die den (konsequentialistisch belasteten) Begriff der Verantwortung angesichts der großen Herausforderungen des 21. Jh. zu rehabilitieren versucht; der Untertitel lautet: Moraltheoretische Überlegungen zu Terrorismus, Menschenrechten und Klimawandel. Dazu hier einige thesenartige Gedanken mit Verweisen auf weiterführende Texte im Netz. Vgl. zum Begriff „Verantwortung“.
I.
Anthropologischer Ausgangspunkt der Ethik des Lebensschutzes ist das christliche Menschenbild. Kerngedanke des christlichen Menschenbildes ist die Geschöpflichkeit des Menschen im Bilde und nach dem Bilde Gottes. Die Gottebenbildlichkeit ist in einer analogia relationalis gegeben. In der Folge von Gen 1, 26 spiegelt sich die innertrinitarische Bezogenheit Gottes in der Bezogenheit des Schöpfers zum Geschöpf, sie äußert sich in der Beziehung Gottes zum Menschen. Ferner ist der Mensch als geschaffenes Ebenbild Gottes von seinem Ursprung, seinem Wesen und seiner Zielbestimmung her nicht eigenbestimmt, seine Würde ist eine dignitas aliena, eine „fremde Würde“. Die Würde des Menschen kommt als „fremde Würde“ von Gott, sie ist das „Echo“ auf die Gottebenbildlichkeit (Honnefelder). Die Unantastbarkeit der Würde hat damit einen „Preis“: Die Bindung des Menschen an Gott. Daraus erwächst seine „Verantwortung vor Gott“, auf die in der Präambel unseres Grundgesetzes verwiesen wird. Vgl. zum christlichen Menschenbild: Das Christliche Menschenbild - eine ganz kurze Einführung
II.
Ihrem Wesen nach ist die Lebensschutzethik universalistisch, absolutistisch, gesinnungs- oder haltungsorientiert und prinzipienbezogen. Sie kennt ewige, absolute Werte bzw. Wertmaßstäbe. Das rückt sie begründungstheoretisch in die Nähe des Pflichtansatzes deontologischer Modelle (Kant). Das bedeutet, das sich Lebensschutzethik grundsätzlich gegen situative, relativistische, folgen- bzw. nutzenorientierte und zweckbezogene Abwägungen richtet, wie sie den teleologischen Modellen eignen (Utilitarismus). Der einzige Fall, in dem m. A. n. konsequentialitische Argumente verfangen, sind „Leben-gegen-Leben“-Dilemmata mit dramatischem Ausmaß. Vgl. zur Begründungstheorie
III.
Aus dem christlichen Menschbild und der begründungstheoretischen Verortung wird klar:
1. Beim Lebensschutz geht es primär um menschliches Leben.
Was ist „menschliches Leben“? Diese Frage klingt trivial, birgt aber die Spannung der Ursprungsdebatte. Fest steht: Es gibt, philosophisch betrachtet, keinen sinnvolleren Ursprungszeitpunkt als den Ursprung selbst – und der liegt nun einmal in der Zeugung. Alle anderen Zeitpunkte sind willkürliche Fristenlösungen, die auch anderes liegen könnten, ohne Verschlechterung der Argumentationslage. Wir wissen, dass der gerade gezeugte Mensch alles hat, was es braucht, um ein Mensch zu werden, und der Mensch hat alles, um Person zu werden. Der Mensch/die Person ist von Beginn an in potentia angelegt. Daher sollten wir das menschliche Lebewesen von Anfang an zuerst und vor allem als eine „potentielle Person“ betrachten, die im moraltheoretischen Kontext wie eine Person mit unbedingtem Lebensrecht zu behandeln ist, was eine Ausweitung des Lebensschutzes auf das ungeborene menschliche Leben zwingend macht. So sieht es die katholische Morallehre, so sieht es unser Grundgesetz. Das „Recht auf Leben wird jedem gewährleistet, der ,lebt’; zwischen einzelnen Abschnitten des sich entwickelnden Lebens vor der Geburt oder zwischen ungeborenem und geborenem Leben kann hier kein Unterschied gemacht werden“ (Urteil des BVerfG vom 25.02.1975, AZ 1 BvF 1/74 u.a. [BVerfGE 39, 1, veröffentlicht in: NJW 1975, 573]), denn das Grundgesetz enthalte keine „dem Entwicklungsprozess der Schwangerschaft folgenden Abstufungen des Lebensrechts“ (Urteil des BVerfG vom 28.05.1993, AZ 2 BvF 2/90 u.a. [BVerfGE 88, 203, veröffentlicht in: NJW 1993, 1751]). Vgl. Würdebegriff des Grundgesetzes
Warum „nur“ menschliches Leben? Das Menschenbild der abbildlichen Geschöpflichkeit des Menschen erhebt ihn ob seines engen Verhältnisses zum Schöpfer-Gott aus der Natur, weil es ihn mit Geist und Geschichtlichkeit begnadet sieht. Der Mensch hat Vernunft, das Tier und die Pflanze nicht. Damit wird der Mensch zum Herrscher über die (nicht-humane) Natur. Es gilt in diesem Kontext darauf hinzuweisen, dass eine Missinterpretation des schöpfungstheologischen Bildes der „Krone“ vorliegt, wenn man daraus eine uneingeschränkte, möglicherweise gar willkürliche Herrschaft ableiten will. Vielmehr ist „Krone“ ein Symbol für die Pflicht zu einer verantwortlichen Sicht auf die Mitgeschöpfe, ohne dabei die nicht bloß graduellen (wie etwa vom „evolutionären Humanismus“ behauptet), sondern prinzipiellen Unterschiede zwischen Mensch und Tier zu verwischen. Wenn wir uns also in einer „Demokratie von Mitgeschöpfen“ (Whitehead) sehen, müssen wir dafür Sorge tragen, dass diese nicht zur Anarchie gerät oder, weit schlimmer, zur Öko-Diktatur, die das unterdrückt, was sie zu schützen vorgibt: Leben. Es braucht vielmehr neue Tugenden, die „biophile und ökologische Grundhaltungen“ ansprechen – „Lebensförderlichkeit, Friedensbereitschaft, Schonung im Umgang mit der Natur, Rücksichtnahme auf die Interessen künftiger Generationen sowie Zivilcourage und Wahrhaftigkeit“ – und damit „Antwortmöglichkeiten auf die Herausforderungen der Zukunft bereitstellen“ (Schockenhoff). Vgl. zur Frage des „Speziesismus“: Personen, Menschen,Tiere - oder wer hat das Recht, Rechte zu haben?
2. Beim Lebensschutz geht es auf der Grundlage der Achtung der menschlichen Würde um den unbedingten Schutz des menschlichen Lebens.
Das menschliche Leben ist heilig, und daher zu achten und zu schützen – unabhängig von seinen konkreten Ausprägungen. Was bedeutet das? Und was bedeutet es nicht? Wofür und wogegen richtet sich Lebensschutz? Lebensschützer sind gegen Embryonen verbrauchende Forschung, Abtreibung, Sterbehilfe, Folter, Todesstrafe, Krieg und Umweltzerstörung. Sie sind für Frieden, die Bewahrung der Schöpfung, angemessene Arbeitsbedingungen, gerechte Verfahren in Justiz und Verwaltung sowie eine lebensförderliche Forschung.
IV.
Aus der Lebensschutzethik erwachsen, wie aus jeder anderen Ethik auch, moraltheoretische Probleme. Im Zentrum stehen das „Würde-gegen-Leben“- und das „Leben-gegen-Leben“-Dilemma. Beim Lebensschutz gibt es nichts zu „verrechnen“. Dennoch sehen wir uns mit Dilemmasituationen konfrontiert, in denen wir genau dazu gezwungen sind. Ich kenne die Warnungen vor einer konsequentialistischen Bilanzierung, wie sie etwa Robert Spaemann ausspricht („Die schlechte Lehre vom guten Zweck“), ich schätze sie und nehme sie sehr ernst. Vor allen Dingen die Ermahnung, Moral und Heil nicht zu verwechseln, und dementsprechend auch nicht ihre Resonanzkörper - philosophische Ethik und Geschichtsphilosophie. Nur: Es kann Situationen geben, in denen a) eine Entscheidung unvermeidbar ist (Trolly-Dilemma) und deswegen b) de facto abgewogen wird, sowohl beim Handeln als auch beim Unterlassen (wo auch die kluge spaemannsche Unterscheidung zwischen Handeln und Unterlassen nicht mehr verfängt, weil die Unterlassung unmittelbar wie eine Handlung wirkt). Hier ist die Frage, ob es wirklich gut im Sinne des Lebensschutzes ist, durch Unterlassen mehr Menschen in den Tod zu schicken als durch Handeln zu töten.
1. „Würde-gegen-Leben“
Gibt es Umstände, deren Würderelevanz derart ist, dass eine prinzipielle Erhaltung der Umstände durch Lebensschutz auf eine Würdeverletzung hinausläuft? Wenn sich menschliches Leben in der Biologie des Körpers erschöpft und zudem ein autonomistisches Würdeverständnis vorliegt – sicherlich. Wer jedoch den Transzendenzbezug des Lebens ernst nimmt und ein heteronomistisches (hier: theonomistisches) Würdeverständnis hat (wie die Mütter und Väter des Grundgesetzes), kann auch in dramatischen Lebensumständen, etwa schwere Krankheiten, keine Würdeverletzung erkennen, die durch Lebensschutz prolongiert würde. Sterbehilfe ist daher mit Lebensschutz nicht zu vereinbaren.
2. „Leben-gegen-Leben“
Ich möchte kurz zwei Problemfälle vorstellen, bei denen ich aus dem gleichen Lebensschutzgedanken heraus zu unterschiedlichen Konsequenzen neige.
Das erste Problem ist die Folter zur Rettung von Menschenleben. Diese „Rettungsfolter“ wird heiß diskutiert. Unstreitig zwischen den Teilnehmern der Debatte ist wohl nur, dass es sowohl im Bereich der Würde des Menschen liegt, nicht gefoltert zu werden, als auch nicht in einem Kellerraum oder Erdloch zu verdursten (als Entführungsopfer) oder von einem Sprengsatz zerrissen zu werden (als Terroropfer). Genau durch diese Einsicht ergibt sich ja das konfliktträchtige Dilemma. Es gibt verschiedene Gründe, trotz allem gegen Folter zu sein. Ich sehe vor allem zwei. Der erste Grund liegt in der Würdeverletzung durch Folter, die dem Prinzip der Achtung der Würde widerspricht, das schwerer wiegt als das Prinzip des Schutzes der Würde. Grundlage ist hier das autonomistische Menschenbild. Authentizität und Identität werden zur Richtschnur der Würde. Paul Tiedemann etwa bestimmt den Sachverhalt der Würdeverletzung als Eingriff in die personale Integrität, der geeignet ist, die „Authentizität und Identität [der Person] [zu] gefährden, ein[zu]schränken oder [zu] vernichten“. Tiedemann nennt seinen Ansatz „Identitätstheorie der Menschenwürde“. Wir sind es, die 1. „Ursprung unseres Willens und unserer Handlungen“ sind, das ist die Authentizität, und wir entwickeln 2. aus der Summe der authentischen Entscheidungen unsere Identität. Ist eines von beidem nicht möglich, so ist unsere Würde verletzt. Ferner macht er Würde an der Fähigkeit zum „inneren Dialog“ fest: Wird uns die Reflexionsmöglichkeit genommen, durch den rechtlichen Rahmen, also durch staatliche Unterdrückung, oder auch die faktische Lebensbedingungen, denen wir unterworfen und die geeignet sind, unsere Aufmerksamkeit zu kanalisieren (etwa im Falle von andauerndem Hunger), dann wird unsere Würde verletzt. Ganz besonders ist dies der Fall, wenn die Schmerzen und die Angst, die durch Folter erzeugt werden, unsere Gedanken binden. Wer gefoltert wird, kann keine moralischen Entscheidungen mehr treffen, weil er überhaupt keine Entscheidungen mehr treffen kann, die irgendetwas mit seiner Person (seinem Wollen und Wesen) zu tun haben. Das ist des Menschen unwürdig.
Diese Argumentation verbleibt auf der Ebene der Würde des Täters, ohne das Opfer zu berücksichtigen. Damit wird das „Leben-gegen-Leben“-Dilemma umgangen. Der zweite Grund, der dieses Dilemma annimmt, setzt auf die pragmatische Analyse der Erfolgsaussichten der Folter. Hier wird jener Unterschied zwischen „Handeln“ und „Unterlassen“, auf den Robert Spaemann verweist, relevant. Grundsätzlich sind Unterlassungsfolgen schlechter prognostizierbar als Handlungsfolgen. Man kann sehr genau sagen, was mit dem Täter passiert, wenn er gefoltert (wenn also „gehandelt“) wird, nämlich, dass der Staat dessen Würde verletzt, also seiner Achtungsverpflichtung nicht nachkommt. Man kann aber nicht genau sagen, was mit dem Opfer passiert, wenn es unterlassen wird, den Täter zu foltern. Es kann sich jederzeit eine neue Lage ergeben, in der die staatliche Gewalt zum Schutz des Opfers befähigt wird, ohne gefoltert zu haben, sei es, dass der Täter „freiwillig“ einknickt und aussagt, sei es, dass sich das Opfer befreien kann oder dass es im Rahmen der „herkömmlichen“ Polizeiarbeit gefunden wird. Mehr noch: Man kann nicht einmal sagen, was mit dem Opfer passiert, wenn der Täter gefoltert wird, denn der Erfolg der Folter des Täters mit Blick auf die Lage des Opfers ist sehr ungewiss. Dass dieses Argument so wenig Beachtung findet, verwundert sehr, weiß man doch seit Friedrich von Spees „Cautio criminalis“ (1631), dass Folter schon allein aufgrund der zweifelhaften Aussichten auf Erfolg abzulehnen ist, also wegen der zum Zeitpunkt der Folter nicht beantwortbaren Frage, ob man durch sie wirklich der Wahrheit näher kommt. Spee hält Folter zwar auch für moralisch verwerflich, doch zunächst für juristisch untauglich, weil sie in der Rechtspraxis zur fehlerhaften Beweisaufnahme führe. Dem Lebensschutz ist damit nicht gedient.
Das zweite Problem ist weitaus schwieriger. Ich denke an die Frage, ob es gerechtfertigt sein könnte, einen Krieg zu führen, um Menschenleben zu schützen bzw. zu retten. Dieses Thema ist als „humanitäre Intervention“ bekannt und seit der „Nicht-Intervention“ in Ruanda (1994) viel diskutiert worden. Die Literatur dazu ist längst unüberschaubar. Ich komme in dieser Frage zu einer sehr vorsichtig bejahenden Antwort für „Leben-gegen-Leben“-Dilemmata mit dramatischem Ausmaß. Ich verlasse damit – dessen bin ich mir bewusst – den geraden Weg der deontologischen Moraltheorie. Ich kann das hier nicht im Einzelnen darstellen. Vgl. dazu die folgende ausführliche historisch-systematische Abhandlung: Gerechter Krieg
V.
Zwei Schlussbemerkungen zu dem, was Lebensschutz nicht ist.
1. Lebensschutz ist kein Mittel zum Zweck
Lebensschutz ist Selbstzweck, weil das Leben eine Würde in sich trägt, die zu achten oberstes Prinzip jedes menschlichen Handelns ist. Die Lebensschutzethik dient dem Lebenserhalt und damit der bedeutendsten Ausprägung der Würde: der Möglichkeit, Würde zu erfahren und in die Welt zu strahlen, also: zu leben. Das gilt für alle Menschen aller Kulturen, Religionen und Rassen. Es geht nicht um den Fortbestand irgendwelcher Völker. Die katholische Morallehre und das katholische Naturrecht, die der Lebensschutzethik im Rücken stehen, sind in der klassischen Ausrichtung seit Thomas von Aquin am Menschen und nicht am Volk orientiert und zudem von einem Universalismus getragen, der jedem Partikularismus zuwider läuft.
2. Lebensschutz ist nicht engstirnig auf die „letzte Meile“ fixiert
Lebensschutz darf nicht auf den unmittelbaren Schutz menschlichen Lebens beschränkt bleiben (Lebensschutz 1. Ordnung), sondern muss sich darum kümmern, dass die Bedingungen für den Schutz menschlichen Lebens, vor allem für die Möglichkeit des Selbstschutzes, besser werden (Lebensschutz 2. Ordnung oder Meta-Lebensschutz). Dazu gehört, auf allen Ebenen die Würde des Menschen ins Zentrum zu stellen und alle sozialen, ökonomischen und politischen Maßnahmen daran auszurichten. Alles andere würde zu Recht als Heuchelei empfunden.
Bleibt mir zum Schluss, Dir, lieber Phil, ein großes „Danke schön!“ auszusprechen, für die Möglichkeit, in Deinem Blog ein paar Gedanken zum Lebensschutz zusammengefasst vorzustellen.
Lebensschutz. Moraltheoretische Bemerkungen
von Josef Bordat
In „Ethik für heute“, meinem neuen Buch, das (hoffentlich!) bald erscheinen wird, vertrete ich eine christliche Lebensschutzethik, die den (konsequentialistisch belasteten) Begriff der Verantwortung angesichts der großen Herausforderungen des 21. Jh. zu rehabilitieren versucht; der Untertitel lautet: Moraltheoretische Überlegungen zu Terrorismus, Menschenrechten und Klimawandel. Dazu hier einige thesenartige Gedanken mit Verweisen auf weiterführende Texte im Netz. Vgl. zum Begriff „Verantwortung“.
I.
Anthropologischer Ausgangspunkt der Ethik des Lebensschutzes ist das christliche Menschenbild. Kerngedanke des christlichen Menschenbildes ist die Geschöpflichkeit des Menschen im Bilde und nach dem Bilde Gottes. Die Gottebenbildlichkeit ist in einer analogia relationalis gegeben. In der Folge von Gen 1, 26 spiegelt sich die innertrinitarische Bezogenheit Gottes in der Bezogenheit des Schöpfers zum Geschöpf, sie äußert sich in der Beziehung Gottes zum Menschen. Ferner ist der Mensch als geschaffenes Ebenbild Gottes von seinem Ursprung, seinem Wesen und seiner Zielbestimmung her nicht eigenbestimmt, seine Würde ist eine dignitas aliena, eine „fremde Würde“. Die Würde des Menschen kommt als „fremde Würde“ von Gott, sie ist das „Echo“ auf die Gottebenbildlichkeit (Honnefelder). Die Unantastbarkeit der Würde hat damit einen „Preis“: Die Bindung des Menschen an Gott. Daraus erwächst seine „Verantwortung vor Gott“, auf die in der Präambel unseres Grundgesetzes verwiesen wird. Vgl. zum christlichen Menschenbild: Das Christliche Menschenbild - eine ganz kurze Einführung
II.
Ihrem Wesen nach ist die Lebensschutzethik universalistisch, absolutistisch, gesinnungs- oder haltungsorientiert und prinzipienbezogen. Sie kennt ewige, absolute Werte bzw. Wertmaßstäbe. Das rückt sie begründungstheoretisch in die Nähe des Pflichtansatzes deontologischer Modelle (Kant). Das bedeutet, das sich Lebensschutzethik grundsätzlich gegen situative, relativistische, folgen- bzw. nutzenorientierte und zweckbezogene Abwägungen richtet, wie sie den teleologischen Modellen eignen (Utilitarismus). Der einzige Fall, in dem m. A. n. konsequentialitische Argumente verfangen, sind „Leben-gegen-Leben“-Dilemmata mit dramatischem Ausmaß. Vgl. zur Begründungstheorie
III.
Aus dem christlichen Menschbild und der begründungstheoretischen Verortung wird klar:
1. Beim Lebensschutz geht es primär um menschliches Leben.
Was ist „menschliches Leben“? Diese Frage klingt trivial, birgt aber die Spannung der Ursprungsdebatte. Fest steht: Es gibt, philosophisch betrachtet, keinen sinnvolleren Ursprungszeitpunkt als den Ursprung selbst – und der liegt nun einmal in der Zeugung. Alle anderen Zeitpunkte sind willkürliche Fristenlösungen, die auch anderes liegen könnten, ohne Verschlechterung der Argumentationslage. Wir wissen, dass der gerade gezeugte Mensch alles hat, was es braucht, um ein Mensch zu werden, und der Mensch hat alles, um Person zu werden. Der Mensch/die Person ist von Beginn an in potentia angelegt. Daher sollten wir das menschliche Lebewesen von Anfang an zuerst und vor allem als eine „potentielle Person“ betrachten, die im moraltheoretischen Kontext wie eine Person mit unbedingtem Lebensrecht zu behandeln ist, was eine Ausweitung des Lebensschutzes auf das ungeborene menschliche Leben zwingend macht. So sieht es die katholische Morallehre, so sieht es unser Grundgesetz. Das „Recht auf Leben wird jedem gewährleistet, der ,lebt’; zwischen einzelnen Abschnitten des sich entwickelnden Lebens vor der Geburt oder zwischen ungeborenem und geborenem Leben kann hier kein Unterschied gemacht werden“ (Urteil des BVerfG vom 25.02.1975, AZ 1 BvF 1/74 u.a. [BVerfGE 39, 1, veröffentlicht in: NJW 1975, 573]), denn das Grundgesetz enthalte keine „dem Entwicklungsprozess der Schwangerschaft folgenden Abstufungen des Lebensrechts“ (Urteil des BVerfG vom 28.05.1993, AZ 2 BvF 2/90 u.a. [BVerfGE 88, 203, veröffentlicht in: NJW 1993, 1751]). Vgl. Würdebegriff des Grundgesetzes
Warum „nur“ menschliches Leben? Das Menschenbild der abbildlichen Geschöpflichkeit des Menschen erhebt ihn ob seines engen Verhältnisses zum Schöpfer-Gott aus der Natur, weil es ihn mit Geist und Geschichtlichkeit begnadet sieht. Der Mensch hat Vernunft, das Tier und die Pflanze nicht. Damit wird der Mensch zum Herrscher über die (nicht-humane) Natur. Es gilt in diesem Kontext darauf hinzuweisen, dass eine Missinterpretation des schöpfungstheologischen Bildes der „Krone“ vorliegt, wenn man daraus eine uneingeschränkte, möglicherweise gar willkürliche Herrschaft ableiten will. Vielmehr ist „Krone“ ein Symbol für die Pflicht zu einer verantwortlichen Sicht auf die Mitgeschöpfe, ohne dabei die nicht bloß graduellen (wie etwa vom „evolutionären Humanismus“ behauptet), sondern prinzipiellen Unterschiede zwischen Mensch und Tier zu verwischen. Wenn wir uns also in einer „Demokratie von Mitgeschöpfen“ (Whitehead) sehen, müssen wir dafür Sorge tragen, dass diese nicht zur Anarchie gerät oder, weit schlimmer, zur Öko-Diktatur, die das unterdrückt, was sie zu schützen vorgibt: Leben. Es braucht vielmehr neue Tugenden, die „biophile und ökologische Grundhaltungen“ ansprechen – „Lebensförderlichkeit, Friedensbereitschaft, Schonung im Umgang mit der Natur, Rücksichtnahme auf die Interessen künftiger Generationen sowie Zivilcourage und Wahrhaftigkeit“ – und damit „Antwortmöglichkeiten auf die Herausforderungen der Zukunft bereitstellen“ (Schockenhoff). Vgl. zur Frage des „Speziesismus“: Personen, Menschen,Tiere - oder wer hat das Recht, Rechte zu haben?
2. Beim Lebensschutz geht es auf der Grundlage der Achtung der menschlichen Würde um den unbedingten Schutz des menschlichen Lebens.
Das menschliche Leben ist heilig, und daher zu achten und zu schützen – unabhängig von seinen konkreten Ausprägungen. Was bedeutet das? Und was bedeutet es nicht? Wofür und wogegen richtet sich Lebensschutz? Lebensschützer sind gegen Embryonen verbrauchende Forschung, Abtreibung, Sterbehilfe, Folter, Todesstrafe, Krieg und Umweltzerstörung. Sie sind für Frieden, die Bewahrung der Schöpfung, angemessene Arbeitsbedingungen, gerechte Verfahren in Justiz und Verwaltung sowie eine lebensförderliche Forschung.
IV.
Aus der Lebensschutzethik erwachsen, wie aus jeder anderen Ethik auch, moraltheoretische Probleme. Im Zentrum stehen das „Würde-gegen-Leben“- und das „Leben-gegen-Leben“-Dilemma. Beim Lebensschutz gibt es nichts zu „verrechnen“. Dennoch sehen wir uns mit Dilemmasituationen konfrontiert, in denen wir genau dazu gezwungen sind. Ich kenne die Warnungen vor einer konsequentialistischen Bilanzierung, wie sie etwa Robert Spaemann ausspricht („Die schlechte Lehre vom guten Zweck“), ich schätze sie und nehme sie sehr ernst. Vor allen Dingen die Ermahnung, Moral und Heil nicht zu verwechseln, und dementsprechend auch nicht ihre Resonanzkörper - philosophische Ethik und Geschichtsphilosophie. Nur: Es kann Situationen geben, in denen a) eine Entscheidung unvermeidbar ist (Trolly-Dilemma) und deswegen b) de facto abgewogen wird, sowohl beim Handeln als auch beim Unterlassen (wo auch die kluge spaemannsche Unterscheidung zwischen Handeln und Unterlassen nicht mehr verfängt, weil die Unterlassung unmittelbar wie eine Handlung wirkt). Hier ist die Frage, ob es wirklich gut im Sinne des Lebensschutzes ist, durch Unterlassen mehr Menschen in den Tod zu schicken als durch Handeln zu töten.
1. „Würde-gegen-Leben“
Gibt es Umstände, deren Würderelevanz derart ist, dass eine prinzipielle Erhaltung der Umstände durch Lebensschutz auf eine Würdeverletzung hinausläuft? Wenn sich menschliches Leben in der Biologie des Körpers erschöpft und zudem ein autonomistisches Würdeverständnis vorliegt – sicherlich. Wer jedoch den Transzendenzbezug des Lebens ernst nimmt und ein heteronomistisches (hier: theonomistisches) Würdeverständnis hat (wie die Mütter und Väter des Grundgesetzes), kann auch in dramatischen Lebensumständen, etwa schwere Krankheiten, keine Würdeverletzung erkennen, die durch Lebensschutz prolongiert würde. Sterbehilfe ist daher mit Lebensschutz nicht zu vereinbaren.
2. „Leben-gegen-Leben“
Ich möchte kurz zwei Problemfälle vorstellen, bei denen ich aus dem gleichen Lebensschutzgedanken heraus zu unterschiedlichen Konsequenzen neige.
Das erste Problem ist die Folter zur Rettung von Menschenleben. Diese „Rettungsfolter“ wird heiß diskutiert. Unstreitig zwischen den Teilnehmern der Debatte ist wohl nur, dass es sowohl im Bereich der Würde des Menschen liegt, nicht gefoltert zu werden, als auch nicht in einem Kellerraum oder Erdloch zu verdursten (als Entführungsopfer) oder von einem Sprengsatz zerrissen zu werden (als Terroropfer). Genau durch diese Einsicht ergibt sich ja das konfliktträchtige Dilemma. Es gibt verschiedene Gründe, trotz allem gegen Folter zu sein. Ich sehe vor allem zwei. Der erste Grund liegt in der Würdeverletzung durch Folter, die dem Prinzip der Achtung der Würde widerspricht, das schwerer wiegt als das Prinzip des Schutzes der Würde. Grundlage ist hier das autonomistische Menschenbild. Authentizität und Identität werden zur Richtschnur der Würde. Paul Tiedemann etwa bestimmt den Sachverhalt der Würdeverletzung als Eingriff in die personale Integrität, der geeignet ist, die „Authentizität und Identität [der Person] [zu] gefährden, ein[zu]schränken oder [zu] vernichten“. Tiedemann nennt seinen Ansatz „Identitätstheorie der Menschenwürde“. Wir sind es, die 1. „Ursprung unseres Willens und unserer Handlungen“ sind, das ist die Authentizität, und wir entwickeln 2. aus der Summe der authentischen Entscheidungen unsere Identität. Ist eines von beidem nicht möglich, so ist unsere Würde verletzt. Ferner macht er Würde an der Fähigkeit zum „inneren Dialog“ fest: Wird uns die Reflexionsmöglichkeit genommen, durch den rechtlichen Rahmen, also durch staatliche Unterdrückung, oder auch die faktische Lebensbedingungen, denen wir unterworfen und die geeignet sind, unsere Aufmerksamkeit zu kanalisieren (etwa im Falle von andauerndem Hunger), dann wird unsere Würde verletzt. Ganz besonders ist dies der Fall, wenn die Schmerzen und die Angst, die durch Folter erzeugt werden, unsere Gedanken binden. Wer gefoltert wird, kann keine moralischen Entscheidungen mehr treffen, weil er überhaupt keine Entscheidungen mehr treffen kann, die irgendetwas mit seiner Person (seinem Wollen und Wesen) zu tun haben. Das ist des Menschen unwürdig.
Diese Argumentation verbleibt auf der Ebene der Würde des Täters, ohne das Opfer zu berücksichtigen. Damit wird das „Leben-gegen-Leben“-Dilemma umgangen. Der zweite Grund, der dieses Dilemma annimmt, setzt auf die pragmatische Analyse der Erfolgsaussichten der Folter. Hier wird jener Unterschied zwischen „Handeln“ und „Unterlassen“, auf den Robert Spaemann verweist, relevant. Grundsätzlich sind Unterlassungsfolgen schlechter prognostizierbar als Handlungsfolgen. Man kann sehr genau sagen, was mit dem Täter passiert, wenn er gefoltert (wenn also „gehandelt“) wird, nämlich, dass der Staat dessen Würde verletzt, also seiner Achtungsverpflichtung nicht nachkommt. Man kann aber nicht genau sagen, was mit dem Opfer passiert, wenn es unterlassen wird, den Täter zu foltern. Es kann sich jederzeit eine neue Lage ergeben, in der die staatliche Gewalt zum Schutz des Opfers befähigt wird, ohne gefoltert zu haben, sei es, dass der Täter „freiwillig“ einknickt und aussagt, sei es, dass sich das Opfer befreien kann oder dass es im Rahmen der „herkömmlichen“ Polizeiarbeit gefunden wird. Mehr noch: Man kann nicht einmal sagen, was mit dem Opfer passiert, wenn der Täter gefoltert wird, denn der Erfolg der Folter des Täters mit Blick auf die Lage des Opfers ist sehr ungewiss. Dass dieses Argument so wenig Beachtung findet, verwundert sehr, weiß man doch seit Friedrich von Spees „Cautio criminalis“ (1631), dass Folter schon allein aufgrund der zweifelhaften Aussichten auf Erfolg abzulehnen ist, also wegen der zum Zeitpunkt der Folter nicht beantwortbaren Frage, ob man durch sie wirklich der Wahrheit näher kommt. Spee hält Folter zwar auch für moralisch verwerflich, doch zunächst für juristisch untauglich, weil sie in der Rechtspraxis zur fehlerhaften Beweisaufnahme führe. Dem Lebensschutz ist damit nicht gedient.
Das zweite Problem ist weitaus schwieriger. Ich denke an die Frage, ob es gerechtfertigt sein könnte, einen Krieg zu führen, um Menschenleben zu schützen bzw. zu retten. Dieses Thema ist als „humanitäre Intervention“ bekannt und seit der „Nicht-Intervention“ in Ruanda (1994) viel diskutiert worden. Die Literatur dazu ist längst unüberschaubar. Ich komme in dieser Frage zu einer sehr vorsichtig bejahenden Antwort für „Leben-gegen-Leben“-Dilemmata mit dramatischem Ausmaß. Ich verlasse damit – dessen bin ich mir bewusst – den geraden Weg der deontologischen Moraltheorie. Ich kann das hier nicht im Einzelnen darstellen. Vgl. dazu die folgende ausführliche historisch-systematische Abhandlung: Gerechter Krieg
V.
Zwei Schlussbemerkungen zu dem, was Lebensschutz nicht ist.
1. Lebensschutz ist kein Mittel zum Zweck
Lebensschutz ist Selbstzweck, weil das Leben eine Würde in sich trägt, die zu achten oberstes Prinzip jedes menschlichen Handelns ist. Die Lebensschutzethik dient dem Lebenserhalt und damit der bedeutendsten Ausprägung der Würde: der Möglichkeit, Würde zu erfahren und in die Welt zu strahlen, also: zu leben. Das gilt für alle Menschen aller Kulturen, Religionen und Rassen. Es geht nicht um den Fortbestand irgendwelcher Völker. Die katholische Morallehre und das katholische Naturrecht, die der Lebensschutzethik im Rücken stehen, sind in der klassischen Ausrichtung seit Thomas von Aquin am Menschen und nicht am Volk orientiert und zudem von einem Universalismus getragen, der jedem Partikularismus zuwider läuft.
2. Lebensschutz ist nicht engstirnig auf die „letzte Meile“ fixiert
Lebensschutz darf nicht auf den unmittelbaren Schutz menschlichen Lebens beschränkt bleiben (Lebensschutz 1. Ordnung), sondern muss sich darum kümmern, dass die Bedingungen für den Schutz menschlichen Lebens, vor allem für die Möglichkeit des Selbstschutzes, besser werden (Lebensschutz 2. Ordnung oder Meta-Lebensschutz). Dazu gehört, auf allen Ebenen die Würde des Menschen ins Zentrum zu stellen und alle sozialen, ökonomischen und politischen Maßnahmen daran auszurichten. Alles andere würde zu Recht als Heuchelei empfunden.
Bleibt mir zum Schluss, Dir, lieber Phil, ein großes „Danke schön!“ auszusprechen, für die Möglichkeit, in Deinem Blog ein paar Gedanken zum Lebensschutz zusammengefasst vorzustellen.
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