
In jenen Tagen erließ Kaiser Augustus den Befehl, alle Bewohner des Reiches in Steuerlisten einzutragen. Dies geschah zum erstenmal; damals war Quirinius Statthalter von Syrien. Da ging jeder in seine Stadt, um sich eintragen zu lassen.
So zog auch Josef von der Stadt Nazaret in Galiläa hinauf nach Judäa in die Stadt Davids, die Betlehem heißt; denn er war aus dem Haus und Geschlecht Davids. Er wollte sich eintragen lassen mit Maria, seiner Verlobten, die ein Kind erwartete.
Als sie dort waren, kam für Maria die Zeit ihrer Niederkunft, und sie gebar ihren Sohn, den Erstgeborenen. Sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, weil in der Herberge kein Platz für sie war.
In jener Gegend lagerten Hirten auf freiem Feld und hielten Nachtwache bei ihrer Herde.
Da trat der Engel des Herrn zu ihnen, und der Glanz des Herrn umstrahlte sie.
Sie fürchteten sich sehr, der Engel aber sagte zu ihnen: Fürchtet euch nicht, denn ich verkünde euch eine große Freude, die dem ganzen Volk zuteil werden soll: Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren; er ist der Messias, der Herr.
Und das soll euch als Zeichen dienen: Ihr werdet ein Kind finden, das, in Windeln gewickelt, in einer Krippe liegt.
Und plötzlich war bei dem Engel ein großes himmlisches Heer, das Gott lobte und sprach: Verherrlicht ist Gott in der Höhe,
und auf Erden ist Friede bei den Menschen seiner Gnade.
Ich finde es immer wieder bei dem Evangelium interessant, unter was für Umständen Christus in die Welt - in was für eine Welt - kommt. Der Messias, von dem die großen Propheten sprachen, kommt, mehr noch, Gott selbst kommt auf Erden nieder - und wie sieht die Welt aus? - Eine Volkszählung wird durchgeführt. Wow. Knaller.
Ich mein, Menschen wie ich, die in der Grundschule gerne mit den richtig dicken Buntstiften malten (metaphorisch mal gesagt), wundern sich ein wenig über dieses Bild. Der Allmächige Herr steigt vom Himmel herab, hinab bis in die.... Banalität. Es ist eben nicht so, daß, was weiß ich, Lotosblüten in halb Europa vom Himmel fielen, um so die Welt auf das Kommen vorzubereiten, nein, Gott kommt in diese schöne, sündige und so oft auch langweilige Welt.
Auch die Geburt im Stall habe ich seit langem unter diesem Blickwinkel gesehen. Oft wird hier die Armut Christi betont. Sicherlich kann das auch einer der Inhalte sein, aber sicherlich gab es damals auch Kinder, die nicht mal in einem Stall geboren wurden, die ausgesetzt wurden etc. Gott wollte nicht mal sich herausstreichen als ärmster der Armen!
So ist es halt mit unserem Lieben Herrgott: Gott ist nicht im Feuer und nicht im Sturm, sondern im Säuseln - eben auch nicht in der totalen, eisigen Stille! In den Hintergrundgeräuschen, in dem, was man "nicht der Rede wert" findet - dort ist Gott zu finden.
Ich denke, im Umfeld von Christi Geburt lernt man eine große Lektion an der aüßeren Form der Demut oder, wenn man eher (wie ich) zu denen gehört, die sich ständig als nicht der Rede wert sehen, man findet einen großen Trost.
In Demut vor Gott leben heiß eben nicht, daß man sich bemüht, wie der Gottesknecht selbst auszusehen. Hier ist schon die Gefahr des Hochmutes enthalten: "Seht mich an, wie ich für den Herrn leide!" demut bedeutet für mich und, wie ich vermute, für die meisten der Leser, an dem Platz in der Welt, wo der Herrgott einen hingesetzt hat, seine Arbeit gut zu vollrichten, ein guter Christ, ein guter Freund sein, weder der Star, noch der Narr des Umfeldes sein wollen (Freilich es annehmen, wenn denn der Herr einen als Star oder Narr Gottes haben will).
Und der Trost? In meinen depressiven Phasen hatte (toitoitoi und so) ich oft das Bild von einem Leben, daß nicht durch ein tiefes Schwarz, sondern durch ein mattes grau zu beschreiben ist, eben vom grau des Alltages, des Durchschnittes. Daß ich mich eben nicht mal meines Leides als am schlimmsten Leidender erfreuen kann, sondern eigentlich nur zu den 95% Unzufriedenen Menschen gehöre - nur daß ich mehr Jammere.
Die Weihnachtsgeschichte hat mir aufgezeigt, daß Gott genau in diese Durchschnittswelt geboren wurde. Und das ist doch ein Trost, die Heilige Familie im Trott des Alltages - bei einer Volkszählung! - an seiner Seite zu wissen.
So, nach diesen hoffentlich etwas besinnlichen Worten wünsche ich nun eine Frohe Weihnacht!