Montag, August 31, 2009

Der Kurs Benedikts: Auf in die Zukunft!

Ein Artikel auf kath.net hat mich dazu inspiriert, mal meine fünf cent zum Kurs des aktuellen Pontifikats zu geben. Viel wurde darüber gesprochen, daß Benedikt den alten Ritus (bzw. die außerordentliche Form des römischen Ritus) wieder einführte, daß er die Piusbruderschaft wieder an Bord holte, Pallium und Ferula des Vorgängers ablegte etc. Daraus wurde in den Medien herausinterpretiert, daß Benedikt ein Traditionalist ist, der hinter das Zweite Vatikanum zurückgehen will. Die einen haben es besorgt gesagt, die anderen, wie die von uns allen geliebte Seite, dessen Name sich auf einen Motorenhersteller (ohne das AG) reimt, voller Jubel. Und der Vatikan hat das "natürlich" dementiert. Wieder waren beide Seiten interessanterweise quasi einer Meinung: Die einen meinten, der Papst/die Kurie betreibe eine Appeasement-policy, um dann hinterrücks doch das Zweite Vatikanum abzuschaffen, die anderen redeten von einer "sanften und intelligenten Erziehung" weg vom Konzil.
Und zu alledem sage ich:
Meine Güte, was für Schwachsinn geschrieben wird. Benedikt XVI. ist zu vielschichtig, um ihm einfach die Mütze des Traditionsliebhabers aufzusetzen. Er mag in Sachen Liturgie einen traditionelleren Kurs fahren, vielleicht sogar einen, den ich als jemand, der die ordentliche Form des röm. Ritus gerne, und auch gerne auf deutsch, feiert, nicht ganz nachvollziehen kann. Ist es aber derart falsch oder rückständig, auf die Schönheit in der Liturgie zu achten?
Rom ist die ewige Stadt. Ist es da nicht angebracht, daß die Liturgie in Rom etwas traditioneller gefeiert wird, quasi, um eine Brücke zu der alten Zeit zu spannen? Außerdem ist es echt lächerlich, wie sich die Modernisten sorgen: Der Hl. Vater feiert doch größtenteils die Messe in der ordentlichen Form - so what? Desweiteren ist Rom das Zentrum der katholischen Welt, in der Hinsicht, da die Handkommunion nun nicht überall derartig zum Standard wurde wie hier (dasselbe läßt sich über die Muttersprache sagen), ist es gut, wenn in den Messen in Rom auf die Norm geachtet wird. Vielleicht mag es hierzulande pastorale Gründe für die Messe in Muttersprache oder die Handkommunion geben - bei vom heiligen Vater gelesenen Messen gibt es auch einen pastoralen Grund, eben die knieende Mundkommunion und die Lateinische Sprache großzuschreiben: Als Licht der (liturgischen) Welt, als Brücke zwischen der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft der Kirche. Ist es nicht legitim und irgendwie logisch, daß die Messen in Rom feierlicher sein sollten als die Messen in der großstadtpfarre? Das einzige, was ich wirklich schade fand und finde, ist, daß Piero Marini derart weggedrängt wurde. Mir geht es nicht darum, daß mir Guido Marinis Arbeit mißfällt - er paßt sicherlich besser zum Papst als Marini I. -, aber es ist schade, daß der Mann, den man so lang an der Seite von Johannes Paul II. und zu Beginn an der Seite von Benedikt XVI. kannte, nun eigentlich in der Versenkung verschwand.
Außerdem ist es lächerlich, den Heiligen Vater auf die Liturgie zu reduzieren. Er war der erste Papst, der keine Tiara im Wappen hatte. Er hat (zwar noch als Präfekt der Glaubenskongregation) gesagt, daß man Himmel und Hölle eher als Zustände, denn als Orte denken sollte (ich kann mich noch an das Wutschnauben auf einer Traditionalistenseite damals erinnern). Unter ihm wurden, sozusagen "trotz" des liturgischen Kurses, die Statuten des Neokatechumenates anerkannt. Er setzt sich konsequent für eine Einheit von Glaube und Vernunft ein, wie man bspw. bei der Vorlesung in Regensburg sah und immer wieder noch an den Treffen mit seinem Schülerkreis sieht. Ich wiederhole es nochmal: Der Heilige Vater ist viel zu vielschichtig, um in die Traditionalistenecke geschoben zu werden!
Kommen wir zum Abschluß kurz zur "FSSPX-Affäre": Ja, da muß ich gestehen, daß es mir hier auch schwerfiel und - fällt, den Heiligen Vater zu verstehen. Aber man muß hier auch vieles betrachten:
- Wie auch oft gesagt wurde: Diese Kirche ist barmherzig. Nicht umsonst gibt es die Geschichte vom Mönch um dem Skorpion, daß es in der Natur des Mönches liegt, jemandem zu helfen - übertragen wir es mal auf die Kirche; natürlich hat die Kirche die Pflicht, die Piusbruderschaft nicht zu vergessen!
- Nun, wo die Piusbruderschaft wieder Teil der römischen Kirche ist, steht sie vor einer Bewährungsprobe (die sie, meiner Meinung nach gerade ziemlich in den Sand setzt, aber das ist was anderes). Nun haben sie die Möglichkeit, wieder gehorsam zu sein und in Liebe und Demut sich in der Kirche einzufügen und können sich nicht damit herausreden, daß sie ja exkommuniziert sind.
- Wie schon vorher gesagt: Der Hl. Vater hat nicht nur die Piusbruderschaft wieder aufgenommen, er hat auch das Neokatechumenat zugelassen - und nicht ganz Linz exkommuniziert :)

Nee, den Heiligen Vater einfach nur als Traditionalist zu betrachten ist dieselbe Blödheit wie Johannes Paul II. nur auf die Kondomfrage zu reduzieren (wie es die weltliche Presse gern tat). Ich denke, wir sind mit einem unglaublich klugen Mann Gottes an der Spitze der Kirche gesegnet, der die Zukunft der Kirche entscheidend prägen wird (und eben nicht die Vergangenheit aufwärmen wird).

Donnerstag, August 27, 2009

Im Vatikanischen Observatorium



Um ehrlich zu sein, kommt es mir nicht so extremst auf dieses Interview an, außer auf eine kleine, wenn auch wichtige Sache: Der Jesuit (leider nicht in Soutane) unterhielt sich mit Mr. Johnson über rein wissenschaftliche Fragen. Ich finde das so wahnsinnig toll; wirkliche Mission unter wissenschaftlich interessierten. Ich war öfter bei Diskussionsrunden (und habe noch VIEL ÖFTER von solchen gehört), wo es um die Frage "Ist Glaube mit Vernunft/Wissenschaft/Naturwissenschaft vereinbar?" ging. Ich fragte mich schon lang, warum man teilweise ganze Tagungen dazu veranstaltete, statt einfach eine Tagung über (sagen wir mal) kritische zustände an den Grenzen von Bose-Einstein-Kondensaten mit Beichtgelegenheit, einer Kapelle mit ausgesetztem Allerheiligsten und Möglichkeit zum täglichen Meßbesuch. DAS würde die Frage nach "Glaube und Vernunft" sofort beantworten!

Nein, der Punkt, warum ich darauf hinweise, ist die persöliche und vielleicht auch momentane Begeisterung an diesem Format. Zwei Blogger letztendlich telefonieren (oder nutzen Voice over IP), filmen sich mit der Webcam und stellen diese Diskussion online, so, daß über diese zusätzlich noch via Kommentaren diskutiert werden kann.
Kinder, das ist imho die Zukunft von Talkshows. Letztendlich wäre es sogar mal witzig, wenn etwas ähnliches in der Blogozese sich entwickeln würde. Eine Sache, die, zumindest, wenn diese Diskussionen auch parallel gestreamt werden würden, interessant wäre, wäre eine Geschichte, die ich mal auf current.tv gesehen hab, wo man via Twitter in Echtzeit Kommentare zur Diskussion (damals war es Biden vs Palin) einblenden konnte. Das hat mir sehr gefallen.
Na ja, wie gesagt, ich halte das Konzept für durchaus zukunftsweisend.

Eure Exzellenz, ein herzliches Willkommen!

Zollitsch bloggt oder läßt bloggen, so oder so, kann ich mich nur scipio anschließen, ist es wunderbar, daß das Episkopat hier vertreten ist.

Wer weiß, vielleicht haben wir bald eine richtige Blogozese? ;)

Mittwoch, August 26, 2009

Tolkien - oder unsachgemäßes Meßverhalten mit guten Intentionen

Ich weiß, daß viele es toll finden, daß Tolkien die Messe auf Latein besser fand als auf Englisch, laut einem Kommentator fand er ja die ganze neue Messe Schrott (auch wenn das einem der Briefe Tolkien leicht widerspricht, aber das ist was anderes). Das mag ja auch so sein, ja, es mag sogar richtig sein. Ich habe auch beim Weltjugendtag 2005, als man am Sonntag morgen das Vaterunser "in seiner Muttersprache" beten sollte, mit meiner damaligen Freundin es auf Latein gebetet (wobei man sagen muß, daß ich mich einfach ihr angepaßt habe), aber erstens standen um uns keine Leute herum, zweitens war es immerhin nur ein gemeinsames, nichtliturgisches Gebet und keine Messe und drittens schäme ich mich inzwischen für meine Arroganz seinerzeit.
Latein in allen Ehren, ich bete und liebend gerne im Opus Dei auf Latein und freue mich immer wieder, wenn Lateinische Lieder in der Messe vorkommen. Aber während der Messe, am besten während so wichtiger Momente wie dem Agnus Dei dann provokant, nur um seine eigene Meinung laut kundzutun (und sei es auch die Wahrheit!) "DONA NOBIS PACEM" zu blöken, während alle "gib uns Deinen Frieden" beten.... dann geht es mir meiner Meinung nach nicht mehr um Christus oder die Eucharistie, sondern um mein Bild , meine Meinung von Christus bzw. der Eucharistie. Und dann eine wirklich heilige und heiligende Gelgenheit wie das Meßopfer als Kampfplatz der Meinungen zu nutzen sehe ich als Entweihung des Heiligen.
Ein Äquivalent auf modernistischer Seite sind die Honks, die auch dann stehen bleiben, wenn alle um sie knien oder die im Ausland auf die Handkommunion bestehen. Oder (noch schlimmer), die, selbst aus noblen Motiven, den Priester dazu zwingen, sie als Kommunionhelfer zu nehmen. In der Messe vergegenwärtigen wir das Opfer Christi, wir und unsere Meinung über eine gute Messe sind doch dann zweitrangig, wenn derart unglaubliches, unaussprechliches gerade geschieht. Außerdem gehen wir doch nicht allein in die Messe, sondern mit den anderen, so wie wir auch nicht allein im Himmel sein werden - deshalb glauben wir nicht nur an Gott, den Vater, den Allmächtigen.... sondern auch an die Gemeinschaft der Heiligen. In der Hinsicht können wir doch, wenigstens während der Messe, ein wenig Nächstenliebe und Sanftmut walten lassen.

Mit alledem möchte ich NICHT sagen, daß man doch, wenn man für mehr Latein (oder was auch immer) in der Messe ist, generell die Klappe halten soll. Auch wenn ich die Lateinophilie eines Großteils der Blogozese nicht ganz nachvollziehen kann, ist es doch klar, daß man seiner Meinung auch Luft machen darf - sei es im persönlichen Gespräch, sei es auf Weblogs, sei es in Briefen an Priester, Bischöfe oder den Papst selbst. Es wäre in meinen Augen vollkommen in Ordnung gewesen, hätte Tolkien meinetwegen eine Demonstration für mehr Latein in er Kirche organisiert. Aber die Messe ist nicht der richtige Moment, um seine Meinung durchzudrücken. Oder was anderes wäre, wenn man still auf Latein statt in der Muttersprache betet. Zwei mal sah ich Traditionalisten in einer Neuen Messe, die anscheinend still auf Latein die Messe beteten. Das fand ich zwar skurril, aber an sich zeigten doch beide eine Demut und Nächstenliebe, daß sie eben nicht in dem Moment den Leuten vor den Kopf stoßen wollten.

In meiner alten Gemeinde gab es oft, wenn Familienmesse gefeiert wurde (und Herr im Himmel, mußte ich viel leiden) statt dem Vater unser so ein vollkommen beklopptes NGL-Lied "Nimm uns als Deine Kinder an". Ja, ich habe das Lied nie mitgesungen, sondern still das Vater user gebetet. Aber auch hier habe ich nicht diesen Moment genutzt, um meinem Ärger Luft zu machen.

Kurz gefaßt: Auch wenn ich ein Die Hard Tolkien Fan bin - der gute Herr Tolkien hätte, wenn er das in meiner Gemeinde abgezogen hätte, danach von mir aber eine ziemliche Moralpredigt gehört. Nämlich ungefähr die angegebene.

Frage an die Mitleser

Sacht mal, was für Klöster könnt ihr mir für einen Urlaub empfehlen?

Ich plane seit geraumer Zeit, wenn ich in den wohlverdienten Urlaub fahre, in ein Kloster (oder nach Kreuzweingarten, Ettal oder Ützdorf, d.h. Besinnungszentren des Opus Dei), um dort nach dem Motto ora et labora (et spaziergeha) für ein, zwei Wochen zu leben. Will heißen: Ich würde gerne in einem Gästehaus wohnen, die möglichkeit haben, an den Gebetshoren und den Messen teilzunehmen und in Sachen Arbeit halt mal die Muße haben, Dinge in Sachen Physik zu lesen, die ich immer mal lesen wollte ( Everetts Doktorarbeit bspw., lecker).

Also, was schlagt ihr von der Liturgie, von der geistlichen Begleitung, von der Gegend, etc. pp. her vor?

Sonntag, August 16, 2009

Aktion: Rettet den Pfarrsaal!

Durch Artikel bei scipio bin ich mal wieder darauf gekommen, daß in der heutigen Zeit der Sinn eines Pfarrsaales verloren geht. Deshalb meine Bitte: Rettet den Pfarrsaal ! Es werden Konzerte, Rapgottesdienste, Ballett-Einlagen und weiß Gott was noch für krudes Zeug in den Kirchen zelebriert - Leute! Für viele dieser Flausen im Kopf gibt es einen Ort: Den Pfarrsaal! Hier kann man auch klatschen, wenn der Chor gut singt!

Die Situation ist doch folgende: Während in der Kirche grad der Teufel los ist und der Bischof das Tanzbein schwingt:



sieht es im Pfarrsaal etwas mau aus:



Bitter, nicht wahr?

Ich mein, es stimmt doch: Auch wenn der ganze Wildwuchs aus den Krichen ohnehin raus muß, kann man meinetwegen einen Clown in den Pfarrsaal einladen, wo er dann auch das macht, was er am besten kann (Quietschbeutel auf köpfe hauen, oder was auch immer, eine Messe feiern gehört sicherlich nicht dazu). Hier können auch Jugendliche bestimmt ganz toll darüber räppen, wie kuhl doch das Leben mit Jesus ist. Und hier kann man nach den Darbietungen klatschen, ja, wenn man will johlen und mit den Füßen trampeln, KNALLER! Deshalb das Motto für dieses und kommendes Jahr:

Rettung der Kirchen durch Rettung der Pfarrsäle!

Ich denke wirklich, daß, wenn man sich daran erinnern würde, daß viele Gemeineden einen solchen Raum (und den Pfarrgarten!) haben, in dem man theoretisch auch solch profane Sachen wie einen Frühschoppen genießen kann, viele der Unarten aus der Kirche rausdelegiert werden könnten.

Samstag, August 08, 2009

Limbus

Ist zwar nun ein uraltes Thema, aber da ich mal überlegte, die Blogger"kriege" zw. Tradition und Moderne zusammenzutragen (lol) - Marke Gina Says - bin ich uralte Diskussionen auf kath.net durchgegangen. Da traf ich auf eine Diskussion über den KinderLimbus (als er noch nicht "abgeschafft" wurde). Hier wurde, wie ich auch so oft las, dann gesagt, daß ungetaufte Kinder zwar nicht in die Hölle kommen - sie haben ja nichts böses gemacht - aber auch nicht in den Himmel, da ihnen die Taufgnade fehlt und auch die Fähigkeit einer Begierdetaufe.
Konsistent ist die Sicht des Limbus. Wenn man an die Heilsnotwendigkeit der Taufe glaubt (bzw. daran, daß wenigstens ein Mensch, wenn er denn nach der Wahrheit strebt und keine Chance auf die Wassertaufe hat, zu Gott finden kann), dann ist bspw. die Frage der im Mutterleib verstorbenen Kinder schon da. Diese Frage einfach Gottes Barmherzigkeit vertrauen ist zwar keine Häresie, aber geht imho am Sinn der Theologie vorbei. "Keine Ahnung, wird Gott aber schon schaukeln" is ne Antwort, die ich geben kann, aber von der Theologie erwarte ich mehr. Soweit zu dem einen Punkt.
Nun wird dann gern gesagt, daß dieser Teil der Hölle ein Zustand natürlicher Glückseligkeit sei, ein Zustand des Glücks ohne Gott. Ja, man benutzte zur Beschreibung Begriffe wie "Kinderhimmel". Und hier bin ich dann doch erstaunlich. Einerseits kann ich mir kein wirkliches Glück ohne Gott vorstellen. Jesus ist das Licht der Welt, ohne ihn ist nur Finsternis hienieden. Außerdem wird damit Gott "unwichtig" - es gibt also einen ewigen Zustand der Glückseligkeit OHNE Gott? Das finde ich einen geradezu blasphemischen Gedanken.

Wie dem auch sei, es ist zwei Uhr morgens, ich werde die Frage heute nicht klären. Ich wollte nur mal wieder ein schönes, religiöses Thema auf meinem Blog zur Diskussion stellen.