Mittwoch, August 29, 2012

Was wir am Beispiel Steroide lernen können

Ich hoffe, ich gehe weder meiner Frau noch dem werten Leser zu sehr auf die Nerven, wenn mich, wie zur Zeit der "Iron Bug" wieder gebissen hat, d.h. ich wieder ziemlich interessiert an Krafttraining bin. Dabei, wie schon der letzte Beitrag zeigte, interessiere ich mich ziemlich für die Alte Schule des Gewichthebens, also für Leute wie Hackenschmidt, Sandow, Anderson etc. pp., auch für Olympisches Gewichtheben und Powerlifting und so gut wie gar nicht für bodybuilding und das ganze tonen und shapen. Aber kommen wir zur Sache, was ich trotzdem hier schreiben will.

In dem grandiosen Newsletter "The Dinosaur Files" schrieb Brooks Kubik vor fünfzehn Jahren über Steroide:

One reader scolded me for being too hard on steroid users in the first issue of THE FILES. He argued that drug use was a matter of choice. You know - "individual freedom".


Das kommt uns bekannt vor, nicht wahr? Pro choice, ick hör Dir trapsen... Letztlich belegt wird dieses set of mind von Louie Simmons, der im Film "Bigger, Stronger, Faster" (einer durchwachsenen Doku zum Thema Steroide) folgendes sagt:

Your morals are your morals, not mine. Who am I to judge you - and who are you to judge me?


Ja, das ist ja das Credo der modernen Welt. Deine Moral ist Deine und meine ist meine. Und großzügig urteilt Mister Simmons nicht über Leute, die im Krafttraining keine Steroide nehmen (er sagt nur, daß ohne Nutzung von Steroiden sie niemals so stark werden wie mit - was natürlich kein Urteil, sondern eine "objektive Feststellung" ist und Leute wie Louis Cyr vollkommen ignoriert).

Erinnert das nicht ziemlich an die Pro choice- und Euthanasiedebatten? Unsere Moral ist nicht ihre Moral, wer sind wir denn, daß wir uns ein Urteil über Kindstötung und Tötung von älteren Menschen anmaßen? Großzügig wird angeblich nicht über uns geurteilt - denn daß der Staat Mütter von mehreren Kindern im Rentenalter gegenüber Frauen ohne Kinder benachteiligt etc - das ist doch kein urteilen!

Hier sieht man das Drama der modernen Welt: Ethische Grundwerte zählen nicht. Sie sind zu einer Ansichtssache geworden. Und da diese nur eine Ansichtssache sind, zählt, das, was reinen Vorteil bringt. Es ist deshalb sehr gut, wenn Leute durchaus deutliche Worte zu moralischen Fragen finden. So dann auch Brooks Kubik:

Steroids have all but ruined weight training. The entire field has been in a state of total disarray ever since the damn things first got into the hands of the human guinea pigs who used them in the late 50's and early 60's.
...
In this instance, individual choice can be damned. I LOVE the Iron Game, and I HATE what anabolic steroids have done to it. Anyone who uses steroids is taking the easy way out. Period. No exceptions. No special circumstances. If you "choose" to take things, then you have "chosen" to become one more in the long list of drug users who have helped to destroy 99% of what is good in the Game.


Ich denke, wir befinden uns in einem ähnlichen Kampf und können ähnlich deutliche Worte bzgl Abtreibung und Euthanasie finden.
Interessant ist, gerade im Zusammenhang so vieler "pro choice"-Debatten der letzte Absatz von Brooks Kubik:

Do steroid users "choose" to take the drugs, or do they do so as a result of peer pressure fostered by the mainstream muscle media? ... Drug users demonstrate about as much "individual freedom" as lemmings.


Erinnert auch an die "pro choice"-Debatte, wo man sich auch die Frage stellen kann, was es mit "freier Wahl" zu tun hat, wenn Mütter unter Druck gesetzt werden, ihr Kind abzutreiben.

Brooks Kubik is eh ein feiner Gesell, dessen Betonung des Trainings fernab der Glitzerwelt der Elitestudios, dessen Ablehnung von Ernährungszusätzen wie Kreatin und wie sie alle heißen und (vor allem) dessen Promotion von farmers markets, selbst angebauten Essen (Three acres, anyone?) gute Denkanstöße liefert. Selber scheint er nicht religiös zu sein, aber letztlich passen seine Punkte (Unterstützung von Farmers markets, Stärkung der Gemeinden, und, über Umwege auch das selbständige Trainieren) imho ganz gut mit Distributismus zusammen.

Samstag, August 25, 2012

Paul the Apostle



Nein, ich möchte jetzt nicht über den Apostel Paulus reden, sondern über einen anderen wichtigen Paul, über Paul Anderson. "Wer ist Paul Anderson?" Nun, lassen wir den grandiosen Powerlifting Film Power Unlimited sprechen:

Paul Anderson was the godfather of Powerlifting.

Einen Vorgeschmack auf das, was es heißt, sieht man hier:


1956 ging er, wenn auch knapp, mit der Goldmedallie von den Olympischen Spielen heim und auch ansonsten lesen sich seine Strength feats phantastisch, so hat er insgesamt elf Weltrekorde aufgestellt (siehe Wikipedia).

Das ist ja alles interessant, aber warum erzähle ich das hier? Nun, weil Paul Anderson selbst mit einem Wimp wie mir was gemeinsam hatte: Er war gläubiger Christ. Nach seiner Sportkarriere haben seine Frau und er ein Jugendheim gegründet, daß sich um gestrandete Jugendliche kümmerte (Don bosco ick hör Dir trapsen), wie diese Kurzdoku schildert:


Dieses Paul Anderson Youth home existiert noch heute und ist um die Paul Anderson ministries erweitert worden. Diese bietet auch Eltern Hilfe und arbeitet daran, daß Amerika wieder verstärkt eine von Familien (und nicht Individuen) getragene Gesellschaft wird. Ganz im Geiste der Ökumene dachte ich, mach ich mal auf diese Organisation aufmerksam, die sich auf einen modernen Christopherus zurückführt.

Freitag, August 24, 2012

St. HILARIOUS bitte für uns!

Gutgemeint ist bekanntlich nicht immer gut: Eine ältere Dame hat in Spanien, sicherlich mit den besten Intentionen, das Ecce Homo-Bild, was dem Verfall anheimgefallen war, restauriert.

Und wie einst aus Raider Twix wurde, wurde aus dem leidenden Christus mit Dornenkrone ein Typ mit vollem Mund und komischen Haaren:


Ich weiß, das ist übelster Kunstverlust, der hoffentlich rückgängig gemacht werden kann. Und ich möchte nicht in der Haut der älteren Dame stecken, ich finde, wir alle sollten für sie beten, daß sie sich nicht zu viele Vorwürfe macht und nicht vor Scham im Boden versinkt. Sie, im Gegensatz zu den Liturgie-freelancern, die ich heute morgen postete, hatte es denke ich wirklich gut gemeint.

ABER, DUDE, THAT TOTALLY CRACKED ME UP!

Ich kam gestern kaum aus dem Lachen raus, und immer noch muß ich, wenn ich beide Bilder sehe, wieder lachen. Zum einen, weil mich das Bilderpaar an diese Bilderserie hier erinnert (leider nur sehr, sehr klein, ich hoffe, man sieht, was ich meine):



Zum zweiten ist die ganze Geschichte imho ein Bilderbuch-Beispiel für Tragikomik im Sinne einer sowohl tragischen als auch komischen Geschichte.

Aber eine wirklich ernste Lektion kann man hier doch lernen: Wirkliche Kunst dauert. Ich habe, auch wenn man diese Pappmarchefiguren im letzten Post betrachtet, den Eindruck, daß das manche Künstler vergessen haben. Ich weiß nicht, wie lang der Originalmaler gebraucht hat und wie lang im Vergleich dazu die Restauratorin, aber oft habe ich den Eindruck, daß man heute sich weniger Zeit für Kunst nimmt. Ein Bild darf ruhig Jahre dauern, wenn es gut werden will!

"Sakral""kunst"

Die amerikanische Blogosphäre schreibt zur Zeit recht viel über die Puppets of doom, Statuen, die angeblich sakrale Kunst sein sollen. Betrachten wir sie doch mal (ein Klick auf die Bilder führt zu den Quellen und noch mehr infos):





Wir sind ja multimedial, deshalb hier ein youtube-video, was quasi den Höhepunkt unserer Ausstellung bildet:

Das ist nun die moderne "Kunst"? Hier stehen wir also, am angeblichen Höhepunkt unserer Kultur, und das ist es? Das ist alles, was wir zustande bringen? Pappmarche-Figuren, seltsame Balletteinlagen und das alles in einem ungeschmückten Saal?

Samstag, August 18, 2012

Unter Kindstötern...

Vor einiger Zeit hab ich hier etwas zu einem Artikel im Journal of medical ethics geschrieben, in dem das Töten von Kindern nach der Geburt diskutiert wird. Der Editor besagten Journals ist Herr Savulescu, seines Zeichens Protegée eines Peter Singer.

Hier kann man lesen, warum man den Savulescu im Auge behalten sollte.
So ist es nicht nur ethisch vertretbar, nein, ethisch gutes Verhalten, eine embryonale Selektion durchzuführen.

Brave new world...

Sonntag, August 12, 2012

Beginn Rosenkranz-App

Ich dachte mir "es gibt nichts gutes, außer man tut es" und so habe ich schonmal ohne irgendein Programm im Hintergrund einen ersten Schritt in Richtung Rosenkranz-App getan: Hier habe ich nun einen Weblog eingerichtet, auf dem Betrachtungstexte oä bereitgestellt werden können. Bisher kann man nur zwei von mir lesen, mal sehen, wie viele noch kommen.

Remember: Sport is fun!!!

Auf der ohnehin grandiosen Seite Dark Roasted Blend bin ich auf einen Haufen interessanter und oft höchst amüsanter Sportlerphotos gestoßen.

Einer meiner Favoriten ist der Typ rechts:



Für weitere Bilder aufs Bild klicken!

Samstag, August 11, 2012

Aufnahmen von christlichen Liedern

Liebe Blogozese,

sagt mal, gibt es (mit Präferenz "gut klingender Männerchor") Aufnahmen von klassischen Christlichen Liedern? Speziell suche ich "Unüberwindlich starker Held" und "Tröst die Bedrängten". Für ersteres fand ich bisher eine dieser "Huzzah - welcome to the renaissance festival"-Typ Aufnahmen (wenn man von der grandiosen Seite Cäcilia absieht, die aber auch nur die Melodien bietet) und Orgelmeditationen. Gibt es da vielleicht doch etwas mehr?

Freitag, August 10, 2012

Wie wenig Gerechte es braucht

Vor kurzem las ich in einem Artikel, daß die Frau von Billy Graham, Ruth Graham (Gott hab sie selig)sagte Wenn Gott Amerika jetzt nicht straft, muss er Sodom und Gomorra um Entschuldigung bitten..
Das fand ich eine erschreckende Aussage. Sicherlich, die Abtreibung, die vorgeburtliche Selektion etc - das sind Sünden, die buchstäblich zum Himmel schreien. "wer diesen kleinen auch nur ein Haar krümmt..." Ich kann nicht nur das Entsetzen über diese Gesellschaft des todes verstehen, ich teile es sogar.
Aber deshalb eine Strafe Gottes "fordern"? Erstens können wir das von Gott kaum fordern. Zweitens wissen wir nicht viel davon, wie es in Sodom und Gomorrha zuging. In der Hinsicht können wir kaum sagen, ob es jetzt schlimmer oder weniger schlimm ist. Zum dritten erinnert mich das an ein weltliches Pendant, was ich in Zeiten der Wirtschaftskrise schon öfter hören mußte: "Es ist Zeit, daß es mal wieder einen richtigen Krieg gibt". Wirklich? Man meint doch in beiden Fällen einen Krieg/Strafe Gottes möglichst weit weg. Und das ist ein wenig dreist, mit Verlaub.

Jedoch möchte ich nicht nur rumschimpfen, sondern eher Hoffnung machen.

Betrachten wir doch die Geschichte von Sodom und Gomorrha nochmal: Wie ich schon hier andeutete, ist die Geschichte von Sodom und Gomorrha unvollständig erzählt, wenn man nur sagt "GOT SMITES THEM DOWN!". Nein, Gott hätte Sodom und Gomorrha wegen zehn Gerechten stehen lassen. Und wenn ich in die katholische Szene (und auch die anderen christlichen Szenen) in Amerika blicke, dann sehe ich eine ziemlich blühende Szene mit vielen, vielen guten, ordentlichen Menschen, die sich darum bemühen (und zwar besser als ich), ihren Glauben im Alltag zu leben. Gott kann doch nicht den Gerechten mit den Ruchlosen dahinraffen!

Und so rufe ich denen, die brimstone and fire auf die Welt/die US of A/die moderne Zeit werfen wollen, dann doch zu "etwas hoffnungsvoller, bitte!".

Bis dann!

Seit geraumer Zeit ringe ich mit mir, meinen Facebook-Account lahmzulegen. "Contradicitur" höre ich schon meine Frau rufen, aber es ist einfach so, daß dieses Potpourri, was die Timeline füllt, wirklich von produktiveren Tätigkeiten ablenkt und meiner Erfahrung nach dem konzentrierten Denken nicht förderlich ist. Ich habe noch meinen Account, aber mal sehen, wie lang noch. (DUNH DUNH DUNH!)

Mein Bruder, nicht nur in Sachen Geburt mir zuvor gekommen, hat nun seinen Account lahmgelegt. Bei ihm war der Hauptgrund, daß ihn die Hoffärtigkeit der Atheisten angekotzt hat. Er ist dabei nicht ein Mensch, der kampflos aufgibt; ich konnte viele Debatten - feurige, sachliche, ironische, wütende - zwischen ihm und arroganten Idioten verfolgen. Ich kann ihn in beiderlei Hinsicht sehr gut verstehen.

Er verabschiedete sich mit Worten, die nun auf seinem Blog zu finden sind, in einem anständigen, aber herausfordenden Ton. Grandios ausgedrückt, weshalb ich das teilen mußte.

"Wir sehen uns!" - nach dem "in paradisum" ein grandios freundlicher Abschied. Ich werde ihn eh sehen, spätestens, wenn wir papistische Filme gucken werden.

Dienstag, August 07, 2012

Mini-Bloggertreffen


... nachdem man 90 min das Konzil verleugnet hat.

War hübsch gewesen! (also nicht nur der Meßbesuch, auch das geschwisterliche Mahl im Gemeindecafé und an der Currywurstbude danach)

Samstag, August 04, 2012

Projekt Rosenkranz-App

Ich habe in letzter Zeit mal wieder angefangen, den Rosenkranz häufiger (möglichst täglich) zu beten. Dabei kam mir schon öfter folgende Idee: Dank mobiler devices könnte man immer einen Haufen Meditationstexte/bilder mit sich tragen. Letztlich würde man eine App haben, in der man zum jeweiligen Rosenkranz fünf Texte bzw. Bilder, die aus einem Fundus, der auf einer Internet-Seite zu finden ist, genommen werden. Dieser Fundus kann - moderiert natürlich - von Leuten, die gewillt sind, meditationen und Bilder beizusteuern, erweitert werden. Man hätte dann die möglichkeit, bspw. jedes Mal, wenn man die glorreichen Geheimnisse betet, Betrachtungen von anderen Leuten vor den Geheimnissen zu lesen.

Das Skelett des Projektes würde also aus folgendem bestehen:

- einer schniken Oberfläche auf smartphones und tablets
- einer online-Seite, auf die das Programm zugreift.

Schwieriger ist, das Projekt mit Leben zu füllen. Mindestens 20 Texte sollten für am Anfang vorhanden sein, damit wenigstens jede der drei großen Geheimnisgruppen plus die lichtreichen abgedeckt sind. Und hier darf man natürlich nicht copypasten, da die Betrachtungstexte noch deutlich übler als die Texte eines Studenbuches , unter Copyright-Rechten stehen. Würde aber natürlich auch ein wenig dem Urgedanken widersprechen, daß einfache Katholen andere einfache Katholen an ihren Meditationen teilhaben lassen.

Who's with me, fellas? haupz, ich zähl auf Dich ;)

Mittwoch, August 01, 2012

Everybody loves Rabbi Tolerance


Dieses Bild wird zur Zeit von einigen sehr katholischen Facebook-Freunden von mir geliket. Vielleicht verpasse ich den Punkt, vielleicht bin ich zugespitzt und bewerte das "liken" über, aber - I don't get it. Nicht nur die Quelle (Mal wieder pseudointellektuelle Gegner der Republikaner), auch das meme an sich scheint ziemlich gegen Christen in Amiland gerichtet zu sein.
Zugegebenermaßen, bei dem einen oder anderen kann man durchaus aus ironischer Selbstbetrachtung schmunzeln, einige sind aber imho ziemlich dicke, faule Fische, bei deinen es mich dann doch wundert, wieso das Katholiken gefällt. Vielleicht sehen das einige im Kontrast zu irgendwelchen muslimischen Hasspredigern oder so und vielleicht geht es nur mir so, aber irgendwie habe ich den Eindruck, daß das auf das Zerrbild der miesen, miesen Christen gerichtet ist. Warum? Nun, ich werde mal jedes der sechs Bilder kurz kommentieren.

Religion doesn't allow pork - doesn't try to make it illegal

Das ist so ziemlich auf die ganze Abtreibungsdebatte gemünzt. Wie oft konnte man auf irgendwelchen liberal-Foren lesen "Na, wenn ihr Abtreibung scheiße findet, dann treibt halt nicht ab. Aber haltet uns nicht auf!" Obiges Argument übrigens auch.

Cashier says "merry christmas" - doesn't complain about a "war on hanukka"

hier mußte ich doch etwas lachen. Manche machen echt aus einem "Frohe Feiertage" den Untergang des Christentums. Trotzdem muß ich zugeben, daß ich mich bemühe, öfter sowas wie "gesegneten Sonntag" oä in die Smalltalks mit Kassierern einfließen zu lassen.

Walks into a bar - doesn't mind a joke or two

Ein Witz oder zwei? Wird man nicht inzwischen fast ständig mit irgendwelchen blöden Zoten beballert?
Zugegebenermaßen, es hatte einen Grund, warum ich nicht brimstone and fire auf meinem Weblog über eine einst gute Satirezeitschrift gespien habe, aber es ist eine dieser typischen "is doch alles nur Spaß"-Taktiken der Relativisten, daß man ja angeblich jeden noch so flachen Witz hinnehmen müsse.

Thinks differently than you - doesn't tell you you're going to hell

Und das ist ja auch wieder auf die Abtreibung gemünzt. Ja, Abtreibung ist nicht Ansichtssache. Nicht, weil es unsere "religiösen Gefühle verletzt" - die sind mir in dem Zusammenhang eigentlich ziemlich fumpe - sondern weil hier Menschen umgebracht werden. Weil eine Selektion stattfindet und letztlich Leben zur Ware wird. Und ja, ich denke, daß ist so eine der Sünden, die zum Himmel schreit.

Sees money on the ground - donates it

Inwiefern das auf andere gemünzt sein kann weiß ich nicht, aber... öhm, jepp, ich würde wahrscheinlich den Euro auf dem Boden behalten. Ich mieser Goj.

Finds out you're not jewish - thats cool bro, want a sandwich?

Hm. Ich kenne hier natürlich nicht die Situation in Amiland. (Ein wenig klingt das nach einer Anspielung auf Chick-Fil-A) Ich kann mich jedoch nicht über nicht katholische oder (DUNH DUNH DUNH) nicht christliche Freunde beklagen. Ich hab davon einige und find das eigentlich ganz ok. Aber wie gesagt, hier weiß ich nicht, auf was sich dieses Bild bezieht.

Die Moral bei Tolkien am Beispiel Luthiens

Vor kurzem habe ich von einem Buch von Kirill Eskov gelesen, daß quasi den Herrn der Ringe (und einiges, was später passiert) "mal von einer anderen Seite" beleuchtet, nämlich aus Sicht Mordors.

"Mal von einer anderen Seite"... das ist für mich so eine Unfloskel wie "Ich denke selber" oder "kritisch hinterfragen". Oft ist das, was folgt, einfach Grütze.

Na ja. Ich habe das Buch nicht gelesen, vielleicht werde ich es noch tun. Rezendenten haben sich jedenfalls riesig gefreut, da die "Moral bei Tolkien ja recht simpel gestrickt" sei. So dualistisch und so. HM.

Also erstens: Tolkien hat nicht einfach Fantasy-Unterhaltungsliteratur geschrieben. Es ist kein Fan-Roman in den Gefilden von Aventurien, so spannend und gut das auch sein mag. Der Romanzyklus über Mittelerde ist ein Mythos. Das war Tolkiens Ziel, was mit den kurzen Skizzen schon in den frühen Jahren des 20.Jhs begann - wenn ich mich recht entsinne, mit einer Fassung Earendels Fahrt nach Valinor, einer Geschichte über Aelfwine aus England (Cottage of the Lost Play?). Aber egal - jedenfalls: Ein Mythos. Und in diesem Mythos gibt es, wie so oft in Mythen, gute und böse. Da es sich hier um Archetypen handelt. Wäre es eine einfache, diesseitige Geschichte, würde man natürlich zurecht "beide Seiten" betrachten. Hier aber sind Morgoth und Sauron die Bösen schlechthin, die Nazgul auf der einen und die Orks auf der anderen Seite Wesen, die von der Macht des Bösen so weit korrumpiert sind, daß sie "gefallen" sind. Nein, in Tolkienscher Mythologie sind die Orks nicht einfach ein Volk wie die Elben oder Zwerge.

Zum Zweiten: Einfache, dualistische Moral? Oh, I beg to differ. Wie ist es denn mit Figuren wie Feanor, dem Erschaffer der Silmaril? Höchstbegabter der Noldor fing er in diesen Kristallen das unbefleckte Licht der zwei Bäume ein. Doch der Stolz auf sein Werk hat ihn korrumpiert, so daß er einen letztlich blasphemischen Eid schwor, ein Massaker an den Gestaden Valinors zu verantworten hat und einen großen Teil seines Volkes verriet, als er die Schiffe, in Mittelerde angekommen, anzündete. Wirklich, sehr eindimensional.

Aber ich wollte eigentlich auf ein, meiner Meinung nach deutlich interessanteres Beispiel aufgreifen: Luthien Tinuviel, das schönste Wesen, was in den irdischen Gefilden jemals gesehen war, Tochter von Thingol, dem König der Sindar und Melian, einer Maia, sozusagen einer höheren Macht, mit einem Engel vergleichbar. Wenn Carcharoth, auch Anfauglir ("the Jaws of Thirst") genannt, versucht, Beren und Luthien aufzuhalten, verzaubert ihn Luthien, so daß er schläft. Das klingt jetzt erstmal nach irgendso ner Fantasy-Druiden-Trulla oder so, die einfach mal so nen Zauber macht, der böse Wesen in den Schlaf schickt, aber lesen wir, was Luthien zu Carcharoth sagt: "O woe-begotten spirit, fall now into dark oblivion and forget for a while the dreadful doom of life". Jetzt stellt sich dieser "Schlafeszauber" schon ganz anders dar: Dem ewig durstigen Werwolf, der von seiner eigenen Bosheit getrieben ist, dieser letztlich verdammte Seele schenkt Luthien einige Minuten Ruhe. Man könnte sagen, daß die Leidenschaft oder Sünde ihn für einige Zeit nicht weiter umhertreibt.
Diese Interpretation wird später noch einmal forciert, nämlich, wenn Luthien vor Morgoth tanzt: "She cast her cloak before his eyes and set upon him a dream, dark as the Outer Void where he once walked alone". Hier wird an den Ursprung Morgoths erinnert: Als Melkor, höchster aller Ainur, der Geister Illuvatars wanderte er vor der Erschaffung der Welt durch die Leere, auf der Suche nach der Ewigen Flamme. Dort war er zwar schon eitel, aber noch gut, er war nicht einfach Herr der Sklaven, der er später wurde, sondern war von einem sicherlich stolzen, aber nicht in sich bösen Eifer (wie später die Geschichte der Erschaffung der Zwerge zeigt) besessen, Leben zu erschaffen. Diese Erinnerung schenkt Luthien ihm im Schlaf, das Thema wiederholt sich: Sie zeigt ihm, wer er einst war und schenkt ihn in seiner Selbstgeschaffenen Hölle einen Moment der Ruhe.
Nun könnte man noch auf das Lied, was Luthien vor Mandos singt und dabei letztlich an den dritten Gesang des Großen Liedes vor Illuvatar erinnert eingehen - aber der Punkt, den ich klar machen will, ist klar: Die Moral ist keineswegs einfach gut/böse. Es gibt mit Leuten wie Feanor und, sicherlich nicht so deutlich, mit seinen Söhnen, Gestalten, die nicht einfach böse, sondern gefallen sind (und, wie im Fall von Maedhros zu sehen, durchaus umkehren können). Und auch die Behandlung der Bösen ist nicht einfach "hau drauf, is böse"; selbst dem Urvater des Bösen selbst wird ein Moment der Ruhe geschenkt.

Vielleicht würde es schon viel helfen, wenn die Leute die Werke Tolkiens nicht einfach lesen würden wie eben einen drei Euro Fantasy-Schinken. Gegen die ist nichts zu sagen, aber es ist halt falsch, so heranzugehen. Ein ansatz für ein tieferes Tolkien lesen (und letztlich Quelle von allem hier geschriebenen, so klug bin ich ja nicht) ist das Seminar vom Tolkien Professor, Cory Olsen.

Blasphemieparagraph

Nach Mosebach und Spämann spricht sich nun Erzbischof Ludwig Schick für ein Blasphemieverbot aus. Dabei scheint es allen dreien um ein generelles Gesetz betreffs Gotteslästerung, d.h. ein Gesetz zum Schutz vor der Beleidigung religiöser Gefühle zu gehen.

Hm.

An sich klingt es ja erstmal prima. Und ich stimme gewissen ziemlich chemisch aussehenden Damen nicht zu, daß es ein Recht auf Gotteslästerung geben würde. Selbst wenn es sich nur um Gefühle handelt, hat man hier dasselbe Recht wie darauf, ein dummes Arschloch zu sein. Dafür kommt man nicht in den Knast, aber auch sonst ist es nicht toll.

Was mich jedoch eher stört ist diese interreligiöse Betonung. Ich mein, aus christlicher Überzeugung ist der Islam falsch und hat das Judentum, mal krass ausgedrückt, den Messias verpasst. Aus islamischer Sicht weigern wir Christen und die Juden sich, den Propheten Allahs und seine unverfälschte Offenbarung im Koram für wahr anzusehen. Und aus jüdischer Sicht verehren speziell wir Christen einen falschen Messias, haben eine krude Vorstellung von einem monotheistischen Gott und maßen uns darüber hinaus noch an, unsere Legitimation unter anderem aus der Thora zu ziehen. Können wir wirklich ein Subset an Meinungen, so wichtig und heilig diese auch den einzelnen sind, unter Strafe stellen? Vor allem dann, wenn wir andererseits darum kämpfen (wie oft betont), daß man doch das Recht haben müsse, betreffs Lebensschutz und Homosexualität eine andere Meinung als der Mainstream vertreten zu können? Ick weeß nich... Denn, so könnten FeministInnen, Gender*trans-Leute etc. sagen (korrektur, das tun sie!), wir würden mit unserem Marsch für das Leben, mit unserem Gebet für Homosexuelle, mit Fagottspielen am CSD (ok, der war platt) etc. die sexuelle Identität der betroffenen Personen verletzen.

Dazu kommen, wenn man darüber nachdenkt, doch interessante Konstrukte zustande: Könnte nicht ein etwas sehr militanter Jude gegen die Kirche wegen Verunglimpfung Heiliger Schriften klagen? Könnten nicht wir Christen gegen Moslems wegen Verunglimpfung des Namens Jesu klagen?

So wie es für mich ausschaut, gibt es zwei Lösungen: Eine, die meiner Meinung nach die beste aber nicht realisierbar ist und eine liberale. Zuerst zur liberalen: Für den Preis, daß ich Abtreibung weiterhin Mord nennen darf, daß ich weiterhin "gleichgeschlechtliche Ehe" ein Oxymoron finde, kann man gerne "Gott ist tot" rufen und umgedrehte Kreuze tragen. Sicher: Kirchen schänden geht nicht, aber da müßte man doch schon über Sachbeschädigung was tun können, oder?
Sicherlich gibt es hier viele Probleme: Was darf der Lehrer in der Schule sagen? Ist er, wie z.Zt. die Regelung ist, im Recht, gegen Gott und die Kirche zu lästern, aber im Unrecht, wenn er von Kindstötung spricht? Ich denke, wenn man die liberale Lösung verfolgt, sollte man hier eine eigene Lösung finden.

Die Zweite Lösung ist intolerant, überhaupt nicht dem Zeitgeist angepaßt und in diesem Staat, in dieser Gesellschaft nicht realisierbar. Was wir Katholiken glauben ist die Wahrheit. Dementsprechend wäre (ha! jetzt werde ich gemein) Abtreibung Mord, es gibt keine Gleichgeschlechtliche Ehe (was mit eingetragenen Lebenspartnerschaften ist, ist ein anderes Thema) und gegen die Artikel des Credos darf nicht gelästert werden. Warum? Nicht, weil jemand sich beleidigt fühlen könnte, sondern weil Abtreibung Mord ist, weil Blasphemie nicht so gut fürs Afterlife sein soll etc. Das wäre natürlich das Beste, Wahrste letztlich. Aber ich denke, daß die Realität, in der wir leben, eher die liberale Lösung zuläßt. Und letztlich auch mit dem freien Willen des Menschen etwas verwebbarer ist.

Soweit meine 2cent.