Dienstag, Januar 31, 2012

Singleparty für Katholiken

Also, nicht nur, daß ich es nicht mehr brauche, schließlich wird im Mai geheiratet (btw.: betet mal dafür, daß das STANDESAMT BERLIN MITTE mal sowas wie Kundenservice und Kulanz aufbietet... kein Wunder, daß so wenig heiraten, wenn die Ämter da so einen Amtsscheiß draus machen). Ich ärgere mich auch nicht, daß es nicht früher solche Parties in Berlin gab, schließlich hätte das vielleicht das Treffen mit meiner zukünftigen Frau schwieriger gestaltet.

Aber da ich lang genug katholischer Single, der ob dessen auch mit dem Herrn hadern konnte, war, fühle ich mich gezwungen, für diese Veranstaltung Werbung zu machen.

Eine Singleparty für gläubige Katholiken - das ist doch was! Voraussetzung ist ein Mindestalter von 21 Jahren, man muß GLÄUBIGER KATHOLIK sein (hach, Exklusivität :)) und vorher sich online anmelden.

Also, falls Du in Berlin wohnst, aufrecht katholisch und über 21 bist und das andersgeschlechtliche Gegenstück noch nicht gefunden hast, dann wär das doch was!

Das ganze wird vom Dominikanerkloster St. Paulus in Berlin unterstützt (dessen Messen übrigens, so weit ich mich erinnere, durchaus einen Besuch wert sind).

Dienstag, Januar 24, 2012

Mein Gott, mein Gott, warum hast Du Breulmann verlassen

Laut dem Jesuiten Breulmann ist das Theaterstück "Golgotha Picnic" ein Stück mit spannender Tiefengrammatik. Das sagte er bei einer Gesprächsrunde nach dem "umstrittenen" Stück (was man getrost auch als geistige Onanie eines Gottlosen bezeichnen kann, wie so viel "umstrittenes"...). Natürlich, ganz der Jesuit, hat er in dem Stück Punkte gefunden wo er sage "das Stück hat was". Wenn man Nietzsche gelesen habe, seien einem auch Gotteszweifel nicht fern. Ich hab nun nicht viel Nietzsche gelesen, was ich jedoch schade finde. Das was ich las, besticht durch eine unglaublich leidenschaftliche Sprache. Gotteszweifel wurden mir jedoch eher durch den Tod meiner Mutter als die Lektüre Nietzsches geläufig.

Halten wir kurz hier inne, weil ich zum eigentlichen oevre noch kommen will. Da wird ein offenkundig blasphemisches Stück aufgeführt. Unser Glaube an jenen Gott, der unter Todesqualen am Kreuz verreckte, wird mit Füßen getreten - übrigens in einer Zeit, in der das Christentum in nicht wenigen Gegenden der Welt verfolgt wird und in anderen, "zivilisierteren" man durch diesen Glauben durchaus ins gesellschaftliche Abseits geraten kann. Und selbst hier muß man noch auf Dialog machen!? Verzeihung, nicht zum Dialog, zum erbärmlichen Kriechtum sich entscheiden? Wirklicher "Dialog auf Augenhöhe" würde nämlich implizieren, daß man auch mal sagt, was einem nicht gefällt, was man eine absolute Frechheit findet. In dem Sinne finde ich alle Protestaktionen, alle scharfen Mails an das Hamburger Theater deutlich mehr Dialog auf Augenhöhe (übrigens etwas, was viele "Provozierende" nowadays nicht mehr wissen: Wer provozieren will, muß mit antworten rechnen). Aber gerade Jesuiten scheinen das ja nicht mehr zu können. Man kann gar nicht zählen, wie viele Jesuiten sich hier sicherlich im Grabe umdrehen. Wahrscheinlich könnte man mit ihnen Drehmotoren betreiben und die Energieprobleme der Welt ein für allemal lösen.

Aber kommen wir zum eigentlichen, wirklich ganz exquisiten Meisterstück dieses "Theologen". Er entblödet sich tatsächlich, in diesem Zusammenhang aufzuzeigen, daß Jesu Worte am Kreuz "Mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen" im Kern blasphemisch seien.

Es tut mir leid, daß ich derart harte Worte, die sicherlich für Herrn Breulmann beleidigend sind, finde, aber ich kann spontan gar nicht aufzeigen, auf wie vielen Ebenen das absoluter Schwachsinn ist! Oh, absoluter Schwachsinn, nur dazu erzählt, um sich mal wieder als "weltoffener" Dhimmi einer säkularisierten Welt zu präsentieren. Aber einige dieser Ebenen können wir ja mal gemeinsam untersuchen:

- Jesus sagte am Kreuz, durch Qualen zermürbt nachdem er verprügelt, gegeißelt, verhöhnt, mit Dornen gekrönt wurde, nachdem Nägel durch seinen Körper gejagt wurden, um ihn an dem Kreuz, daß er vorher tragen mußte, festzunageln... nach unsäglichen Qualen, die sich gottlob der durchschnittliche Leser dieses Blogs und Besucher besagtem Theaterstücks nicht vorstellen kann - nach diesen Qualen, schon im Delirium findet er die Worte "Mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen?" Selbst wenn wir die These, diese Worte seien blasphemisch, geltend machen wollen - also mir kommt es irgendwie so vor, als würde ein solcher Mensch mehr Recht für solche Worte haben als irgendein Jockel nowadays.

- "Mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen" versus Jesus als Terrorist, halbnackten Frauen, die gekreuzigt werden, Detailaufnahmen von Genitalien.... come on, Breulmann, need I say more? Diesen Satz, selbst wenn wir alles andere weglassen, mit dem Theaterstück zu vergleichen, ist, als würde man die Gewalt in Postal 2 damit rechtfertigen, weil man ja bei Schach auch Bauern schlagen kann.

- Einer Truppe Menschen dasselbe "blasphemierecht" einräumen wie Gott selbst ist, selbst für einen Jesuiten, doch etwas gewagt. Es ist immer noch ein Unterschied, ob ich mich einen Vollidioten nenne oder von Dritten ein Theaterstück aufgeführt wird mit eben diesem Thema.

- Und nun muß man doch endlich die Frage stellen, wann Herr Breulmann das letzte Mal in die Bibel guckte. Selbst wenn man meinen würde, dies seien seine letzten Worte gewesen (Und "Es ist vollbracht" aus Johannes ignorieren wollen) - Bitte Herr Breulmann, auch sie sind doch fähig, querverweise zu sehen, wenn es welche gibt! Was ist denn bitteschön mit Psalm 22? Ohhh, da liest man ja auch (DUNH DUNH DUNH) "Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?" Wahrscheinlich ist auch der Psalmist blasphemisch. Das kann man aber nur sagen, wenn man entweder die Bibel - ach was, den Psalm alleine! - nicht gelesen hat oder einfach nur als dummes Schoßhündchen hübsch hübsch den Gutsprech der Welt plappern will.

Mann, bin ich sauer.

Freitag, Januar 20, 2012

Kommentar

Eigentlich wollte ich das bei Elsa als Kommentar schreiben, da aber das gros nicht zu ihrem Artikel direkt passte (öhm, und ich auch mal wieder hier was schreiben kann...), schreib ich den Kommentar mal hier.

Ich mach mir, wie so viele Leute, ein wenig über unsere Kirche Sorgen, gerade hier in Deutschland. Da wird dann eine "gemeinsame Wallfahrt mit unseren protestantischen Glaubensbrüdern" durchgeführt. Man macht sich auf, um "Dialog auf Augenhöhe" zu betreiben. Man "versucht, sich gegenseitig (?) zu verstehen". Gemeinsame Papiere werden verfasst, in denen eine Ablehnung von Gewalt, Ungerechtigkeit und Ausbeutung betont wird. Man sitzt in Ethikkomissionen, und so weiter und so fort.

Das ist alles nicht per se schlecht oder so, möchte ich nicht behaupten. Aber wenn ich höre, daß das gelebte Nächstenliebe sei, dann frage ich mich, was aus dem Anspruch "ein Herz und eine Seele" zu sein, geworden ist. An vielen Stellen sieht es so aus, als würde die wirtschaftliche Welt aus den Fugen geraten. Die Armut wächst, nicht nur in Afrika, auch hier. In Zeiten der Ehescheidungen, der karrieresuchenden Arbeitsnomaden (man könnte vllt auch zum Teil Lohnsklaven sagen), in Zeiten, in denen ein Großteil des Tages vor dem Computer verbracht wird, sind vereinsamte, isolierte Menschen durchaus eine Art Volkskrankheit geworden.
"Seht, wie sie einander lieben" - könnte es nicht sein, daß die Kirche, bevor sie Grundsatzpapiere mit den Protestanten durchspricht, bevor die nächste (verzeihung) halbgar und erlahmt klingende Resolution zum Thema Europa geschrieben wird, daß die Kirche hier ein riesiges Arbeitsfeld hat? Eines, daß sie durch die zwei Jahrtausende hinweg auf immer neue Art bearbeitet hat?

Ich denke, diese Art von praktischer Nächstenliebe, das Gefühl, in einer Gemeinde nicht allein zu sein, das sich gegenseitig auffangen etc ist etwas, was wir an sich der Welt voraushaben könnten und sollten. Vielleicht hat man an manchen Artikeln gemerkt, daß ich seit einiger Zeit mich stark mit Distributismus beschäftige. Nun mag man von diesem Ansatz halten was man will, als Christ jedoch sollte bei allen wichtigen Punkten jedoch die praktische Nächstenliebe nicht zu kurz kommen. Und die sollte sich nicht in Almosen oder Förderprogrammen erschöpfen, sondern eben auch darin, daß man sich in einer Gemeinde wieder beheimatet fühlt. Dazu müssen jedoch auch die Gemeinden aufhören, sich über "Einbindung der Frau", "Pfarrinitiativen", etc. Gedanken zu machen, sondern müssen sich bemühen, dem Ideal der Apostelgeschichte nachzueifern.

Ich weiß, daß ein weiter Weg vor uns liegt, und auch ich hab da noch viel zu tun. Ich weiß um ehrlich zu sein nicht, wie mein erster Schritt aussehen kann (da könnt ihr mir ja helfen ;)), aber ich denke, daß die Kirche auch in diese Richtung denken muß.

Donnerstag, Januar 19, 2012

Ohne Worte (endlich) ins neue Jahr

„Entspringt das Schlechte in der Welt der Religion?“ Entsprechende Denkanstöße möchten die Akteure liefern, indem sie sich völlig entkleiden und ihre Genitalien auf einer Großleinwand zur Schau stellen.

Na dann...

Quelle

Samstag, Dezember 24, 2011

Gesegnete Weihnachten!

Uns ist ein Retter geboren, Halleluja!

GB Pics

Quelle


Ich wünsche allen Lesern besinnliche und gesegnete Weihnachten!

Noch einer!

Sehr gefreut hat mich ja, von einem zweiten Naturwissenschaftler in der Blogozese zu lesen. In dem Sinne, herzlich Willkommen, Thomas Dydimos !

Montag, Dezember 19, 2011

Die Hirten und die ...

Vor ca einem Jahr schrub Josef auf seinem Blog ein Gedankenexperiment über die Krippe. Die Frage war, was gewesen wäre, wenn der Engel des Herrn nicht Hirten, sondern Akademikern erschienen wäre. Das Gedankenexperiment ist natürlich humorvoll gemeint, was ich ja verstehe, trotzdem traf es in mir einen Nerv, der mich ohnehin stört. Ich hoffe, Josef verzeiht mir, daß ich den Artikel nicht so humorvoll nahm, wie er gemeint hat - es ist ja manchmal so, daß Dinge, die wir hören oder lesen, in uns etwas auslösen, was der Urheber des Gesagten oder Geschriebenen gar nicht wollte. Und nein, es geht nicht um den Physiker, der angeblich Angst vor einem anscheinend derart androgynen Engel, daß man ihn mit einer Frau verwechseln könnte, habe oder daß er bei Mutti zuhause ißt. - Um ehrlich zu sein, habe ich diesen Abschnitt vollkommen übersprungen, weil ich die übliche Kritik, wir Physiker würden nur quantifizieren wollen, erwartet habe. Nein, mir geht es um die Überbetonung der einfachen Hirten.

Die einfältigen Hirten. Ach, die tollen, dummen Hirten. Wären wir nur alle so einfältig, ungebildet, schlicht (usw.) wie die Hirten! Dann würden wir vielleicht auch die Gnade haben, vor der Krippe stehen zu können!

Was hier gerne vergessen wird, ist, daß nicht nur die Hirten das Christkind in der Krippe sahen und verehrten:

Als Jesus zur Zeit des Königs Herodes in Betlehem in Judäa geboren worden war, kamen Sterndeuter aus dem Osten nach Jerusalem und fragten: Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, um ihm zu huldigen. Als König Herodes das hörte, erschrak er und mit ihm ganz Jerusalem.


Ja, es gab auch noch die drei Weisen aus dem Morgenland! Und hier ist doch einiges festzuhalten: Sie kamen von weit her, weil sie den Stern des Herrn aufgehen sahen - was die Welt nicht tat! Die Welt ist so verstrickt in diversestes, aber NICHT in die Suche nach der Wahrheit! Diese drei - ich möchte sagen, Wissenschaftler - haben durch Nachforschung und Beobachtung das Zeichen des Herrn gesehen. Sie kamen nicht, wie Josef Bordat sicherlich ironisch andeutend, irgendeinem Wissenschaftlerklischee gerecht werdend, was weiß ich, das Kindlein zu wiegen, zu quantifizieren, zu prüfen, ob es überhaupt der Sohn Gottes ist. Sie kamen, um ihm zu huldigen.

- Als Physiker finde ich die Passage sehr spannend und ein Vorbild, was gerade wir Wissenschaftler benötigen: Erstens: Unsere Wissenschaft ist auf die Anbetung hin ausgerichtet. Da Gott die Wahrheit ist, ist alles, was real ist, ein Weg zu diesem Herrn und zu seiner Anbetung. Wir "dürfen" nicht nur forschen, es ist unsere Berufung, das Wesen des Universums zu erfassen. Denn dieses Universum zeigt auf den Herrn - wie der Stern das Kommen Christi zeigte.

Dann schickte er sie nach Betlehem und sagte: Geht und forscht sorgfältig nach, wo das Kind ist; und wenn ihr es gefunden habt, berichtet mir, damit auch ich hingehe und ihm huldige. ... Weil ihnen aber im Traum geboten wurde, nicht zu Herodes zurückzukehren, zogen sie auf einem anderen Weg heim in ihr Land.


Hier lernen wir zwei weitere Dinge: Die Versuchungen der Welt, wie die Welt die Wissenschaft für ihre Zwecke ausnutzen will. Herodes will von den Forschern, die ein (wie es sich zeigt) eindeutiges Mittel zur Auffindung des Herrn gefunden haben, dieses Mittel unter heuchlerischen Argumenten für sich beanspruchen.
Eine Geschichte, die sich immer wiederholte und sich immer wiederholen wird: Die Mächte der Welt, die die Erzeugnisse der Wissenschaft zum Machterhalt ausnutzen. Die Anekdote ist ein Mahnmahl, daß uns Wissenschaftlern aufzeigt, daß man mit der Welt keinen Handel treiben kann.
Das zweite, was wir lernen, ist, daß ein Wissenschaftler sehr wohl offen für die Botschaften "von oben" sein kann, wenn er sich denn nicht verschließt: Im Traum wird ihnen geboten, nicht zu Petrus zurückzukehren, und so ziehen sie auf einem anderen Weg heim in ihr Land.

"Auf einem anderen Weg..." - ich glaube es war Josemaria Escriva, der bezüglich dieser Passage aufmerkte, daß die Begegnung mit Christus uns immer aufs neue verändert. Mir gefällt der Gedanke. Nach der Begegnung mit dem Herrn ist ihnen noch mehr bewußt als vorher, daß ihre Aufgabe die Huldigung des Herrn war - nicht, der Welt zu erzählen, wie sie zum Herrn findet. Ihre "Aufgabe" ist letztlich auch ihr Lohn (und wieder so ein schönes Bild für das forschen!): Sie durften den Herrn als mit erste Personen sehen.

Für mich, für alle Wissenschaftler und für die Welt kann ich nur sagen:

Ihr drei Weisen aus dem Morgenland, bittet für uns!

Sonntag, Dezember 11, 2011

Bekloppte in öffentlichen Verkehrsmitteln

Vor einigen Jahren saß ich mit meinem Bruder und zwei Freunden in einer Berliner S-Bahn, auf der klassischen Fahrt von A nach B. Unweit von uns saßen ein Afrikaner und ein besoffener Prolet. Letzterer begann, mit dem Afrikaner zu reden: "Hey, ich hab mal bei Euch gelebt, damals in Südafrika, als wir Weißen noch was zu sagen hatten..." usw. usf. War ziemlich beklopptes, was der Herr von sich gab und man sah dem Afrikaner an, daß er immer wütender wurde. Er war wahrscheinlich kurz davor, dem Gegenüber eine zu verpassen. Meine Freunde, mein Bruder und ich waren recht albern und we had a few , wenn ich mich recht erinnere. Jedenfalls fand wir die Situation vollkommen absurd, weshalb wir ziemlich breit grinsen mußten.

Der Afrikaner sah uns, was seine Stimmung deutlich verbesserte. Aus dem Herrn, der einen betrunkenen Proleten wahrscheinlich windelweich prügeln wollte, wurde ein Herr, der ob der Erbärmlichkeit besagter Äußerungen lächeln mußte. Es war doch klar, daß nicht ER von dem Proleten gemeint war; jener war doch einfach ein etwas armseliger betrunkener Mann, über den man sicherlich viel negatives sagen könnte - jedenfalls kein Grund, sich über ihn aufzuregen.

Warum erzähle ich das? -Nun, weil anscheinend einige Leute in England etwas ähnliches erlebten: Eine white Trash-Dame mit Kind auf dem Schoß sah sich anscheinend bemüßigt, so ziemlich jeden in der U-Bahn anzuflamen, daß er nicht Englisch sei.

Da sitzt also eine Frau in der U-Bahn, rantet JEDEN um sich herum an, er sei "not british", und daß besagte Person sich ficken solle. If I'd had a few, I would find it fuckin hilarious.

Jedenfalls, in England scheint der Alkohol ausgegangen zu sein, denn England war not amused: Die Frau wurde in eingesperrt, womit man eine Mutter von ihren Kindern getrennt hat. Übrigens in der Weihnachtszeit.

Damit man mich nicht falsch versteht: Diese Frau ist in keinerlei Hinsicht heldenhaft. Es ist Schwachsinn, jemandem betreffs seiner Hautfarbe oä abzusprechen, einer Nation anzugehören. Ich wohne in Berlin in einer Gegend, wo Menschen diversester Herkunft wohnen - und ich liebe es! Ich liebe die Vielfalt in Berlin - und nie würde ich herumranten, daß diese und jene Leute "nicht Deutsch" wären! Ich kann mir auch etwas vorstellen, wie es zumindest den Kindern in der U-Bahn, die dieses rumgemecker der Dame erleben mußten, sich fühlten; als Kind mußte ich mir mal für zehn Minuten das schweizerdeutsche Gerante eines alten Mannes in einer Tramfahrt in Zürich anhören (er merkte, daß mein Bruder und ich Deutsche waren und mußte klar machen, daß Deutsche scheiße sind und wir, mit acht und zehn Jahren, halt Nazis sind, yadayadayada). Das war sehr belastend....

Aber deshalb die Frau verknacken und sie ihren Kindern wegnehmen - gehts noch!? Das ist LÄNGST nicht der erste oder einzige Rant in einer Bahn, den die Menschheit verkraften mußte. Etwas mehr Leichtigkeit im Umgang mit herummeckernden Leuten kann doch sein!

Mehr noch: Wenn man sich die Kommentare auf dem verlinkten Video durchliest, fragt man sich, ob manche sicherlich gut meinenden Menschen die Kommentarfunktion nutzen, um selbst ihrem kleinen Nazi mal etwas freiraum zu lassen. Kostproben?

"By opening her mouth she is a disgrace to herself and her country ! This woman has a child ! She should have been sterilized! This is terrible to watch !"
"What a terrible excuse for a human being"
"I was hoping the black guy would knock her out"

Nochmal, Leute: Gehts noch??? Toleranz fordert als allererstes, ALLERERSTES etwas von einem selbst. Erst wenn man selbst auf die Erbärmlichkeiten der anderen sehen kann, ohne gleich Schaum vor den Mund zu bekommen, erst dann hat man das anrecht, sich zu besagten Fällen zu äußern! Und das ist übrigens gar nicht so schwer, man sollte nur nicht vergessen, daß der gegenüber auch ein Mensch ist.

Dienstag, November 15, 2011

Stoppt Christenverfolgung!

Auf Kopten ohne Grenzen wird für die "Plattform Solidarität für verfolgte Christen" aufmerksam gemacht, und konkret der Fackelzug am 5.12.11 in Wien beworben. Da die immer mehr um sich greifende Christianophobie einerseits und Ignoranz bzgl. der Christenverfolgung andererseits wichtige Themen sind, mache ich gerne für den Blog, die Plattform und den Fackelzug Werbung. Für die, die wie ich nicht beim Marsch dabei sein können, wäre es sicherlich eine gute Gelegenheit, den Marsch im Gebet zu begleiten.

Freitag, November 11, 2011

Wunderschöne Musik

Ich dachte, ich lasse mal kurz hier etwas schöne, heilige Musik hier. Bis ich mal wieder mehr Muße hab, was zu schreiben, z.Zt. tippe ich eigentlich primär an meiner Doktorarbeit.



(gefunden auf Caelum et Terra , einen Blog, den ich auch ansonsten empfehlen kann.

Samstag, November 05, 2011

Mondragon

Ein oft zitiertes Beispiel für Distributismus in use (und als solches anscheinend von radikalen "tree acre and a cow"-Distributisten als nicht distributistisch angesehen) ist die Mondragon Corporation. Von einem Priester (namens Jose Maria! Jedoch nicht dem Escriva) gegründet ist es natürlich interessant, was für eine Form von Geschäftsmodell eine solche zumindest an den roots katholische Firma hat.

Mondragon ist eine Cooperative, d.h. die Mitarbeiter der Firma sind gleichzeitig Teilhaber. Externe Teilhaber gibt es nicht. Das wiederum begeistert viele Anhänger der Enzyklika Rerum Novarum im Allgemeinen und Distributisten im speziellen, die sich an die Worte LEo XIII. erinnern:

Men always work harder and more readily when they work on that which belongs to them; nay, they learn to love the very soil that yields in response to the labor of their hands, not only food to eat, but an abundance of good things for themselves and those that are dear to them.


Wie dem auch sei, hier der erste Teil einer Doku (aus den Siebzigern) über die Mondragon Cooperative:

Neue Blogs

Sodele, manchmal entdeckt man ja bei seinen Internet-Eskapaden entweder brandneue Blogs oder Blogs, die bisher aus was für Gründen auch immer noch nicht unter die Augen getreten sind. Und so dachte ich, sage ich mal von meiner Seite zwei Blogs hallo:

- Sacerdos Viennensis . Ein sehr bilderreicher Blog, oft aus der freien Natur.

- Brononis , wie konnte ich Dich nur ein Jahr übersehen? Ich schiebe das einfach auf das Faktum, daß ein Weblog über Karthäuser seinem Ideal entsprechend nicht besonders laut ist. Jedenfalls freut es mich sehr, über karthusianische Spiritualität hier viel erfahren zu können.

Mittwoch, November 02, 2011

Der Solidarismus Heinrich Peschs

Dank Josef Bordats bin ich auf etwas aufmerksam geworden, daß man vllt neben Bischof Ketteler hier quasi eine deutsche Spielart des Distributismus, zumindest aber interessante Gedanken zur Anwendung der kath. Soziallehre finden kann. Herzlichen Dank, Josef!

Dienstag, November 01, 2011

Junge, gut gekleidete Rebellen

Auf WDTPRS fand ich dann doch ne Geschichte, die zu amüsant ist, um sie nicht zu teilen.

Mich würde interessieren, was die werten Herren gesungen haben. Jedenfalls haben wir hier einen unserer jungen, gut gekleideten Helden:


(Quelle: Le Figaro

Time to say goodbye

Keine Angst, ich werde diese Schnulze jetzt nicht spielen. Und ich werde auch nicht mit Bloggen aufhören.

Jedoch sagt einer der ganz großen Adieu. Das ist wirklich schade. Scipio hat immer wieder interessantes geschrieben, wunderschöne Musik verlinkt (ihm verdanke ich meine z.T. aufkommenden Country und Bluegrass-Schübe!). Wir haben gemeinsam gestritten, manchmal auch auf verschiedenen Seiten (aber soweit ich mich erinnere, wirklich nur selten!), geklönt, gelacht, wutgeschnaubt, Bittlinger einen Katechismus geschenkt...

Seit ca Juli 2004 habe ich auf seinen Blog, der schon damals einer der großen war, immer wieder zu ihm aufgeschaut. Er war immer, wie Thomas sagte, einer der tonangebenden, ein Lotse für die Blogozese.

Heute abend werde ich ein Glas (in meinem Falle Cola) auf Dich, lieber Scipio erheben und Dir über das Internet zuprosten. Ich hoffe, man bleibt via Facebook in Kontakt.

Occupy the world!

Auf amüsante Weise macht Fr Dwight auf einen wichtigen Aspekt bei den imho gar nicht mal unverständlichen Occupy Wall Street-Protesten (wenn man von diversen Sozenscheiß, hirnsinnigen "occupy FU"- aktionen und komplett bescheuerten "occupy vatican"-schwachfug absieht) aufmerksam: um eine wirkliche Änderumg zu erreichen, muß eine derart tiefgreifende Reform stattfinden, die auch den Menschen ändert. Um ein Zitat leicht abzuändern: "By insisting that the world has to change, perhaps we forgot that we have to change"
Mein Bruder läuft bei den Demokratie - jetzt - Märschen mit, schon allein damit wenigstens einer dort nicht zu den 08/15-sozen und sonstigen Brühköppen gehört. Schlecht find ich das nicht, vor allem, wenn man darauf hinweist, daß der Wandel, den diese (Finanz)-Welt braucht auch unsere Änderung erfordert. Vielleicht sind deshalb mein Bruder und ich so begeistert vom Distributismus, ich weiß es nicht.

Der verlinkte Text zeigt die Revolte gegen dieses System schlechthin: Bettelmönch werden, bäm! Das ist längst nicht der Weg für alle, aber ich denke immer wieder darüber nach, was wir heute konkret tun können, um als Brüder und Schwestern in Christus diesen Finanzwahnsinn abfedern können. Sicherlich wird es hier oder auf einem meiner beliebten, immer wieder abgebrochenen Blogs (ähem) mehr über diese Frage gehen...

Vielen Dank an Alipius für das Verlinken obigen Artikels!

Allerheiligen oder welchen Heiligen hättens denn gern?

Wie allgemein bekannt ist, gedenken wir heute der Gesamtheit aller Heiligen. Diese Gesamtheit kommt in dem Schrifttext der Offenbarung gut zur Geltung, wenn es heißt:

Danach sah ich: eine große Schar aus allen Nationen und Stämmen, Völkern und Sprachen; niemand konnte sie zählen. Sie standen in weißen Gewändern vor dem Thron und vor dem Lamm und trugen Palmzweige in den Händen. Sie riefen mit lauter Stimme: Die Rettung kommt von unserem Gott, der auf dem Thron sitzt, und von dem Lamm.


(hach, die Offenbarung. Immer wieder ein extrem cooles Buch)

Ich dachte - nein, verzeihung. Ich wurde von Stefan Ahrens von Youcat auf Facebook dazu inspiriert, einen kleinen Artikel über wichtige Heilige in meinem Leben zu schreiben. Ich muß dazu gestehen, daß ich selbst leider noch nicht so wirklich mit der Heiligenverehrung begonnen habe (meiner Meinung nach), dementsprechend gibt es da noch viel für mich zu entdecken.

Meine Verlobte und ich beten jeden Abend für uns und (ehm, ich gelobe Besserung) haben uns eigentlich ua zum Hl. Josef und natürlich zu Maria herausgesucht. Leider bete ich in letzer Zeit nur drei kurze Gebete bete. Das muß sich wieder ändern. Außerdem sollte ich den Heiligen Erzengel Raphael noch an Bord holen. Da ist also noch viel zu tun!

Meine Arbeit vertraue (oder eher vertraute, damit muß ich wieder beginnen...) ich meiner kleinen wissenschaftlichen Brigade an, als da wären:

- Thomas von Aquin
- Albertus Magnus
- Gregor der Große
- Hildegard von Bingen
- Cosmas
- Damianus
- Ludwig IX.
- dem Ehrwürdigen Diener Gottes Isidoro Zorzano
- einem verstorbenen katholischen Physikprofessor meiner Alma Mater, der Zeit seines Lebens Supernumerarier war.

Gerade vor Vorträgen hat das Wissen um diese Brigade hinter mir mich ziemlich beruhigt. Sollte ich mal wieder anfangen, gerade jetzt bei meinen Problemen mit dem verd***** Dr*** Elektronenverlust-Spektrometer einerseits und zwei etwas uneinsichtigen Chefs andererseits könnte ein wenig Fürsprache von Oben durchaus hilfreich sein.

Was allgemeinere Dinge betrifft, gibt es schon so manches, wo ich mich an Engel oder Heilige wende. Nach jeder Messe bete ich zum Heiligen Erzengel Michael für die Kirche in der Welt. Ich vertraue mich in Fragen der Reinheit der Gottesmutter an. Gestern habe ich mich in einem dringenden Anliegen an den Hl. Judas Thaddäus gewendet.

Man merkt, die Heiligen haben einen Platz in meinem Leben. Ich sehe da noch längst nicht genug, vor allem, weil ich hier sehr nachlässig bin. Außerdem wollte ich mal eine kleine "moderne" Devotion aus der Taufe heben und ein Skript schreiben, daß bei Aufruf Safaris auch ein kleines Bild des Hl. Isidor von Sevilla aufruft, so daß dieser oben rechts (oder links, is ja egal) quasi über dem Internet-Verhalten wacht.

Sonst noch Vorschläge?

Montag, Oktober 31, 2011

Gut gesagt

"I am a Catholic. As far as possible I go to Mass every day. This (taking a rosary out of his pocket) is a rosary. As far as possible, I kneel down and tell these beads every day. If you reject me on account of my religion, I shall thank God that He has spared me the indignity of being your representative!"
Hilaire Belloc

;)



Dude that totally cracked me up :) Klasse!

Sonntag, Oktober 30, 2011

"Vatikan fordert globale Zentralbank"

Durch den Weltbild-Skandal scheint ein Dokument des Vatikans gar nicht für die Furore zu sorgen, die in der amerikanischen Blogozese durchaus für, freundlich ausgedrückt, einen gewissen Buzz sorgte.
So soll der Vatikan in besagtem Schreiben zum Ausdruck bringen, für eine zentrale Weltbank zu sein. Während auf der Linken einige Leute jubelten (Einspruch: Bei "echte Demokratie jetzt" gab es nur das typische antikatholische Unkenrufen), gab es recht hitzige Reaktionen auf Seiten der (katholischen) Konservativen. Was ist nun an diesem Schreiben dran?

Ich möchte nun auf das Schreiben eingehen, einerseits es zusammenfassen, andererseits, meinen persönlichen Senf dazuzugeben.


Wichtig ist vor allem festzuhalten, daß das Schreiben nicht, wie linke und konservative Medien suggerierten, das Schreiben nur um die Gründung einer Weltbank gehen würde. Es bemüht sich, an Caritatis in veritatem und Pacem in Terris anzuknüpfen, speziell an den Gedanken der Weltautorität. Zum zweiten sollte man im Hinterkopf, bevor man mit NWO-Vorwürfen kommt, haben, daß der Teil des Schreibens, der zu so viel Aufregung sorgte, die Überschrift "Toward reforming the international financial and monetary systems in the context of global PUBLIC authority" trägt. Gedanke ist also nicht, daß irgendwelche Hintermänner in Schattenkabitetten über alles beraten.

Zu Beginn wird eine "Ist"-Situation beschrieben, die gar nicht mal so falsch ist - wobei hier auch viel Geschwafel und Allgemeinplätze gesagt werden. Wichtig finde ich jedoch einen Punkt:

- Im Geschäft mit materiellen Gütern sind natürliche Faktoren und die produktive Kapazität rate limiting steps (wie ich als katalytischer Chemiker mal sagen würde), Grenzen, die bei Finanzmärkten so nicht vorhanden sind. Daran wird Kritik geübt und eine Relation zur Inflation aufgezeigt.

Es wird darauf hingewiesen, daß Paul VI. klar auf die Gefahren einer ökonimischen Entwicklung unter liberalem Vorzeichen hinwies. Jener wies auf die höchste Priorität der Verteidigung des Lebens und der Entwicklung sozialer und moralischer Standards bei den Völkern hin. Auf Basis dieser Punkte sagte der Hl. Vater, daß eine globale Entwicklung der neue Name des Friedens wäre.

Nun wird ein Bogen gespannt: Zwar sieht man auf lokaler und nationaler Ebene oft den Staat oder ähnliche Einrichtungen, die der Freiheit der Wirtschaft Einhalt gebieten können, jedoch ist das international schwer; der ökonomische Liberalismus sei zu utilitaristisch, um das Allgemeinwohl im Auge zu haben. Dieses Allgemeinwohl, was zu oft meiner Meinung nach ein Schlagwort ist, wird durch den Hl. Vater als "personenzentriert" bezeichnet; in dem Sinne benötigt die Wirtschaft eine Ethik, die den Menschen als Zetrum hat. Letztlich wird das gut auf den Punkt gebracht, wenn man sagt, daß "Sein" und "Ethik" über "Haben" und "Ökonomie" einen Vorrang haben müssen, woraus gefolgert wird, daß eine Ethik der Solidarität (ich hätte es eher eine Ethik der Nächstenliebe genannt) die Triebfeder für das Tun der Völker sein soll.

Schließlich wird auf die Notwendigkeit einer Weltautorität hingewiesen, indem man auf des Sel. Johannes XXIII. Enzyklika "Pacem in Terris" hinweist: Wie dort schon dargestellt, strebt die Welt nach einer immer größeren Einheit. Wie weltweit die Wirtschaft nun ist ist ja dafür ein gutes Zeichen. Nun sieht der Heilige Vater hier ein Problem, daß nämlich die Völker untereinander keine Korrespondenz auf globaler Ebene führen, ich würde es eher als das Fehlen einer gemeinsamen juristischen Sprache bezeichnen. In besagter Enzyklika spricht der Heilige Vater die Hoffnung nach einer Weltautorität aus, eine Hoffnung, die von Benedikt XVI. wiedergegeben wird. Es gebe laut ihm zu viele Probleme in der Welt, die nur noch gemeinsam gelöst werden können. Die Antworten darauf sollen nicht isoliert, sondern systematisch und integriert erfolgen, Getragen von Solidarität und Subsidiarität und auf das Allgemeinwohl hin ausgerichtet sein (ich denke, gerade der Aspekt der Subsidiarität ist wichtig). Ohne eine solche Autorität würde das Recht des stärkeren regieren.

Es wird nun etwas schwamming (aber leider in Tradition der genannten Enzykliken) definiert, wie eine solche Autorität aussehen sollte. Sie soll dem Allgemeinwohl dienen und dafür die notwendigen Strukturen aufweisen, die nach und nach aufgebaut werden sollen. Diese Autorität solle nicht durch Macht, sondern durch Einsicht der Völker wachsen. Das ist ein Punkt, den ich, bei allem Respekt, redundant finde. Ich mein, natürlich soll die ganze Welt einsehen, was gut für alle ist etc. - aber bringt uns ein solcher Vorschlag irgendwie weiter?

So geht es dann weiter mit einer, sagen wir mal zynsich, "Wunschliste" an den subsidiären Herrscher von morgen. Er soll die Meinungen der Minderheiten beachten, die Position hat aus internationalen Beratungen entstehen und eine effektive Leitfigur sein, die den Ländern nicht ihre Autorität nimmt, sie wird die Diversität der Kulturen respektieren etc. pp. Wieder, wichtig ist mir persönlich der Punkt der Subsidiarität. Wenn der gewährleistet ist, ist vieles andere gewährleistet. Jedoch generell frage ich mich, wie man diese "eierlegende Wollmilchsau der Politik" realisieren will (letztlich kann man diese Frage dann auch im letzten Part stellen) in einer Welt, die eben eine sündige Welt ist. Ich frage mich, ob nicht gerade der Heilige Vater selbst das ist, was man benötigt: Eine moralische Leitfigur, einen vicarius Christi, der nicht selber herrscht, sondern sagt, was gut und recht ist. Einen Widerpart zur weltlichen Macht. Aber das ist meine Meinung.

Nun, im letzten Teil geht das Schreiben dann doch (DUNH DUNH DUNH) auf die Reform des Marktes ein. Dazu wird erstmal auf die Basis des Finanzproblemes (ihrer Meinung nach, ich kenne mich dazu zu wenig aus) hingewiesen: Der Niedergang der Bretton-Woods-Institutionen seit den Siebzigern. Der IWF habe die Macht, die Weltfinanz zu stabilisieren verloren. So wird gesagt, daß man einen Minimalsatz an gemeinsamen Regeln zur Regulierung des weltlichen Finanzmarktes einrichten sollte (hier fett das Wort Subsidiarität einfügen!). Es wird in diesem Zusammenhang positiv gesehen, daß aus dem G7 später der G20 wurde, sprich, daß mehr Staaten daran teilhaben (was ich nicht finde). In dem Zusammenhang wird auch gesagt, daß selbst der G20-Gipfel in Pittsburg 2009 die Notwendigkeit einer "verantwortungsvollen Art und Weise" der ökonomischen Aktivitäten betont hätte - wobei das doch, Verzeihung, wirklich Allgemeinplätze sind.

Und nun kommen wir zu des Pudels Kern, der für all den Buzz sorgte. Es soll eine Form des globalen Geldmanagement auf Basis des IWF gefunden werden, jedoch sollten die gelten Wechselsysteme neu diskutiert werden, diesmal mit Einbeziehung der Dritten Welt und der Schwellenländer. Man sehe immer dringender, daß es eine "Zentrale Weltbank" geben sollte, die den Finanzfluß reguliert, ähnlich wie die Nationalen Zentralbanken. Mit dieser Globalen Bank soll an die genannten Bretton-Woods-Institutionen angeknüpft werden. Auf diesem Wege könnten die regionalen Banken (die EZB bspw) gestärkt werden. Es müsse jedoch Einrichtungen geben, die die Einheit und Konsistenz der Allgemeinbeschlüsse dieser Institution prüfe.
Diese Weltbank wäre als erster Schritt in Richtung der von Benedikt XVI und Johannes XXIII vorgestellten Weltautorität. In diesem Zusammenhang muß das Primat der Religion und der Ethik wieder hergestellt werden und damit das Primat der Politik (als Kraft, das Allgmeinwohl zu garantieren) über die Ökonomie und die Finanzen gestellt werden. Wichtig finde ich hier das Primat der Religion (gut, im Schreiben als "primacy of spiritual needs" bezeichnet, jedoch - hey, wir sind als Katholiken doch bewußt, was gemeint sein sollte, oder?) wieder aufgestellt wird.

Dieser ethische Ansatz soll über verschiedene Wege realisiert werden:
a.) Versteuerung großer finanzieller Transaktionen, quasi als Rainy Day fund. Die Größe der Versteuerung soll proportional zur Komplexität des Geschäftes sein.
b.) Rekapitalisierung von Banken ("Bankenrettung") sollte abhängig vom Verhalten der Banken sein: Haben diese Banken dem Allgemeinwohl gedient oder nicht?
c.) Es brauche klare definitionen von Kredit und Investment banking, um Schattenmärkte zu verhindern.

Die zu solch einer Änderung notwendige Transformation soll an Universitäten und von Menschen in der Öffentlichkeit vorbereitet werden.

Im Abschluß wird (hört, hört!) auf zwei "Einheitsversuche" in der Bibel hingewiesen: Einerseits der Turmbau zu Babel, in dem nur eine äußerliche Einheit gesucht wird. - Hier würde ich noch einfügen, daß beim Turmbau zu Babel eine Einheit ohne Gott gesucht wurde! Das ist letztlich das Entscheidende.

Demgegenüber steht das Pfingstereignis als Gottes Plan für die gesamte Menschheit: Nicht in Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit (ok, das ist nu von mir), sondern in Einheit und Wahrheit (weil eben in Gott! - mein Einwurf) soll diese Einigung geschehen.

So, kommen wir zu meinen Kommentaren:

Erstmal positiv festzuhalten: Ich teile nicht das Ranting der besagten Quellen. Die Päpste haben an verschiedenen Stellen auf die Notwendigkeit einer globalen Autorität hingewiesen, ohne genaueres zu spezifizieren. Ich denke, daß der Ansatz, den Weg zu dieser subsidiären globalen Autorität, also einer Institution, die das miteinander der Nationen regelt, OHNE die Nationen selbst zu regieren, an der Stelle des Finanzmarktes zu suchen, gar nicht mal so verkehrt ist.
An dieser Stelle sei auch noch eine Sache erwähnt, die mich immer wieder wundert: Während man manchmal fast den Eindruck gewinnt, daß manche durchaus wohlmeinende Kreise alles Gesagte vom Heiligen Vater nicht nur kritiklos, sondern bedingungslos überschwänglich hinnehmen, werden Schreiben von anderen kirchlichen Institutionen, die etwas gar nicht ganz anderes sagen, nicht nur mit Bausch und bogen verdammt, sondern zum Teil in einer Weise niedergemacht, die zum einen nicht uns Christen entspricht (höhö, muß Mister "Ick hör Noise zum Frühstück" grad melden), zum anderen eine gewisse Inkonsistenz aufweist.

Als junger, unwissender und bisher begeisterter Distributist jedoch kommt mir in dem Schreiben zu wenig eine Gestaltung dieser Autorität (Auch auf dem Gebiet der Finanzen) vor, die den Aspekt der Subsidiarität hinlänglich erhalten wird. Und wenn dieser Aspekt zu kurz kommt, sind wir einen Schritt in der von so manchem Verschwörungstheoretiker befürchteten NWO. Einen weiteren Schritt auf diesem unseligen Gebiet wären wir, wenn wir die Verwurzelung in der Wahrheit - Gott - vergessen. Sicher, es mag sein, daß die Nationen der Welt, da oft unterschiedlicher Religion, sowas nicht hören wollen, aber wahre Einheit wird es nur in Christus, der der Weg, die Wahrheit und das Leben ist, geben. Nun mag man sagen, daß damit doch anderen Leuten vor den Kopf gestoßen wird. Das denke ich nicht. Vergessen wir doch nicht, daß dieses Schreiben ein Schreiben der Kurie ist; Ungläubige erwarten doch eh von uns nichts anderes als Christus.

Ein weiteres Problem habe ich schon weiter oben angesprochen: Wie soll diese Weltautorität aussehen? Soll sie Macht haben? Dann wären wir schon bei der Neuen Weltordnung.

Als Katholik sehe ich die Hauptaufgabe der Weltautorität im Heiligen Vater schon ziemlich erfüllt (sie wäre noch mehr erfüllt, würden angeblich christliche Nationen auch so handeln): Wir brauchen neben den Königen der Welt eine prophetische Stimme, einen Rufer aus der Wüste, der sich nicht fürchtet, den Nationen, wenn es sein muß, die Leviten zu lesen. Und ich denke, das macht der Hl. Vater schon sehr gut. Wichtig wäre hier, daß wir christlichen Nationen da mal wieder mitziehen und auch bspw. in der Politik und dem Handel mit Nationen, in denen grundlegende Menschenrechte mit Füßen getreten werden, Konsequenzen ziehen.
Sicherlich wird es betreffs der Finanzen eine globalere Institution geben müssen, die die Finanz-Transaktionen der Welt in eine gemeinsame Sprache bringt, so daß man sie evaluieren und damit kritisieren kann. Ob hier jedoch eine Weltbank der richtige Ansatz ist, wage ich zu bezweifeln.

Insgesamt also meiner Meinung nach ein erster Ansatz, dem Gedanken der Weltautorität etwas mehr Form zu verleihen, jedoch noch nicht mehr. Kein grund, bitter zu meckern, aber auch keine prophetische Schrift. Jedoch vielleicht eine, auf dessen Basis man beginnen kann, über die Zukunft des weltlichen Miteinanders zu diskutieren.