ZUSAMMENFASSUNG (ich neige ja zum Schwadronieren):
Die FSSPX ist mir eigentlich recht willkommen. Sie brauchen auch keine glühenden V2-Verehrer zu werden, die JOHN PAUL TWO - WE LOVE YOU skandieren, sie sollen nur akzeptieren, daß es das Zweite Vatikanum und die Liturgiereform gibt und beides nicht falsch ist. Ich denke (und das hat mir ein FSSPX-Vertreter gesagt), daß es für die Texte des Zweiten Vatikanums Lesarten gibt, die der FSSPX eher entsprechen und mit denen sie sich konstruktiv und gewinnbringend als etwas traditionellere Kraft in die Kirche einfügen würden. Aber: Einfügen, nicht Umwerfen - so lautet die Devise in der Kirche.
Nun der eigentliche Text (ich habs mal Marke Paper mit Abstract und danach langem Gerede probiert):
Nun bald fangen - gottlob - die Sondierungsgespräche zwischen der Piusbruderschaft und der Glaubenskongregation an. Darüber - oder allgemein die Piusbruderschaft - wird vielerorts diskutiert, zum Beispiel bei Bloggerkollegin Elsa, bspw. hier . Es mag der Eindruck entstanden sein, daß es mir dabei primär um die FSSPX geht, aber da hat man mich falsch verstanden bzw. ich mich falsch ausgedrückt. Ich sorge mich nicht um die Piusbruderschaft, sondern um die Kirche, weshalb ich nun auch die Gespräche interessiert verfolgen werde!
Letztlich erwarte ich von Herrn Fellay etc. gar nicht, daß sie auf einmal die großen JP2- und Konzilsliebhaber werden. Das kann man von einer Gruppierung von Leuten, die sicherlich ihre Gründe hatten, das Konzil abzulehnen, nicht von heute auf morgen erwarten. Was ich jedoch erwarten würde, wäre wenigstens eine Äußerung, daß sie sich mit dem Konzil und dem Lehramt der darauf folgenden Päpste befassen werden. Aber selbst wenn das nicht kommt - das ist nicht der Grund, warum ich derart hinterher bin.
Was mich langsam wirklich sorgt, ist, wie die Kirche damit umgehen wird. Wenn die Gespräche mit der FSSPX fertig sind, wird das auch eine Selbstdefinition der Kirche zum Konzil etc. sein. Und wenn nun daraus wird, daß man es mit dem Konzil und dem Lehramt der darauf folgenden Päpste wie ein Dachdecker halten kann, wenn man nur alle Tradition vorher akzeptiert, dann können die werten Herren Blogger von NLM etc. von der Hermeneutik der Kontiniutät noch zehnmal sprechen - dann ist hier ein Bruch geschehen, indem man nämlich die Geschichte der letzten vierzig Jahre ungeschehen machen will.
"Das ist unrealistisch"? Na ja, so viel ereifernde Sympathie mit einer Gemeinschaft, die eben die real existierende Kirche, in der sich viele von uns trotz aller Widerfahrnisse doch zuhause fühlen PER SE als Irregeleitet hält, wie man sie unter doch angeblich Kirchentreuen Katholiken findet - gepaart mit einer bissigen Polemik gegen Mitglieder des Episkopats... da fragt man sich doch die Gretchenfrage:
Wie haltet ihrs denn mit dem Konzil? Sich hier jetzt mit der absolut peinlichen Petition Vaticanum rausreden bringts nich, nicht alle, die das Zweite Vatikanum und das Lehramt von Paul VI., Johannes Paul I. und vor allem Johannes Paul II. wichtig finden (und es gerade in diesen Tagen betonen!), sind automatisch Frauenpriesterinnen, die Dönerfladenschwingend mit der Freundin des ansässigen Priesters durch Linz marschieren. Ich kenne gerade auf charismatisch-katholischer Seite Christen, dessen Eifer fürs Evangelium wahrscheinlich einige von uns weit, weit in den Schatten stellen würde - jedenfalls mich läßt er sehr kleinlaut werden. Und dieser Eifer, dieser lebendige Glaube an die Realpräsenz des Herrn in der Eucharistie ist da TROTZ Klampfen und Handkommunion. Es ist nicht mein Weg - diese Lobpreisliedchen finde ich widerlich - aber ich werde der Allerletzte sein, der diesen Christen die Daseinsbereichtigung in der Kirche abspricht.
Und ja - ich bin ein Freund der ordentlichen Form des römischen Ritus. Ich ziehe sie der außerordentlichen Form trotz aller Linzer Pseudomessen vor (daß ich die außerordentliche Form den Linzer Pseudomessen vorziehe, brauche ich hoffentlich nicht extra zu erwähnen). Jedoch sehe ich in der außerordentlichen Form nicht nur eine eine "auch gültige" Form der Messe, sie bietet die Basis für eine wunderschöne Bereicherung des liturgischen Lebens jeder Gemeinde. Aber die Akzeptanz, die ich dem außerordenlichen Ritus entgegenbringe erwarte ich auch umgekehrt. Inzwischen scheint man jedoch der Meinung zu sein, daß ein Katholik, der es etwas ernster mit dem Glauben meint, die Alte Messe doch (Latein, Choral etc.) bevorzugen müsse - und sorry, da brauch man nicht noch eine Gemeinschaft, die hier eine noch militantere Meinung vertritt.
Es wird noch eine noch realistischere Sorge, wenn man übelegt, daß die FSSPX nun schon vor den Gesprächen in Lourdes zelebrieren darf und die Bischöfe, die die Priesterweihen mitte dieses Jahres nicht guthießen, mit Schimpf und Schande beladen wurden. Anscheinend braucht es keine Akzeptanz eines Konzils, um die eifrige Begeisterung eines papsttreuen Katholiken zu erhalten.
Sonntag, Oktober 25, 2009
Donnerstag, Oktober 22, 2009
My Way bei Beerdigungen und andere Greueltaten auf Gottes Erde.
Geistlicher beklagt zu viele weltliche Lieder bei Beerdigungen .
Da hats mir etwas die Sprache verschlagen und ich muß sagen, daß mir hier auch das Einfühlungsvermögen fehlt (EDIT: Ich finde, daß dem Geistlichen das Einfühlungsvermögen fehlt). Oder zumindest die richtige Taktik, denn man kann beides - ein weltliches Lied und eine geistliche Beerdigung - miteinander verbinden, wenn man es denn clever macht.
Als meine Mutter starb, standen wir Katholen (sprich mein Vater, mein Bruder und ich) vor dem Problem, daß erstens meine Mutter wünschte, daß "Seasons in the Sun" auf ihrer Beerdigung laufen sollte (hier komme ich noch auf einen Punkt von wegen "Glaube an Auferstehung bleibe auf der Strecke), zweitens die Ungläubigen/Gläubigen-Quote ca 50/50 stand (wenn ich es mir recht überlege: Nicht mal das); vor allem der Lebensgefährte meiner Mutter nicht religiös war. Ja, ich weiß, hier geht es nicht um weltlichen Gefallen etc. - aber man muß meiner Meinung nach schon dafür sorgen, daß jeder von einer Trauerfeier einen Funken Hoffnung mitnehmen kann. Und damit man die Herzen öffnet, kann man auch zwei Schritte - nicht den ganzen Weg - entgegen gehen.
In unserem konkreten Fall hieß das, daß nach der Versammlung in der Kapelle von einer langjährigen Freundin (und meines Vaters - ja, und meines Bruders und mir) einige Worte gesprochen wurden - ich muß gestehen, ich weiß gar nicht mehr, ob noch jemand ein "weltliches Gedächtnis" gestiftet hat -, dann wurde dieser weltliche Part mit Seasons in the sun abgeschlossen, worauf die katholische Trauerfeier begann.
Damit waren alle zufrieden. Die Katholen hatten eine würdige, christliche Trauerfeier (mit einer sehr schönen Predigt übrigens), die Atheisten und Agnostiker hatten zuvor einige Worte des Gedächtnisses. Auch die zeitliche Abfolge hat mir gefallen; daß nach dem weltlichen Gedächtnis der Hinweis auf etwas, was über dieses Gedächtnis hinausgeht, vorhanden ist. Ich weiß von den nicht gläubigen, daß die Worte des Priesters und der ganze Ritus sie tief berührt hat. Und, plump gefragt: was will man (erstmal) mehr?
Mit der Erinnerung im Hintergrund finde ich das, was der Priester sagte, einfach nur nicht durchdacht und, falls das doch durchdacht war, herzlos. Einer Trauergemeinde dann zu sagen "Nein, meine Lieben, es ist mir sch***egal, was die Verstorbene Person auf dem Totenbett hören wollte, ich spiele nun Dies Irae" ist ein pseudo-rechtgläubiges Pharisäertum, was den Menschen vollkommen übersieht. Sicher, das allererste Gebot ist das der Gottesliebe, aber das zweite Gebot (Mt 22,39) genau so wichtig. Aus der Gottesliebe erwächst uns die Pflicht der Nächstenliebe, was im konkreten Fall bedeuten kann, daß man nicht in einem Anfall von Orthodoxie eine Trauergemeinde anranzen muß, sondern daß man überlegt, wie weit man ihnen entgegengehen kann (wie viele Meilen man mit ihnen gehen kann, nicht?).
Nebenbei gesagt: Die Wünsche des Verstorbenen zu beachten betreffs die Liedwahl bei der Beerdigung, und sei es Bushido - Berlin, ist wohl eines der einfachsten Zeichen dafür, daß irgendetwas an Glauben an ein Leben nach dem Tod vorhanden ist. Denn man erfüllt den Willen der Toten, als würden diese noch leben, ja, man hat ein schlechtes Gewissen, wenn man dies nicht tut. Wenn ich Seasons in the sun höre, denke ich an meine verstorbene Mutter, wie sie es - so Gott will (was ich doch hoffe!) - in den Himmel geschafft hat und bin erfüllt von der Hoffnung, sie einst wieder zu sehen. Da brauche ich kein christliches Lied dafür.
Da hats mir etwas die Sprache verschlagen und ich muß sagen, daß mir hier auch das Einfühlungsvermögen fehlt (EDIT: Ich finde, daß dem Geistlichen das Einfühlungsvermögen fehlt). Oder zumindest die richtige Taktik, denn man kann beides - ein weltliches Lied und eine geistliche Beerdigung - miteinander verbinden, wenn man es denn clever macht.
Als meine Mutter starb, standen wir Katholen (sprich mein Vater, mein Bruder und ich) vor dem Problem, daß erstens meine Mutter wünschte, daß "Seasons in the Sun" auf ihrer Beerdigung laufen sollte (hier komme ich noch auf einen Punkt von wegen "Glaube an Auferstehung bleibe auf der Strecke), zweitens die Ungläubigen/Gläubigen-Quote ca 50/50 stand (wenn ich es mir recht überlege: Nicht mal das); vor allem der Lebensgefährte meiner Mutter nicht religiös war. Ja, ich weiß, hier geht es nicht um weltlichen Gefallen etc. - aber man muß meiner Meinung nach schon dafür sorgen, daß jeder von einer Trauerfeier einen Funken Hoffnung mitnehmen kann. Und damit man die Herzen öffnet, kann man auch zwei Schritte - nicht den ganzen Weg - entgegen gehen.
In unserem konkreten Fall hieß das, daß nach der Versammlung in der Kapelle von einer langjährigen Freundin (und meines Vaters - ja, und meines Bruders und mir) einige Worte gesprochen wurden - ich muß gestehen, ich weiß gar nicht mehr, ob noch jemand ein "weltliches Gedächtnis" gestiftet hat -, dann wurde dieser weltliche Part mit Seasons in the sun abgeschlossen, worauf die katholische Trauerfeier begann.
Damit waren alle zufrieden. Die Katholen hatten eine würdige, christliche Trauerfeier (mit einer sehr schönen Predigt übrigens), die Atheisten und Agnostiker hatten zuvor einige Worte des Gedächtnisses. Auch die zeitliche Abfolge hat mir gefallen; daß nach dem weltlichen Gedächtnis der Hinweis auf etwas, was über dieses Gedächtnis hinausgeht, vorhanden ist. Ich weiß von den nicht gläubigen, daß die Worte des Priesters und der ganze Ritus sie tief berührt hat. Und, plump gefragt: was will man (erstmal) mehr?
Mit der Erinnerung im Hintergrund finde ich das, was der Priester sagte, einfach nur nicht durchdacht und, falls das doch durchdacht war, herzlos. Einer Trauergemeinde dann zu sagen "Nein, meine Lieben, es ist mir sch***egal, was die Verstorbene Person auf dem Totenbett hören wollte, ich spiele nun Dies Irae" ist ein pseudo-rechtgläubiges Pharisäertum, was den Menschen vollkommen übersieht. Sicher, das allererste Gebot ist das der Gottesliebe, aber das zweite Gebot (Mt 22,39) genau so wichtig. Aus der Gottesliebe erwächst uns die Pflicht der Nächstenliebe, was im konkreten Fall bedeuten kann, daß man nicht in einem Anfall von Orthodoxie eine Trauergemeinde anranzen muß, sondern daß man überlegt, wie weit man ihnen entgegengehen kann (wie viele Meilen man mit ihnen gehen kann, nicht?).
Nebenbei gesagt: Die Wünsche des Verstorbenen zu beachten betreffs die Liedwahl bei der Beerdigung, und sei es Bushido - Berlin, ist wohl eines der einfachsten Zeichen dafür, daß irgendetwas an Glauben an ein Leben nach dem Tod vorhanden ist. Denn man erfüllt den Willen der Toten, als würden diese noch leben, ja, man hat ein schlechtes Gewissen, wenn man dies nicht tut. Wenn ich Seasons in the sun höre, denke ich an meine verstorbene Mutter, wie sie es - so Gott will (was ich doch hoffe!) - in den Himmel geschafft hat und bin erfüllt von der Hoffnung, sie einst wieder zu sehen. Da brauche ich kein christliches Lied dafür.
Mittwoch, Oktober 21, 2009
Schreibblockaden, Sorgen und Englisches Versagen
Sodele, nu wurden doch mal Messungen in meinem Labor aufgenommen und insgesamt hat sich was daraus entwickelt. Zwar für einen Kritikaster wie mich noch zu wenig und noch keine Messungen am System CH4/MgO, aber freuen tu ich mich trotzdem. Es ist einfach schön zu sehen, daß es was zu messen gibt. Der Stein wurde halt ins Rollen gebracht.
Na ja, und da die ersten Messungen mit den ersten Ergebnissen Hand in Hand gehen, wird nun offiziell seit heute auch das erste Paper geschrieben (was auf jeden Fall mega-awesome ist). Und hier merke ich, daß erstens ich in Sachen Englisch etwas krüppelig bin und zweitens geht es mir hier so wie es mir vor meinem IMPRS-Vortrag, vor einem semiprivaten Talk, den ich hielt oder beim Schreiben meiner Diplomarbeit ging: Ich finde dann oft, daß das, was ich sagen will, deutlich mehr Messungen erfordert, daß zu wenig Konsistenz vorliegt.
Kurz und gut: Meine Unsicherheit schlägt gerade wieder etwas zu. Betet doch mal wieder für mich und meine Wissenschaft.
Was heißt meine? PRAY FOR SCIENCE! Das ist doch mal ein Motto!
P.S.: Als alter Mathematica-Fan hab ich nun ein kleines Wolfram alpha-Applet eingefügt.
Na ja, und da die ersten Messungen mit den ersten Ergebnissen Hand in Hand gehen, wird nun offiziell seit heute auch das erste Paper geschrieben (was auf jeden Fall mega-awesome ist). Und hier merke ich, daß erstens ich in Sachen Englisch etwas krüppelig bin und zweitens geht es mir hier so wie es mir vor meinem IMPRS-Vortrag, vor einem semiprivaten Talk, den ich hielt oder beim Schreiben meiner Diplomarbeit ging: Ich finde dann oft, daß das, was ich sagen will, deutlich mehr Messungen erfordert, daß zu wenig Konsistenz vorliegt.
Kurz und gut: Meine Unsicherheit schlägt gerade wieder etwas zu. Betet doch mal wieder für mich und meine Wissenschaft.
Was heißt meine? PRAY FOR SCIENCE! Das ist doch mal ein Motto!
P.S.: Als alter Mathematica-Fan hab ich nun ein kleines Wolfram alpha-Applet eingefügt.
Dienstag, Oktober 20, 2009
Sonntag, Oktober 18, 2009
Kain und Abel
Ich kann mir nicht helfen, irgendwie erwische ich mich seit Jahren - eigentlich, seit ich als erstes von Kain und Abel gehört hatte - dabei, mit Kain Mitleid zu haben. Mir geht es ähnlich bei der Geschichte um Jakob und Esau, aber das ist ein leicht anderes Thema (immerhin hat Esau zwei Hethiterinnen geheiratet und sein Erstgeburtsrecht verkauft, außerdem wurde er wenigstens von einem anderen Volk der Stammvater).
Was ich meine, ist die Geschichte VOR dem Mord bzw. wie diese Geschichte ausgelegt wird. Kains großer Fehler scheint zu sein, daß er schnöder Ackermann wurde und nicht cooler Hirte. Jedenfalls scheinen viele Heilige (und Paulus und Johannes) in Kain schon vor dem Mord einen bösen Menschen zu sehen, einen ungerechten, der dann eben den gerechten Diener Abel umgebracht hat.
Ich weiß gar nicht, ob die Geschichte, jedenfalls in der Form, wie ich sie kenne, so hergibt: Auch Kain opfert Gott etwas, und zwar von den Früchten Seiner Arbeit - analog zu Abel, nur, daß die Früchte des Feldes dem Ackermann eher zugänglich sind als ein Lamm. Gott blickt jedoch versöhnlich auf Abels Opfer - nicht auf Kains, wendet sich aber im Moment der Eifersucht, freilich mahnend, aber meiner Meinung nach väterlich Kain zu:
"Warum ergrimmst du? Und warum senkst du deinen Blick? Ist's nicht also? Wenn du fromm bist, so kannst du frei den Blick erheben."
Er erkundet sich nach seinem Befinden und sagt ihm, daß er froh dem Blick erheben solle, wenn er fromm ist, AUCH WENN (so interpretiere ich das) GOTT SEIN OPFER NICHT ANNAHM.
Letztlich lehrt diese Geschichte doch mir und vielen anderen Menschen, die sich immer zu kurz gekommen fühlen, eine wichtige Lektion: Das Leben kann auf den ersten Blick ungerecht aussehen. "Hey, ich hab auch geopfert, wieso erhalte ich nicht den Lohn des anderen?" Die Lösung der Kinder Gottes ist jedoch nicht die Eifersucht und schon gar nicht der Mord, sondern weiterhin Gott zu lieben, eben OHNE sofortige Gegenleistung zu erwarten. Und dann - so Gottes Verheißung - wird man frei den Blick erheben können und sich nicht durch Eifersucht und Haderei blenden lassen.
Diese Gedanken können falsch sein. Der Hl. Paulus und der Hl. Johannes waren anscheinend der Meinung, daß Kain schon vor dem Opfer ein ungläubiger Halunke war. Eigentlich wollte ich die werten Herren Exegeten fragen, wo man einen Hinweis auf diese Bosheit vor dem Opfer finden kann.
Was ich meine, ist die Geschichte VOR dem Mord bzw. wie diese Geschichte ausgelegt wird. Kains großer Fehler scheint zu sein, daß er schnöder Ackermann wurde und nicht cooler Hirte. Jedenfalls scheinen viele Heilige (und Paulus und Johannes) in Kain schon vor dem Mord einen bösen Menschen zu sehen, einen ungerechten, der dann eben den gerechten Diener Abel umgebracht hat.
Ich weiß gar nicht, ob die Geschichte, jedenfalls in der Form, wie ich sie kenne, so hergibt: Auch Kain opfert Gott etwas, und zwar von den Früchten Seiner Arbeit - analog zu Abel, nur, daß die Früchte des Feldes dem Ackermann eher zugänglich sind als ein Lamm. Gott blickt jedoch versöhnlich auf Abels Opfer - nicht auf Kains, wendet sich aber im Moment der Eifersucht, freilich mahnend, aber meiner Meinung nach väterlich Kain zu:
"Warum ergrimmst du? Und warum senkst du deinen Blick? Ist's nicht also? Wenn du fromm bist, so kannst du frei den Blick erheben."
Er erkundet sich nach seinem Befinden und sagt ihm, daß er froh dem Blick erheben solle, wenn er fromm ist, AUCH WENN (so interpretiere ich das) GOTT SEIN OPFER NICHT ANNAHM.
Letztlich lehrt diese Geschichte doch mir und vielen anderen Menschen, die sich immer zu kurz gekommen fühlen, eine wichtige Lektion: Das Leben kann auf den ersten Blick ungerecht aussehen. "Hey, ich hab auch geopfert, wieso erhalte ich nicht den Lohn des anderen?" Die Lösung der Kinder Gottes ist jedoch nicht die Eifersucht und schon gar nicht der Mord, sondern weiterhin Gott zu lieben, eben OHNE sofortige Gegenleistung zu erwarten. Und dann - so Gottes Verheißung - wird man frei den Blick erheben können und sich nicht durch Eifersucht und Haderei blenden lassen.
Diese Gedanken können falsch sein. Der Hl. Paulus und der Hl. Johannes waren anscheinend der Meinung, daß Kain schon vor dem Opfer ein ungläubiger Halunke war. Eigentlich wollte ich die werten Herren Exegeten fragen, wo man einen Hinweis auf diese Bosheit vor dem Opfer finden kann.
Was ist...
... eigentlich aus den Memes geworden?
Wie ich darauf gekommen bin? Ich habe nach einem Händler gesucht, der mein erstes Lesebuch EVAR (d.h. "Meine Liebe Fibel") verkauft, die bildersuche angeklickt... UND HABE MEINEN BLOG GEFUNDEN bzw. einen Verweis auf ein Post, in dem anscheinend die Stringkette "Meine Liebe Fibel" vorkam und ein bild von Catherine Zeta-Jones. Truth is stranger than fiction, as I would say.
Jedenfalls: Es war eines der Memes, die bis vor ca einem Jahr desöfteren durch die Blogozese huschten. Wat is aus den geworden?
So, ich werde nun erstmal kochen und vllt einen weiteren Film meiner Godzilla-Millenium-Edition gucken.

Der Monstertrash von gestern mit den Effekten von heute. Awesomest, vor allem, wenn Godzilla ein Monster durch die halbe Stadt wirft.
Wie ich darauf gekommen bin? Ich habe nach einem Händler gesucht, der mein erstes Lesebuch EVAR (d.h. "Meine Liebe Fibel") verkauft, die bildersuche angeklickt... UND HABE MEINEN BLOG GEFUNDEN bzw. einen Verweis auf ein Post, in dem anscheinend die Stringkette "Meine Liebe Fibel" vorkam und ein bild von Catherine Zeta-Jones. Truth is stranger than fiction, as I would say.
Jedenfalls: Es war eines der Memes, die bis vor ca einem Jahr desöfteren durch die Blogozese huschten. Wat is aus den geworden?
So, ich werde nun erstmal kochen und vllt einen weiteren Film meiner Godzilla-Millenium-Edition gucken.

Der Monstertrash von gestern mit den Effekten von heute. Awesomest, vor allem, wenn Godzilla ein Monster durch die halbe Stadt wirft.
Dienstag, Oktober 13, 2009
Chauvinismus ist manchmal eine Lösung.
Miss Silverman jedenfalls sollte in der Küche stehen und die Klappe halten.
Seriously, das ist auf dem Niveau von Save a cow - eat a vegan.
Donnerstag, Oktober 01, 2009
Gastbeitrag - Lebensschutz. Moraltheoretische Bemerkungen (Josef Bordat)
Heute ist es mir eine besondere Ehre, einen Gastbeitrag hier zu präsentieren. Und zwar von keinem Unbekannten in der Blogozese, sondern jobo72 , er auf seinem eigenen Weblog nun schon seit einiger Zeit sehr interessante Beträge zu philosophischen Themen bietet und mit sehr lesenswerten Beiträgen diesen Weblog in der Vergangenheit bereicherte. Aber genug der Vorrede, steigen wir gleich ein:
Lebensschutz. Moraltheoretische Bemerkungen
von Josef Bordat
In „Ethik für heute“, meinem neuen Buch, das (hoffentlich!) bald erscheinen wird, vertrete ich eine christliche Lebensschutzethik, die den (konsequentialistisch belasteten) Begriff der Verantwortung angesichts der großen Herausforderungen des 21. Jh. zu rehabilitieren versucht; der Untertitel lautet: Moraltheoretische Überlegungen zu Terrorismus, Menschenrechten und Klimawandel. Dazu hier einige thesenartige Gedanken mit Verweisen auf weiterführende Texte im Netz. Vgl. zum Begriff „Verantwortung“.
I.
Anthropologischer Ausgangspunkt der Ethik des Lebensschutzes ist das christliche Menschenbild. Kerngedanke des christlichen Menschenbildes ist die Geschöpflichkeit des Menschen im Bilde und nach dem Bilde Gottes. Die Gottebenbildlichkeit ist in einer analogia relationalis gegeben. In der Folge von Gen 1, 26 spiegelt sich die innertrinitarische Bezogenheit Gottes in der Bezogenheit des Schöpfers zum Geschöpf, sie äußert sich in der Beziehung Gottes zum Menschen. Ferner ist der Mensch als geschaffenes Ebenbild Gottes von seinem Ursprung, seinem Wesen und seiner Zielbestimmung her nicht eigenbestimmt, seine Würde ist eine dignitas aliena, eine „fremde Würde“. Die Würde des Menschen kommt als „fremde Würde“ von Gott, sie ist das „Echo“ auf die Gottebenbildlichkeit (Honnefelder). Die Unantastbarkeit der Würde hat damit einen „Preis“: Die Bindung des Menschen an Gott. Daraus erwächst seine „Verantwortung vor Gott“, auf die in der Präambel unseres Grundgesetzes verwiesen wird. Vgl. zum christlichen Menschenbild: Das Christliche Menschenbild - eine ganz kurze Einführung
II.
Ihrem Wesen nach ist die Lebensschutzethik universalistisch, absolutistisch, gesinnungs- oder haltungsorientiert und prinzipienbezogen. Sie kennt ewige, absolute Werte bzw. Wertmaßstäbe. Das rückt sie begründungstheoretisch in die Nähe des Pflichtansatzes deontologischer Modelle (Kant). Das bedeutet, das sich Lebensschutzethik grundsätzlich gegen situative, relativistische, folgen- bzw. nutzenorientierte und zweckbezogene Abwägungen richtet, wie sie den teleologischen Modellen eignen (Utilitarismus). Der einzige Fall, in dem m. A. n. konsequentialitische Argumente verfangen, sind „Leben-gegen-Leben“-Dilemmata mit dramatischem Ausmaß. Vgl. zur Begründungstheorie
III.
Aus dem christlichen Menschbild und der begründungstheoretischen Verortung wird klar:
1. Beim Lebensschutz geht es primär um menschliches Leben.
Was ist „menschliches Leben“? Diese Frage klingt trivial, birgt aber die Spannung der Ursprungsdebatte. Fest steht: Es gibt, philosophisch betrachtet, keinen sinnvolleren Ursprungszeitpunkt als den Ursprung selbst – und der liegt nun einmal in der Zeugung. Alle anderen Zeitpunkte sind willkürliche Fristenlösungen, die auch anderes liegen könnten, ohne Verschlechterung der Argumentationslage. Wir wissen, dass der gerade gezeugte Mensch alles hat, was es braucht, um ein Mensch zu werden, und der Mensch hat alles, um Person zu werden. Der Mensch/die Person ist von Beginn an in potentia angelegt. Daher sollten wir das menschliche Lebewesen von Anfang an zuerst und vor allem als eine „potentielle Person“ betrachten, die im moraltheoretischen Kontext wie eine Person mit unbedingtem Lebensrecht zu behandeln ist, was eine Ausweitung des Lebensschutzes auf das ungeborene menschliche Leben zwingend macht. So sieht es die katholische Morallehre, so sieht es unser Grundgesetz. Das „Recht auf Leben wird jedem gewährleistet, der ,lebt’; zwischen einzelnen Abschnitten des sich entwickelnden Lebens vor der Geburt oder zwischen ungeborenem und geborenem Leben kann hier kein Unterschied gemacht werden“ (Urteil des BVerfG vom 25.02.1975, AZ 1 BvF 1/74 u.a. [BVerfGE 39, 1, veröffentlicht in: NJW 1975, 573]), denn das Grundgesetz enthalte keine „dem Entwicklungsprozess der Schwangerschaft folgenden Abstufungen des Lebensrechts“ (Urteil des BVerfG vom 28.05.1993, AZ 2 BvF 2/90 u.a. [BVerfGE 88, 203, veröffentlicht in: NJW 1993, 1751]). Vgl. Würdebegriff des Grundgesetzes
Warum „nur“ menschliches Leben? Das Menschenbild der abbildlichen Geschöpflichkeit des Menschen erhebt ihn ob seines engen Verhältnisses zum Schöpfer-Gott aus der Natur, weil es ihn mit Geist und Geschichtlichkeit begnadet sieht. Der Mensch hat Vernunft, das Tier und die Pflanze nicht. Damit wird der Mensch zum Herrscher über die (nicht-humane) Natur. Es gilt in diesem Kontext darauf hinzuweisen, dass eine Missinterpretation des schöpfungstheologischen Bildes der „Krone“ vorliegt, wenn man daraus eine uneingeschränkte, möglicherweise gar willkürliche Herrschaft ableiten will. Vielmehr ist „Krone“ ein Symbol für die Pflicht zu einer verantwortlichen Sicht auf die Mitgeschöpfe, ohne dabei die nicht bloß graduellen (wie etwa vom „evolutionären Humanismus“ behauptet), sondern prinzipiellen Unterschiede zwischen Mensch und Tier zu verwischen. Wenn wir uns also in einer „Demokratie von Mitgeschöpfen“ (Whitehead) sehen, müssen wir dafür Sorge tragen, dass diese nicht zur Anarchie gerät oder, weit schlimmer, zur Öko-Diktatur, die das unterdrückt, was sie zu schützen vorgibt: Leben. Es braucht vielmehr neue Tugenden, die „biophile und ökologische Grundhaltungen“ ansprechen – „Lebensförderlichkeit, Friedensbereitschaft, Schonung im Umgang mit der Natur, Rücksichtnahme auf die Interessen künftiger Generationen sowie Zivilcourage und Wahrhaftigkeit“ – und damit „Antwortmöglichkeiten auf die Herausforderungen der Zukunft bereitstellen“ (Schockenhoff). Vgl. zur Frage des „Speziesismus“: Personen, Menschen,Tiere - oder wer hat das Recht, Rechte zu haben?
2. Beim Lebensschutz geht es auf der Grundlage der Achtung der menschlichen Würde um den unbedingten Schutz des menschlichen Lebens.
Das menschliche Leben ist heilig, und daher zu achten und zu schützen – unabhängig von seinen konkreten Ausprägungen. Was bedeutet das? Und was bedeutet es nicht? Wofür und wogegen richtet sich Lebensschutz? Lebensschützer sind gegen Embryonen verbrauchende Forschung, Abtreibung, Sterbehilfe, Folter, Todesstrafe, Krieg und Umweltzerstörung. Sie sind für Frieden, die Bewahrung der Schöpfung, angemessene Arbeitsbedingungen, gerechte Verfahren in Justiz und Verwaltung sowie eine lebensförderliche Forschung.
IV.
Aus der Lebensschutzethik erwachsen, wie aus jeder anderen Ethik auch, moraltheoretische Probleme. Im Zentrum stehen das „Würde-gegen-Leben“- und das „Leben-gegen-Leben“-Dilemma. Beim Lebensschutz gibt es nichts zu „verrechnen“. Dennoch sehen wir uns mit Dilemmasituationen konfrontiert, in denen wir genau dazu gezwungen sind. Ich kenne die Warnungen vor einer konsequentialistischen Bilanzierung, wie sie etwa Robert Spaemann ausspricht („Die schlechte Lehre vom guten Zweck“), ich schätze sie und nehme sie sehr ernst. Vor allen Dingen die Ermahnung, Moral und Heil nicht zu verwechseln, und dementsprechend auch nicht ihre Resonanzkörper - philosophische Ethik und Geschichtsphilosophie. Nur: Es kann Situationen geben, in denen a) eine Entscheidung unvermeidbar ist (Trolly-Dilemma) und deswegen b) de facto abgewogen wird, sowohl beim Handeln als auch beim Unterlassen (wo auch die kluge spaemannsche Unterscheidung zwischen Handeln und Unterlassen nicht mehr verfängt, weil die Unterlassung unmittelbar wie eine Handlung wirkt). Hier ist die Frage, ob es wirklich gut im Sinne des Lebensschutzes ist, durch Unterlassen mehr Menschen in den Tod zu schicken als durch Handeln zu töten.
1. „Würde-gegen-Leben“
Gibt es Umstände, deren Würderelevanz derart ist, dass eine prinzipielle Erhaltung der Umstände durch Lebensschutz auf eine Würdeverletzung hinausläuft? Wenn sich menschliches Leben in der Biologie des Körpers erschöpft und zudem ein autonomistisches Würdeverständnis vorliegt – sicherlich. Wer jedoch den Transzendenzbezug des Lebens ernst nimmt und ein heteronomistisches (hier: theonomistisches) Würdeverständnis hat (wie die Mütter und Väter des Grundgesetzes), kann auch in dramatischen Lebensumständen, etwa schwere Krankheiten, keine Würdeverletzung erkennen, die durch Lebensschutz prolongiert würde. Sterbehilfe ist daher mit Lebensschutz nicht zu vereinbaren.
2. „Leben-gegen-Leben“
Ich möchte kurz zwei Problemfälle vorstellen, bei denen ich aus dem gleichen Lebensschutzgedanken heraus zu unterschiedlichen Konsequenzen neige.
Das erste Problem ist die Folter zur Rettung von Menschenleben. Diese „Rettungsfolter“ wird heiß diskutiert. Unstreitig zwischen den Teilnehmern der Debatte ist wohl nur, dass es sowohl im Bereich der Würde des Menschen liegt, nicht gefoltert zu werden, als auch nicht in einem Kellerraum oder Erdloch zu verdursten (als Entführungsopfer) oder von einem Sprengsatz zerrissen zu werden (als Terroropfer). Genau durch diese Einsicht ergibt sich ja das konfliktträchtige Dilemma. Es gibt verschiedene Gründe, trotz allem gegen Folter zu sein. Ich sehe vor allem zwei. Der erste Grund liegt in der Würdeverletzung durch Folter, die dem Prinzip der Achtung der Würde widerspricht, das schwerer wiegt als das Prinzip des Schutzes der Würde. Grundlage ist hier das autonomistische Menschenbild. Authentizität und Identität werden zur Richtschnur der Würde. Paul Tiedemann etwa bestimmt den Sachverhalt der Würdeverletzung als Eingriff in die personale Integrität, der geeignet ist, die „Authentizität und Identität [der Person] [zu] gefährden, ein[zu]schränken oder [zu] vernichten“. Tiedemann nennt seinen Ansatz „Identitätstheorie der Menschenwürde“. Wir sind es, die 1. „Ursprung unseres Willens und unserer Handlungen“ sind, das ist die Authentizität, und wir entwickeln 2. aus der Summe der authentischen Entscheidungen unsere Identität. Ist eines von beidem nicht möglich, so ist unsere Würde verletzt. Ferner macht er Würde an der Fähigkeit zum „inneren Dialog“ fest: Wird uns die Reflexionsmöglichkeit genommen, durch den rechtlichen Rahmen, also durch staatliche Unterdrückung, oder auch die faktische Lebensbedingungen, denen wir unterworfen und die geeignet sind, unsere Aufmerksamkeit zu kanalisieren (etwa im Falle von andauerndem Hunger), dann wird unsere Würde verletzt. Ganz besonders ist dies der Fall, wenn die Schmerzen und die Angst, die durch Folter erzeugt werden, unsere Gedanken binden. Wer gefoltert wird, kann keine moralischen Entscheidungen mehr treffen, weil er überhaupt keine Entscheidungen mehr treffen kann, die irgendetwas mit seiner Person (seinem Wollen und Wesen) zu tun haben. Das ist des Menschen unwürdig.
Diese Argumentation verbleibt auf der Ebene der Würde des Täters, ohne das Opfer zu berücksichtigen. Damit wird das „Leben-gegen-Leben“-Dilemma umgangen. Der zweite Grund, der dieses Dilemma annimmt, setzt auf die pragmatische Analyse der Erfolgsaussichten der Folter. Hier wird jener Unterschied zwischen „Handeln“ und „Unterlassen“, auf den Robert Spaemann verweist, relevant. Grundsätzlich sind Unterlassungsfolgen schlechter prognostizierbar als Handlungsfolgen. Man kann sehr genau sagen, was mit dem Täter passiert, wenn er gefoltert (wenn also „gehandelt“) wird, nämlich, dass der Staat dessen Würde verletzt, also seiner Achtungsverpflichtung nicht nachkommt. Man kann aber nicht genau sagen, was mit dem Opfer passiert, wenn es unterlassen wird, den Täter zu foltern. Es kann sich jederzeit eine neue Lage ergeben, in der die staatliche Gewalt zum Schutz des Opfers befähigt wird, ohne gefoltert zu haben, sei es, dass der Täter „freiwillig“ einknickt und aussagt, sei es, dass sich das Opfer befreien kann oder dass es im Rahmen der „herkömmlichen“ Polizeiarbeit gefunden wird. Mehr noch: Man kann nicht einmal sagen, was mit dem Opfer passiert, wenn der Täter gefoltert wird, denn der Erfolg der Folter des Täters mit Blick auf die Lage des Opfers ist sehr ungewiss. Dass dieses Argument so wenig Beachtung findet, verwundert sehr, weiß man doch seit Friedrich von Spees „Cautio criminalis“ (1631), dass Folter schon allein aufgrund der zweifelhaften Aussichten auf Erfolg abzulehnen ist, also wegen der zum Zeitpunkt der Folter nicht beantwortbaren Frage, ob man durch sie wirklich der Wahrheit näher kommt. Spee hält Folter zwar auch für moralisch verwerflich, doch zunächst für juristisch untauglich, weil sie in der Rechtspraxis zur fehlerhaften Beweisaufnahme führe. Dem Lebensschutz ist damit nicht gedient.
Das zweite Problem ist weitaus schwieriger. Ich denke an die Frage, ob es gerechtfertigt sein könnte, einen Krieg zu führen, um Menschenleben zu schützen bzw. zu retten. Dieses Thema ist als „humanitäre Intervention“ bekannt und seit der „Nicht-Intervention“ in Ruanda (1994) viel diskutiert worden. Die Literatur dazu ist längst unüberschaubar. Ich komme in dieser Frage zu einer sehr vorsichtig bejahenden Antwort für „Leben-gegen-Leben“-Dilemmata mit dramatischem Ausmaß. Ich verlasse damit – dessen bin ich mir bewusst – den geraden Weg der deontologischen Moraltheorie. Ich kann das hier nicht im Einzelnen darstellen. Vgl. dazu die folgende ausführliche historisch-systematische Abhandlung: Gerechter Krieg
V.
Zwei Schlussbemerkungen zu dem, was Lebensschutz nicht ist.
1. Lebensschutz ist kein Mittel zum Zweck
Lebensschutz ist Selbstzweck, weil das Leben eine Würde in sich trägt, die zu achten oberstes Prinzip jedes menschlichen Handelns ist. Die Lebensschutzethik dient dem Lebenserhalt und damit der bedeutendsten Ausprägung der Würde: der Möglichkeit, Würde zu erfahren und in die Welt zu strahlen, also: zu leben. Das gilt für alle Menschen aller Kulturen, Religionen und Rassen. Es geht nicht um den Fortbestand irgendwelcher Völker. Die katholische Morallehre und das katholische Naturrecht, die der Lebensschutzethik im Rücken stehen, sind in der klassischen Ausrichtung seit Thomas von Aquin am Menschen und nicht am Volk orientiert und zudem von einem Universalismus getragen, der jedem Partikularismus zuwider läuft.
2. Lebensschutz ist nicht engstirnig auf die „letzte Meile“ fixiert
Lebensschutz darf nicht auf den unmittelbaren Schutz menschlichen Lebens beschränkt bleiben (Lebensschutz 1. Ordnung), sondern muss sich darum kümmern, dass die Bedingungen für den Schutz menschlichen Lebens, vor allem für die Möglichkeit des Selbstschutzes, besser werden (Lebensschutz 2. Ordnung oder Meta-Lebensschutz). Dazu gehört, auf allen Ebenen die Würde des Menschen ins Zentrum zu stellen und alle sozialen, ökonomischen und politischen Maßnahmen daran auszurichten. Alles andere würde zu Recht als Heuchelei empfunden.
Bleibt mir zum Schluss, Dir, lieber Phil, ein großes „Danke schön!“ auszusprechen, für die Möglichkeit, in Deinem Blog ein paar Gedanken zum Lebensschutz zusammengefasst vorzustellen.
Lebensschutz. Moraltheoretische Bemerkungen
von Josef Bordat
In „Ethik für heute“, meinem neuen Buch, das (hoffentlich!) bald erscheinen wird, vertrete ich eine christliche Lebensschutzethik, die den (konsequentialistisch belasteten) Begriff der Verantwortung angesichts der großen Herausforderungen des 21. Jh. zu rehabilitieren versucht; der Untertitel lautet: Moraltheoretische Überlegungen zu Terrorismus, Menschenrechten und Klimawandel. Dazu hier einige thesenartige Gedanken mit Verweisen auf weiterführende Texte im Netz. Vgl. zum Begriff „Verantwortung“.
I.
Anthropologischer Ausgangspunkt der Ethik des Lebensschutzes ist das christliche Menschenbild. Kerngedanke des christlichen Menschenbildes ist die Geschöpflichkeit des Menschen im Bilde und nach dem Bilde Gottes. Die Gottebenbildlichkeit ist in einer analogia relationalis gegeben. In der Folge von Gen 1, 26 spiegelt sich die innertrinitarische Bezogenheit Gottes in der Bezogenheit des Schöpfers zum Geschöpf, sie äußert sich in der Beziehung Gottes zum Menschen. Ferner ist der Mensch als geschaffenes Ebenbild Gottes von seinem Ursprung, seinem Wesen und seiner Zielbestimmung her nicht eigenbestimmt, seine Würde ist eine dignitas aliena, eine „fremde Würde“. Die Würde des Menschen kommt als „fremde Würde“ von Gott, sie ist das „Echo“ auf die Gottebenbildlichkeit (Honnefelder). Die Unantastbarkeit der Würde hat damit einen „Preis“: Die Bindung des Menschen an Gott. Daraus erwächst seine „Verantwortung vor Gott“, auf die in der Präambel unseres Grundgesetzes verwiesen wird. Vgl. zum christlichen Menschenbild: Das Christliche Menschenbild - eine ganz kurze Einführung
II.
Ihrem Wesen nach ist die Lebensschutzethik universalistisch, absolutistisch, gesinnungs- oder haltungsorientiert und prinzipienbezogen. Sie kennt ewige, absolute Werte bzw. Wertmaßstäbe. Das rückt sie begründungstheoretisch in die Nähe des Pflichtansatzes deontologischer Modelle (Kant). Das bedeutet, das sich Lebensschutzethik grundsätzlich gegen situative, relativistische, folgen- bzw. nutzenorientierte und zweckbezogene Abwägungen richtet, wie sie den teleologischen Modellen eignen (Utilitarismus). Der einzige Fall, in dem m. A. n. konsequentialitische Argumente verfangen, sind „Leben-gegen-Leben“-Dilemmata mit dramatischem Ausmaß. Vgl. zur Begründungstheorie
III.
Aus dem christlichen Menschbild und der begründungstheoretischen Verortung wird klar:
1. Beim Lebensschutz geht es primär um menschliches Leben.
Was ist „menschliches Leben“? Diese Frage klingt trivial, birgt aber die Spannung der Ursprungsdebatte. Fest steht: Es gibt, philosophisch betrachtet, keinen sinnvolleren Ursprungszeitpunkt als den Ursprung selbst – und der liegt nun einmal in der Zeugung. Alle anderen Zeitpunkte sind willkürliche Fristenlösungen, die auch anderes liegen könnten, ohne Verschlechterung der Argumentationslage. Wir wissen, dass der gerade gezeugte Mensch alles hat, was es braucht, um ein Mensch zu werden, und der Mensch hat alles, um Person zu werden. Der Mensch/die Person ist von Beginn an in potentia angelegt. Daher sollten wir das menschliche Lebewesen von Anfang an zuerst und vor allem als eine „potentielle Person“ betrachten, die im moraltheoretischen Kontext wie eine Person mit unbedingtem Lebensrecht zu behandeln ist, was eine Ausweitung des Lebensschutzes auf das ungeborene menschliche Leben zwingend macht. So sieht es die katholische Morallehre, so sieht es unser Grundgesetz. Das „Recht auf Leben wird jedem gewährleistet, der ,lebt’; zwischen einzelnen Abschnitten des sich entwickelnden Lebens vor der Geburt oder zwischen ungeborenem und geborenem Leben kann hier kein Unterschied gemacht werden“ (Urteil des BVerfG vom 25.02.1975, AZ 1 BvF 1/74 u.a. [BVerfGE 39, 1, veröffentlicht in: NJW 1975, 573]), denn das Grundgesetz enthalte keine „dem Entwicklungsprozess der Schwangerschaft folgenden Abstufungen des Lebensrechts“ (Urteil des BVerfG vom 28.05.1993, AZ 2 BvF 2/90 u.a. [BVerfGE 88, 203, veröffentlicht in: NJW 1993, 1751]). Vgl. Würdebegriff des Grundgesetzes
Warum „nur“ menschliches Leben? Das Menschenbild der abbildlichen Geschöpflichkeit des Menschen erhebt ihn ob seines engen Verhältnisses zum Schöpfer-Gott aus der Natur, weil es ihn mit Geist und Geschichtlichkeit begnadet sieht. Der Mensch hat Vernunft, das Tier und die Pflanze nicht. Damit wird der Mensch zum Herrscher über die (nicht-humane) Natur. Es gilt in diesem Kontext darauf hinzuweisen, dass eine Missinterpretation des schöpfungstheologischen Bildes der „Krone“ vorliegt, wenn man daraus eine uneingeschränkte, möglicherweise gar willkürliche Herrschaft ableiten will. Vielmehr ist „Krone“ ein Symbol für die Pflicht zu einer verantwortlichen Sicht auf die Mitgeschöpfe, ohne dabei die nicht bloß graduellen (wie etwa vom „evolutionären Humanismus“ behauptet), sondern prinzipiellen Unterschiede zwischen Mensch und Tier zu verwischen. Wenn wir uns also in einer „Demokratie von Mitgeschöpfen“ (Whitehead) sehen, müssen wir dafür Sorge tragen, dass diese nicht zur Anarchie gerät oder, weit schlimmer, zur Öko-Diktatur, die das unterdrückt, was sie zu schützen vorgibt: Leben. Es braucht vielmehr neue Tugenden, die „biophile und ökologische Grundhaltungen“ ansprechen – „Lebensförderlichkeit, Friedensbereitschaft, Schonung im Umgang mit der Natur, Rücksichtnahme auf die Interessen künftiger Generationen sowie Zivilcourage und Wahrhaftigkeit“ – und damit „Antwortmöglichkeiten auf die Herausforderungen der Zukunft bereitstellen“ (Schockenhoff). Vgl. zur Frage des „Speziesismus“: Personen, Menschen,Tiere - oder wer hat das Recht, Rechte zu haben?
2. Beim Lebensschutz geht es auf der Grundlage der Achtung der menschlichen Würde um den unbedingten Schutz des menschlichen Lebens.
Das menschliche Leben ist heilig, und daher zu achten und zu schützen – unabhängig von seinen konkreten Ausprägungen. Was bedeutet das? Und was bedeutet es nicht? Wofür und wogegen richtet sich Lebensschutz? Lebensschützer sind gegen Embryonen verbrauchende Forschung, Abtreibung, Sterbehilfe, Folter, Todesstrafe, Krieg und Umweltzerstörung. Sie sind für Frieden, die Bewahrung der Schöpfung, angemessene Arbeitsbedingungen, gerechte Verfahren in Justiz und Verwaltung sowie eine lebensförderliche Forschung.
IV.
Aus der Lebensschutzethik erwachsen, wie aus jeder anderen Ethik auch, moraltheoretische Probleme. Im Zentrum stehen das „Würde-gegen-Leben“- und das „Leben-gegen-Leben“-Dilemma. Beim Lebensschutz gibt es nichts zu „verrechnen“. Dennoch sehen wir uns mit Dilemmasituationen konfrontiert, in denen wir genau dazu gezwungen sind. Ich kenne die Warnungen vor einer konsequentialistischen Bilanzierung, wie sie etwa Robert Spaemann ausspricht („Die schlechte Lehre vom guten Zweck“), ich schätze sie und nehme sie sehr ernst. Vor allen Dingen die Ermahnung, Moral und Heil nicht zu verwechseln, und dementsprechend auch nicht ihre Resonanzkörper - philosophische Ethik und Geschichtsphilosophie. Nur: Es kann Situationen geben, in denen a) eine Entscheidung unvermeidbar ist (Trolly-Dilemma) und deswegen b) de facto abgewogen wird, sowohl beim Handeln als auch beim Unterlassen (wo auch die kluge spaemannsche Unterscheidung zwischen Handeln und Unterlassen nicht mehr verfängt, weil die Unterlassung unmittelbar wie eine Handlung wirkt). Hier ist die Frage, ob es wirklich gut im Sinne des Lebensschutzes ist, durch Unterlassen mehr Menschen in den Tod zu schicken als durch Handeln zu töten.
1. „Würde-gegen-Leben“
Gibt es Umstände, deren Würderelevanz derart ist, dass eine prinzipielle Erhaltung der Umstände durch Lebensschutz auf eine Würdeverletzung hinausläuft? Wenn sich menschliches Leben in der Biologie des Körpers erschöpft und zudem ein autonomistisches Würdeverständnis vorliegt – sicherlich. Wer jedoch den Transzendenzbezug des Lebens ernst nimmt und ein heteronomistisches (hier: theonomistisches) Würdeverständnis hat (wie die Mütter und Väter des Grundgesetzes), kann auch in dramatischen Lebensumständen, etwa schwere Krankheiten, keine Würdeverletzung erkennen, die durch Lebensschutz prolongiert würde. Sterbehilfe ist daher mit Lebensschutz nicht zu vereinbaren.
2. „Leben-gegen-Leben“
Ich möchte kurz zwei Problemfälle vorstellen, bei denen ich aus dem gleichen Lebensschutzgedanken heraus zu unterschiedlichen Konsequenzen neige.
Das erste Problem ist die Folter zur Rettung von Menschenleben. Diese „Rettungsfolter“ wird heiß diskutiert. Unstreitig zwischen den Teilnehmern der Debatte ist wohl nur, dass es sowohl im Bereich der Würde des Menschen liegt, nicht gefoltert zu werden, als auch nicht in einem Kellerraum oder Erdloch zu verdursten (als Entführungsopfer) oder von einem Sprengsatz zerrissen zu werden (als Terroropfer). Genau durch diese Einsicht ergibt sich ja das konfliktträchtige Dilemma. Es gibt verschiedene Gründe, trotz allem gegen Folter zu sein. Ich sehe vor allem zwei. Der erste Grund liegt in der Würdeverletzung durch Folter, die dem Prinzip der Achtung der Würde widerspricht, das schwerer wiegt als das Prinzip des Schutzes der Würde. Grundlage ist hier das autonomistische Menschenbild. Authentizität und Identität werden zur Richtschnur der Würde. Paul Tiedemann etwa bestimmt den Sachverhalt der Würdeverletzung als Eingriff in die personale Integrität, der geeignet ist, die „Authentizität und Identität [der Person] [zu] gefährden, ein[zu]schränken oder [zu] vernichten“. Tiedemann nennt seinen Ansatz „Identitätstheorie der Menschenwürde“. Wir sind es, die 1. „Ursprung unseres Willens und unserer Handlungen“ sind, das ist die Authentizität, und wir entwickeln 2. aus der Summe der authentischen Entscheidungen unsere Identität. Ist eines von beidem nicht möglich, so ist unsere Würde verletzt. Ferner macht er Würde an der Fähigkeit zum „inneren Dialog“ fest: Wird uns die Reflexionsmöglichkeit genommen, durch den rechtlichen Rahmen, also durch staatliche Unterdrückung, oder auch die faktische Lebensbedingungen, denen wir unterworfen und die geeignet sind, unsere Aufmerksamkeit zu kanalisieren (etwa im Falle von andauerndem Hunger), dann wird unsere Würde verletzt. Ganz besonders ist dies der Fall, wenn die Schmerzen und die Angst, die durch Folter erzeugt werden, unsere Gedanken binden. Wer gefoltert wird, kann keine moralischen Entscheidungen mehr treffen, weil er überhaupt keine Entscheidungen mehr treffen kann, die irgendetwas mit seiner Person (seinem Wollen und Wesen) zu tun haben. Das ist des Menschen unwürdig.
Diese Argumentation verbleibt auf der Ebene der Würde des Täters, ohne das Opfer zu berücksichtigen. Damit wird das „Leben-gegen-Leben“-Dilemma umgangen. Der zweite Grund, der dieses Dilemma annimmt, setzt auf die pragmatische Analyse der Erfolgsaussichten der Folter. Hier wird jener Unterschied zwischen „Handeln“ und „Unterlassen“, auf den Robert Spaemann verweist, relevant. Grundsätzlich sind Unterlassungsfolgen schlechter prognostizierbar als Handlungsfolgen. Man kann sehr genau sagen, was mit dem Täter passiert, wenn er gefoltert (wenn also „gehandelt“) wird, nämlich, dass der Staat dessen Würde verletzt, also seiner Achtungsverpflichtung nicht nachkommt. Man kann aber nicht genau sagen, was mit dem Opfer passiert, wenn es unterlassen wird, den Täter zu foltern. Es kann sich jederzeit eine neue Lage ergeben, in der die staatliche Gewalt zum Schutz des Opfers befähigt wird, ohne gefoltert zu haben, sei es, dass der Täter „freiwillig“ einknickt und aussagt, sei es, dass sich das Opfer befreien kann oder dass es im Rahmen der „herkömmlichen“ Polizeiarbeit gefunden wird. Mehr noch: Man kann nicht einmal sagen, was mit dem Opfer passiert, wenn der Täter gefoltert wird, denn der Erfolg der Folter des Täters mit Blick auf die Lage des Opfers ist sehr ungewiss. Dass dieses Argument so wenig Beachtung findet, verwundert sehr, weiß man doch seit Friedrich von Spees „Cautio criminalis“ (1631), dass Folter schon allein aufgrund der zweifelhaften Aussichten auf Erfolg abzulehnen ist, also wegen der zum Zeitpunkt der Folter nicht beantwortbaren Frage, ob man durch sie wirklich der Wahrheit näher kommt. Spee hält Folter zwar auch für moralisch verwerflich, doch zunächst für juristisch untauglich, weil sie in der Rechtspraxis zur fehlerhaften Beweisaufnahme führe. Dem Lebensschutz ist damit nicht gedient.
Das zweite Problem ist weitaus schwieriger. Ich denke an die Frage, ob es gerechtfertigt sein könnte, einen Krieg zu führen, um Menschenleben zu schützen bzw. zu retten. Dieses Thema ist als „humanitäre Intervention“ bekannt und seit der „Nicht-Intervention“ in Ruanda (1994) viel diskutiert worden. Die Literatur dazu ist längst unüberschaubar. Ich komme in dieser Frage zu einer sehr vorsichtig bejahenden Antwort für „Leben-gegen-Leben“-Dilemmata mit dramatischem Ausmaß. Ich verlasse damit – dessen bin ich mir bewusst – den geraden Weg der deontologischen Moraltheorie. Ich kann das hier nicht im Einzelnen darstellen. Vgl. dazu die folgende ausführliche historisch-systematische Abhandlung: Gerechter Krieg
V.
Zwei Schlussbemerkungen zu dem, was Lebensschutz nicht ist.
1. Lebensschutz ist kein Mittel zum Zweck
Lebensschutz ist Selbstzweck, weil das Leben eine Würde in sich trägt, die zu achten oberstes Prinzip jedes menschlichen Handelns ist. Die Lebensschutzethik dient dem Lebenserhalt und damit der bedeutendsten Ausprägung der Würde: der Möglichkeit, Würde zu erfahren und in die Welt zu strahlen, also: zu leben. Das gilt für alle Menschen aller Kulturen, Religionen und Rassen. Es geht nicht um den Fortbestand irgendwelcher Völker. Die katholische Morallehre und das katholische Naturrecht, die der Lebensschutzethik im Rücken stehen, sind in der klassischen Ausrichtung seit Thomas von Aquin am Menschen und nicht am Volk orientiert und zudem von einem Universalismus getragen, der jedem Partikularismus zuwider läuft.
2. Lebensschutz ist nicht engstirnig auf die „letzte Meile“ fixiert
Lebensschutz darf nicht auf den unmittelbaren Schutz menschlichen Lebens beschränkt bleiben (Lebensschutz 1. Ordnung), sondern muss sich darum kümmern, dass die Bedingungen für den Schutz menschlichen Lebens, vor allem für die Möglichkeit des Selbstschutzes, besser werden (Lebensschutz 2. Ordnung oder Meta-Lebensschutz). Dazu gehört, auf allen Ebenen die Würde des Menschen ins Zentrum zu stellen und alle sozialen, ökonomischen und politischen Maßnahmen daran auszurichten. Alles andere würde zu Recht als Heuchelei empfunden.
Bleibt mir zum Schluss, Dir, lieber Phil, ein großes „Danke schön!“ auszusprechen, für die Möglichkeit, in Deinem Blog ein paar Gedanken zum Lebensschutz zusammengefasst vorzustellen.
Montag, September 28, 2009
Schreiben an die Amadeu Antonio Stiftung.
Da ich vor kurzem über Mail meine virtuelle Unterschrift unter diesen Brief gab und da ich ihn vollständig unterstütze, fehlt quasi nur noch eine Verlinkung auf meinem Weblog.
Der Kommentar über Twitter seitens der Stiftung ist hoffentlich nur ein Zeichen dafür, daß der "Twitterer" nicht der ViSdP ist. Wie schon andere gesagt haben, ist es das allerletzte, nachdem (wie schon vorher gesagt, zugegebenermaßen nur wenige) Gegendemonstranten bei Frau Fuchs "Abtreibung" brüllten und nachdem eine an PAS leidende Frau verhöhnt wurde aufgrund eines übrigens sehr höflichen Briefes von "Lebensschutztrollen" zu sprechen. Es ist einfach erbärmlich und wenn der Mensch hinter diesen Tasten wirklich für den virtuellen Auftritt der Stiftung verantwortlich ist, sollte man schnell über eine Neubesetzung der Stelle nachdenken. Dasselbe läßt sich über die Seite "Mut gegen rechte Gewalt" sagen.
Als Menschenfreund muß ich einfach kotzen, wenn der ohnehin zum Trademark verkommene "Kampf gegen Rechts" gegen alles verwendet wird, was den feinen Herrn Gutmenschen nicht in den Kram paßt.
Da ich vor kurzem über Mail meine virtuelle Unterschrift unter diesen Brief gab und da ich ihn vollständig unterstütze, fehlt quasi nur noch eine Verlinkung auf meinem Weblog.
Der Kommentar über Twitter seitens der Stiftung ist hoffentlich nur ein Zeichen dafür, daß der "Twitterer" nicht der ViSdP ist. Wie schon andere gesagt haben, ist es das allerletzte, nachdem (wie schon vorher gesagt, zugegebenermaßen nur wenige) Gegendemonstranten bei Frau Fuchs "Abtreibung" brüllten und nachdem eine an PAS leidende Frau verhöhnt wurde aufgrund eines übrigens sehr höflichen Briefes von "Lebensschutztrollen" zu sprechen. Es ist einfach erbärmlich und wenn der Mensch hinter diesen Tasten wirklich für den virtuellen Auftritt der Stiftung verantwortlich ist, sollte man schnell über eine Neubesetzung der Stelle nachdenken. Dasselbe läßt sich über die Seite "Mut gegen rechte Gewalt" sagen.
Als Menschenfreund muß ich einfach kotzen, wenn der ohnehin zum Trademark verkommene "Kampf gegen Rechts" gegen alles verwendet wird, was den feinen Herrn Gutmenschen nicht in den Kram paßt.
@jobo72
Josef Bordat sagte in meinem Post vor einigen Tagen über den Marsch für das Leben einiges, daß nicht so einfach im Nirvana der Kommentare verschwinden sollten. Ich werde sie hier nochmal zitieren:
jobo, auch von mir vielen Dank für die Kommentare. Ich wollte noch was dazu und noch etwas weiterführendes sagen, aber Kommentare sind in ihrer Länge limitiert. Und da mir schonmal Logorroeh vorgeworfen wurde, wird das hier auch wieder lang.
ad 1.) "Wie sieht jemand aus, der das Kreuz zu tragen verdient?" Hier sprichst Du indirekt einen Punkt an, der mich immer wieder bewegt und mir, wenn ich ehrlich bin, auch ein wenig zu schaffen macht. Nun muß ich zugeben, daß ich nicht gerade Mister Fashion sense bin und durch meine bewegte musikalische Vergangenheit (als Musikfan) durchaus zu nicht gerade "konservativ" aussehender Montur neige. Sagen wir es simpler: Ja, ich habe eine prollige Militärhose, ich besitze Springerstiefel mit 20 Löchern und ich besitze (aus alten Tagen) noch eine Hose mit Ketten und Riemen dran. Das ist meine Gabber-Hose. Das ist jetzt mir auch alles zu extrem und selbst als ich noch die Hosen / Springerstiefel mochte, bemühte ich mich, meine schwarze Pracht nicht beim Kirchgang anzuziehen.
Aber auch jetzt fühle ich mich so wie ich bin trotz aller Ansichten, die man teilt, nicht wohl unter konservativen Christen. Ausnahmen bestätigen die Regel, natürlich. Vielleicht sind es eigene Komplexe, aber ich denke immer, daß ich in katholischen Kreisen eher der Botschafter aus der Welt der prolligen Physiknerds bin. Willkommen, aber ein Gast. Wenn ich also mit in der christlichen Menge das weiße Kreuz trage - gehöre ich dann zu meinen Glaubensbrüdern? (bewußt paradox formuliert) Ich war deshalb erleichtert, als ich am Ende des Weges einen Katholiken mit einem Longsleeve zu Ehren des Bezirkes Wedding sah. Ein Longsleeve, daß ich mir auch holen werde, übrigens :)
ad 2.) hier sprichst Du einen wichtigen Punkt an, auch wenn ich gestehen muß (und hoffentlich nicht als rechts damit gelte), daß es mir Sorgen macht, wie dünn gesäht die Nachkommenschaft dieses Landes sein wird. Aber das steht auf einem anderen Blatt und hat, wenn man sich dem Thema "Lebensschutz" widmet, nichts verloren. Hier geht es nämlich nicht darum, ein "deutsches deutschland" zu erhalten und auch nicht darum, für den Nachwuchs des Christentums zu sorgen - es geht um Menschen, die sich nicht nur nicht wehren können, sondern denen das Leben und Menschsein selbst abgesprochen wird.
Oft wird auch von rechten Kreisen Sorge darüber geäußert, daß dieses Land langsam muslimisch wird, weil (mal blöd gesagt) die Deutschen halt abtreiben. Wie weiter oben gesagt, macht es mir auch Sorgen, wie die Geburtenraten zurückgehen, aber wir Christen sollten doch nach 2000 Jahren Kirchengeschichte, nach Missionaren wie Franz Xaver Rene Goupil, daß es noch andere Wege gibt, eine christliche Kultur zu fördern, zu verbreiten und zu erhalten als Kinder in die Welt zu setzen.
Noch ein Punkt zum Nazi-Vorwurf: John Zmirak weist in seinem Buch "The Bad catholics guid to wine, whiskey and song" darauf hin, daß (hier versteht mich bitte nicht falsch und vor allem laßt mich ausreden) manche Christen zu einer einseitigen Versteifung auf das Drama Abtreibung neigen. Abtreibung ist ein Problem, und da es so scheint, als gehörten wir im Augenblick zu den wenigen, die wissen, was Abtreibung heißt (nämlich Mord), ist es auch eines der größten Probleme dieser Welt - aber eben nicht das einzige! Und wenn kath.net dem Kardinal Cañizares in den Mund legt, er fände Abtreibung schlimmer als Kindesmißbrauch (wobei er vllt etwas ungeschickt, aber völlig korrekt sagte, daß das nicht zu vergleichen sei), dann kann man vestehen, daß hier Leuten die Sicherungen durchbrennen können. Selbst ich war damals als noch recht junger Katholik verwirrt, als ein Freund von mir, auf meinen Einwand gegen George Bush (ich halte nicht viel von Leuten, die derart viele Todesurteile unterschreiben) meinte "Ja, aber das sind wenige im Vergleich zu den Leben, die er durch seine Abtreibungspolitik gerettet hat". Leben sind nicht gegeneinander aufzurechnen. Ich denke sogar, daß wir uns hier dem Herz des Lebensschutzes nähern: Leben ist IMMER lebenswert. Es ist egal, ob jemand ein guter oder schlechter mensch ist, ob er alt oder jung ist, oder eben noch gar nicht geboren.
Wie gesagt: Ich denke nicht nur, daß die Abtreibung ein großes Problem ist, die Abtreibungspolitik, die Verharmlosung des Abtreibungsaktes und das Alleinlassen der Frauen mit PAS ist die himmelschreiende Sünde unserer Zeit und neben der Euthanasie das grausamste Indiz für die Kultur des Todes. Nur darf bei allem, was man sagt, nie der Eindruck aufkommen, man wolle Abtreibungen gegen andere Schandtaten aufrechnen.
1.) Als die Kreuze verteilt wurden, blickte mir die junge Dame, die diese Aufgabe übernommen hatte, sehr lange prüfend in die Augen. Das empfand ich als etwas, nun ja, unangenehm. Und es brachte mich zu dem Gedanken: Wie sieht jemand aus, der das Kreuz zu tragen verdient? Hätte Jesus ein Kreuz von ihr bekommen? Klar, ich weiß, die „Vertrauensprüfung“ entspringt einem gesunden Sinn für Realität. Dennoch: Ich fand’s unangenehm.
2.) Als Lebensschützer sieht man sich oft mit dem Vorwurf konfrontiert, ein „Nazi“ zu sein (Frauenfeind ja sowieso – das ergibt sich schon aus der Kirchenmitgliedschaft). Das ist mir sehr unverständlich, weil ja die NS-Ideologie geradezu das Gegenteil von Lebensschutz bedeutet und Lebensschutz das Gegenteil von NS-Ideologie. Ich will diesen unvernünftigen Vorwurf auch nicht gestelzt zu rationalisieren versuchen. Ich könnte mir aber vorstellen, wie es zu diesem Missverständnis kommt: Menschen, die meinen mit NS-Ideologie könne man Probleme des 21. Jahrhunderts lösen, argumentieren oft aus der Perspektive der Bevölkerungsentwicklung gegen Abtreibung. Sie teilen damit das Anliegen des christlichen Lebensschutzes, nicht aber das Argument für dieses Anliegen. Denn die Bevölkerungsentwicklung hat uns als christliche Lebensschützer nicht zu interessieren.
jobo, auch von mir vielen Dank für die Kommentare. Ich wollte noch was dazu und noch etwas weiterführendes sagen, aber Kommentare sind in ihrer Länge limitiert. Und da mir schonmal Logorroeh vorgeworfen wurde, wird das hier auch wieder lang.
ad 1.) "Wie sieht jemand aus, der das Kreuz zu tragen verdient?" Hier sprichst Du indirekt einen Punkt an, der mich immer wieder bewegt und mir, wenn ich ehrlich bin, auch ein wenig zu schaffen macht. Nun muß ich zugeben, daß ich nicht gerade Mister Fashion sense bin und durch meine bewegte musikalische Vergangenheit (als Musikfan) durchaus zu nicht gerade "konservativ" aussehender Montur neige. Sagen wir es simpler: Ja, ich habe eine prollige Militärhose, ich besitze Springerstiefel mit 20 Löchern und ich besitze (aus alten Tagen) noch eine Hose mit Ketten und Riemen dran. Das ist meine Gabber-Hose. Das ist jetzt mir auch alles zu extrem und selbst als ich noch die Hosen / Springerstiefel mochte, bemühte ich mich, meine schwarze Pracht nicht beim Kirchgang anzuziehen.
Aber auch jetzt fühle ich mich so wie ich bin trotz aller Ansichten, die man teilt, nicht wohl unter konservativen Christen. Ausnahmen bestätigen die Regel, natürlich. Vielleicht sind es eigene Komplexe, aber ich denke immer, daß ich in katholischen Kreisen eher der Botschafter aus der Welt der prolligen Physiknerds bin. Willkommen, aber ein Gast. Wenn ich also mit in der christlichen Menge das weiße Kreuz trage - gehöre ich dann zu meinen Glaubensbrüdern? (bewußt paradox formuliert) Ich war deshalb erleichtert, als ich am Ende des Weges einen Katholiken mit einem Longsleeve zu Ehren des Bezirkes Wedding sah. Ein Longsleeve, daß ich mir auch holen werde, übrigens :)
ad 2.) hier sprichst Du einen wichtigen Punkt an, auch wenn ich gestehen muß (und hoffentlich nicht als rechts damit gelte), daß es mir Sorgen macht, wie dünn gesäht die Nachkommenschaft dieses Landes sein wird. Aber das steht auf einem anderen Blatt und hat, wenn man sich dem Thema "Lebensschutz" widmet, nichts verloren. Hier geht es nämlich nicht darum, ein "deutsches deutschland" zu erhalten und auch nicht darum, für den Nachwuchs des Christentums zu sorgen - es geht um Menschen, die sich nicht nur nicht wehren können, sondern denen das Leben und Menschsein selbst abgesprochen wird.
Oft wird auch von rechten Kreisen Sorge darüber geäußert, daß dieses Land langsam muslimisch wird, weil (mal blöd gesagt) die Deutschen halt abtreiben. Wie weiter oben gesagt, macht es mir auch Sorgen, wie die Geburtenraten zurückgehen, aber wir Christen sollten doch nach 2000 Jahren Kirchengeschichte, nach Missionaren wie Franz Xaver Rene Goupil, daß es noch andere Wege gibt, eine christliche Kultur zu fördern, zu verbreiten und zu erhalten als Kinder in die Welt zu setzen.
Noch ein Punkt zum Nazi-Vorwurf: John Zmirak weist in seinem Buch "The Bad catholics guid to wine, whiskey and song" darauf hin, daß (hier versteht mich bitte nicht falsch und vor allem laßt mich ausreden) manche Christen zu einer einseitigen Versteifung auf das Drama Abtreibung neigen. Abtreibung ist ein Problem, und da es so scheint, als gehörten wir im Augenblick zu den wenigen, die wissen, was Abtreibung heißt (nämlich Mord), ist es auch eines der größten Probleme dieser Welt - aber eben nicht das einzige! Und wenn kath.net dem Kardinal Cañizares in den Mund legt, er fände Abtreibung schlimmer als Kindesmißbrauch (wobei er vllt etwas ungeschickt, aber völlig korrekt sagte, daß das nicht zu vergleichen sei), dann kann man vestehen, daß hier Leuten die Sicherungen durchbrennen können. Selbst ich war damals als noch recht junger Katholik verwirrt, als ein Freund von mir, auf meinen Einwand gegen George Bush (ich halte nicht viel von Leuten, die derart viele Todesurteile unterschreiben) meinte "Ja, aber das sind wenige im Vergleich zu den Leben, die er durch seine Abtreibungspolitik gerettet hat". Leben sind nicht gegeneinander aufzurechnen. Ich denke sogar, daß wir uns hier dem Herz des Lebensschutzes nähern: Leben ist IMMER lebenswert. Es ist egal, ob jemand ein guter oder schlechter mensch ist, ob er alt oder jung ist, oder eben noch gar nicht geboren.
Wie gesagt: Ich denke nicht nur, daß die Abtreibung ein großes Problem ist, die Abtreibungspolitik, die Verharmlosung des Abtreibungsaktes und das Alleinlassen der Frauen mit PAS ist die himmelschreiende Sünde unserer Zeit und neben der Euthanasie das grausamste Indiz für die Kultur des Todes. Nur darf bei allem, was man sagt, nie der Eindruck aufkommen, man wolle Abtreibungen gegen andere Schandtaten aufrechnen.
Sonntag, September 27, 2009
Marsch für das Leben - Nachtrag
Nur eine Anmerkung zu dem gestern geschriebenem Post über den Marsch für das Leben:
Ich habe geschrieben, daß bei dem Marsch selbst in meiner Umgebung sich wenig schlimmes tat. Ich möchte das NICHT so verstanden haben, als wäre generell wenig passiert. Neben dem schon erwähnten Verhalten bei der Kundgebung, was einfach widerlich gegenüber Frau Fuchs und der zweiten Dame war, wurden Kreuze in die Spree geworfen, einige nackte Lesben machten sich in der Öffentlichkeit zum Idioten (zur Idiotin) und in einer Kirche wurde mit Eiern geworfen. Diese drei Sachen habe ich nicht mitbekommen, habe das jedoch nun mitbekommen. Falls also der letzte Beitrag gegenüber den Gegendemonstranten für manchen Leser zu freundlich klang, sei dieser Eindruck hier korrigiert: Wie immer haben Linksfaschisten in boshaft-dummer weise gezeigt, wassie unter Toleranz und Menschlichkeit verstehen: Uniformität mit ihrer Meinung.
Eine ganz andere Frage ist, warum überhaupt Homosexuelle mit gegen Abtreibung demonstrieren. Sollte doch eher selten passieren, daß eine Lesbe aus Versehen schwanger wird, oder?
Ich habe geschrieben, daß bei dem Marsch selbst in meiner Umgebung sich wenig schlimmes tat. Ich möchte das NICHT so verstanden haben, als wäre generell wenig passiert. Neben dem schon erwähnten Verhalten bei der Kundgebung, was einfach widerlich gegenüber Frau Fuchs und der zweiten Dame war, wurden Kreuze in die Spree geworfen, einige nackte Lesben machten sich in der Öffentlichkeit zum Idioten (zur Idiotin) und in einer Kirche wurde mit Eiern geworfen. Diese drei Sachen habe ich nicht mitbekommen, habe das jedoch nun mitbekommen. Falls also der letzte Beitrag gegenüber den Gegendemonstranten für manchen Leser zu freundlich klang, sei dieser Eindruck hier korrigiert: Wie immer haben Linksfaschisten in boshaft-dummer weise gezeigt, wassie unter Toleranz und Menschlichkeit verstehen: Uniformität mit ihrer Meinung.
Eine ganz andere Frage ist, warum überhaupt Homosexuelle mit gegen Abtreibung demonstrieren. Sollte doch eher selten passieren, daß eine Lesbe aus Versehen schwanger wird, oder?
Samstag, September 26, 2009
Marsch für das Leben

Heute bin ich den Marsch für das Leben mitgelaufen. Ich muß sagen, daß ich glücklich bin, meinen Hintern hochbekommen zu haben und weder die Lauheit noch die Feigheit obsiegen ließ.
Schon zu Beginn, bei der Kundgebung wurde versucht, durch Lärm vom Programm abzulenken. Das hat an einigen Stellen sehr widerliche Züge angenommen, so zum Beispiel, als eine schwerbehinderte Sportlerin (ja, mein Namensgedächtnis ist nicht das beste) über Lebensschutz sprach, daß hier von (wie man fairerweise sagen muß, wenigen) Abtreibungsrufe laut wurden; hier schrammt man wirklich nicht mehr nur knapp an der Eugenik vorbei, man bekennt sich dazu. Wie schon Tiberius schreibt, war ein weiterer widerlicher Moment, als eine Frau den Tränen nahe über das PAS sprach. Generell war es ziemlich subversiv, wie sich die Gegendemonstranten unter das christliche Volk mischten.
Nach solchen Momenten befürchtete ich schon schlimmes auf dem kommenden Schweigemarsch, aber hier sei es der Polizei gedankt, daß zumindest meine Wenigkeit relativ ungestört laufen konnte. Sicher, man hörte die üblichen Sprechchöre, Trillerpfeifen etc., wodurch ich mich nicht bestens auf meinen Rosenkranz konzentrieren konnte. Letztlich blieb in meiner Umgebung aber alles human, es gab keine Leute, die den Demonstranten die Kreuze wegreissen wollten oder ähnliches. An dieser Stelle eine Frage an den gegebenenfalls informierten Leser: Ich habe keine Konflikte mit den Gegendemonstranten bei der Austeilung der Kreuze mitbekommen (nur ein zugegebenermaßen passender einwurf eines bekannten Python-Zitates aus "Das Leben des Brian"), hätte aber gerade hier mit solchen gerechnet.
Zum Abschluß des Schweigemarsches wurden noch die ersten drei Strophen von "Großer Gott, wir loben Dich" gesungen, was meiner Meinung nach ein ziemlicher Triumph war, weil der zivilisierte Gesang der Demonstranten das Gegröhle des Pöbels überdeckte.
Ansonsten? Hmmm....Zwischendurch mußte ich doch fast lachen, als ein einsamer Demonstrant ziemlich lustlos eine Wellpappe mit schlecht draufgeschriebenen "Nieder mit der Kirche" hochhielt. Er wirkte dadurch fehl am Platz und etwas peinlich berührt. Leider standen nicht überall einsame Demonstranten herum, gerade auf den letzten Metern waren wir von etwas lauteren "Alternativen" umgeben.
Resumee: Ich werde auf jeden Fall auch das nächste Jahr wieder mit marschieren. Ich weiß nicht genau, ob man mit diesen Märschen direkt Leute gewinnen kann, denke aber, daß es sehr gut ist, zu zeigen, daß wir weiterhin da sind und nicht klein bei geben. Daß für uns Abtreibung noch nicht "rechtswidrig, aber straffrei" ist und ein Kind im Mutterleib auch noch nicht ein "Zellhaufen" ist. Das Kreuz geschultert und von den Seiten mit Hohn bedacht erinnerte ich mich (der ich passenderweise den schmerzensreichen Rosenkranz betete) an Christus auf der via dolorosa - auch wenn ich nicht wirklich litt - und daran, daß selig jene sind, die in seinem Namen verfolgt und geschmäht werden. In der Hinsicht haben die Trillerpfeifen und die gebrüllten Parolen vor allem dazu geführt, daß ich mit heiligem Stolz erfüllt das weiße Kreuz als die Standarte Christi trug.
Und ganz weltlich war es schön, zwei Bloggerkollegen und noch andere Bekannte Gesichter getroffen zu haben.
Montag, September 21, 2009
Tshirts gegen den Atheismus
bei hermeneutik of continuity kann man einige Antworten auf Geistesblitze wie diese sehen.
Hier ist noch mein Vorschlag, quasi vom militanten theistischen Evolutionisten:

Inb4 irgendwelche Aufregung: Bitte, provokante Shirts sind doch eh nicht als Diskussionslage, sondern eben nur als Provokation gedacht.
Hier ist noch mein Vorschlag, quasi vom militanten theistischen Evolutionisten:

Inb4 irgendwelche Aufregung: Bitte, provokante Shirts sind doch eh nicht als Diskussionslage, sondern eben nur als Provokation gedacht.
Freitag, September 18, 2009
Berlin holt auf...
... in der Blogozese.
Ein herzliches Willkommen Geist und Feuer , auf dem Christian schreibt!
Ich wünsche viel Spaß, hitzige, interessante Debatten und vor allem Gottes reichen Segen!
Ein herzliches Willkommen Geist und Feuer , auf dem Christian schreibt!
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Montag, September 14, 2009
Moderne Jesusbilder
Generell haben mir die Bilder hier nicht so gefallen, manche ritten zu arg auf ollen Kamellen wie "Jesus versus Religion" und "Alle Religionen sind doch gleich" rum, aber für ein Bild bin ich Scipio echt für die Verlinkung auf Seiner Seite dankbar:

Das Bild spielt in einer wirklich guten Form auf die Rede zur Feindesliebe von Jesus an. In der hinsicht ist als Archetyp des Feindes ein Feindbild gewählt, bei dem sich ein großteil der Menschen einig sind (unter anderem ich), daß die Meinungen, die von solchen Leuten vertreten werden, verboten gehören, nämlich ein Nazi. Das bild zeigt, wie radikal und letztlich anstößig Jesu Frohe Botschaft ist. Ja, die Nächstenliebe gilt auch für Nazis, etwas, was man gerne vergißt. Sie gilt auch für Autonome, Vergewaltiger, Mörder, Diebe, Abtreiber, Physiker, dich, mich.... jeden.

Das Bild spielt in einer wirklich guten Form auf die Rede zur Feindesliebe von Jesus an. In der hinsicht ist als Archetyp des Feindes ein Feindbild gewählt, bei dem sich ein großteil der Menschen einig sind (unter anderem ich), daß die Meinungen, die von solchen Leuten vertreten werden, verboten gehören, nämlich ein Nazi. Das bild zeigt, wie radikal und letztlich anstößig Jesu Frohe Botschaft ist. Ja, die Nächstenliebe gilt auch für Nazis, etwas, was man gerne vergißt. Sie gilt auch für Autonome, Vergewaltiger, Mörder, Diebe, Abtreiber, Physiker, dich, mich.... jeden.
Dienstag, September 08, 2009
Credo in unam catholicam blogocesiam
Oder so. Nein, ich wurde schon vor Wochen durch einen Beitrag auf David Iannis Blog (Der Link wird nachgetragen, im Augenblick scheint kathost da etwas zu spinnen) inspiriert, ein kleines Loblied auf uns (höhö, da Eigenlob stinkt), die deutschsprachigen katholischen Weblogger schreiben. Nichts gegen St.Blogs Parish, aber hier bin ich eher ein passiv lesender denn ein Mitwirkender.
Nun, da sich ein Teil der Blogozese in Aschaffenbrug bald trifft (vllt geht es doch noch bei mir und ich durch Stanislaus' zweiten Kommentar daran erinnert wurde, daß ich dazu noch was schreiben wollte, tu ich das nun einfach mal.
Nun blogge ich, zwar längst nicht so aktiv, daß man mich als "Blogger" sehen kann, seit bald vier Jahren auf diesem Weblog - oamdg.blogspot.com lassen wir mal aus, das war langweillig, unpersönlich und peinlich. Es gab amüsante Fehden, Seelenstripping meinerseits, viele fruchtbare Diskussionen, es wurden interessante Links ausgetauscht... Worauf ich aber besonders eingehen will, ist, auf die besondere Art von Eintracht und Frieden, die man in der Blogozese findet. Ich werde das an einem Beispiel, was ich halt besonders schön und bezeichnend finden, klar machen:
Johannes und ich sind vielleicht nicht immer einer Meinung . Was aber Johannes nicht davon abhielt Für mich gleich mal einige Gesätze aufzuopfern , als ich es bitter benötigte. Ich möchte hier weder negativ über Deine Meinungen, Johannes, sprechen - unsere Haltungen divergieren längst nicht immer, außerdem geht es hier um Meinungen, nicht Dogmen -, noch möchte ich Euch, den anderen Betern den Dank vorhenthalten oder so, es ist bloß ein wunderbares illustratives Beispiel: Wir Christen mögen in manchen Dingen, sicherlich auch aus guten Gründen, ganz unterschiedliche Meinungen vertreten, aber wenn es drauf ankommt, halten wir zusammen.
Das alles zeigt sehr gut, was der Frieden in Christus heißt: Es ist kein mechanistischer "Wir ham uns alle lieb"-Frieden, in dem wir alle ein und dieselbe Meinung haben, es ist der Friede Christi, der sich in der wahren Nächstenliebe, und eben nicht in der Höflichkeit und Gleichmacherei der Welt zeigt und bewährt.
Auch als es mir vor ca zwei Jahren eher schlecht ging, standen viele Vertreter der Blogozese mir mit Gebet und Freundschaft bei.
Man behauptet, daß das Internet zwangsläufig zur Isolation des Menschen führt, aber ich denke, daß die deutschsprachigen katholischen Blogger zeigen, daß es, mit ein wenig Hilfe von oben, durchaus auch einen umgekehrten Effekt haben kann.
So, und deshalb werde ich weiterbloggen, und ich hoffe, ihr auch :)
Nun, da sich ein Teil der Blogozese in Aschaffenbrug bald trifft (vllt geht es doch noch bei mir und ich durch Stanislaus' zweiten Kommentar daran erinnert wurde, daß ich dazu noch was schreiben wollte, tu ich das nun einfach mal.
Nun blogge ich, zwar längst nicht so aktiv, daß man mich als "Blogger" sehen kann, seit bald vier Jahren auf diesem Weblog - oamdg.blogspot.com lassen wir mal aus, das war langweillig, unpersönlich und peinlich. Es gab amüsante Fehden, Seelenstripping meinerseits, viele fruchtbare Diskussionen, es wurden interessante Links ausgetauscht... Worauf ich aber besonders eingehen will, ist, auf die besondere Art von Eintracht und Frieden, die man in der Blogozese findet. Ich werde das an einem Beispiel, was ich halt besonders schön und bezeichnend finden, klar machen:
Johannes und ich sind vielleicht nicht immer einer Meinung . Was aber Johannes nicht davon abhielt Für mich gleich mal einige Gesätze aufzuopfern , als ich es bitter benötigte. Ich möchte hier weder negativ über Deine Meinungen, Johannes, sprechen - unsere Haltungen divergieren längst nicht immer, außerdem geht es hier um Meinungen, nicht Dogmen -, noch möchte ich Euch, den anderen Betern den Dank vorhenthalten oder so, es ist bloß ein wunderbares illustratives Beispiel: Wir Christen mögen in manchen Dingen, sicherlich auch aus guten Gründen, ganz unterschiedliche Meinungen vertreten, aber wenn es drauf ankommt, halten wir zusammen.
Das alles zeigt sehr gut, was der Frieden in Christus heißt: Es ist kein mechanistischer "Wir ham uns alle lieb"-Frieden, in dem wir alle ein und dieselbe Meinung haben, es ist der Friede Christi, der sich in der wahren Nächstenliebe, und eben nicht in der Höflichkeit und Gleichmacherei der Welt zeigt und bewährt.
Auch als es mir vor ca zwei Jahren eher schlecht ging, standen viele Vertreter der Blogozese mir mit Gebet und Freundschaft bei.
Man behauptet, daß das Internet zwangsläufig zur Isolation des Menschen führt, aber ich denke, daß die deutschsprachigen katholischen Blogger zeigen, daß es, mit ein wenig Hilfe von oben, durchaus auch einen umgekehrten Effekt haben kann.
So, und deshalb werde ich weiterbloggen, und ich hoffe, ihr auch :)
Montag, August 31, 2009
Der Kurs Benedikts: Auf in die Zukunft!
Ein Artikel auf kath.net hat mich dazu inspiriert, mal meine fünf cent zum Kurs des aktuellen Pontifikats zu geben. Viel wurde darüber gesprochen, daß Benedikt den alten Ritus (bzw. die außerordentliche Form des römischen Ritus) wieder einführte, daß er die Piusbruderschaft wieder an Bord holte, Pallium und Ferula des Vorgängers ablegte etc. Daraus wurde in den Medien herausinterpretiert, daß Benedikt ein Traditionalist ist, der hinter das Zweite Vatikanum zurückgehen will. Die einen haben es besorgt gesagt, die anderen, wie die von uns allen geliebte Seite, dessen Name sich auf einen Motorenhersteller (ohne das AG) reimt, voller Jubel. Und der Vatikan hat das "natürlich" dementiert. Wieder waren beide Seiten interessanterweise quasi einer Meinung: Die einen meinten, der Papst/die Kurie betreibe eine Appeasement-policy, um dann hinterrücks doch das Zweite Vatikanum abzuschaffen, die anderen redeten von einer "sanften und intelligenten Erziehung" weg vom Konzil.
Und zu alledem sage ich:
Meine Güte, was für Schwachsinn geschrieben wird. Benedikt XVI. ist zu vielschichtig, um ihm einfach die Mütze des Traditionsliebhabers aufzusetzen. Er mag in Sachen Liturgie einen traditionelleren Kurs fahren, vielleicht sogar einen, den ich als jemand, der die ordentliche Form des röm. Ritus gerne, und auch gerne auf deutsch, feiert, nicht ganz nachvollziehen kann. Ist es aber derart falsch oder rückständig, auf die Schönheit in der Liturgie zu achten?
Rom ist die ewige Stadt. Ist es da nicht angebracht, daß die Liturgie in Rom etwas traditioneller gefeiert wird, quasi, um eine Brücke zu der alten Zeit zu spannen? Außerdem ist es echt lächerlich, wie sich die Modernisten sorgen: Der Hl. Vater feiert doch größtenteils die Messe in der ordentlichen Form - so what? Desweiteren ist Rom das Zentrum der katholischen Welt, in der Hinsicht, da die Handkommunion nun nicht überall derartig zum Standard wurde wie hier (dasselbe läßt sich über die Muttersprache sagen), ist es gut, wenn in den Messen in Rom auf die Norm geachtet wird. Vielleicht mag es hierzulande pastorale Gründe für die Messe in Muttersprache oder die Handkommunion geben - bei vom heiligen Vater gelesenen Messen gibt es auch einen pastoralen Grund, eben die knieende Mundkommunion und die Lateinische Sprache großzuschreiben: Als Licht der (liturgischen) Welt, als Brücke zwischen der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft der Kirche. Ist es nicht legitim und irgendwie logisch, daß die Messen in Rom feierlicher sein sollten als die Messen in der großstadtpfarre? Das einzige, was ich wirklich schade fand und finde, ist, daß Piero Marini derart weggedrängt wurde. Mir geht es nicht darum, daß mir Guido Marinis Arbeit mißfällt - er paßt sicherlich besser zum Papst als Marini I. -, aber es ist schade, daß der Mann, den man so lang an der Seite von Johannes Paul II. und zu Beginn an der Seite von Benedikt XVI. kannte, nun eigentlich in der Versenkung verschwand.
Außerdem ist es lächerlich, den Heiligen Vater auf die Liturgie zu reduzieren. Er war der erste Papst, der keine Tiara im Wappen hatte. Er hat (zwar noch als Präfekt der Glaubenskongregation) gesagt, daß man Himmel und Hölle eher als Zustände, denn als Orte denken sollte (ich kann mich noch an das Wutschnauben auf einer Traditionalistenseite damals erinnern). Unter ihm wurden, sozusagen "trotz" des liturgischen Kurses, die Statuten des Neokatechumenates anerkannt. Er setzt sich konsequent für eine Einheit von Glaube und Vernunft ein, wie man bspw. bei der Vorlesung in Regensburg sah und immer wieder noch an den Treffen mit seinem Schülerkreis sieht. Ich wiederhole es nochmal: Der Heilige Vater ist viel zu vielschichtig, um in die Traditionalistenecke geschoben zu werden!
Kommen wir zum Abschluß kurz zur "FSSPX-Affäre": Ja, da muß ich gestehen, daß es mir hier auch schwerfiel und - fällt, den Heiligen Vater zu verstehen. Aber man muß hier auch vieles betrachten:
- Wie auch oft gesagt wurde: Diese Kirche ist barmherzig. Nicht umsonst gibt es die Geschichte vom Mönch um dem Skorpion, daß es in der Natur des Mönches liegt, jemandem zu helfen - übertragen wir es mal auf die Kirche; natürlich hat die Kirche die Pflicht, die Piusbruderschaft nicht zu vergessen!
- Nun, wo die Piusbruderschaft wieder Teil der römischen Kirche ist, steht sie vor einer Bewährungsprobe (die sie, meiner Meinung nach gerade ziemlich in den Sand setzt, aber das ist was anderes). Nun haben sie die Möglichkeit, wieder gehorsam zu sein und in Liebe und Demut sich in der Kirche einzufügen und können sich nicht damit herausreden, daß sie ja exkommuniziert sind.
- Wie schon vorher gesagt: Der Hl. Vater hat nicht nur die Piusbruderschaft wieder aufgenommen, er hat auch das Neokatechumenat zugelassen - und nicht ganz Linz exkommuniziert :)
Nee, den Heiligen Vater einfach nur als Traditionalist zu betrachten ist dieselbe Blödheit wie Johannes Paul II. nur auf die Kondomfrage zu reduzieren (wie es die weltliche Presse gern tat). Ich denke, wir sind mit einem unglaublich klugen Mann Gottes an der Spitze der Kirche gesegnet, der die Zukunft der Kirche entscheidend prägen wird (und eben nicht die Vergangenheit aufwärmen wird).
Und zu alledem sage ich:
Meine Güte, was für Schwachsinn geschrieben wird. Benedikt XVI. ist zu vielschichtig, um ihm einfach die Mütze des Traditionsliebhabers aufzusetzen. Er mag in Sachen Liturgie einen traditionelleren Kurs fahren, vielleicht sogar einen, den ich als jemand, der die ordentliche Form des röm. Ritus gerne, und auch gerne auf deutsch, feiert, nicht ganz nachvollziehen kann. Ist es aber derart falsch oder rückständig, auf die Schönheit in der Liturgie zu achten?
Rom ist die ewige Stadt. Ist es da nicht angebracht, daß die Liturgie in Rom etwas traditioneller gefeiert wird, quasi, um eine Brücke zu der alten Zeit zu spannen? Außerdem ist es echt lächerlich, wie sich die Modernisten sorgen: Der Hl. Vater feiert doch größtenteils die Messe in der ordentlichen Form - so what? Desweiteren ist Rom das Zentrum der katholischen Welt, in der Hinsicht, da die Handkommunion nun nicht überall derartig zum Standard wurde wie hier (dasselbe läßt sich über die Muttersprache sagen), ist es gut, wenn in den Messen in Rom auf die Norm geachtet wird. Vielleicht mag es hierzulande pastorale Gründe für die Messe in Muttersprache oder die Handkommunion geben - bei vom heiligen Vater gelesenen Messen gibt es auch einen pastoralen Grund, eben die knieende Mundkommunion und die Lateinische Sprache großzuschreiben: Als Licht der (liturgischen) Welt, als Brücke zwischen der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft der Kirche. Ist es nicht legitim und irgendwie logisch, daß die Messen in Rom feierlicher sein sollten als die Messen in der großstadtpfarre? Das einzige, was ich wirklich schade fand und finde, ist, daß Piero Marini derart weggedrängt wurde. Mir geht es nicht darum, daß mir Guido Marinis Arbeit mißfällt - er paßt sicherlich besser zum Papst als Marini I. -, aber es ist schade, daß der Mann, den man so lang an der Seite von Johannes Paul II. und zu Beginn an der Seite von Benedikt XVI. kannte, nun eigentlich in der Versenkung verschwand.
Außerdem ist es lächerlich, den Heiligen Vater auf die Liturgie zu reduzieren. Er war der erste Papst, der keine Tiara im Wappen hatte. Er hat (zwar noch als Präfekt der Glaubenskongregation) gesagt, daß man Himmel und Hölle eher als Zustände, denn als Orte denken sollte (ich kann mich noch an das Wutschnauben auf einer Traditionalistenseite damals erinnern). Unter ihm wurden, sozusagen "trotz" des liturgischen Kurses, die Statuten des Neokatechumenates anerkannt. Er setzt sich konsequent für eine Einheit von Glaube und Vernunft ein, wie man bspw. bei der Vorlesung in Regensburg sah und immer wieder noch an den Treffen mit seinem Schülerkreis sieht. Ich wiederhole es nochmal: Der Heilige Vater ist viel zu vielschichtig, um in die Traditionalistenecke geschoben zu werden!
Kommen wir zum Abschluß kurz zur "FSSPX-Affäre": Ja, da muß ich gestehen, daß es mir hier auch schwerfiel und - fällt, den Heiligen Vater zu verstehen. Aber man muß hier auch vieles betrachten:
- Wie auch oft gesagt wurde: Diese Kirche ist barmherzig. Nicht umsonst gibt es die Geschichte vom Mönch um dem Skorpion, daß es in der Natur des Mönches liegt, jemandem zu helfen - übertragen wir es mal auf die Kirche; natürlich hat die Kirche die Pflicht, die Piusbruderschaft nicht zu vergessen!
- Nun, wo die Piusbruderschaft wieder Teil der römischen Kirche ist, steht sie vor einer Bewährungsprobe (die sie, meiner Meinung nach gerade ziemlich in den Sand setzt, aber das ist was anderes). Nun haben sie die Möglichkeit, wieder gehorsam zu sein und in Liebe und Demut sich in der Kirche einzufügen und können sich nicht damit herausreden, daß sie ja exkommuniziert sind.
- Wie schon vorher gesagt: Der Hl. Vater hat nicht nur die Piusbruderschaft wieder aufgenommen, er hat auch das Neokatechumenat zugelassen - und nicht ganz Linz exkommuniziert :)
Nee, den Heiligen Vater einfach nur als Traditionalist zu betrachten ist dieselbe Blödheit wie Johannes Paul II. nur auf die Kondomfrage zu reduzieren (wie es die weltliche Presse gern tat). Ich denke, wir sind mit einem unglaublich klugen Mann Gottes an der Spitze der Kirche gesegnet, der die Zukunft der Kirche entscheidend prägen wird (und eben nicht die Vergangenheit aufwärmen wird).
Donnerstag, August 27, 2009
Im Vatikanischen Observatorium
Um ehrlich zu sein, kommt es mir nicht so extremst auf dieses Interview an, außer auf eine kleine, wenn auch wichtige Sache: Der Jesuit (leider nicht in Soutane) unterhielt sich mit Mr. Johnson über rein wissenschaftliche Fragen. Ich finde das so wahnsinnig toll; wirkliche Mission unter wissenschaftlich interessierten. Ich war öfter bei Diskussionsrunden (und habe noch VIEL ÖFTER von solchen gehört), wo es um die Frage "Ist Glaube mit Vernunft/Wissenschaft/Naturwissenschaft vereinbar?" ging. Ich fragte mich schon lang, warum man teilweise ganze Tagungen dazu veranstaltete, statt einfach eine Tagung über (sagen wir mal) kritische zustände an den Grenzen von Bose-Einstein-Kondensaten mit Beichtgelegenheit, einer Kapelle mit ausgesetztem Allerheiligsten und Möglichkeit zum täglichen Meßbesuch. DAS würde die Frage nach "Glaube und Vernunft" sofort beantworten!
Nein, der Punkt, warum ich darauf hinweise, ist die persöliche und vielleicht auch momentane Begeisterung an diesem Format. Zwei Blogger letztendlich telefonieren (oder nutzen Voice over IP), filmen sich mit der Webcam und stellen diese Diskussion online, so, daß über diese zusätzlich noch via Kommentaren diskutiert werden kann.
Kinder, das ist imho die Zukunft von Talkshows. Letztendlich wäre es sogar mal witzig, wenn etwas ähnliches in der Blogozese sich entwickeln würde. Eine Sache, die, zumindest, wenn diese Diskussionen auch parallel gestreamt werden würden, interessant wäre, wäre eine Geschichte, die ich mal auf current.tv gesehen hab, wo man via Twitter in Echtzeit Kommentare zur Diskussion (damals war es Biden vs Palin) einblenden konnte. Das hat mir sehr gefallen.
Na ja, wie gesagt, ich halte das Konzept für durchaus zukunftsweisend.
Eure Exzellenz, ein herzliches Willkommen!
Mittwoch, August 26, 2009
Tolkien - oder unsachgemäßes Meßverhalten mit guten Intentionen
Ich weiß, daß viele es toll finden, daß Tolkien die Messe auf Latein besser fand als auf Englisch, laut einem Kommentator fand er ja die ganze neue Messe Schrott (auch wenn das einem der Briefe Tolkien leicht widerspricht, aber das ist was anderes). Das mag ja auch so sein, ja, es mag sogar richtig sein. Ich habe auch beim Weltjugendtag 2005, als man am Sonntag morgen das Vaterunser "in seiner Muttersprache" beten sollte, mit meiner damaligen Freundin es auf Latein gebetet (wobei man sagen muß, daß ich mich einfach ihr angepaßt habe), aber erstens standen um uns keine Leute herum, zweitens war es immerhin nur ein gemeinsames, nichtliturgisches Gebet und keine Messe und drittens schäme ich mich inzwischen für meine Arroganz seinerzeit.
Latein in allen Ehren, ich bete und liebend gerne im Opus Dei auf Latein und freue mich immer wieder, wenn Lateinische Lieder in der Messe vorkommen. Aber während der Messe, am besten während so wichtiger Momente wie dem Agnus Dei dann provokant, nur um seine eigene Meinung laut kundzutun (und sei es auch die Wahrheit!) "DONA NOBIS PACEM" zu blöken, während alle "gib uns Deinen Frieden" beten.... dann geht es mir meiner Meinung nach nicht mehr um Christus oder die Eucharistie, sondern um mein Bild , meine Meinung von Christus bzw. der Eucharistie. Und dann eine wirklich heilige und heiligende Gelgenheit wie das Meßopfer als Kampfplatz der Meinungen zu nutzen sehe ich als Entweihung des Heiligen.
Ein Äquivalent auf modernistischer Seite sind die Honks, die auch dann stehen bleiben, wenn alle um sie knien oder die im Ausland auf die Handkommunion bestehen. Oder (noch schlimmer), die, selbst aus noblen Motiven, den Priester dazu zwingen, sie als Kommunionhelfer zu nehmen. In der Messe vergegenwärtigen wir das Opfer Christi, wir und unsere Meinung über eine gute Messe sind doch dann zweitrangig, wenn derart unglaubliches, unaussprechliches gerade geschieht. Außerdem gehen wir doch nicht allein in die Messe, sondern mit den anderen, so wie wir auch nicht allein im Himmel sein werden - deshalb glauben wir nicht nur an Gott, den Vater, den Allmächtigen.... sondern auch an die Gemeinschaft der Heiligen. In der Hinsicht können wir doch, wenigstens während der Messe, ein wenig Nächstenliebe und Sanftmut walten lassen.
Mit alledem möchte ich NICHT sagen, daß man doch, wenn man für mehr Latein (oder was auch immer) in der Messe ist, generell die Klappe halten soll. Auch wenn ich die Lateinophilie eines Großteils der Blogozese nicht ganz nachvollziehen kann, ist es doch klar, daß man seiner Meinung auch Luft machen darf - sei es im persönlichen Gespräch, sei es auf Weblogs, sei es in Briefen an Priester, Bischöfe oder den Papst selbst. Es wäre in meinen Augen vollkommen in Ordnung gewesen, hätte Tolkien meinetwegen eine Demonstration für mehr Latein in er Kirche organisiert. Aber die Messe ist nicht der richtige Moment, um seine Meinung durchzudrücken. Oder was anderes wäre, wenn man still auf Latein statt in der Muttersprache betet. Zwei mal sah ich Traditionalisten in einer Neuen Messe, die anscheinend still auf Latein die Messe beteten. Das fand ich zwar skurril, aber an sich zeigten doch beide eine Demut und Nächstenliebe, daß sie eben nicht in dem Moment den Leuten vor den Kopf stoßen wollten.
In meiner alten Gemeinde gab es oft, wenn Familienmesse gefeiert wurde (und Herr im Himmel, mußte ich viel leiden) statt dem Vater unser so ein vollkommen beklopptes NGL-Lied "Nimm uns als Deine Kinder an". Ja, ich habe das Lied nie mitgesungen, sondern still das Vater user gebetet. Aber auch hier habe ich nicht diesen Moment genutzt, um meinem Ärger Luft zu machen.
Kurz gefaßt: Auch wenn ich ein Die Hard Tolkien Fan bin - der gute Herr Tolkien hätte, wenn er das in meiner Gemeinde abgezogen hätte, danach von mir aber eine ziemliche Moralpredigt gehört. Nämlich ungefähr die angegebene.
Latein in allen Ehren, ich bete und liebend gerne im Opus Dei auf Latein und freue mich immer wieder, wenn Lateinische Lieder in der Messe vorkommen. Aber während der Messe, am besten während so wichtiger Momente wie dem Agnus Dei dann provokant, nur um seine eigene Meinung laut kundzutun (und sei es auch die Wahrheit!) "DONA NOBIS PACEM" zu blöken, während alle "gib uns Deinen Frieden" beten.... dann geht es mir meiner Meinung nach nicht mehr um Christus oder die Eucharistie, sondern um mein Bild , meine Meinung von Christus bzw. der Eucharistie. Und dann eine wirklich heilige und heiligende Gelgenheit wie das Meßopfer als Kampfplatz der Meinungen zu nutzen sehe ich als Entweihung des Heiligen.
Ein Äquivalent auf modernistischer Seite sind die Honks, die auch dann stehen bleiben, wenn alle um sie knien oder die im Ausland auf die Handkommunion bestehen. Oder (noch schlimmer), die, selbst aus noblen Motiven, den Priester dazu zwingen, sie als Kommunionhelfer zu nehmen. In der Messe vergegenwärtigen wir das Opfer Christi, wir und unsere Meinung über eine gute Messe sind doch dann zweitrangig, wenn derart unglaubliches, unaussprechliches gerade geschieht. Außerdem gehen wir doch nicht allein in die Messe, sondern mit den anderen, so wie wir auch nicht allein im Himmel sein werden - deshalb glauben wir nicht nur an Gott, den Vater, den Allmächtigen.... sondern auch an die Gemeinschaft der Heiligen. In der Hinsicht können wir doch, wenigstens während der Messe, ein wenig Nächstenliebe und Sanftmut walten lassen.
Mit alledem möchte ich NICHT sagen, daß man doch, wenn man für mehr Latein (oder was auch immer) in der Messe ist, generell die Klappe halten soll. Auch wenn ich die Lateinophilie eines Großteils der Blogozese nicht ganz nachvollziehen kann, ist es doch klar, daß man seiner Meinung auch Luft machen darf - sei es im persönlichen Gespräch, sei es auf Weblogs, sei es in Briefen an Priester, Bischöfe oder den Papst selbst. Es wäre in meinen Augen vollkommen in Ordnung gewesen, hätte Tolkien meinetwegen eine Demonstration für mehr Latein in er Kirche organisiert. Aber die Messe ist nicht der richtige Moment, um seine Meinung durchzudrücken. Oder was anderes wäre, wenn man still auf Latein statt in der Muttersprache betet. Zwei mal sah ich Traditionalisten in einer Neuen Messe, die anscheinend still auf Latein die Messe beteten. Das fand ich zwar skurril, aber an sich zeigten doch beide eine Demut und Nächstenliebe, daß sie eben nicht in dem Moment den Leuten vor den Kopf stoßen wollten.
In meiner alten Gemeinde gab es oft, wenn Familienmesse gefeiert wurde (und Herr im Himmel, mußte ich viel leiden) statt dem Vater unser so ein vollkommen beklopptes NGL-Lied "Nimm uns als Deine Kinder an". Ja, ich habe das Lied nie mitgesungen, sondern still das Vater user gebetet. Aber auch hier habe ich nicht diesen Moment genutzt, um meinem Ärger Luft zu machen.
Kurz gefaßt: Auch wenn ich ein Die Hard Tolkien Fan bin - der gute Herr Tolkien hätte, wenn er das in meiner Gemeinde abgezogen hätte, danach von mir aber eine ziemliche Moralpredigt gehört. Nämlich ungefähr die angegebene.
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