In dem grandiosen Newsletter "The Dinosaur Files" schrieb Brooks Kubik vor fünfzehn Jahren über Steroide:
One reader scolded me for being too hard on steroid users in the first issue of THE FILES. He argued that drug use was a matter of choice. You know - "individual freedom".
Das kommt uns bekannt vor, nicht wahr? Pro choice, ick hör Dir trapsen... Letztlich belegt wird dieses set of mind von Louie Simmons, der im Film "Bigger, Stronger, Faster" (einer durchwachsenen Doku zum Thema Steroide) folgendes sagt:
Your morals are your morals, not mine. Who am I to judge you - and who are you to judge me?
Ja, das ist ja das Credo der modernen Welt. Deine Moral ist Deine und meine ist meine. Und großzügig urteilt Mister Simmons nicht über Leute, die im Krafttraining keine Steroide nehmen (er sagt nur, daß ohne Nutzung von Steroiden sie niemals so stark werden wie mit - was natürlich kein Urteil, sondern eine "objektive Feststellung" ist und Leute wie Louis Cyr vollkommen ignoriert).
Erinnert das nicht ziemlich an die Pro choice- und Euthanasiedebatten? Unsere Moral ist nicht ihre Moral, wer sind wir denn, daß wir uns ein Urteil über Kindstötung und Tötung von älteren Menschen anmaßen? Großzügig wird angeblich nicht über uns geurteilt - denn daß der Staat Mütter von mehreren Kindern im Rentenalter gegenüber Frauen ohne Kinder benachteiligt etc - das ist doch kein urteilen!
Hier sieht man das Drama der modernen Welt: Ethische Grundwerte zählen nicht. Sie sind zu einer Ansichtssache geworden. Und da diese nur eine Ansichtssache sind, zählt, das, was reinen Vorteil bringt. Es ist deshalb sehr gut, wenn Leute durchaus deutliche Worte zu moralischen Fragen finden. So dann auch Brooks Kubik:
Steroids have all but ruined weight training. The entire field has been in a state of total disarray ever since the damn things first got into the hands of the human guinea pigs who used them in the late 50's and early 60's.
...
In this instance, individual choice can be damned. I LOVE the Iron Game, and I HATE what anabolic steroids have done to it. Anyone who uses steroids is taking the easy way out. Period. No exceptions. No special circumstances. If you "choose" to take things, then you have "chosen" to become one more in the long list of drug users who have helped to destroy 99% of what is good in the Game.
Ich denke, wir befinden uns in einem ähnlichen Kampf und können ähnlich deutliche Worte bzgl Abtreibung und Euthanasie finden.
Interessant ist, gerade im Zusammenhang so vieler "pro choice"-Debatten der letzte Absatz von Brooks Kubik:
Do steroid users "choose" to take the drugs, or do they do so as a result of peer pressure fostered by the mainstream muscle media? ... Drug users demonstrate about as much "individual freedom" as lemmings.
Erinnert auch an die "pro choice"-Debatte, wo man sich auch die Frage stellen kann, was es mit "freier Wahl" zu tun hat, wenn Mütter unter Druck gesetzt werden, ihr Kind abzutreiben.
Brooks Kubik is eh ein feiner Gesell, dessen Betonung des Trainings fernab der Glitzerwelt der Elitestudios, dessen Ablehnung von Ernährungszusätzen wie Kreatin und wie sie alle heißen und (vor allem) dessen Promotion von farmers markets, selbst angebauten Essen (Three acres, anyone?) gute Denkanstöße liefert. Selber scheint er nicht religiös zu sein, aber letztlich passen seine Punkte (Unterstützung von Farmers markets, Stärkung der Gemeinden, und, über Umwege auch das selbständige Trainieren) imho ganz gut mit Distributismus zusammen.