Hier macht sich ein Atheist Gedanken darüber, was er ändern/tun würde, wenn er die katholische Kirche wäre. Ich war echt positiv überrascht, sind die Punkte doch mehrheitlich nicht das übliche Gebashe. In der Hinsicht dachte ich mir, daß man mal wirklich freundlich auf die Punkte eingehen kann:
Wäre ich die katholische Kirche, ich würde eine Webseite bauen lassen, auf der man die ganze Bibel lesen kann, schön übersichtlich gestaltet, mit einzelnen Kapiteln, Zusammenfassungen, Illustrationen und teuflisch schicker Typographie. Man könnte einzelne Textstellen markieren und twittern oder bei Facebook und sonstigen Social Networks posten.
Ein wenig in die Richtung - wenn auch nicht allein katholisch, geht das Projekt
Bibleserver . Ich mag das eigentlich recht gern, da, gerade wenn man schnell ein bestimmtes Zitat sucht (
Sollte ich mit einer Gitarristin was anfangen?). Sicherlich könnte hier in Sachen Zusammenfassungen, Illustrationen und Font sich was tun, aber ein Anfang ist es.
Wäre ich die katholische Kirche, ich würde dem Papst bei seinem nächsten öffentlichen Auftritt (dezent, aber sichtbar) eine Flasche Fanta auf den Schreibtisch stellen lassen, kommentarlos. Das Internet würde den Rest erledigen.
Da mußte ich doch, auch wenn bei der Causa Titanic auf Seiten des Hl. Vaters stand, doch schmunzeln.
Wäre ich die katholische Kirche, dann würde ich einmal im Jahr einen Wettbewerb ausrufen, bei dem zeitgenössische Schriftsteller meine besten Stories (Mose und das Meer, Die Apokalyse, Adam und Eva etc.pp.) neu schreiben und vortragen, ohne irgendwelche Vorgaben. Die Texte gäbe es im Bundle mit den zugehörigen Originalen für jedermann kostenlos als Print- und eBook-Version.
Das ist doch mal eine Idee. Letztlich läßt sich das doch bspw diesjährig mit dem
National novel writing month verknüpfen. Ich verstehe das nun einfach mal ganz dreist als einen Appell an uns Blogger, schnieke Gschichtle, inspired by the bible, zu schreiben. Auf, auf!
Wäre ich die katholische Kirche, dann wäre die einzige inhaltliche Änderung, die ich direkt vornehmen würde, die Aufhebung des Zölibats, was dafür sorgen würde, dass sich bei mir nicht nur Psychopathen und Kinderficker um Stellen bewerben. Ein paar Jahre später würde ich auch Frauen zulassen, die können den Job mutmaßlich sowieso deutlich besser, weil bei mir soziale Kompetenz gefragt ist.
Es mag nicht überraschen, daß das der Punkt ist, wo ich nicht mitgehen kann. Aber der Author hat schon gesagt, daß das ein unqualifizierter Kommentar war, weshalb ich nun auch bitte, hier nicht wild zu shitstormen.
Zu letzterem, dem Priestertum für die Frau, weil Frauen sozial kompetenter sind, möchte ich nur anmerken, daß das am Sinn des Priestertums vorbeigeht. Leider hat sich in modernen Zeiten so mancher Priester als ein Kumpelpfarrer, der eben nur noch für soziales da ist, breit gemacht. Wenn das die alleinige Aufgabe des Priesters wäre, hätte der Schreiber irgendwie recht. Aber Priester sind Männer Gottes, Geweihte Gottes, dessen primäre Aufgabe in meinen Augen die Feier der Sakramente, allen voran die Feier des Meßopfers ist.
Wäre ich die katholische Kirche, ich würde alle meine abgefahren beeindruckenden Kirchen, Klöster und sonstigen Bauwerke weltweit in 3d photographieren und ne iOS-App bauen lassen, mit der man sie alle virtuell besichtigen kann. Android würde ich erstmal weglassen, mit der Begründung, dass Gott das noch nicht “approved” hat und dahinter einen Link zum passenden Kickstarter-Projekt für die Android- und Windows-Portierung packen, das innerhalb von zwei Minuten zwanzigfach finanziert wäre, wozu ich natürlich schon eine entsprechende Pressemitteilung vorformuliert in der Schublade liegen hätte.
WORD! Sollte man auf JEDEN FALL tun. (Meinetwegen auch gleich für Android, da bin ich postkonziliar und denke, daß man Nostra Aetate in die richtung interpretieren kann)Ein wenig in die Richtung geht vielleicht
das Projekt hierWäre ich die katholische Kirche, ich würde sofort mehrere Kampagnen starten, in denen ich den Leuten klar machen würde, dass in der Vergangenheit zwar einiges schief gelaufen ist, aber dass meine Kernbotschaft von Nächstenliebe und sich nicht wie ein Scheißasi benehmen eigentlich ziemlich zeitlos gut ist, egal, ob man an den alten Mann in Himmel glaubt oder nicht.
Letztlich gabs hier ja einiges. Nicht nur das große Mea Culpa im Jahre 2000, auch schon vorher wurde viel von Naturrecht -freilich aus christlicher Warte - gesprochen, zuletzt hat der Heilige Vater hier in Deutschland bei der Bundestagsrede darüber gesprochen.
Punkt ist hier, daß man als Katholik die Botschaft nicht auf ein "seid nett zueinander" reduzieren
kann. Ein Katholik, ja, sicherlich genauso wie ein Hindu, Moslem oder Neuheide,
meint nicht nur, daß es Gott gibt. Ganz brutal, arrogant und unökumenisch gesprochen sind wir der Überzeugung, daß unser Glaube die Wahrheit ist. Daß die Erkenntnis Gottes dem seid nett zueinander vorangeht. Deshalb ist das erste Gebot "Du sollst Deinen Gott lieben", und das zweite in diesem Doppelgebot "Liebe deinen Nächsten".
Wäre ich die katholische Kirche, ich würde den Gottesdienst interaktiver und mit viel mehr Humor gestalten und würde jeden neu eingestellten Prediger dazu verpflichten, neben dem üblichen Beichtkram für die älteren Gläubigen einfach permanent für die Leute übers Netz erreichbar zu sein und bei Problemen aller Art zu helfen oder einfach nur zuzuhören.
Dazu ist zu sagen, daß nicht nur ich (kein älterer Gläubiger), sondern viele andere (man kann sich hier in der nationalen und internationalen Bloggerszene umgucken) eben nicht wegen Interaktivität zur Messe gehen. Wir gehen auch nicht wegen Humor hin, wegen irgendwelchen Neuerungen. Messe ist kein Happening. Messe ist ein Kunstwerk, ein Schauspiel (wenn man mal das wichtigste, das Meßopfer und die reale Begegnung mit dem Herrn beiseite läßt). Wenn nun bei Dirigenten anfangen würden, dem Publikum Trillerpfeifen, Maracas und Glockenspiele in die Hand zu drücken, damit sie bei Beethovens Neunter doch mitmachen, würde das ziemlich peinlich sein und am äußeren Sinn dieser Messe total vorbeigehen.
Es hat einen Grund, warum die außerordentliche Form des römischen Ritus sich einer gewissen Beliebtheit erfreut, obwohl dort noch weniger mit Interaktivität ist als in der ordentlichen Form: Ich besuche die Messe nicht, um neues zu erleben, ich besuche die Messe, um mich in einem Fluß treiben zu lassen. "Der Herr sei mit Euch" "und mit Deinem Geiste..." - die Antworten, auch wenn bewußt gesprochen, erfolgen schon fast automatisch. Man ist teil dieses Schauspiels. Wenn ein Priester (was leider in der ordentlichen Form vorkommen kann) irgendwelchen neuen Kram einbaut oder gar zur "Interaktivität" aufruft, dann bin ich genervt. Ja, eine formlose, "spannende", "humorvolle" und "interaktive" Messe ist langweiliger, als sich diesem Schauspiel (daß, wenn man sich mit den Bedeutungen der jeweiligen Parts auseinandersetzt, apokalyptische Maße hat) hinzugeben. Interaktivität und Humor passen nicht in die Messe, die passen eher ins Wirtshaus. Und dort verlangt auch niemand umgekehrt etwas mehr liturgisches Empfinden nach dem sechsten Bier. Würde auch nicht passen.
Es ist zwar nicht so, daß jeder eingestellte Priester auf Nutzung des Internets verpflichtet wird, aber es gab vom Heiligen Vater durchaus schon Verlautbarungen zum Thema Nutzung des Internets, in den USA gab es schon die katholischen Social Media-Konferenzen, in Deutschland gibt es mit
Sende-Zeit eine stark internet-orientierte Medienpastoral im EB Freiburg und es gibt mit
Alipius oder
Pfarrer Jolie (nur zwei Beispiele) durchaus internetaffine Priester. Diese sind sicherlich mit Problemen übers Netz erreichbar. Aber generell stimme ich zu, da kann sich durchaus noch mehr tun. Father Robert Barron aus Amiland ist auch der Meinung und hat deshalb mit
Word on Fire durchaus was geschaffen.
So, das waren meine Kommentare. Was mich freute war, wie schon gesagt, der größtenteils freundliche Ton. Man merkte an einigen Punkten, daß der Schreiber kein Katholik ist und dementsprechend die Rolle der Messe mißversteht, aber das ist in Ordnung. Andere Vorschläge wiederum waren sehr, sehr gut.
Was vielleicht ein generelles Mißverständnis des Schreibers war, war der Ansatz "Wäre ich die katholische Kirche....". Auch wenn es Menschen außerhalb der katholischen Kirche so vorkommen mag, sind wir kein uniformer Block, der willenlos (oder nicht "selberdenkend") das Wort unseres Papstes umsetzt. Es ist auch nicht so,daß der Papst bei allen Dingen seinen Senf dazugibt. Das hat Vorteile (wir sind eben ein freundlicher, bunter Haufen), aber sicherlich auch den Nachteil, daß Dinge, die zum Teil schon da sind, ein Nerd-Nischendasein im Internet fristen (so vielleicht die Blogozese, ich weiß es nicht). Aber ich denke, daß hier man generell einen Aufruf an alle Menschen mit Internetanschluß nowadays richten kann: Nutzt Suchmaschinen Eurer Wahl, klickt Euch durchs Internet, beschäftigt Euch mit Social Media! Dann werdet ihr sehen, was es alles für Subkulturen gibt, was sich in der Kirche tut, was es da auch für sicherlich manchmal verschwurbelte, krude Typen gibt, aber - wie groß die Welt ist. Wir haben über das Internet viele Möglichkeiten und ich stimme dem Schreiber des Kommentars zu, daß die Kirche da noch mehr tun kann und möchte das nur dahingehend erweitern, daß manche dieser Möglichkeiten schon da sind. Man muß sie nur im Internet finden.
Noch einmal vielen Dank an den Schreiber!